Abbas II. (Ägypten)

türkischer Vizekönig von Ägypten
(Weitergeleitet von Abbas Hilmi)

Abbas II. (arabisch عباس حلمي الثاني), mit vollem Namen Abbas Hilmi Pascha (* 14. Juli 1874 in Alexandria; † 20. Dezember 1944 in Genf) war von 1892 bis 1914 der letzte Khedive (Vizekönig) des Khedivats Ägypten.

Abbas II.

Abbas Hilmi II. war der Sohn des Khediven Tawfiq von Ägypten. Beide stammten aus der Dynastie des Muhammad Ali, welche in Ägypten den Titel eines Khediven, anstelle eines Wali (Gouverneur), führten um die nominelle Oberhoheit des Osmanischen Reichs über das faktisch unabhängige Ägypten zum Ausdruck zu bringen. Im Anglo-Ägyptischen Krieg hatte Großbritannien 1882 Ägypten besetzt, ohne die offizielle Zuordnung des Landes zum Osmanischen Reich zu beenden.[1] Die Politik des Landes wurde nun aber maßgeblich durch den britischen Generalkonsul Evelyn Baring bestimmt.

Abbas wurde im Alter von zehn Jahren in die Schweiz geschickt, um ihn auf seine Ausbildung am Theresianum in Wien vorzubereiten. Die Ausbildung in Wien musste er 1892 abbrechen, als er der Nachfolger seines plötzlich gestorbenen Vaters wurde. Zu Beginn seiner Regierungszeit umgab sich Abbas II. mit einer Gruppe europäischer Berater, die gegen die britische Besetzung Ägyptens waren. Sie ermutigten ihn, Evelyn Baring herauszufordern, indem er seinen kranken Premierminister durch einen ägyptischen Nationalisten ersetzte. In dieser Zeit wurde auch der britische Sirdar (Oberbefehlshaber) der ägyptischen Armee Francis Grenfell abberufen, dem Abbas feindselig gegenüberstand.[2] Im Januar 1894 unternahm Abbas eine Inspektionstour zur Grenze der ägyptischen Provinz Sudan, wo in dieser Zeit der Mahdi-Aufstand stattfand. In Wadi Halfa machte Abbas II. öffentliche Äußerungen, in denen er die von britischen Offizieren kommandierten Einheiten der ägyptischen Armee herabsetzte. Der neue britische Befehlshaber der ägyptischen Armee, Herbert Kitchener, forderte umgehend eine Entschuldigung des Khediven gegenüber der Armee und ihren Offizieren und verlangte zudem die Entlassung des nationalistisch gesinnten Kriegsministers; andernfalls drohte er mit seinem Rücktritt.

Unter Kitchener konnte eine anglo-ägyptische Streitmacht die verlorene Provinz Sudan 1898 zurückerobern. Diese wurde 1899 zum anglo-ägyptischen Kondominium.[3]

Abbas II. sah die Anbindung an das Osmanische Reich als Möglichkeit, das britische Protektorat zu unterminieren. Teil seiner Bemühungen zur Verbesserung der Beziehungen zur Hohen Pforte waren mehrere Besuche in Konstantinopel. Er beauftragte außerdem den italienischen Architekten Delfo Seminati 1907 mit dem Bau des Khedivenpalastes in Beykoz/Istanbul.[4]

Wegen seiner Unterstützung der nationalistischen Bewegung gegen die britische Besatzung wurde Abbas II. von den Briten am 18. Dezember 1914 abgesetzt[5] und ging ins Exil. Sein Nachfolger wurde sein Onkel Hussein Kamil, als Sultan von Ägypten. Abbas starb am 20. Dezember 1944 in Genf.

Abbas Hilmi war von 1900 bis 1913 mit Djavidan Hanum verheiratet.

Nachkommen

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  • Amina (12. Februar 1895 – 1954)
  • Atiyatullah (9. Juni 1896 – 1971)
  • Fathiya (27. November 1897 – 30. November 1923)
  • Muhammad Abd al-Munim (20. Februar 1899 – 1. Dezember 1979)
  • Lutfiya Shavkat (20. September 1900 – um 1975)
  • Muhammad Abd al-Kadir (4. Februar 1902 – 21. April 1919)

Literatur

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Commons: Abbas II. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Martin W. Daly: Empire on the Nile. The Anglo-Egyptian Sudan, 1898–1934. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1986, ISBN 0-521-30878-X.
  2. R. J. M. Pugh: Wingate Pasha: The Life of General Sir Francis Reginald Wingate 1861 - 1953 PEN & SWORD MILITARY, 2011 S. 36
  3. Martin W. Daly: Empire on the Nile. The Anglo-Egyptian Sudan, 1898–1934. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1986, ISBN 0-521-30878-X.
  4. Samir Raafat: Queen For A Day. (Memento vom 15. Februar 2009 im Internet Archive) Feature Article Historica
  5. Amtlicher Text. In: The London Gazette, 18. Dezember 1914.
VorgängerAmtNachfolger
TawfiqKhedive von Ägypten
1892–1914
Hussein Kamil