Skrupel (Maßeinheit)

antike Maßeinheit für Masse und andere Größen
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Der Skrupel[1] (von lateinisch scrupulus) oder das Scrupel (von lateinisch scrupulum) ist eine nicht SI-konforme Maßeinheit von unter anderem 1,2 bis 1,3 Gramm bzw. 0,18 bis 0,19 Millimetern. Abgeleitet ist das lateinische Wort in der Bedeutung „(spitzes) Steinchen“ (auch „kleiner Kieselstein“ und „kleinster Teil eines Gewichtes oder einer Masse“) eine Verkleinerungsform von lateinisch scrūpus („rauer Fels“; „scharfer spitzer Stein“), woraus auch die Bedeutung „Gewissensbedenken“ im Sinne von „Genauigkeit, die so ängstlich ist wie der Gang über spitze Steine“ herrührt.[2]

Etruskische Scrupel-Silbermünze aus dem dritten Jahrhundert vor Christus mit einem
(Rest-)Gewicht von 0,92 Gramm

Der Skrupel (lateinisch Scrupulus) war im antiken Rom eine der kleinsten gebräuchlichen Maßeinheiten für die Masse,[3] ist aber auch als Maßeinheit auf andere Größen übertragen worden. Später wurde die Einheit als Apothekergewicht gebraucht und mit dem Einheitenzeichen ℈ oder s.ap. (für scrupulus apothecarius) abgekürzt. Das altgriechisch γράμμα wurde dem römischen Skrupel gleichgesetzt.[4]

Gewichtsmaß

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Allgemein

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Als Maßeinheit der Masse betrug der römische Skrupel (troy scruple, s.tr.) 124 einer Feinunze (troy ounce, oz.tr.), also 1288 eines Pfunds (troy pound, lb.tr.),[5] was in etwa 1,2 Gramm (oder einem Drittel Quentchen[6]) entspricht. Der Wert der Einheiten war jedoch in unterschiedlichen Regionen und im Laufe der Zeit leicht unterschiedlich.[7] Die Unterteilung in 20 Gran (20 Weizenkörnern entsprechend) erfolgte für die Pharmazie erstmals durch Nicolaus Salernitus im Antidotarium Nicolai im 12. Jahrhundert.[8]

  • 1 Skrupel (s.ap.) = 20 Gran (gr.)[1]
  • 1 Skrupel (s.tr.) = 24 Gran (gr.)
  • 1 Pfund (lb.tr.) = 12 Unzen (oz.tr.) = 96 Dram (dr.ap.) = 288 Scrupel (s.ap.) = 5760 Gran (gr.)

Königreich Bayern

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Das Nürnberger Apothekerpfund betrug historisch 357,84 Gramm. Das Königreich Bayern rundete dieses unter Montgelas 1811 auf 360 Gramm.[9][10]

Einheit historisch Reformwert
Pfund 12 Unzen ≈ 357,84 g 360 g
Unze 8 Drachmen 029,82 g 030 g
Drachme 3 Skrupel 003,7275 g 003,75 g
Skrupel 20 Gran 001,2425 g 001,25 g
Gran 0062,125 mg 062,5 mg

Siehe auch: Alte Maße und Gewichte (Bayern)

  • 1 Drachme = 3 Skrupel ≈ 3,9 Gramm[11]
  • 1 Skrupel = 20 Gran ≈ 1,30 Gramm
  • 1 Gran ≈ 0,062 Gramm
  • Rückschluss 1 Gramm ≈ 15,3 Gran

Dänemark

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  • 1 Drachme = 3 Skrupel ≈ 3,726 Gramm[11]
  • 1 Skrupel = 20 Gran ≈ 1,242 Gramm
  • 1 Gran ≈ 0,0621 Gramm
  • 1 Drachme = 3 Skrupel ≈ 3,87 Gramm[11]
  • 1 Skrupel („Scruple“) = 20 Gran ≈ 1,291 Gramm
  • 1 Gran ≈ 0,064 Gramm
  • Rückschluss 1 Gramm ≈ 15,43 Gran

Medizinalgewicht

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Skrupel (Abkürzung: scr., Zeichen: ɜ[12]) war auch ein Teil des regionalen Medizinalgewichts,[13] welches 20 Gran wog. Das Aß (holl.) kann mit 0,048 Gramm gerechnet werden.

  • Italien: 1 Scrupolo = 24 Grani
  • Basel: 1 Scrupel = 23712 Aß (holl.)
  • Berlin: 1 Scrupel = 2513Aß (holl.)
  • Bologna: 1 Scrupel = 24512 Aß (holl.)
  • Mailand: 1 Scrupel = 3018 Aß (holl.)
  • Nürnberg: 1 Scrupel = 2823 Aß (holl.)
  • Solothurn: 1 Scrupel = 2338 Aß (holl.)
  • Turin: 1 Scrupel = 2229 Aß (holl.)
  • Wien: 1 Scrupel = 3013 Aß (holl.)
  • Württemberg: 1 Scrupel = 1,24178368 Gramm[14]

Längeneinheit

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Preußen

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  • 1 Rute = 12 Fuß = 144 Zoll = 1728 Linien = 20.736 Scrupel/Punkt[15] ≈ 3,7662 m
  • 1 Fuß = 12 Zoll = 144 Linien = 1728 Skrupel = 139,13 Pariser Linien (Definition als Richtmaß in Preußen) ≈ 0,31385 Meter
  • 1 Zoll = 12 Linien = 144 Skrupel ≈ 27,07 Millimeter
  • 1 Linie = 12 Skrupel ≈ 2,256 Millimeter
  • 1 Scrupel ≈ 0,1816 Millimeter

Frankreich

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Ableitung von der Toise, altfranzösisches Längenmaß[16]

  • 1 Toise du Pérou = 6 Fuß = 72 Zoll = 864 Linien = 10.368 Punkt oder Skrupel ≈ 1,9490363 Meter
  • 1 Zoll = 12 Linien = 144 Punkte oder Skrupel ≈ 27,07 Millimeter
  • 1 (Pariser) Linie = 12 Punkte oder Skrupel ≈ 2,256 Millimeter
  • 1 Punkte oder Skrupel ≈ 0,188 Millimeter

Zeit und Fläche

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Als Maßeinheit der Fläche betrug es 1288 eines Jochs.[17][18]

Als Maßeinheit der Zeit war ein Skrupel 124 einer Stunde[19], also 150 Sekunden.

Siehe auch

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Literatur

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  • Königl. Württemb. Centralstelle für Gewerbe und Handel (Hrsg.): Die Maasse und Gewichte von Württemberg gegenüber den Metrischen des Deutschen Reiches. Verlag der J. B. Metzler’schen Buchhandlung, Stuttgart 1871.
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Wiktionary: Skrupel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b Schweizerische Eidgenossenschaft (Hrsg.): Bundesblatt, Band 4. 1852 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Aufl., hrsg. von Walther Mitzka, De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 712 (Skrupel).
  3. C. F. Richardson, S. H. Peabody: The International cyclopedia: a compendium of human knowledge. Band 13. Dodd, Mead & company, 1898, S. 278.
  4. Georgios D. Bambiniotis: Ετυμολογικό Λεξικό, Athen 2011, ISBN 978-960-9582-00-1, S. 321 (Lemma: γραμμάριο)
  5. Cicero, Att. 4, 16, 13; Vitruv 7, 8; Columella 12, 28, 1.
  6. Günther Jaeschke: Anna von Diesbachs Berner ‚Arzneibüchlein‘ in der Erlacher Fassung Daniel von Werdts (1658), Teil I: Text. Königshausen & Neumann, Würzburg 1978 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Band 16), S. 106, Nr. 359 („Scrupulus ist ein drittel von einem quintlin“).
  7. Maximus von Imhof: Anfangsgründe der Chemie: zum Gebrauche für öffentliche Vorlesungen an der kurfürstlichen Akademie der Wissenschaften. Lentner, 1803, S. 213 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Dietlinde Goltz: Mittelalterliche Pharmazie und Medizin. Dargestellt an Geschichte und Inhalt des Antidotarium Nicolai. Mit einem Nachdruck der Druckfassung von 1471. Wiss. Verl. Ges., Stuttgart 1976, S. 58 f.
  9. Heinrich Schwager: Die neue Maß- und Gewichts-Ordnung für das Königreich Bayern. Julius Kellner, Würzburg/Neustadt/Saale1870, S. 58.
  10. Die Maß- und Gewichtsordnung: Gesetz vom 29. April 1869, Vollzugs-Instruktion vom 13. August 1869. Verlag Stahel’sche Buch- und Kunsthandlung, Würzburg 1870, S. 12.
  11. a b c Otto Oskar Albert Ziurek: Elementar-Handbuch der Pharmazie mit Berücksichtigung der sämtlichen deutschen Pharmacopöen und Medizinalordnungen. Ferdinand Enke, Erlangen 1859, S. 97.
  12. Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 25, Anm. 3.
  13. Brockhaus Bilder-Konversations-Lexikon. Band 4, Leipzig 1841, S. 145.
  14. Die Maasse und Gewichte von Württemberg gegenüber den Metrischen des Deutschen Reiches.
  15. Carl Wilhelm Ernst: Handbuch der Destillierkunst für Fabrikanten von Spirituosen. C. Grobe, Berlin 1855, S. 251.
  16. Cornelia Meyer-Stoll: Die Mass- und Gewichtsreformen in Deutschland im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Rolle Carl August Steinheils und der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-7696-0124-4, S. 251.
  17. Marcus Terentius Varro R. 1, 10, 2; Columella 5, 1, 8.
  18. Joseph Claudel: Das Maurerhandwerk in seinem ganzen Umfange theoretisch und praktisch abgehandelt. B. F. Voigt, 1860, S. 280 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  19. Mark Aurel, Fronto. Caes. 2, 9