Adolph Schroedter
Adolph Schroedter (* 28. Juni 1805 in Schwedt/Oder; † 9. Dezember 1875 in Karlsruhe) war ein deutscher Maler und Grafiker der Düsseldorfer Malerschule und gilt als Pionier der deutschen Comics.
Leben
BearbeitenAdolph Schroedter wurde 1805 als Sohn eines Kupferstechers geboren. Er erlernte seit 1820 in Berlin als Schüler des Grafikers Ludwig Buchhorn die Kupferstecherkunst und widmete sich seit 1827 der Malerei an der Berliner Kunstakademie. 1829 wechselte er zu Wilhelm Schadow an die Kunstakademie Düsseldorf, an der er bis 1836 studierte. In Düsseldorf blieb er bis 1848. Dort gehörte er auch dem Künstlerverein Malkasten an. Zwischen 1836 und 1842 war der Russe Lawr Kusmitsch Plachow sein Schüler.
1839 verlobte er sich in Düsseldorf mit Alwine, geborene Heuser aus Gummersbach. Im Juni 1840 heiratete er sie. In ihrer Beziehung ermunterte er sie, sich künstlerisch zu betätigen. Schon ihre älteren Schwestern Louise Wüste und Adeline Jaeger waren Malerinnen der Düsseldorfer Schule.
Seit 1847 wirkte Schroedter durch sozialkritische und politische Zeichnungen an den Düsseldorfer Monatheften mit.[1] 1846 und 1847 fungierte Schroedter außerdem als Präsident des Allgemeinen Vereins der Carnevals-Freunde zu Düsseldorf.[2] 1848 unternahm er eine Studienreise nach London.
1848 bis 1849, Schroedter lebte mit Frau in Frankfurt am Main, arbeitete er zusammen mit Johann Hermann Detmold an der Parodie Thaten und Meinungen des Herrn Piepmeyer, Abgeordneten zur constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Mayn.
1854 kehrten Adolph und Alwine Schroedter nach Düsseldorf zurück. In der Pfannenschoppenstraße 35 (später Klosterstraße im Stadtteil Stadtmitte),[3] im ehemaligen Haus von Johann Wilhelm Schirmer, waren sie unmittelbare Nachbarn des Künstlerpaares Marie und Rudolf Wiegmann und Karl Ferdinand Sohn.
1859 erhielt Schroedter einen Ruf als Professor der Ornamentik an das Karlsruher Polytechnikum und blieb es bis 1872. 1854 hatte der Großherzog von Baden, Friedrich I., die Großherzoglich Badische Kunstschule in Karlsruhe gegründet und als ihren ersten Direktor den Landschaftsmaler Johann Wilhelm Schirmer aus Düsseldorf berufen. Diesem folgten 1855 Ludwig Des Coudres als Professor für Figurenmalerei und 1858 Carl Friedrich Lessing als Galeriedirektor.
Familie
BearbeitenAdolph Schroedter war seit 1840 mit Alwine Heuser (1820–1892) aus Gummersbach verheiratet, die eine Nichte von Henriette Jügel war und als Blumen- und Arabeskenmalerin bekannt wurde. Deren ältere Schwester, Ida Heuser, wurde 1841 die Ehefrau des Malers Carl Friedrich Lessing. Eine Tochter Schroedters, Malwine, heiratete 1871 den Maler und späteren Direktor der Königlichen Akademie der Künste in Berlin, Anton von Werner.
Œuvre
BearbeitenAdolf Schroedter besaß ein ungemein vielseitiges Talent. Einen Namen machte er sich als Maler, als Illustrator humoristischer Dichtungen, als Kupferstecher, Radierer, Holzschnittzeichner und Lithograf, als politischer Satiriker und Schriftsteller, als Botaniker und Schöpfer reizvoller Ornamente und Arabesken. Rezipiert wurde er als geistvoll, sinnreich und von einer hervorstechenden Erfindungsgabe. Neben Johann Peter Hasenclever, Rudolf Jordan, Jakob Becker und Carl Wilhelm Hübner zählt er zu den bedeutenden Vertretern der Düsseldorfer Genremalerei. In einigen seiner Hauptwerke trat er der gefühlsbetont melancholischen Richtung der Düsseldorfer Akademie entgegen.[4] Als Maler, Karikaturist und Zeichner nahm er Elemente des Comics vorweg. Seine Auffassung des Don Quichotte ist typisch geworden und wurde von Heinrich Heine gelobt.[5] Zum Monogramm hatte Schroedter den Pfropfenzieher erwählt, den er in einem originellen Blatte Der Traum von der Flasche allegorisch verherrlichte.
In Erscheinung trat er auch in friesartigen Kompositionen wie Rheinische Bauernkirchweih (auf vergoldetes Zinkblech gemalt, 22 m lang, 65 cm hoch, 1847), Der Triumphzug des Königs Wein (1852), Rheinwein, Maitrank, Punsch und Champagner (1852), Die vier Jahreszeiten (1854, Galerie zu Karlsruhe), die er in Aquarell ausführte. Ferner lieferte er Illustrationen zu Peter Schlemihl, Musäus’ Volksmärchen, Uhlands Werken etc. und zu Detmolds Leben und Thaten des Abgeordneten Piepmeier (1848). Er schrieb Das Zeichnen als ästhetisches Bildungsmittel (Frankfurt am Main, 1853) und gab eine Schule der Aquarellmalerei (Bremen 1871) heraus.
Werkauswahl
Bearbeiten- 1831: Der sterbende Abt
- 1832: Die trauernden Lohgerber, Öl auf Holz (Frankfurt am Main: Städtische Galerie im Städelschen Kunstinstitut), worin er die sentimentale Richtung der Düsseldorfer Schule persiflierte
- 1832: Die Weinprobe (Nationalgalerie in Berlin)
- 1833: Rheinisches Wirtshaus (Nationalgalerie in Berlin)
- 1834: Don Quijote in der Studierstube lesend (Nationalgalerie in Berlin)
- 1842: Münchhausen erzählt seine Jagdabenteuer (Hamburger Kunsthalle)
- 1851: Malvolio bei Olivia
- Illustrirtes Kräuterbuch. Aquarelle, 1870. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
- Arabesken-Fries, 1848. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
- Gemälde und Illustrationen nach Szenen aus Don Quichotte, denen sich mehrere Darstellungen des Falstaff ebenbürtig anreihen; ferner Episoden aus Münchhausen, Till Eulenspiegel, Viel Lärm um nichts; dann Faust in Auerbachs Keller (1848), der Rattenfänger von Hameln (1851), Zwei Mönche im Klosterkeller (1863), Hans Sachs (1866) u. a.
- Studien zur Aquarell-Malerei. Mit besonderer Beziehung auf Blumen, Ornamentik und Initialen. Vorzüglich dem Selbstunterrichte der Damen gewidmet, 1872. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
Ausstellungen (Auswahl)
Bearbeiten- 2009/2012: Adolf Schroedter. Humor und Poesie im Biedermeier, in der Städtischen Galerie Karlsruhe
Illustrationen (Auswahl)
BearbeitenDigitalisierte Ausgaben der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf:
- In: Adelbert von Chamisso’s Werke. Band 4: Gedichte. Adelberts Fabel. Peter Schlemihl. Weidmann, Leipzig 1836 (digitalisierte Ausgabe).
- In: Robert Reinick: Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. Zwischen 1836 und 1852.
- Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. Schulgen-Bettendorff, Düsseldorf 1838, farbige Mappen-Ausgabe (digitalisierte Ausgabe).
- Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. Schulgen-Bettendorff, Düsseldorf 1838 (digitalisierte Ausgabe).
- Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. Buddeus, Düsseldorf zwischen 1839 und 1846 (Digitalisierte Ausgabe).
- Lieder eines Malers mit Randzeichnungen seiner Freunde. - Leipzig : Vogel, ca. 1852 (digitalisierte Ausgabe).
- Ihren Freunden empfehlen sich als Verlobte Adolf Schrödter und Allwiena Heuser. September 1839. Düsseldorf Gummersbach. Düsseldorf 1839 (digitalisierte Ausgabe).
- In: Album deutscher Künstler in Originalradirungen. Buddeus, Düsseldorf 1841 (digitalisierte Ausgabe).
- In: Johann Karl Musäus, Julius Ludwig Klee (Hrsg.): Volksmährchen der Deutschen. Mit Holzschnitten nach Originalzeichnungen, Mayer und Wigand, Leipzig 1842 (digitalisierte Ausgabe).
- In: Deutsche Dichtungen mit Randzeichnungen deutscher Künstler. Zwei Bände, Buddeus, Düsseldorf 1843 (digitalisierte Ausgabe).
- In: Album deutscher Dichter. Mit 36 Original-Zeichnungen deutscher Künstler (A. v. Schroeter, J. B. Sonderland, Theod. Hosemann, A. Menzel, v. Kloeber, F. Holbein, Rosenfelder u. a.), Hofmann, Berlin 1848 (digitalisierte Ausgabe).
- Johann Hermann Detmold: Thaten und Meinungen des Herrn Piepmeyer, Abgeordneten zur constituierenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main. Jügel, Frankfurt am Main 1848–1849 (digitalisierte Ausgabe).
- Thaten und Meinungen des Herrn Piepmeyer. Hefte 1–6 und Buch: Zeichnungen Adolph Schroedter, Text Hermann Detmold. Carl Jügel, Frankfurt am Main 1849 (digitalisierte Ausgabe).
- In: Märchen und Sagen für Jung und Alt. Arnz, Voß, Düsseldorf 1857, Band 2 (digitalisierte Ausgabe).
- Till Eulenspiegels auserlesene Schwänke. Nach den ältesten Drucken hergestellt von Karl Simrock. Arnz, Düsseldorf 1857 (digitalisierte Ausgabe).
- Was ihr wollt, 1859 (digitalisierte Ausgabe).
- In: Friedrich Rückert’s Liebesfrühling. Sauerländer, Frankfurt am Main zwischen 1861 und 1874 (digitalisierte Ausgabe).
- Sechs Bilder zum Don Quixote. Erfunden und radirt von A. Schrödter. Meyer, Altona 1863 (digitalisierte Ausgabe).
- In: Ludwig Eichrodt: Deutsches Knabenbuch. Hundert Gestalten in Wort und Bild. Schauenburg, Lahr 1864 (digitalisierte Ausgabe).
- In: Friedrich Bodenstedt (Hrsg.): Album deutscher Kunst und Dichtung. Mit Holzschnitten nach Originalzeichnungen der Künstler, ausgeführt von R. Brend’amour. Grote, Berlin 1867 (digitalisierte Ausgabe).
- In: Frauen-Brevier für Haus und Welt. Eine Auswahl der besten Stellen aus namhaften Schriftstellern über Frauenleben und Frauenbildung. 7. Auflage, Amelang, Leipzig 1893 (digitalisierte Ausgabe):
Literatur
Bearbeiten- Max Georg Zimmermann: Schroedter, Adolph. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 545–548.
- Georg Kaspar Nagler: Neues allgemeines Künstler-Lexicon. Verlag E.A. Fleischmann, München 1846, Band 16 (Schoute.–Sole.), S. 24–28.
- Bruno Golz: Schrödter, Adolph. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 30: Scheffel–Siemerding. E. A. Seemann, Leipzig 1936, S. 290–291 (biblos.pk.edu.pl).
- Rudolf Theilmann: Schroedter (Schrödter), Adolph. In: Lexikon der Düsseldorfer Malerschule 1819–1918. Hrsg. vom Kunstmuseum Düsseldorf im Ehrenhof und von der Galerie Paffrath, Düsseldorf, Band 3, München 1998, S. 238–242.
- Die Selbstvermarktung von Adolph Schroedter. In: Nadine Müller: Kunst & Marketing. Selbstvermarktung von Künstlern der Düsseldorfer Malerschule und das Düsseldorfer Vermarktungssystem 1826–1869. Dissertation Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7954-2342-1, S. 194–276.
- Henning Repetzky: Schrödter, Adolf. In: De Gruyter Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Walter de Gruyter, Berlin 2010 ff., ISBN 978-3-598-23033-2, Band 102: Schleime – Seitter (2019), S. 221.
Weblinks
Bearbeiten- Literatur von und über Adolph Schroedter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Adolph Schroedter in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Johann Karl August Musäus: Chronika der drei Schwestern. Mit Illustrationen von Adolph Schroedter
- Sonderausstellung Adolf Schroedter. Von Düsseldorf nach Karlsruhe, 12. Dezember 2009 bis 5. April 2010 in der Städtischen Galerie Karlsruhe
- Schroedter, Adolf. Hessische Biografie. (Stand: 12. Oktober 2024). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hanna Gagel: Die Düsseldorfer Malerschule in der politischen Situation des Vormärz und 1848. In: Wend von Kalnein (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1979, ISBN 3-8053-0409-9, S. 82 ff.
- ↑ Christina Frohn: „Löblich wird ein tolles Streben, wenn es kurz ist und mit Sinn“ – Karneval in Köln, Düsseldorf und Aachen 1823–1914. Inauguraldissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn 1999, S. 291 (PDF ( vom 2. April 2015 im Internet Archive))
- ↑ Schroedter, Adolph, Maler, Pfannenschoppenstraße 35, in Adreß-Buch der Bürgermeisterei Düsseldorf, 1856, S. 164
- ↑ Ute Ricke-Immel: Die Düsseldorfer Genremalerei. In: Wend von Kalnein: Die Düsseldorfer Malerschule. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1979, ISBN 3-8053-0409-9, S. 152 ff.
- ↑ Hans-Dieter Fronz: Der Korkenzieher war sein Signet. Artikel vom 7. Januar 2010 im Portal badische-zeitung.de, abgerufen am 16. August 2014
- ↑ Deutsche Reichs-Wappen Spinne. Webseite im Archivportal-D, abgerufen am 13. März 2017
Personendaten | |
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NAME | Schroedter, Adolph |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler und Grafiker der Düsseldorfer Malerschule |
GEBURTSDATUM | 28. Juni 1805 |
GEBURTSORT | Schwedt/Oder |
STERBEDATUM | 9. Dezember 1875 |
STERBEORT | Karlsruhe |