Adria Airways

ehemalige slowenische Fluggesellschaft
(Weitergeleitet von Adria Aviopromet)

Adria Airways war die größte Fluggesellschaft Sloweniens mit Sitz in Ljubljana und Basis auf dem Flughafen Ljubljana. Sie war Mitglied der Luftfahrtallianz Star Alliance. Adria Airways stellte den Betrieb aufgrund von Zahlungsunfähigkeit Ende September 2019 ein.[5][6]

Adria Airways
Logo der Adria Airways
Airbus A319-100 der Adria Airways
IATA-Code: JP
ICAO-Code: ADR[1]
Rufzeichen: ADRIA[1]
Gründung: 1986 (1961 als Adria Aviopromet)
Betrieb eingestellt: 2019
Sitz: Ljubljana,
Slowenien Slowenien
Drehkreuz: * Ljubljana
Heimatflughafen: Ljubljana
Unternehmensform: Aktiengesellschaft
IATA-Prefixcode: 165
Leitung: Holger Kowarsch[2] (CEO)
Mitarbeiterzahl: 500 (2019)
Umsatz: 146 Millionen[3] (2013)
Fluggastaufkommen: 1,3 Mio.[4] (2016)
Allianz: Star Alliance
Vielfliegerprogramm: Miles & More
Flottenstärke: 18
Ziele: national und international
Website: www.adria.si
Adria Airways hat den Betrieb 2019 eingestellt. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor Einstellung des Betriebes.

Geschichte

Bearbeiten
 
Douglas DC-6 der Inex-Adria Airways, Paris 1971
 
Rombac 1-11 der Adria Airways, Düsseldorf 1987
 
Fokker 100 der Adria Airways, Frankfurt 2008

Am 14. März 1961 wurde Adria Aviopromet in Jugoslawien als Charterfluggesellschaft gegründet und übernahm in der zweiten Jahreshälfte vier DC-6B. Die ersten Charterflüge wurden Mitte 1962 in den Mittleren Osten und nach Nordafrika durchgeführt. Die erste regelmäßige Verbindung wurde im September des Jahres zwischen Belgrad und Algier eingerichtet. 1963 wurde die Strecke Belgrad–Conakry eröffnet.[7] Nach der Fusion mit InterExport firmierte das Unternehmen ab 1968 als Inex-Adria Aviopromet (Inex-Adria Airways). Im Juni 1976 wurde der Flughafen Maribor, nahe der österreichischen Grenze, eröffnet. Die Inex-Adria Airways konnte auf viele Kunden speziell aus Österreich zählen, da sie weit billigere Flüge in das europäische Ausland anbot als seinerzeit die Austrian Airlines. Bereits in den 1970er-Jahren wurden Charterflüge aus Deutschland angeboten, zum Beispiel von Düsseldorf in das dalmatische Split. In den 1980er-Jahren wurde dann auch der Liniendienst aufgenommen. Im Jahr 1985 wurde als erstes deutsches Ziel der Flughafen München-Riem in den Flugplan aufgenommen.

Im Jahr 1986 wurde der Name in Adria Airways geändert. Im Jahr 1989 übernahm die Gesellschaft ihren ersten Airbus A320-200; damit war sie der Erstkunde dieses Flugzeugmusters. Die Gesellschaft wurde im selben Jahr Mitglied der IATA. Als es 1991 beim Zerfall Jugoslawiens zum 10-Tage-Krieg in Slowenien kam, brachte die Adria Airways ihre Flugzeuge auf dem nahegelegenen österreichischen Flughafen Klagenfurt in Sicherheit und konnte sofort nach der Unabhängigkeit Sloweniens den Flugverkehr wieder aufnehmen.

Die Adria Airways wurde im Dezember 2004 regionales Mitglied und im Januar 2010 Vollmitglied der Star Alliance.[8]

Im Dezember 2010 wurde berichtet, dass die Adria Airways Schulden in Höhe von 86 Millionen Euro angehäuft hatte.[9] Im Januar 2011 trat der langjährige CEO Tadej Tufek zurück. Nachfolger wurde Klemen Boštjančič.[10]

Hauptanteilseigner mit knapp 90 % waren damals die Republik Slowenien und die Nova Ljubljanska banka.[11] Am 1. August 2012 wurde die Adria Airways offiziell zum Verkauf ausgeschrieben. Insgesamt sollten 74,87 % der Anteile, die zuvor dem slowenischen Staat, dem slowenischen Investor PDP, dem Erzbistum Maribor und vier Banken gehört hatten, verkauft werden. Eine Privatisierung der Airline war schon seit längerer Zeit geplant. Nachdem in den vorangegangenen Jahren ständig Verluste eingeflogen worden waren, sollte die Airline durch diese Maßnahmen bis 2013 wieder in die schwarzen Zahlen kommen.[12] Die Privatisierung kam nicht zustande. Für das erste Halbjahr 2013 konnte schließlich eine deutliche Reduzierung der Verluste von 7,7 auf unter 1,5 Millionen Euro sowie gestiegene Auslastung vermeldet werden. Dennoch war der Verkauf von Bürogebäuden und der eigenen Flugschule geplant.[13]

Nach einem Verlust in der Höhe von 9,2 Millionen Euro im Jahr 2015[14] übernahm im Januar 2016 die deutsche 4K Invest AG 91,6 % der Adria Airways[15] und bestellte den Österreicher Arno Schuster zum CEO.[16] Schuster legte ein Sparprogramm auf, jedoch wurde ein späterer Ausbau des Drehkreuzes Ljubljana sowie des Charterflug- und Wet-Leasinggeschäftes angekündigt.[14]

Im November 2018 wurde Adria Airways als neuer Kunde des Suchoi Superjet 100 verkündet. Adria sollte 15 Superjets erhalten. Gleichzeitig war ein kooperativer Wartungs- und Reparaturbetrieb der Gesellschaft und des Herstellers vorgesehen, um den bisher mangelhaften After-Sales-Support der Maschine zu verbessern. Adria konnte jedoch keinen Vertrag verhandeln, der ihr eine faire und stabile Langzeit-Partnerschaft versprach.[17][18]

Am 23. September 2019 wurde der Flugbetrieb wegen Liquiditätsproblemen für mindestens zwei Tage ausgesetzt; mehrere Leasinggeber zogen alle drei zu diesem Zeitpunkt betriebenen Airbus A319 und fünf weitere Canadair Regional Jets ab. Nachdem das Unternehmen am 27. September angekündigt hatte, den Flugbetrieb in begrenzter Form bis zum 30. September aufrechtzuerhalten, um weiter nach einem strategischen Partner suchen zu können, trat Adria Airways am Monatsende wegen Zahlungsunfähigkeit schließlich ins Insolvenzverfahren ein. Der Flugbetrieb wurde eingestellt.[19][20][21]

Flugziele

Bearbeiten
 
Flugziele der Adria Airways

Adria Airways bediente von ihrer Basis Ljubljana aus 24 Ziele in ganz Europa. Im deutschsprachigen Raum wurden Frankfurt, München, Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Wien und Zürich bedient.[22] Ab Oktober 2018 wurden zudem von einer am Flughafen Paderborn/Lippstadt stationierten Maschine Zürich, Wien und London angeflogen.[23]

Zudem bestanden Codeshare-Abkommen beispielsweise mit Austrian Airlines, Lufthansa und Swiss.

 
Bombardier CRJ900 der Adria Airways
 
de Havilland Canada DHC-7 der Adria Airways, Stuttgart 1989
 
Boeing 737-528 Adria Airways, Zürich 2008

Flotte bei Betriebseinstellung

Bearbeiten

Mit Stand September 2019 bestand die Flotte der Adria Airways aus 18 Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von 16,7 Jahren:[24]

Flugzeugtyp Anzahl bestellt Anmerkungen Sitzplätze
Airbus A319-100 03 142 / 144
Bombardier CRJ700ER 02 70 / 72
Bombardier CRJ900LR 07 86 / 90
Saab 2000 06 50
Gesamt 18

Zuvor eingesetzte Flugzeuge

Bearbeiten

Zuvor betrieb Adria Airways unter ihren diversen Namen folgende Flugzeugtypen:[25][26][27]

Zwischenfälle

Bearbeiten

Die Adria Airways, beziehungsweise die damalige Inex-Adria, verzeichnete in ihrer Geschichte vier Unfälle, allesamt mit Todesopfern, einen davon unter Egyptair-Flugnummer.[28] Dabei wurden 398 Menschen getötet; bei drei der vier Unfälle gab es keine Überlebenden.

 
Die am 30. Oktober 1975 verunglückte DC-9-32 der Inex-Adria, Düsseldorf 1973
  • Am 30. Oktober 1975 flog eine aus Tivat kommende Douglas DC-9-32 (YU-AJO) beim Landeanflug acht Kilometer vor dem Flughafen Prag in einen Hügel. Während des Unfallzeitpunkts herrschte Nebel mit Sichtweiten unter 1500 Meter. Unfallursache war ein CFIT (Controlled flight into terrain). Von den 120 Flugzeuginsassen starben 75.[30]
  • Am 10. September 1976 kollidierte eine Douglas DC-9-32 (YU-AJR) im Reiseflug auf dem Weg von Split nach Köln/Bonn mit einer Maschine der British Airways. Alle 108 Passagiere (darunter 107 Touristen aus Deutschland) sowie die fünf Besatzungsmitglieder der Inex-Adria-Maschine kamen ums Leben (siehe auch Flugzeugkollision von Zagreb).[31]

Tochtergesellschaften

Bearbeiten
  • Amadeus Slovenia (95 % in Besitz von Adria Airways)[33]
  • Adria Airways Kosovo (100 % in Besitz von Adria Airways)[33]
  • Darwin Airline – betrieb Flüge im Namen Adria Airways Switzerland (100 % in Besitz der gemeinsamen Muttergesellschaft 4K Invest)[34]

Siehe auch

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Adria Airways – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Designators for Aircraft Operating Agencies, Aeronautical Authorities and Services. ICAO Doc 8585. 197. Auflage. International Civil Aviation Organization, 2021, ISBN 978-92-9265-522-8, ISSN 1014-0123.
  2. Adria Airways baut die Flotte aus. In: aeroTELEGRAPH. 29. Juni 2018, abgerufen am 10. November 2020.
  3. Geschäftsjahresergebnisse der Adria Airways 2013 (Memento vom 15. November 2015 im Internet Archive; PDF) (englisch) abgerufen am 14. Mai 2023
  4. Etihad beendet Schweizer Abenteuer. In: aeroTELEGRAPH. 20. Juli 2017, abgerufen am 20. Juli 2017.
  5. Slowenische Airline in Geldnot: Adria Airways gegroundet. In: Blick. 24. September 2019, abgerufen am 24. September 2019.
  6. Flugzeuge von Adria Airways bleiben wegen Geldnot vorerst am Boden. In: Der Standard. Abgerufen am 24. September 2019 (österreichisches Deutsch).
  7. Heinz A.F. Schmidt: Luftverkehr an der Adria. In: Flieger-Jahrbuch 1965. Transpress, Berlin 1964, S. 71.
  8. staralliance.com – Adria Airways (Memento vom 27. März 2012 im Internet Archive) abgerufen am 27. Oktober 2010
  9. bloomberg.com – Slovenia’s Adria Airways May File for Bankruptcy, TVS Reports (englisch) 15. Dezember 2010
  10. aero.de – Atempause für Adria Airways (Memento vom 18. Januar 2012 im Internet Archive) abgerufen am 3. Oktober 2015
  11. @1@2Vorlage:Toter Link/www.adria.siEigentümerstruktur (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven)
  12. aero.de – Adria Airways zum Verkauf ausgeschrieben abgerufen am 3. Oktober 2015
  13. austrianaviation.net – Adria: Flugschule lockt China Southern 26. August 2013
  14. a b So will Adria Airways wieder wachsen. In: aeroTELEGRAPH. 12. September 2016, abgerufen am 7. Dezember 2016.
  15. Majority share takeover of Adria Airways d.d. completed. Adria.si, archiviert vom Original am 15. April 2016; abgerufen am 16. April 2016. abgerufen am 14. Mai 2023
  16. Adria Airways – Company Profile. Adria.si, archiviert vom Original am 18. April 2016; abgerufen am 16. April 2016. abgerufen am 14. Mai 2023
  17. Slovenia's Adria Airways cancels SSJ deal, ch-aviation, 2. April 2019
  18. Timo Nowack: Erfolg für russischen Jet: Adria Airways ordert 15 Sukhoi Superjets. In: aeroTELEGRAPH. 26. November 2018, abgerufen am 10. November 2020.
  19. Stefan Eiselin: Temporäre Maßnahme: Adria Airways stoppt wegen Geldmangel Flüge. In: aeroTELEGRAPH. 24. September 2019, abgerufen am 24. September 2019.
  20. Adria Airways' three A319s repossessed. In: ch-aviation. ch-aviation GmbH, 27. September 2019, abgerufen am 30. September 2019 (englisch).
  21. Slovenia's Adria Airways files for bankruptcy. In: ch-aviation. ch-aviation GmbH, 30. September 2019, abgerufen am 30. September 2019 (englisch).
  22. adria.si – Unsere Flugziele (Memento vom 8. November 2017 im Internet Archive) abgerufen am 14. Mai 2023
  23. Flüge nach Zürich, Wien & London (Memento vom 19. Juli 2018 im Internet Archive) abgerufen am 19. Juli 2018
  24. Adria Airways – Airline Information. In: ch-aviation. ch-aviation GmbH, abgerufen am 30. September 2019 (englisch).
  25. Ulrich Klee, Frank Bucher et al.: jp airline-fleets international. Zürich-Airport 1967–2007.
  26. Ulrich Klee, Frank Bucher et al.: jp airline-fleets international. Sutton, UK, 2008–2013.
  27. Adria Airways Fleet Details and History. In: planespotters.net. 24. September 2018, abgerufen am 31. Oktober 2018 (englisch).
  28. Daten über die Fluggesellschaft Inex-Adria Aviopromet im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 18. November 2020.
  29. Flugunfalldaten und -bericht der DC-9-32 YU-AHR im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 29. März 2016.
  30. Flugunfalldaten und -bericht der DC-9-32 YU-AJO im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 26. August 2017.
  31. Flugunfalldaten und -bericht der DC-9-32 YU-AJR im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 26. August 2017.
  32. Flugunfalldaten und -bericht der DC-9-81 YU-ANA im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 26. August 2017.
  33. a b Adria Airways – Annual Report 2009. adria.si, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. September 2011; abgerufen am 11. März 2016 (englisch).
  34. abouttravel.ch Artikel Abgerufen am 18. November 2017