Ächtungstext

altägyptischer Text, der zu einem magischen Vernichtungsritual gehört
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Als Ächtungstexte bezeichnet man hieratische bzw. hieroglyphische Beschriftungen auf altägyptischen Tongefäßen und Tonfiguren, die teils mit einzelnen, teils mit zu Listen zusammengefassten Namen verfeindeter Personen, Städte und Länder beschriftet wurden, um diese rituell zu entmachten. Auf diese Weise stellen sie gleichzeitig eine wichtige Quelle zu den politischen und sprachlichen Verhältnissen in Palästina und Nubien dar.

Ächtungstexte auf Scherben, Ende Mittleres Reich bis Anfang 2. Zwischenzeit, Herkunft unbekannt

Herkunft

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Die Ächtungstexte stammen aus dem Alten und Mittleren Reich, einzelne auch aus der Zeit danach. Unklar ist, in wessen Auftrag die Ächtungstexte hergestellt wurden. Da es sich jedoch um Texte, die gegen Feinde gerichtet sind handelt, dürften hauptsächlich Militärs in Frage kommen.

Fundorte

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Ächtungstext auf einer Tonfigur, Mittleres Reich, Herkunft Sakkara

Die ältesten Ächtungstexte wurden in mehreren Tongefäßen an vier Stellen in der Umgebung der Cheopspyramide bei Gizeh gefunden und stammen aus der 6. Dynastie (ca. 2347–2216 v. Chr.). Sie enthalten zahlreiche ägyptische und nubische Personennamen sowie einige auch sonst bekannte nubische Völkernamen.

Eine weitere Gruppe von Ächtungstexten stammt aus der früheren 12. Dynastie (ca. 1938–1759 v. Chr.) und ist auf Tongefäße geschrieben; eine etwas jüngere Gruppe ist auf Tonfigürchen geschrieben, weitere Ächtungstexte des Mittleren Reiches stammen aus Mirgissa. Die Texte aus dem Mittleren Reich nennen nubische Fürsten, kanaanäische Städte mit ihren Fürsten, u. a. Jerusalem, sowie ägyptische Verstorbene.

Literatur

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  • A. M. Abu Bakr / Jürgen Osing: Ächtungstexte aus dem Alten Reich. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo. Band 29, von Zabern, Mainz 1973 (Publikation einer Gruppe aus Gizeh), S. 97 ff und Tafeln 31–61.
  • Wolfgang Helck: Die Beziehungen Ägyptens zu Vorderasien im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. (= Ägyptologische Abhandlungen. Band 5). Harrassowitz, Wiesbaden 1962.
  • Yvan Koenig: Les textes d'envoûtement de Mirgissa. In: Revue d'égyptologie Band 41, Paris 1990 (Ächtungstexte aus Mirgissa), S. 101–125.
  • Jürgen Osing: Ächtungstexte aus dem Alten Reich (II). In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo Band 32, von Zabern, Mainz 1977 (Publikation einer Gruppe aus Gizeh), S. 133–185 und Tafeln 40–51.
  • Georges Posener: Princes et Pays d'Asie et de Nubie. Textes hiératiques sur des figurines d'envoûtement du Moyen Empire. Fondation Égyptologique Reine Elisabeth, Brüssel 1940 (Jüngere Texte der 12. Dynastie).
  • Georges Posener: Ächtungstexte. In: Wolfgang Helck (Hrsg.): Lexikon der Ägyptologie (LÄ). Band I, Harrassowitz, Wiesbaden 1975, ISBN 3-447-01670-1, Sp. 67–69.
  • Kurt Sethe: Die Ächtung feindlicher Fürsten, Völker und Dinge auf altägyptischen Tongefäßscherben des Mittleren Reiches. (=: Abhandlungen der Preußischen Akademie der Wissenschaften. 1926, philosophisch-historische Klasse Nr. 5) Berlin 1926 (Ältere Ächtungstexte aus der 12. Dynastie).
  • Christoffer Theis: Neue Identifizierungsvorschläge zu den Ächtungstexten des Mittleren Reiches. In: Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins. (ZDPV) Band 128, Heft 2, 2012, S. 121–132.
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