Adolf von Oeynhausen

deutscher Regierungsbeamter (NSDAP) und SS-Führer
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Friedrich Adolf Karl August Roderich Freiherr von Oeynhausen (* 27. August 1877 in Holthausen, Kreis Büren; † 7. Juni 1953 auf Gut Grevenburg in Sommersell bei Nieheim) war ein deutscher Regierungsbeamter und SS-Brigadeführer.

Adolf von Oeynhausen

Adolf von Oeynhausen entstammte der westfälischen Adelsfamilie von Oeynhausen. Er war der Sohn des Börries von Oeynhausen, einem früheren Landrat des Kreises Büren. Nach seinem Abitur auf der Landesschule Pforta studierte Oeynhausen Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Lausanne, München, Berlin und Marburg. Nach dem Rechtsreferendariat betätigte er sich u. a. als Hilfsarbeiter des Vorstands der Landesversicherungsanstalt Hessen-Nassau. Während des Ersten Weltkrieges war er von 1914 bis 1917 Delegierter beim Kaiserlichen Militärinspekteur der freiwilligen Krankenpflege und leitete von 1915 bis 1919 den Ausschuss für kriegsgefangene Deutsche in Oberschlesien.[1] Schon 1912 war er Mitglied der Finanzverwaltung geworden. Nach dem Weltkrieg stieg er zum Oberregierungsrat und zum Leiter des Finanzamtes in Hildesheim auf. 1924 fiel Oeynhausen der Personalabbauverordnung zum Opfer und wurde entlassen. Danach kümmerte er sich um die Bewirtschaftung des Familienguts Grevenburg.[2]

Oeynhausen wurde auf Betreiben des NSDAP-Gauleiters Alfred Meyer zum 1. April 1933 kommissarisch und zum 16. Juni 1933 endgültig als Regierungspräsident ernannt, weil er als zuverlässiger Nationalsozialist galt.[3][4]

Zur Zeit des Deutschen Kaiserreiches war Oeynhausen Mitglied der Deutschkonservativen Partei und gehörte von 1907 bis 1918 dem Kreistag des Kreises Höxter an. Nach Ende des Ersten Weltkrieges betätigte er sich in der Organisation Escherich und dem Westfalenbund. Danach war er Mitglied der DNVP und später deren paramilitärischer Organisation Stahlhelm. Anfang September 1931 wurde er Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 623.499). Später war er u. a. Gaufachberater für Beamtenfragen. Er war Mitglied im Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen (BNSDJ), der NSV und des Reichskolonialbundes. Des Weiteren war er förderndes Mitglied der SS, trat am 9. November 1937 der SS bei (SS-Nr. 289.217) und wurde sogleich Sturmbannführer.[5] Er erreichte Ende Januar 1941 den Rang eines SS-Brigadeführers.[1] Von 1933 bis 1943 war Oeynhausen Regierungspräsident des preußischen Regierungsbezirks Minden in der Provinz Westfalen. 1943 schied er aus dem Staatsdienst aus, da es zunehmend zu Differenzen mit dem NSDAP-Gauleiter Alfred Meyer gekommen war, die auch durch Oeynhausens Haltung in Kirchenfragen ausgelöst wurden.[6][7] Meyer sorgte für eine ehrenvolle Verabschiedung Oeynhausens. Er drängte auf die Anwesenheit des Reichsinnenministers oder wenigstens seines Staatssekretärs bei der offiziellen Feier und sorgte dafür, dass Oeynhausen für die Verleihung des Goldenen Parteiabzeichens und die Verleihung der Ehrenbürgerwürde von Bad Oeynhausen vorgeschlagen wurde.[8]

1943 wurde er Vereinsführer der Heilstätten Lippspringe (Auguste-Viktoria und des Cecilienstifts). Von 1945 bis 1947 wurde er im britischen Internierungslager Staumühle interniert.[9] Im Entnazifizierungsverfahren im Jahr 1949 wurde er in die Kategorie IV (= Mitläufer) eingestuft.[6]

Oeynhausen galt als überzeugter Nationalsozialist mit Verbindungen in die Berliner Parteispitze der NSDAP. Er beherbergte Adolf Hitler im Januar 1933 im legendären Lipper „Durchbruchswahlkampf“ als persönlichen Gast auf seinem Gut Grevenburg. Adolf von Oeynhausen schlug in seiner Amtszeit Heinrich Himmler die Wewelsburg als „Reichsführerschule der SS“ vor.[10][11][12]

Privates

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Adolf von Oeynhausen war evangelisch-lutherischer Konfession, in erster Ehe mit Ursula von Arenstorff-Oyle liiert, 1919 geschieden. Aus dieser Ehe waren keine Kinder. 1923 heiratete er in Hildesheim Elisabetha Emma Marie Irmelis Hedwig Hanna Jutta, geb. Höpfner, Tochter des Konteradmirals Wilhelm Höpfner (1861–1951). Das Paar hatte drei Söhne und zwei Töchter. Die Tochter Ulrike von Oeynhausen war Patenkind Adolf Hitlers.[13] 1933 wurde Freiherr von Oeynhausen Ehrenbürger von Büren.[9]

Adolf von Oeynhausen war seit 1913 Ehrenritter und seit 1927 Rechtsritter des Johanniterordens, Westfälische Genossenschaft.[14] Ungeklärt bleibt sein zwischenzeitlicher Werdegang, da nach einer Scheidung zumeist der Austritt nahe lag. Auch seine weitere Mitgliedschaft ist vakant, da durch die Angehörigkeit in der NSDAP der Austritt durch den sogenannten Heß-Erlass ab 1938 obligat gewesen wäre, in den Johanniter-Ordensblättern und deren Nachweisungen bis 1940 keine direkte Verlautbarung dazu vorliegt.

Literatur

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  • Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen von Flotow, Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser. A (Uradel). Band II, Band 13 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke Verlag, Glücksburg / Ostsee 1956, S. 354. ISSN 0435-2408
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Aktualisierte 2. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
  • Joachim Lilla: Leitende Verwaltungsbeamte und Funktionsträger in Westfalen und Lippe (1918–1945/46). Biographisches Handbuch. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen. 22, A, 16 = Geschichtliche Arbeiten zur westfälischen Landesforschung. Wirtschafts- und sozialgeschichtliche Gruppe. 16, Aschendorff, Münster 2004, ISBN 3-402-06799-4, S. 249.
  • Hedwig Schrulle: Verwaltung in Diktatur und Demokratie – Die Bezirksregierungen Münster und Minden/Detmold von 1930 bis 1960. Schöningh, Paderborn, München 2008, ISBN 978-3-506-76593-2.
  • Hedwig Schrulle: Die Regierungspräsidenten in Minden während der NS-Zeit. Verwaltungshandeln im diktatorischen Machtstaat. Hrsg. Bezirksregierung Detmold, Detmold 2014. Digitalisat
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Einzelnachweise

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  1. a b Joachim Lilla: Leitende Verwaltungsbeamte und Funktionsträger in Westfalen und Lippe (1918–1945/46). Biographisches Handbuch. Münster 2004, S. 231 f.
  2. Hedwig Schrulle: Die Regierungspräsidenten in Minden während der NS-Zeit. Verwaltungshandeln im diktatorischen Machtstaat. Hrsg. Bezirksregierung Detmold. Detmold 2014, S. 26.
  3. Freiherr von Oeynhausen im Amt. | Festlicher Empfang des neuen Regierungspräsidenten. In: Westfälische Neueste Nachrichten. 3. April 1933, abgerufen am 15. Mai 2019.
  4. Ernst Siemer: Die Bezirksregierung in Ostwestfalen 1816–1991. Hrsg.: Der Regierungspräsident Detmold. 1. Auflage. Detmold 1991, ISBN 3-926505-04-4.
  5. Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP (SS). Stand vom 1. Dezember 1938, mit Berichtigungsh.: Stand vom 15. Juni 1939, Unveränd. Nachdr. der Ausg. Berlin 1938 und 1939. In: SS-Personalkanzlei/NSDAP/Brünn Meyer (Hrsg.): DAL der SS der NSDAP. S2-Hauptamt, Nr. 574. Biblio-Verlag, Osnabrück 1996, ISBN 3-7648-2487-5, S. 50–51 (d-nb.info [abgerufen am 9. Februar 2023] Reprint der Original-Ausgabe von 1938. Nr. 902).
  6. a b Ernst Siemer: Die Bezirksregierung in Ostwestfalen 1816–1991. Hrsg.: Der Regierungspräsident Detmold. 1. Auflage. Detmold 1991, ISBN 3-926505-04-4, S. 151.
  7. Hedwig Schrulle: Die Regierungspräsidenten in Minden während der NS-Zeit. Verwaltungshandeln im diktatorischen Machtstaat. Hrsg. Bezirksregierung Detmold. Detmold 2014, S. 26.
  8. Hedwig Schrulle: Die Regierungspräsidenten in Minden während der NS-Zeit. Verwaltungshandeln im diktatorischen Machtstaat. Hrsg. Bezirksregierung Detmold. Detmold 2014, S. 26.
  9. a b Archive in NRW (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive). Abgerufen am 7. April 2024.
  10. Markus Wicke: SS und DRK. Das Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. 1937–1945.
  11. Friedhelm Wittenberg: Zum Nationalsozialismus und Kirchenkampf in Jöllenbeck: Der SA-Überfall auf Missionar Ewald Schildmann im Jahre 1936 (PDF; 1,0 MB)
  12. Internet-Portal „Westfälische Geschichte“ (Hrsg.); Kirsten John-Stucke: 22. September 1934 – Übernahme der Wewelsburg durch Heinrich Himmler
  13. Margret von Falck: Eine Kindheit in Minden (1934–1949)
  14. Gesamtliste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem. Nach dem Stand vom 10. März 1931, Eigenverlag, Berlin 1931, S. 290.