1. Brief des Paulus an die Thessalonicher

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Der 1. Brief des Paulus an die Thessalonicher ist ein Buch des Neuen Testaments und eines der frühesten erhaltenen schriftlichen Dokumente des Christentums. Seit dem Mittelalter wird er in 5 Kapitel unterteilt.

Apostel Paulus, von Rembrandt van Rijn, um 1633, Öl auf Leinwand, Kunsthistorisches Museum

Verfasser und Empfänger

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Der Autor des 1. Thessalonicherbriefes ist nach einhelliger Meinung der Forschung Paulus.[1]

Empfänger ist die von Paulus gegründete Gemeinde in Thessalonich (Thessaloniki),[2] die nach Apg 17,4f EU hauptsächlich aus gottesfürchtigen Griechen, εὐσεβής (eusebes), und einigen vornehmen Frauen besteht. Der 1. Thessalonicherbrief selbst legt einen heidenchristlichen Hintergrund nahe (1 Thess 1,9 EU). Da die gottesfürchtigen Griechen von den Judenchristen immer noch als Heiden angesehen wurden,[3] widersprechen sich die Berichte nicht.

Ort und Zeit der Abfassung

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Der Brief wurde vermutlich zu Beginn des 18-monatigen Aufenthalts von Paulus in Korinth geschrieben, kurz nachdem Timotheus und Silvanus oder Silas (Σιλᾶς), dort angekommen waren (vgl. Apg 18,5 EU und 2 Kor 1,19 EU mit 1 Thess 3,6 EU). Das wird etwa 50 n. Chr. gewesen sein, einige Monate nach Paulus’ Aufenthalt in Thessalonich (1 Thess 1,8; 4,10 EU, vgl. aber auch 2,17 EU). Möglich wäre auch, dass Timotheus Paulus nach 1 Thess 3,1–5 noch einmal in Athen angetroffen hat. Paulus könnte den Brief also auch von Athen aus geschrieben haben, was aber als weniger wahrscheinlich gilt.

Hintergrund

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Auf seiner zweiten Missionsreise betrat Paulus erstmals den europäischen Kontinent. Nachdem er in Philippi zusammen mit Silas kurzzeitig im Gefängnis gesessen hatte, zog er weiter nach Thessalonich (Apg 16,40f EU). Paulus predigte hier an drei Sabbaten in der Synagoge (Apg 17,3). Als sich einige bekehrten, darunter viele griechische Proselyten und einige vornehme Frauen, wurden die Juden eifersüchtig und sorgten für einen Tumult (Apg 17,4f). Da sie Paulus und Silas nicht finden konnten, verklagten sie Jason, der Paulus und Silas beherbergt hatte, und einige andere Christen vor den Obersten der Stadt (Apg 17,6). So musste die neu entstandene Gemeinde von Anfang an mit Verfolgung leben (1 Thess 3,4). Bei all dem hatten ihre Mitglieder das Evangelium aber mit Freuden aufgenommen und waren ein Vorbild für alle Christen in der Umgebung geworden (1 Thess 1,6–8).

Möglicherweise war Paulus länger als drei Wochen in Thessalonich. In seinem Brief an die Philipper scheint er zu sagen, dass er während seines Aufenthalts in Thessalonich mehrere Male finanzielle Unterstützung von den Philippern bekommen hat (Phil 4,16 EU). Das wäre für einen Zeitraum von drei Wochen sehr ungewöhnlich. Zudem mussten sich Paulus und seine Begleiter neben der Verkündigung des Evangeliums in Thessalonich um ihren Lebensunterhalt kümmern (1 Thess 2,9). Wäre das für nur drei Wochen notwendig gewesen? Phil 4,16 kann aber auch so übersetzt werden, dass Paulus in Thessalonich nur die erste Spende erhalten hat,[4] und die Kosten für einen Zeitraum von drei Wochen sind auch nicht gering, zumal Paulus zu Beginn noch nicht wusste, dass er Thessalonich so schnell verlassen würde. Der Bibeltext lässt es offen, ob zwischen den drei Sabbaten in der Synagoge und dem Tumult ein längerer Zeitraum gelegen hat.

Nach dem Tumult in Thessalonich zogen Paulus und Silas schnell weiter nach Beröa (altgriechisch Βέροια) (Apg 17,10). Anschließend reiste Paulus weiter nach Athen, während Timotheus und Silas in Makedonien blieben (Apg 17,14f). Timotheus kam aber bald zu Paulus nach Athen. Aus Sorge um die Gemeinde sandte Paulus Timotheus von dort aus wieder nach Thessalonich (1 Thess 3,1f.5). Gerne wäre Paulus selbst gekommen, aber die Umstände erlaubten es ihm nicht (1 Thess 2,17f). Für Paulus ging es bald weiter nach Korinth (Apg 18,1). Hier blieb er ein Jahr und sechs Monate und schrieb zu Anfang dieser Zeit (vgl. 1 Thess 2,17) vermutlich auch seinen Brief an die Thessalonicher (vgl. Apg 18,5 mit 1 Thess 3,6).

Obwohl Paulus das Evangelium selbst nach Thessalonich gebracht hatte, gab es manches, was er der jungen Gemeinde in der kurzen Zeit nicht weitergeben konnte. Deshalb wollte er selbst wieder nach Thessalonich kommen (1 Thess 3,10 EU). Zunächst schrieb er aber seinen Brief. In den Kapiteln 1–3 schreibt Paulus über sein eigenes Ergehen in den vergangenen Monaten. Im Besonderen geht es hier um seine Beziehung zu den Thessalonichern. Er beschreibt seine Sorgen um sie, aber auch seine Freude, nachdem er gute Nachrichten von Timotheus über ihre Standhaftigkeit bekommen hat. In den Kapiteln 4–5 hat Paulus dann auch einige ermahnende Worte zu sagen. Dabei geht er besonders auf die Wiederkunft Jesu ein. Das Thema taucht in jedem Kapitel auf (1,10; 2,19; 3,13; 4,14f; 5,2.4.23). Die Nähe der Wiederkunft Jesu soll die Thessalonicher trösten und ihren Blick weg von den Bedrängnissen und hin auf Jesus ausrichten.

Besonders problematisch und historisch folgenreich ist jene kurze Passage des Briefes (1 Thess 2,14–16 EU), in der Paulus den Juden kontrafaktisch vorwirft, Jesus ermordet zu haben: Denn ihr habt von euren eigenen Landsleuten dasselbe erlitten wie jene [die Apostel] von den Juden, die sowohl den Herrn Jesus als auch die Propheten getötet und uns verfolgt haben, die Gott nicht gefallen und die allen Menschen feindlich sind. Dies gilt als frühester Beleg für christlichen Antijudaismus.

Gliederung

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  • Begrüßung (1,1)
  • Persönliche Worte: Paulus und die Thessalonicher (1,2–3,13)
    • Freude über den lebendigen Glauben der Thessalonicher (1,2–10)
    • Das Vorbild der Apostel (2,1–16)
    • Vorwurf des Gottesmordes an die Juden (2,14–16)
    • Gute Nachrichten aus Thessalonich (2,17–3,13)
  • Ermahnende Worte: Leben in Erwartung der Wiederkunft Jesu (4,1–5,24)
    • Ermahnung zu einem geheiligten Leben (4,1–12)
    • Ermutigung durch die Nähe der Wiederkunft Jesu (4,13–5,11)
    • Abschließende Ermahnungen (5,12–24)
  • Abschließende Worte und Gruß (5,25–28)

Inhaltlicher Hintergrund

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Personen

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Literatur

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  • Werner de Boor: Die Briefe des Paulus an die Thessalonicher. (Wuppertaler Studienbibel), R. Brockhaus, Wuppertal 1960
  • Franz Laub: 1. und 2. Thessalonicherbrief. 2. Auflage. Echter, Würzburg 1988, ISBN 3-429-00947-2 (Die Neue Echter Bibel. Kommentar zum Neuen Testament mit der Einheitsübersetzung. Band 13), S. 5–35.
  • Nikolaus Walter: Die Briefe an die Philipper, Thessalonicher und an Philemon. Das Neue Testament deutsch 8,2. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen u. a., 18. Aufl. (Erstaufl. dieser Bearb.) 1998 ISBN 3-525-51381-X (allgemeinverständlich)
  • Traugott Holtz: Der erste Brief an die Thessalonicher. Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament 13. Benziger, Zürich u. a. / Neukirchener Verl., Neukirchen-Vluyn, 3. Aufl. 1998 ISBN 3-545-23110-0
  • Günter Haufe: Der erste Brief des Paulus an die Thessalonicher. Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament 12,1. Deichert, Leipzig 1999, ISBN 3-374-01743-6
  • Christoph vom Brocke: Thessaloniki – Stadt des Kassander und Gemeinde des Paulus. Eine frühe christliche Gemeinde in ihrer heidnischen Umwelt. WUNT 2/125. Mohr Siebeck, Tübingen 2001, ISBN 3-16-147345-0
  • Leon Morris: The First and Second Epistles to the Thessalonians, rev. ed. New International Commentary on the New Testament. Eerdmans, Grand Rapids 1991, ISBN 978-0-8028-2168-3
  • Gene L. Green: The Letters to the Thessalonians. The Pillar New Testament Commentary. Eerdmanns, Grand Rapids 2002, ISBN 978-0-8028-3738-7

Siehe auch

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Anmerkungen

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  1. Udo Schnelle: Einleitung in das Neue Testament. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007. S. 62.
  2. Der Name der Stadt (altgriechisch Θεσσαλονίκη ‚Thessaloniki‘) geht auf die gleichnamige Halbschwester Alexanders des Großen zurück, zu deren Ehren die Stadt im Jahre 316/315 v. Chr. gegründet wurde. Die Stadt liegt in der Nähe der antiken Stätte Thermä am Thermaischen Golf am Nordufer der Ägäis.
  3. Rainer Riesner: Paul's Early Period: Chronology, Mission Strategy, Theology. Eerdmans, Grand Rapids 1998, S. 348–349.
  4. Leon Morris: The First and Second Epistles to the Thessalonians. Revised Edition (2009), Eerdmans, Grand Rapids 1991, S. 4.