Abfall

Reste, die bei der Zubereitung oder Herstellung entstehen
(Weitergeleitet von Abfälle)

Unter Abfall bzw. Müll (schweizerisch/schwäbisch auch: Kehricht, österreichisch auch: Mist[1]), genannt auch Unrat, versteht man sämtliche vom Menschen genutzte Materialien und Substanzen, welche aus der Sicht desjenigen, der deren Wert für ihn (und andere) beurteilt, keinen unmittelbaren Verwendungszweck mehr erfüllen. Dabei kann es sich um Reste oder fehlerhafte Produktionen in der Industrie handeln sowie um verbrauchte, defekte oder unnütze Endprodukte innerhalb der Gesellschaft.

Überfüllter Abfallcontainer
Seit dem Bau von Müllverbrennungsanlagen sind offene Deponien, wie hier in Indonesien, in Europa die Ausnahme

Es gibt neben den haushältlichen Abfallfraktionen (Restmüll, Biomüll, Altpapier, Leichtverpackungen und Abwasser) auch diverse gesonderte Abfallfraktionen für fast alle Industriezweige (z. B.: Altglas, Altmetall, Altholz, Elektronikschrott etc.). Die Entsorgung bzw. Beseitung von Giftmüll, Industrieabfällen, Abfallstoffen aus der Agrarindustrie (wie Gülle) und Abwasser erfolgt separat vom Restmüll.

Gefährliche Abfälle beinhalten nicht nur bestimmte Baustoffe (z. B. Asbest), sondern auch Lösungsmittel, Säuren, Laugen, chemische und Laborabfälle und zum Teil auch Krankenhausabfälle.

Für die ländereinheitliche Umsetzung des Abfallsrechts ist in Deutschland die Länderarbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) zuständig.

Professionell mit dem Thema Abfall Befasste unterscheiden zwischen „Abfall zur Beseitigung“ und „Abfall zur Verwertung“. Dabei soll Mülltrennung helfen, den Anteil des „Abfalls zur Verwertung“ zu optimieren. Unklar ist, wie viele Bürger einen Sinn in der Verpflichtung zur Mülltrennung nicht erkennen bzw. auf ihre Pflicht zur Mülltrennung mit Reaktanz reagieren.

Etymologie

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Müll für ‘Haushaltsabfall, Unrat’, althochdeutsch mulli ‘Abfall, Kehricht’ (11./12. Jh.), mhd. mulle, mul, mnd. mül ‘Staub’, nd. Mull, Müll ‘lockere Erde’ gehören wie die Kollektivbildung ahd. gimulli ‘Staub, Schutt’ (9. Jh.), mhd. gemülle, gemül ‘das durch Zerreiben, Zermalmen Entstandene, Staub, Kehricht’ und die Verben ahd. mullen (8./9. Jh.), mhd. müllen, müln ‘zerstoßen, zermalmen’, anord. mylja ‘zerreiben, vermahlen’ als schwundstufige Formen zu mahlen angeführten Wurzel ie. *mel(ə)- ‘zermalmen, schlagen, mahlen’. Erst im 18. Jh. wird das bis dahin nur im Norddeutschen übliche Müll in die hochdeutsche Schriftsprache aufgenommen. Moderne Bildungen dazu sind Mülleimer (19. Jh.), Müllabfuhr, Müllschlucker (20. Jh.).[2]

Kehricht, abstammend vom Verb kehren für ‘fegen’ wurde nur im westgerm. bezeugte Verb belegt, ahd. kerien, kerren (8. Jh.), mhd. kern, mnd. mnl. kēren, nl. keren und setzt germ. *karjan voraus. Das zugehörige Grundwort dürfte in ahd. ubarkara ‘Unreinigkeit, Unflat’ (10./11. Jh.), isl. kar ‘Schmutz’ erhalten sein. Kehricht bezeichnet das, ‘was zusammengefegt ist, Müll’ (15. Jh.) mit unorganisch angefügtem -t (wie bei Obst) neben entwicklungsgeschichtlich älterem kerach (15. Jh.), kehrich (16. Jh.).[3]

Abfallarten

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Wilde Müllkippe am Waldrand
 
Abfallbehälter, wie er zum Beispiel an Haltestellen genutzt wird
 
Recyclingstelle an der Technischen Universität Danzig
 
Überfüllter Müllkorb
 
Hinterlassener Müll in der Natur

Sprachgebräuche

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Neben den mineralischen Abfällen fallen Abfälle in Privathaushalten (Hausmüll) und in der Industrie (Industrieabfall) an.

Beispiele für Abfall von Privathaushalten (Hausmüll) sind:

Weiter Abfallarten, die zumeist in Abfallcontainern entsorgt werden müssen:[4]

Beispiele für industrielle Abfälle:

Klassifizierung von Abfällen im Krankenhaus:[5]

  • A-Abfall: hausmüllähnlicher Gewerbeabfall, Wertstoffe
  • B-Abfall: krankenhausspezifischer Abfall (mit Sekreten oder Exkreten kontaminierter Abfall)
  • C-Abfall: Abfall mit Infektionsgefahren von meldepflichtigen Krankheiten
  • D-Abfall: Überwachungsbedürftige Abfälle (Chemikalien)
  • E-Abfall: Ethischer Abfall (Körperteile, Gewebereste, Placenten)

Dieser in Krankenhäusern nach wie vor gängige Sprachgebrauch ist kritisch zu betrachten, da es sich dabei um eine bereits seit 2002 veraltete Klassifizierung (alte LAGA-Gruppen) handelt, die der erforderlichen Trennung der inzwischen sehr viel differenzierteren Abfallfraktionen nicht gerecht wird. Letztere umfassen im Krankenhausumfeld nunmehr (neben hausmüllähnlichen Abfällen) allein 16 Kategorien, die spezifisch dem medizinischen Bereich zuzuordnen sind.[6] Jede dieser Abfallarten verfügt über einen eigenen Abfallschlüssel (siehe folgender Abschnitt) und unterliegt spezifischen Anforderungen an Sammlung, Lagerung und Entsorgung. Ein zentraler Unterschied zu den alten LAGA-Gruppen liegt bei der neuen Klassifikation nach Abfallverzeichnis-Verordnung (AVV) in der klaren Unterscheidung zwischen gefährlichen und nicht gefährlichen Abfällen.[7] Die Deklaration und Handhabung medizinischer Abfälle ist in der Mitteilung 18 der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) dargelegt.[8]

Klassifizierung und Deklaration im Abfallrecht

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International gibt es Abfallkataloge wie die Abfalllisten der OECD oder des Basler Übereinkommens. Das Basler Übereinkommen regelt die „Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung“, wozu Regeln zur Kategorisierung erfasster Abfallarten und zu ihrer Bezeichnung in den darin geschaffenen Überwachungs- und Dokumentationsverfahren erforderlich sind. Bislang haben sich an die 160 Staaten, jedoch nicht die USA auf diese Richtlinien verpflichtet.

Für die Europäische Union gelten die Unterscheidungen und Bezeichnungen des Europäischen Abfallartenkatalogs (EAK); dieses mehr als 800 Positionen beinhaltende Abfallverzeichnis mit dem jeder Abfallart zugewiesenen sechsstelligem Abfallschlüssel, der um ein Sternchen* ergänzt auch die Eigenschaft als gefährlicher Abfall kennzeichnet, war bis 1. Januar 2002 durch die Mitgliedsstaaten umzusetzen,[9] In Deutschland geschah das durch die Abfallverzeichnis-Verordnung (AVV). Der Begriff Müll erscheint hier erst im Kapitel 20 (Siedlungsabfälle) als insgesamt vorletzte Abfallart Nr. 20 03 07 (Sperrmüll) und Kehricht als Straßenkehricht (Abfallschlüssel 20 03 03); bei asbesthaltigen Abfällen wird differenziert etwa zwischen Dämmstoffen mit Asbest (17 06 01*), asbesthaltigen Baustoffen (17 06 05*), Bremsbelägen (16 01 11*) oder gebrauchten elektrischen Geräten, die freies Asbest enthalten (16 01 12*)[10].

Im Bemühen, mit Abfall sachgemäß umzugehen, haben sich Branchen, Gewerbezweige und Fachgebiete entwickelt, die man unter dem Begriff Abfallwirtschaft zusammenfasst, siehe auch Recycling.

Abfallaufkommen

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Überfüllte Müllcontainer
 
Eine britische Supermarktkette bietet den Kunden Bonuspunkte für die Rückgabe von pfandfreien Verpackungen.
 
Hausmüllabholung in Japan. Das kleine Fahrzeug kommt in deutlich engeren Gassen besser zurecht als ein nordeuropäischer Müllwagen.

Die globalen Daten unterscheiden sich in den verschiedenen Statistiken erheblich. Nach dem Bericht der Weltbank in 2018 lag das jährliche Abfallaufkommen bei 270 kg pro Person.[11] Dabei variiert das nationale Aufkommen zwischen 40 kg und 1650 kg pro Person.

Abfallaufkommen in Europa

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Das jährliche Abfallaufkommen in kg pro Person:[12]

Abfallaufkommen Europa (kg pro Jahr und Kopf)
Land 1995[12] 2000[12] 2005[12] 2012[12] 2018[12] 2019[12] 2020
EU-27 467 513 506 488 492 501 505
Deutschland 623 642 565 619 615 609 632
Dänemark 521 664 736 806 814 844 845
Schweiz 600 656 661 694 703 k. A. 716
Island 426 462 516 511 k. A. k. A. k. A.
Zypern 595 628 688 657 k. A. 648 609
Österreich 437 580 575 579 579 588 k. A.
Niederlande 539 598 599 549 511 508 535
Frankreich 475 514 529 527 527 556 537
Griechenland 303 412 442 495 k. A. 524 k. A.
Italien 454 509 546 504 499 503 k. A.
Großbritannien 498 577 581 477 463 k. A. k. A.
Spanien 505 653 588 468 475 472 455
Polen 285 320 319 317 329 336 346
Rumänien 342 355 383 251 272 282 k. A.
Estland 371 453 433 280 405 369 k. A.

Außereuropäisches Abfallaufkommen

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Abfallaufkommen (kg pro Jahr und Kopf)[13]
Land 2022
Siedlungsabfall Recycling Verbrennung Deponie
USA 811 190 95 402
Kanada 706 183 34 643
Israel 680 43 10 481
Australien 559 150 152 288
Chile 437 2 1 417
Türkei 424 47 0 347
Südkorea 400 243 88 46
Mexiko 359 13 0 219
Japan 336 66 268 3
Kolumbien 243 39 0 214

Abfallaufkommen in Deutschland

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In Deutschland fielen 2016 etwa 411,5 Millionen Tonnen Müll an. Das waren 9,3 Millionen Tonnen mehr als 2015.[14] Bau- und Abbruchabfälle machen mehr als die Hälfte der gesamten Abfall-Menge aus, z. B. in Form von Erdaushub 125 Mio. to (Boden und Steine), Bauschutt 58 Mio. to und Straßenaufbruch 16 Mio. to. Siedlungsabfälle, einschließlich Haushalts- und Verpackungsabfälle, machten 2016 rund 52 Millionen Tonnen aus.[14] Darin eingeschlossen sind Abfälle aus Gewerbe und Industrie.

Nur auf die Haushaltsabfälle bezogen ist das Abfallaufkommen im Jahr 2013 in Deutschland um 3 kg pro Einwohner gesunken. Insgesamt belief sich die Menge hier auf 453 kg pro Einwohner. Den größten Anteil der gesammelten Haushaltsabfälle machten dabei Restmüll und Sperrmüll aus (rund 41 %). Jedoch ist beim Restmüll wie schon im Jahr 2012 ein rückläufiger Trend zu beobachten gewesen. Ungefähr 32 % des Abfallaufkommens fiel 2013 auf die Wertstoffe zurück, wovon die größte Menge (5,8 Mio. Tonnen) vom Altpapier stammte. Das Gesamtaufkommen an Haushaltsabfällen betrug damit 2013 etwa 36,6 Mio. Tonnen, wobei entsorgte Elektronikaltgeräte nicht mit in die Rechnung einbezogen worden sind.[15]

Die Pro-Kopf-Erzeugung von Verpackungsmüll in Deutschland im Jahr 2020 lag bei etwa 220 kg pro Jahr[16] und sank damit leicht von 227,4 kg Im Jahr 2018.[17]

Verwertung

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Mehr als 80 Prozent des gesamten Abfalls wurden nach Angaben des Bundesamts 2016 „stofflich oder energetisch verwertet“ – also recycelt oder zur Energiegewinnung verbrannt.[14] 287,6 Millionen Tonnen Abfall wurden 2016 recycelt. Rund 44,4 Millionen Tonnen Abfall wurden energetisch verwertet, also verbrannt, einschließlich bis zu 70 % des Plastiks.[14] Immerhin noch fast 17 Prozent des Abfalls wurden auf Deponien entsorgt.[14]

Müllexporte ins Ausland

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Mehr als 15 Prozent des privaten und gewerblichen Plastikmülls – mehrere hunderttausend Tonnen Müll – werden aus Deutschland exportiert.[16]

Bis 2018 ging ein Teil des exportierten Plastikmülls nach China, ehe dieser Staat im März dieses Jahres Beschränkungen für den Import des Mülls erlassen hat.[16]

Am 29. August 2019 berichtete die Fernsehsendung Monitor, dass ein erheblicher Teil dieses Müllaufkommens nach Polen exportiert wird.[18]

Laut einem Bericht von Greenpeace aus dem Jahr 2020 fanden sich auf mehreren illegalen Mülldeponien in Malaysia Plastikmüll aus Staaten der westlichen Welt, darunter auch aus Deutschland.[19]

Laut Statistischem Bundesamt ging 2021 der Plastikmüllexport mit 766.000 t um 25 % gegenüber 2020 zurück. Die größten Abnehmerländer waren die Niederlande (zur Weiterverschiffung über Rotterdam), die Türkei und Polen.[20]

Rechtliche Einstufung

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Die neuere europäische Gesetzgebung (Richtlinie 2008/98/EG) hat die Zielhierarchie der Abfallwirtschaft neu definiert. Die Abfallhierarchie soll demnach wie folgt aussehen:

Der frühere allgemeine Grundsatz war: Vermeidung vor Verwertung vor Beseitigung. Insgesamt hat aber die umweltverträglichere Möglichkeit Vorrang.

Die rechtliche Einstufung des Abfalls ist insbesondere im Hinblick auf die weiteren Verwendungsmöglichkeiten und Sicherheits- und Transportvorschriften wichtig. Abfall wird in Deutschland durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG)[21] definiert. In diesem Gesetz und den zugehörigen Verordnungen stehen detaillierte Vorschriften zur Vermeidung, Verwertung und Ablagerung von Abfall.

Abfall im Sinne des deutschen Abfallrechts sind „alle Stoffe oder Gegenstände, derer sich ihr Besitzer entledigt, entledigen will oder entledigen muss“ (§ 3 Kreislaufwirtschaftsgesetz).

Die Frage der Beweglichkeit ist in der Praxis von großer Bedeutung. So wird kontaminierter Boden nur dann zu Abfall, wenn er beweglich gemacht wurde.[22] Aufgrund dieser Rechtslage werden z. B. auf dem Bau bestimmte Arbeitsweisen vor anderen verwendet, damit kontaminierter Boden – rein rechtlich betrachtet – nicht zu Abfall wird:

  • Herstellung von Rammpfählen anstatt Bohrpfählen (das Bohrgut wäre sonst Abfall gem. KrWG.)
  • Erdtransport mit Planierraupen anstatt mit Bagger und LKW (das Verschieben von Boden verleiht dem Boden nicht die erforderliche Beweglichkeit, die für die Einstufung als Abfall gem. KrWG notwendig ist)
  • Anstatt PAK-haltige/teerhaltige Schichten zu entfernen, werden diese lediglich überbaut (Hocheinbau).

Gemäß deutschem Recht kann jedoch kontaminierter Boden, welcher nicht unter den Abfallbegriff fällt, unter das Bodenschutzrecht fallen. Dann wird z. B. von der zuständigen Behörde eine Bodensanierung angeordnet.

Eine tatsächliche Entledigung liegt vor, wenn der Abfall wirklich verwertet oder beseitigt wird, oder wenn jegliche Sachherrschaft über eine Sache aufgegeben wird. Ein Entledigungswille wird gesetzlich unterstellt, wenn der ursprüngliche Zweck einer Sache aufgegeben wird, und kein unmittelbar neuer Zweck vorhanden ist. Unmittelbar bedeutet hier „ohne weitere Veränderung“ der Sache. Ferner gibt es diesen Entledigungswillen bei Herstellungsprozessen, wenn ein Stoff nicht zielgerichtet anfällt. Typisches Beispiel sind die Sägespäne beim Schreiner. Eine Zwangsentledigung liegt vor, wenn der ursprüngliche Zweck einer Sache aufgegeben wurde und ein Gefährdungspotential vorhanden ist.

Der Begriff „Abfall“ ist vom Begriff „Produkt“ abzugrenzen. Produkte sind in der Regel frei handelbar und unterliegen nicht den Regelungen des Abfallrechts, das bestimmte Bedingungen für den Transport etc. vorsieht. Eine Sache besitzt gemäß der Verkehrsanschauung die Produkteigenschaft, wenn sie zielgerichtet hergestellt wurde, einen positiven Marktwert besitzt und Qualitätsstandards erfüllt. Ein Beispiel für die schwierige Abgrenzung ist in Pellets gepresster, (brikettierter) und vorsortierter Restmüll zur Verbrennung. Auf den ersten Blick mag er die Voraussetzungen eines Produktes erfüllen. Jedoch ist nach aktueller Rechtsprechung der Punkt „zielgerichtete Herstellung“ nicht erfüllt, da er sicherlich nicht eigens hergestellt würde, wenn es keinen Restmüll gäbe.

Eine weitere wichtige Unterscheidung ist der Unterschied von „Abfall zur Verwertung“ und „Abfall zur Beseitigung“. Bei der Verwertung steht die Nutzbarmachung des stofflichen oder energetischen Potentials im Vordergrund, bei der Beseitigung ist die Vernichtung der Schadstoffe oder die risikolose Deponierung maßgebend. Eine Verwertung muss ordnungsgemäß und schadlos erfolgen. Werden die in den Anhängen zum Krw/AbfG und dessen Verordnungen genannten Grenzwerte nicht eingehalten, unterliegt der jeweilige Abfall strengeren Vorschriften hinsichtlich Transport und Entsorgungs­möglichkeiten.

Abfallbehandlung und -entsorgung

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Die Abfallbehandlung kann in der stofflichen oder energetischen Verwertung (Abfallentsorgung, z. B. Aufbereitung, Sortierung in der Müllsortieranlage usw.) von Abfällen bestehen. Das heißt, Abfallbehandlungsanlagen sind z. B. Kompostierungs­anlagen oder Vergärungsanlagen (Biogasanlagen, Pyrolyse oder Trockenvergärung) für Bioabfall und Schrott­plätze (Vorsortierung von Stahl bzw. Eisen und anderen Metallen), Müllverbrennungsanlagen (MVA) oder Mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlagen (MBA).

Deponien dienen in der Regel der zeitlich unbegrenzten Lagerung von Abfällen. Sie werden nach Art des Abfalls, der deponiert werden darf, in Deponieklassen eingeteilt.

Probleme

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Durch Treibgut vermüllter Strand in Guyana
 
Zunehmende Probleme mit der Abfallentsorgung von illegalen Einwanderern in Südafrika
 
Müllablagerungen in 3000 m Höhe im Hang unmittelbar unterhalb der Britanniahütte

Zu den größten Problemen gehören:

Abfälle eines jeden Produktes fallen während aller Produktionsstufen (Herstellung, Vertrieb, Lagerung) an. Zu den wichtigsten Ursachen des Abfallaufkommens in den einzelnen Produktions- und Vertriebsbereichen zählen:

Industrie

  • Abweichung von den geforderten Produkt- und Qualitätseigenschaften
  • Überproduktion und Fehlplanung
  • Fehler beim Herstellungsprozess (z. B. Fehlchargen, Etikettierungsfehler, Produktionsausfälle)

Handel

  • falsche Lagerung, Schäden beim Transport
  • Überbestände durch kaum kalkulierbares Einkaufsverhalten
  • Beschädigung von verderblicher Ware (z. B. Obst und Backwaren)
  • Ablauf von Mindesthaltbarkeits und Verbrauchsdatum (vor allem bei Lebensmitteln)

Großverbraucher

  • Hygiene- und Sicherheitsvorschriften
  • Kalkulation schwierig, wenn Nachfrage stark schwankt
  • mangelhafte Lagerung

Private Haushalte

  • Fehlplanung, Fehlkauf, fehlender Überblick über Vorräte
  • falsche Aufbewahrung
  • Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatum (vor allem bei Lebensmitteln)

Theorie und gegenwärtige wissenschaftliche Diskussion

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Spätestens seit wissenschaftlicher Diskussionen um die „soziale Codifizierung“ von Ungewolltem oder Ungebrauchtem als Müll Ende der 1970er-Jahre[23] hat insbesondere vor dem Hintergrund globaler Krisen wie Biodiversitätsverlust, Rohstoffverbrauch und der Instabilität von Lieferketten eine disziplinenübergreifende Debatte um Dimension und Bedeutung des Abfalls eingesetzt.[24][25][26][27] Diese mündete beispielsweise in die Entwicklung von Teildisziplinen wie der Industrieökologie und paradigmatischen Systemmodellen wie der Kreislaufwirtschaft.

Komplexitätsforscher des Santa Fe Institute fanden 2022 Skalierungsgesetze urbaner Räume, nach denen für die Instandhaltung eines Landkreises pro Milliarde Tonnen Siedlungsabfall, zwei Milliarden Tonnen Bauabfälle, 600 Millionen Tonnen Agrarabfälle, 300 Milliarden Tonnen Industrieabfälle, 100 Millionen Tonnen gefährliche Abfälle, 10 Millionen Tonnen Elektroschrott und 8 Millionen Tonnen medizinische Abfälle anfielen. Sie plädierten in Folge für einen holistischen Ansatz einer „vollständige[n] Theorie der Produktion und des Abfallaufkommens“.[28]

Rezeption

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Die Ausstellung Territories of Waste – Über die Wiederkehr des Verdrängten des Museum Tinguely in Basel (CH) z. B. befasst sich von September 2022 bis Januar 2023 mit der „Vermüllung des Planeten“ (Erde).[29]

Siehe auch

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Literatur

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Commons: Abfall – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Abfall – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Müll – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Duden: Mist.
  2. Müll, der. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 20. Februar 2014 (Bedeutung): „Abfälle (des Haushalts), besonders Kehricht, Asche“.
  3. Kehricht, der oder das. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Abgerufen am 20. Februar 2014 (Bedeutung): „zusammengekehrter Unrat, Müll“.
  4. Abfallarten. In: Containerdienst.de. Abgerufen am 27. Mai 2015.
  5. Ronald Hackelberg: Abfälle im Krankenhaus. In: Krankenhausökologie.de. Abgerufen am 27. Mai 2015.
  6. Medizinische Abfälle sicher und richtig entsorgen – damals und heute. In: Abfallmanager Medizin. 1. Dezember 2022, abgerufen am 21. April 2023.
  7. Einstufung von Abfällen. Umweltbundesamt, 18. März 2016, abgerufen am 21. April 2023.
  8. Mitteilung der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) 18: Vollzugshilfe zur Entsorgung von Abfällen aus Einrichtungen des Gesundheitsdienstes. Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA), 1. Juni 2021, abgerufen am 21. April 2023.
  9. Entscheidung der Kommission vom 3. Mai 2000 zur Ersetzung der Entscheidung 94/3/EG über ein Abfallverzeichnis gemäß Artikel 1 Buchstabe a) der Richtlinie 75/442/EWG des Rates über Abfälle und der Entscheidung 94/904/EG des Rates über ein Verzeichnis gefährlicher Abfälle im Sinne von Artikel 1, konsolidierte Fassung 2015; zur Umsetzungsfrist Art. 4
  10. Anlage zur AVV (wie Europ. Abfallverzeichnis)
  11. Kaza, Silpa, Yao, Lisa C., Bhada-Tata, Perinaz, Van Woerden, Frank: What a Waste 2.0. Hrsg.: World Bank. Washington, DC 20. September 2018 (worldbank.org [PDF]).
  12. a b c d e f g Municipal waste generation. In: Eurostat. Abgerufen am 30. Oktober 2020.
  13. Welt-Abfall-Index 2022. sensoneo, abgerufen am 3. Juli 2022.
  14. a b c d e Deutschland: Der Müllberg wächst. In: Spiegel Online. 1. Juni 2018 (spiegel.de [abgerufen am 2. Juni 2018]).
  15. Umweltstatistische Erhebungen: Abfallwirtschaft. In: Statistisches Bundesamt. Abgerufen am 27. Mai 2015.
  16. a b c Nils Klawitter: Greenpeace-Studie: Malaysia wird zur deutschen Müllkippe. In: Der Spiegel. Abgerufen am 28. Mai 2020.
  17. So viel Müll wie nie: Verpackungsmüll in Deutschland steigt auf Rekordhoch. In: Der Spiegel. Abgerufen am 27. Oktober 2020.
  18. Polen als Müllkippe Deutschlands: Das Geschäft mit dem illegalen Abfall. 30. August 2019, abgerufen am 19. Februar 2023.
  19. Der Recycling-Mythos 2.0. Abgerufen am 28. Mai 2020.
  20. 2021 wurde 25 % weniger Plastikmüll exportiert als im Vorjahr. destatis Statistisches Bundesamt, abgerufen am 19. Februar 2023.
  21. Kreislaufwirtschaftsgesetz, Volltext
  22. Bayerisches Landesamt für Umwelt: Richtlinie über Abfälle. (Memento vom 3. Februar 2014 im Internet Archive)
  23. Michael Thompson: Mülltheorie über die Schaffung und Vernichtung von Werten. Neuausgabe Auflage. Bielefeld 2021, ISBN 978-3-8376-5224-6.
  24. Sangwon Suh, Shigemi Kagawa: Industrial Ecology and Input-Output Economics: A Brief History. In: Handbook of Input-Output Economics in Industrial Ecology. Band 23. Springer Netherlands, Dordrecht 2009, ISBN 978-1-4020-4083-2, S. 43–58, doi:10.1007/978-1-4020-5737-3_3.
  25. Stefan Laser: Hightech am Ende: Über das globale Recycling von Elektroschrott und die Entstehung neuer Werte. Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-658-30294-8, doi:10.1007/978-3-658-30295-5.
  26. K. Winans, A. Kendall, H. Deng: The history and current applications of the circular economy concept. In: Renewable and Sustainable Energy Reviews. Band 68, Februar 2017, S. 825–833, doi:10.1016/j.rser.2016.09.123 (elsevier.com [abgerufen am 22. August 2022]).
  27. Walter R. Stahel: History of the Circular Economy. The Historic Development of Circularity and the Circular Economy. In: The Circular Economy in the European Union. Springer International Publishing, Cham 2020, ISBN 978-3-03050238-6, S. 7–19, doi:10.1007/978-3-030-50239-3_2.
  28. Mingzhen Lu, Chuanbin Zhou, Chenghao Wang, Robert B. Jackson, Christopher P. Kempes: Worldwide scaling of waste generation in urban systems. 16. August 2022, S. 6 f., arxiv:2208.07917v1.
  29. Territories of Waste. Über die Wiederkehr des Verdrängten. Abgerufen am 9. Oktober 2022.