Agonalia

obskurer archaischer religiöser Brauch, der mehrmals im Jahr zu Ehren verschiedener Gottheiten gefeiert wurde
(Weitergeleitet von Agonium)

Die Agonalia oder Agonia waren im alten Rom in der römischen Religion Festtage, die an unterschiedlichen Tagen im Jahr zu Ehren verschiedener Gottheiten gefeiert wurden. Ihre Einführung, wie auch die anderer religiöser Riten und Zeremonien, wurde Numa Pompilius zugeschrieben, dem halblegendären zweiten König von Rom. Antike römische Kalender zeigten, dass die Tage regelmäßig am 9. Januar, am 21. Mai und am 11. Dezember gefeiert wurden.[1]

Ein Fest namens Agonium oder Agonium Martiale, zu Ehren des römischen Kriegsgottes Mars, wurde am 17. März gefeiert, dem gleichen Tag wie die Liberalia, während eines verlängerten „Kriegsfestes“, das den Beginn der Saison für militärische Feldzüge und die Landwirtschaft markierte.[2][3]

Grund des Festes

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Der Gegenstand dieses Festes war in der Antike selbst umstritten, aber wie Johann Adam Hartung feststellte,[4] war die übliche Opfergabe ein Widder, der den römischen Schutzgöttern geopfert wurde; der vorsitzende Priester war der Rex Sacrificulus und der Ort für das Ritual war die Regia, die beide nur für Zeremonien eingesetzt werden konnten, die mit den höchsten Göttern in Verbindung standen und das Wohlergehen des ganzen Staates betrafen.

Etymologie

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Die Herkunft des Namens war bereits in der Antike umstritten, wobei verschiedene vorgeschlagene Herleitungen ausführlich vom römischen Dichter Ovid dargelegt wurden,[5][6] die sich jedoch als nicht zufriedenstellend erwiesen. Ein möglicher Ursprung für den Namen ist, dass die Opfergabe in seiner frühesten Form auf einem der sieben Hügel des klassischen Roms, dem Quirinal, der ursprünglich Agonus genannt und an der Porta Collina, Agonensis, dargebracht wurde.[7] Der angenommene Opferplatz befand sich nach dem deutschen Klassischen Archäologen Wilhelm Adolf Becker (Handbuch der römischen Alterthümer) zufolge explizit an der Regia oder der domus regis (deutsch Haus des Königs), das sich in der historischen Periode an der Spitze der Via Sacra, in der Nähe des Titusbogens, befand, obwohl eine antike Quelle angibt, dass die Regia in frühester Zeit auf dem Quirinal stand.

Der Circus Agonensis, wie er genannt wurde, soll sich an der Stelle der heutigen Piazza Navona befunden haben und von Kaiser Severus Alexander errichtet worden sein, an der anlässlich der Agonalia die Opfer dargebracht wurden.[7] Möglicherweise handelte es sich aber gar nicht um einen Zirkus und John H. Humphrey ließ den Ort in seinem Werk über römische Cirkusse aus.[8]

9. Januar

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Der Begriff Agonium kommt am 9. Januar in den Fasti Praenestini vor, obgleich nur als verstümmelte Notiz.[9] In Ovids Gedicht über den römischen Kalender nannte er den Tag dies agonalis (deutsch Tag [des] Opferfestes) und an anderer Stelle die Agonalia, womit eine Reihe verschiedener Etymologien unterschiedlicher Plausibilität geboten werden.[9][10][11][12][13] Festus erklärte das Wort agonia als einen altlateinischen Begriff für hostia, als das Opfer einer Opfergabe.[14] Augustinus von Hippo nahm an, dass die Römer einen Gott namens Agonius hatten,[15] der möglicherweise der Gott des Stadtteils gewesen sein könnte, worin sich die Porta Collina befand.[16][17]

11. Dezember

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Dieses dritte Vorkommen der Agonia oder Agonalia, das Fest Agonium Indigeti, teilt sich das Datum des 11. Dezembers mit dem Septimontium oder Septimontiale sacrum, das nur sehr späte römische Kalender zur Kenntnis nahmen und das auf einer textlichen Kritik beruht. Die Beziehung zwischen den beiden Observanzen, falls eine solche besteht, ist unbekannt.[18] Eine in Ostia gefundene fragmentarische Inschrift, die Agonind lautet, bezeugt, dass dieses Fest Sol Indiges (deutsch einheimischer Sol) gewidmet war.

Agonium Martiale

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Die Agonia an Mars fallen in eine Periode von Festen im März (lateinisch Martius), dem Monat des Mars als namensgebenden Gott. Dies waren die Wagenrennen der Equirria am 27. Februar, die Feriae an den Kalenden des März (dem römischen Jahresbeginn vor der Kalenderreform des Gaius Iulius Caesar, ein Tag, der auch der Juno Lucina als Göttin der Geburt heilig ist), eine zweite Equirria am 14. März, seine Agonalia am 17. März und das Tubilustrium am 23. März.[19][20]

Ein Hinweis über den Feiertag von Varro deutet darauf hin, dass diese Agonia von größerer Bedeutung waren als die Liberalia, die ebenfalls am 17. März stattfanden. Varros Quelle sind die Bücher der salischen Priester mit dem Beinamen Agonenses, die ihn stattdessen Agonia nennen.[21] Nach Masurius Sabinus wurden die Liberalia von den Pontifices als Agonium Martiale bezeichnet.[22] Moderne Gelehrte sind geneigt zu denken, dass die gemeinsame Datumsangabe ein Zufall war und dass die beiden Feste nicht miteinander verbunden waren.[23]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. William Smith: A Dictionary of Greek and Roman Antiquities, John Murray, London, 1875. Agonalia, S. 31–32 (englisch, uchicago.edu [abgerufen am 21. März 2021]). Georg Wissowa: Agonium. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 869 f.
  2. Pietas: Selected Studies in Roman Religion, Chapter IX: On the Magical Significance of the Tail, von Hendrik Wagenvoort, Leiden, E. J. Brill, 1980 in der Google-Buchsuche ISBN 90-04-06195-9
  3. John Scheid, An Introduction to Roman Religion. Indiana University Press, 2003, ISBN 0-253-21660-5, S. 51.
  4. Die Religion der Römer nach den Quellen von Johann Adam Hartung, Zweiter Teil, Erlangen, bei J. J. Palm und Ernst Enke, 1836 in der Google-Buchsuche S. 33
  5. The Fasti of Ovid [translated into Englisch verse, with notes] by John Benson Rose, von Ovid, Publius Ovidius Naso, Londo: Dorrell and Son, Cahring Corss, 1866 in der Google-Buchsuche S. 14
  6. A. S. Kline (Übersetzer): Ovid: Fasti – Book One. 2004, Book I: January 9 (englisch, poetryintranslation.com [abgerufen am 19. März 2021]).
  7. a b Dictionary of Greek and Roman Antiquities, von William Smith, Second Edition, London: Walter and Maberly in der Google-Buchsuche S. 32
  8. Roman Circuses: Arenas for Chariot Racing, von John H. Humphrey, University of California Press, Berkeley and Los Angeles, 1986 in der Google-Buchsuche, ISBN 0-520-04921-7, S. 543.
  9. a b William Warde Fowler: The Roman festivals of the period of the Republic – an introduction to the study of the religion of the Romans. Macmillan and Co., London / New York 1925, S. 280–281 (Textarchiv – Internet Archive).
  10. Ovid, Fasti 1,318 und 324; Varro, De lingua Latina 6,12, nannte es agonales (plural).
  11. Pagan Festival Shout Out: Agonalia. 20. Mai 2014, abgerufen am 24. März 2021 (englisch).
  12. Thomas D. Frazel: Ovid „Fasti“ 1.325–26, and „Lamb Festivals“ JSTOR:1215549.
  13. Hans Diller: Die Lehre von der Entstehung der Tieropfer in Ovids Fasten. I, 335–456, S. 62 (rhm.uni-koeln.de [PDF; abgerufen am 24. März 2021]).
  14. Ovid, Fasti 1,331.
  15. Augustine, De Civitate Dei 4,11,16.
  16. William Warde Fowler: The Roman festivals of the period of the Republic – an introduction to the study of the religion of the Romans. Macmillan and Co., London / New York 1925, S. 281 (Textarchiv – Internet Archive).
  17. The Roman Festivals of the Period of the Republic: An Introduction to the study of the Religion of the Romans, von W. Warde Fowler, Good Press, 2019 in der Google-Buchsuche Hinweis 1245, S. 43
  18. William Warde Fowler: The Roman festivals of the period of the Republic – an introduction to the study of the religion of the Romans. Macmillan and Co., London / New York 1925, S. 265 (Textarchiv – Internet Archive).
  19. Roman Gods: A Conceptual Approach, von Michael Lipka; Brill, Leiden – Boston in der Google-Buchsuche S. 37, ISBN 978-90-04-17503-7
  20. Die Ansichten von Georg Wissowa über die Feldzugssaison einrahmenden Marsfeste mit zusätzlichen Festen im Oktober wurden zusammengefasst von C. Bennett Pascal in October Horse, Harvard Studies in Classical Philology Ausgabe 85, 1981, S. 264, mit Bibliographie. JSTOR:311177
  21. Varro, De lingua Latina 6,14.
  22. Überliefert in Macrobius, Saturnalia 1.4.15.
  23. William Warde Fowler gegen Georg Wissowa, Roman Festivals. S. 54.