Abtei St. Bonifaz (München)

Benediktinerkloster in München
(Weitergeleitet von Abtei St. Bonifaz)

Die Abtei St. Bonifaz ist eine Benediktinerabtei in München. Sie gehört der Bayerischen Benediktinerkongregation an und liegt im Kunstareal München. Derzeitiger Abt ist Johannes Eckert. Name von Kirche und Kloster verweisen auf den christlichen Missionar Bonifatius, der von der römisch-katholischen Kirche als „Apostel der Deutschen“ verehrt wird. Das Kirchengebäude wurde 1835 bis 1850 durch König Ludwig I. von Georg Friedrich Ziebland im neubyzantinischen Stil errichtet. Im rechten Seitenschiff der Basilika befindet sich die Grablege mit Sarkophagen König Ludwigs I. und seiner Gemahlin Königin Therese.

Abtei St. Bonifaz München

Geschichte

Bearbeiten
 
Innenraum bis zur Zerstörung
 
Innenraum seit dem Wiederaufbau
 
Sarkophag König Ludwigs I. von Bayern

Das Kloster wurde 1835 von König Ludwig I. gegründet, der durch die Einrichtung neuer Klöster die Tradition des geistlichen Lebens neu beleben wollte. Die Grundsteinlegung erfolgte am 12. Oktober 1835, zur silbernen Hochzeit des Königspaares Ludwig I. und Therese. Die Architektur sollte sich an altchristliche Basiliken anlehnen[1], wie etwa in Rom Alt-St. Peter, Sankt Paul vor den Mauern und Santa Maria Maggiore oder in Ravenna Sant’Apollinare Nuovo und Sant’Apollinare in Classe. 1850 wurde die Klosteranlage, die vom Architekten Georg Friedrich Ziebland entworfen worden war, feierlich eingeweiht. Der Gestaltung des Eingangs zur Kirche diente Leo von Klenze als Vorbild für den Entwurf der Kathedrale St. Dionysius Areopagita in Athen.

Zur materiellen Versorgung der Mönche erwarb Ludwig I. das 1803 säkularisierte Kloster Andechs einschließlich der zugehörigen landwirtschaftlichen Flächen und schenkte es der Abtei. Das Kloster Andechs ist heute ein Priorat der Abtei Sankt Bonifaz. Seitdem entwickelte sich St. Bonifaz zum neuen Hauskloster der Wittelsbacher, deren heutiger Familienfriedhof sich im Garten des Klosters Andechs befindet.[2]

Im Zweiten Weltkrieg, am 25. April 1944 und am 7. Januar 1945, wurde das in unmittelbarer Nähe südlich des Königsplatzes gelegene Kirchengebäude schwer beschädigt und von Hans Döllgast 1945 bis 1950 nur teilweise wieder aufgebaut. Dabei wurde das Kirchenschiff auf etwa ein Drittel der ursprünglichen Länge verkürzt. Von der einst reichen Ausstattung mit Mosaiken und Fresken im Stil römischer Basiliken blieb nichts erhalten.[3] Das Kirchengebäude steht unter Denkmalschutz. Es wurde unter dem Aktenzeichen D-1-62-000-3253 in der Denkmalliste des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege erfasst.[4]

Arbeitsgebiete der Mönche sind die Seelsorge in der Pfarrei, wissenschaftliche Arbeit und Bildungsarbeit, sowie die Betreuung von Obdachlosen. Die Stiftsbibliothek mit Sammelschwerpunkt Mönchtum und Theologie ist eine der größten wissenschaftlichen Privatbibliotheken in Bayern.[5] Auf dem Gelände von St. Bonifaz wurde in den 1990er Jahren die Katholische Hochschulgemeinde der TU München untergebracht. Auf dem Klostergelände wurde 2001 das „Haneberghaus“ eröffnet, das der Obdachlosenhilfe dient.[6]

Ein 1988 ausgeschriebener Wettbewerb ermöglichte die künstlerische Ausgestaltung der Basilika in den Jahren 1993–1996. Der Maler Peter Burkart schuf einen Fries farbiger Gemäldetafeln über den Arkaden, Friedrich Koller das Relief des Innenportals mit dem Motiv der Endzeitrede aus dem Evangelium nach Matthäus. Im linken (westlichen) Seitenschiff hängt eine 15-teilige Kreuzwegfolge mit farbigen Druckgraphiken, die 2015–2017 von Bernd Hendl geschaffen wurden. Davor steht eine Skulptur der hl. Elisabeth von Christine Stadler.[7] In einem sehr niedrigen Glockenträger im Klosterhof hängen in Bodennähe drei Bronzeglocken (as1 - h1 - des2) als das heutige Geläute der Klosterkirche.

Die Orgel von St. Bonifaz wurde 1976/1977 von der Orgelbaufirma Manufacture d’Orgues Muhleisen (Straßburg) erbaut. Das Instrument hat 51 Register und befindet sich zu ebener Erde hinter dem Altar. Die Disposition orientiert sich am französisch-symphonischen Orgelbau des 19. und 20. Jahrhunderts; eine Besonderheit sind die beiden Zungenregister Vox humana 8' und Cromorne 8', deren Mensuren nach Andreas Silbermann angelegt sind. 2011 wurde die Registertraktur/Registrieranlage durch Orgelbau Kaps (Eichenau) erneuert.[8]

I Grand Orgue C–g3

1. Harfenprinzipal 16′
2. Prinzipal 8′
3. Koppelflöte 8′
4. Großquinte 513
5. Prinzipal 4′
6. Spitzflöte 4′
7. Großterz 315
8. Oktave 2′
9. Kornett V (ab c1) 8′
10. Mixtur IV 113
11. Zymbel III 23
12. Trompete 8′
13. Vox humana 8′
Tremulant
II Récit C–g3
14. Bourdon 16′
15. Prinzipal 8′
16. Flute harmonique 8′
17. Gemshorn 8′
18. Vox coelestis (ab c0) 8′
19. Prinzipal 4′
20. Hohlflöte 4′
21. Nazard 223
22. Traversflöte 2′
23. Terz 135
24. Superoktave 1′
25. Mixtur III-IV 2′
26. Fagott 16′
27. Trompette harmonique 8′
28. Oboe 8′
29. Clairon 4′
Tremulant
III Positif C–g3
30. Gedeckt 8′
31. Quintviola 8′
32. Prinzipal 4′
33. Rohrflöte 4′
34. Nazard 223
35. Terz 135
36. Schwiegel 2′
37. Quinte 113
38. None 49
39. Zimbel III 1′
40. Cromorne 8′
Tremulant
Pédale C–f1
41. Prinzipal 16′
42. Subbaß 16′
43. Quinte 1023
44. Oktavbaß 8′
45. Rohrgedackt 8′
46. Choralbaß 4′
47. Nachthorn 2′
48. Mixtur IV 4′
49. Bombarde 16′
50. Trompete 8′
51. Clairon 4′

Literatur

Bearbeiten
  • Birgitta Klemenz (Hrsg.): Lebendige Steine. St. Bonifaz in München, 150 Jahre Benediktinerabtei und Pfarrei; eine Ausstellung der Benediktinerabtei St. Bonifaz München und Andechs und des Bayerischen Hauptstaatsarchivs zum 150. Jubiläum der Gründung durch König Ludwig I.; München, 17. November 2000 bis 14. Januar 2001. In: Ausstellungskataloge der Staatlichen Archive Bayerns; 42, Verlag Archiv der Abtei St. Bonifaz, München 2000, ISBN 3-921635-60-8.
  • Odilo Lechner: Bilder als Weggeleit – Betrachtungen zur Bildwelt der Basilika St. Bonifaz in München, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2014, ISBN 978-3-89870-886-9.
Bearbeiten
Commons: Abtei St. Bonifaz (München) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Martha Schad: Bayerns Königinnen, 2. Auflage, Piper, München 2008, S. 116, ISBN 978-3-492-25298-0.
  2. Franz von Bayern mit Marita Krauss: Zuschauer in der ersten Reihe. Erinnerungen. 4. Auflage, C. H. Beck, München 2023, S. 210–211, ISBN 978-3-406-79708-8.
  3. Regierungsbezirk Oberbayern. Landeshauptstadt München: Baudenkmäler. E-1-62-000-30. (PDF) Abgerufen am 14. Juni 2024.
  4. St. Bonifaz in der Bayerischen Denkmalliste für die Stadt München, S. 420. (PDF; 2,0 MB) Abruf am 14. Juni 2024.
  5. Sankt Bonifaz - Bibliothek, Hrsg. Benediktinerabtei St. Bonifaz in München und Andechs München. Abgerufen am 14. Juni 2024.
  6. Keine Vorschriften machen, sondern Türen auftun. Obdachlosenhilfe St. Bonifaz im Haneberghaus, Hrsg. Benediktinerabtei Sankt Bonifaz, abgerufen am 14. Juni 2024.
  7. Odilo Lechner: Bilder als Weggeleit – Betrachtungen zur Bildwelt der Basilika St. Bonifaz in München, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2014, ISBN 978-3-89870-886-9.
  8. Chronolog. 2010–2019. In: Internetpräsenz. Christoph und Matthias Kaps GbR, abgerufen am 14. Juni 2024.

Koordinaten: 48° 8′ 38,1″ N, 11° 33′ 50,2″ O