Akademischer Turnbund

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Der Akademische Turnbund (ATB) ist ein Korporationsverband nichtfarbentragender akademischer Turnverbindungen (ATV) an deutschen Universitäten und Hochschulen. Ein akademischer Turnverein ist eine Form von Studentenverbindung, die das Ziel verfolgte, das Turnen an den Universitäten zu etablieren. Der ATB gehört dem Deutschen Turner-Bund als selbstständiger Landesturnverband an. Zurzeit sind 35[2] aktive Verbindungen, davon eine in Österreich (ATBÖ), Mitglied im ATB. Der ATB hat ca. 4.500 Mitglieder[3] (Stand: 1933), wovon 600 aktive Studenten[4] (Stand: 2024) sind.

Akademischer Turnbund e. V.
Zirkel
Gegründet 27. Juni 1883
Gründungsort Jena
Präsident Peter Krüger
Vereine 35[1]
Mitglieder 4.500[1]
Verbandssitz Hamburg
Website www.atb.net
Turnerkreuz

Couleur und Wahlspruch

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Die akademischen Turnvereine pflegten und pflegen das sogenannte schwarze Prinzip, was bedeutet, dass die Verbindungen nicht farbentragend sind, sich mit ihren jeweiligen Verbindungsfarben also zur Allgemeinbevölkerung hin nicht aktiv abgrenzen wollen. Die Farben werden jedoch in Form eines „Bierzipf“ (kurzes Stück Band) geführt („farbenführend“).

Der Wahlspruch des Korporationsverbandes lautet Mens sana in corpore sano (dt.: In einem gesunden Körper wohne ein gesunder Geist).

Geschichte

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Geschichte der Akademischen Turnvereine

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Anfangs waren akademische Turnvereine bloße Vereine, denen auch Mitglieder studentischer Verbindungen angehören konnten, später entwickelten sie sich zu geschlossenen Korporationen mit dem Sportprinzip und dem Lebensbundprinzip als wichtigsten Eckpfeilern. Aus der deutschen Turnbewegung ging 1872 zunächst der Cartellverband akademischer Turnvereine hervor (der 1885 in Vertreter-Convent umbenannt wurde, dessen Turnvereine sich später zu Turnerschaften entwickelten).

Geschichte des ATB

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Der Kartellverband akademischer Turnvereine verwehrte um 1880 Korporationen an Technischen Hochschulen den Zutritt zum Verband, woraufhin sich im Wintersemester 1882 die Akademischen Turnvereine ATV Aachen (heute Turnerschaft Rheno-Borussia Aachen), ATV Markomannia Freiburg (heute Turnerschaft Markomanno-Albertia), sowie der ATV Gothania Jena (heute ATV Gothania Jenensis zu Frankfurt) zu einem Freundschaftskartell zusammenschlossen. Die Kartellbestrebungen wurden auch vom ATV München und dem ATV Berlin entdeckt, sodass bald Interesse gemeldet wurde.[3]

Der ATB wurde von den Akademischen Turnvereinen aus Aachen, Berlin, Freiburg, Jena und München am 27. Juni 1883[3], auf der Schweizer Höhe bei Jena als Männerbund gegründet. Sportprinzip und Lebensbundprinzip sind die wichtigsten Merkmale des Verbandes, der intern einen Duz-Comment (alle Mitglieder des ATB sind per se dazu berechtigt, sich untereinander zu duzen) pflegt.

Schon immer lehnte der ATB Bestimmungsmensuren ab, bekannte sich aber vor dem Zweiten Weltkrieg zum Prinzip der unbedingten Satisfaktion. So wurde bis 1920 (siehe Erlanger Verbände- und Ehrenabkommen) und teilweise noch bis zum Zweiten Weltkrieg unbedingte Satisfaktion auf schweren Säbel gegeben. Heutzutage sind die ATVen nicht-schlagend.[5]

Zeit des Nationalsozialismus

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Während der Zeit des Dritten Reiches wurde der ATB wie fast alle anderen studentischen Verbindungen und deren Dachverbände verboten und aufgelöst (→ Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund#Ab 1933). Am 5. Februar 1950 wurde der ATB nach Einladung der ATV Marburg auf deren Verbindungshaus mit sieben reaktivierten bzw. neu gegründeten Aktivitas wiedergegründet.

68er-Bewegung

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Infolge der 1968er Bewegung kam es auch bei den einzelnen Studentenverbindungen zu Überlegungen sich dem anderen Geschlecht zu öffnen. Diese führten zu den Wachenburger Beschlüsse des ATB im November 1991, wonach es den ATVen gestattet ist, auch Studentinnen aufzunehmen. Demnach stellt der ATB seinen Mitgliedsverbindungen heutzutage die Geschlechterfrage frei. Es gibt daher sowohl rein männliche als auch gemischte Verbindungen im ATB.

Der Akademische Turnbund ist Mitglied des Convents Deutscher Korporationsverbände (CDK) und des Convents Deutscher Akademikerverbände (CDA).

Aufbau der ATVen

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Die ATVen bestehen in der Regel aus einer Aktivitas und den Alten Herren, im Falle gemischter Verbindung auch „Alten/Hohen Damen“: Die Aktivitas bezeichnet die aktiven Studenten der Verbindung. Nach Abschluss des Studiums wird der Akademiker philistriert und tritt damit dem Korporationsverband (Ehemaligenverband) der Verbindung bei. Üblicherweise finanzieren die philistrierten Mitglieder die sportlichen Aktivitäten ihrer jeweiligen Aktivitas, u. a. durch Zuschüsse zu Turnierfahrten, der Ausrichtung von Sportfesten oder dem Kauf von Sportmaterial.

Verbandsleitung

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Präsident des Akademischen Turnbundes (ATB) ist Peter Krüger; die ATB-Geschäftsstelle befindet sich in Lippstadt.

Innerhalb des ATB existiert eine Arbeitsgemeinschaft (ArGe ÖATVe) der nicht-farbentragenden akademischen Turnvereine an österreichischen Universitäten und Hochschulen, der Akademische Turnbund in Österreich (ATBÖ).[6] Lediglich der Wiener ATV ist Mitglied des ATB.

Name Stadt Gründung Farben
ATV Graz
Wiener ATV
ATV Leoben
ATV Linz

Verbindungen im ATB

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Derzeit gibt es 35[2] aktive Studentenverbindungen im Dachverband des Akademischen Turnbundes. Hinzu kommen 6 Korporationen, die zurzeit keine Aktivitas besitzen. Weitere 5 Korporationen aus Österreich sind dem ATB assoziiert. Die meisten davon haben die ursprüngliche Bezeichnung ATV (Akademischer Turnverein bzw. Akademische Turnverbindung) erhalten, einige ATB-Verbindungen jedoch führen leicht veränderte Bezeichnungen wie ASV (Akademische Sportverbindung), ATSV (Akademische Turn- und Sportverbindung) oder ASG (Akademische Sportgemeinschaft):

 
Akademischer Turnbund (Deutschland)
Aachen
Berlin (3)
Bonn
Braunschweig (2)
Clausthal
Darmstadt
Erlangen
Frankfurt (2)
Freiberg
Freiburg
Göttingen (2)
Greifswald
Halle
Hamburg
Hannover
Karlsruhe
Kassel
Kiel
Köln
Mainz
Marburg (2)
München
Münster
Saarbrücken
Stuttgart
Tübingen
Weihenstephan
Würzburg
 
Akademischer Turnbund (Österreich)
Wien
Hochschulstädte mit ATB-Korporationen
Große Karte: Deutschland
Kleine Karte: Österreich

Aktive Verbindungen des ATB

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Die folgenden Verbindungen sind aktiv, d. h. sie haben eine Aktivitas sowie eine Altherrenschaft. Diese Liste ist alphabetisch nach der Stadt sortiert.

Name der Verbindung Stadt Gründung Farben Mitglieder Anmerkungen
ATV Saxo-Silesia Breslau Aachen 1897

(in Breslau)

orange-weiß-moosgrün
ATV Arminia-Cheruscia Berlin schwarz-rot-gold
ATV zu Berlin Berlin schwarz-rot-gold
ATV der Märker und Kurmark[7] Berlin schwarz-rot-gold
ATV Gothia Suevia Bonn
ATV Saxonia Braunschweig
ASV Saxonia Leonis Braunschweig
ASV Barbara Clausthal
ATV Darmstadt[8] Darmstadt
ATV Teutonia Erlangen
ATSV Gothania Jenensis Frankfurt
ATV Tuiskonia Frankfurt
ASV Alte Elisabeth Freiberg
ATV Cheruscia Burgund Freiburg
ATV Weihenstephan Freising
ATV Rheinfranken Gießen
ATV Albertia Göttingen
ATV Gothia Alemannia Göttingen
ATV Greifswald Greifswald 2005 schwarz-blau auf weißem Grund
ATV Gothia Halle dunkelblau-weiß-hellblau
ATV Arminia-Hegelingen Hamburg rot-weiß-rot
ATV Hannover Hannover
ATSV Karlsruhe Karlsruhe
ASG Kassel Kassel
ATV Ditmarsia Kiel Kiel
ATV Alemannia Leipzig
ATV Markomannia Westmark Köln
ATV Silesia Mainz rot-weiß-rot
ATV Marburg Marburg
ATV Amicitia zu Greifswald Marburg rot-weiß-rot
ATV München München
ATV Westmark Münster rot-weiß-gold
ATV Gothia Nürnberg
ASV Saar-Ostpreußen Saarbrücken
ATV Suevia Stuttgart
ATV Arminia Tübingen
Wiener ATV Wien schwarz-rot-gold mit rotem Vorstoß ATBÖ
ATV Alsatia Würzburg

f.f. = farbenführend

Inaktive Verbindungen des ATB

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Dazu kommen Korporationen, die aktuell keine Aktivitas besitzen, d. h. nur aus einer Altherrenschaft bestehen.

Name der Verbindung Stadt Gründung Farben Mitglieder Suspension in Anmerkungen
ATV Alsatia Dresden Bochum
Akademischer Jahnbund Graz ATBÖ
ATV Roland Köln
ATV Cimbria Lüneburg
ATV Gothia[9] Nürnberg 1926
schwarz-weiß-hellblau (f.f.)
Männer 2004 vertagt

f.f. = farbenführend

Bekannte Mitglieder von Mitgliedsverbindungen

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Siehe Kategorie:Korporierter im ATB

Siehe auch

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Literatur

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  • Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 229–231.
  • Paulgerhard Gladen: Geschichte der studentischen Korporationsverbände. Band 2: Die nichtschlagenden Verbände und Nachträge zu Band I. Becker, Würzburg 1985, S. 64–70.
  • Bernhard Grün, Christoph Vogel: Die Fuxenstunde. Handbuch des Korporationsstudententums. Bad Buchau 2014, S. 174–175, ISBN 978-3-925171-92-5.
  • Altherrenbund des ATB (Hrsg.): 100 Jahre Akademischer Turnbund 1883–1983. Meldungen 1983.
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Einzelnachweise

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  1. a b Über uns. Akademischer Turnbund, abgerufen am 15. April 2022.
  2. a b Akademischer Turnbund (ATB) - VERBINDUNGEN. Abgerufen am 8. April 2024.
  3. a b c Willi Cuno: Festschrift des ATB „Vor 50 Jahren“ – Gründung und erste Jahre des ATB. Hrsg.: Akademischer Turnbund. 1933, S. 129–133.
  4. Akademischer Turnbund (ATB) - ÜBER UNS. Abgerufen am 8. April 2024.
  5. cousin: Dachverband ATB. Abgerufen am 9. April 2024.
  6. cousin: Dachverband ATBOe. Abgerufen am 9. April 2024.
  7. ATV der Märker und Kurmark. Abgerufen am 8. April 2024.
  8. ATV Darmstadt. In: atv-darmstadt.de. 21. Dezember 2020, abgerufen am 20. Januar 2021.
  9. Ernst-Günter Glienke: Civis Academicus 2002/2003, SH-Verlag, Köln 2002, ISBN 3-89498-105-9, S. 220.