Gelber Günsel

Art der Gattung Günsel (Ajuga)
(Weitergeleitet von Ajuga chamaepitys)

Der Gelbe Günsel oder Acker-Günsel (Ajuga chamaepitys) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Günsel (Ajuga) innerhalb der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Die Art ist in vielen Unterarten von Westeuropa über den Mittelmeerraum bis Zentralasien verbreitet.[1]

Gelber Günsel

Gelber Günsel (Ajuga chamaepitys)

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Ajugoideae
Gattung: Günsel (Ajuga)
Art: Gelber Günsel
Wissenschaftlicher Name
Ajuga chamaepitys
(L.) Schreb.

Beschreibung

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Blütenstand
 
Illustration aus Flora Batava, Volume 18
 
Zygomorphe Blüten
 
Klausen

Vegetative Merkmale

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Der Gelbe Günsel wächst als einjährige, seltener zweijährige oder ausdauernde krautige Pflanze und erreicht meist nur Wuchshöhen von 5 bis 15 (bis 25) Zentimetern.[2] Sie duftet aromatisch. Der oft niederliegende oder aufsteigende Stängel kann stark verästelt sein. Er kann aber bis zu 40 cm tief wurzeln.

Im Unterschied zu den meisten Lippenblütlern sind die gegenständigen, 1 bis 3 Zentimeter langen, behaarten Laubblätter des Gelben Günsels jeweils in drei lange, linealische, 1 bis 1,5 Millimeter breite Zipfel gespalten.[2]

Generative Merkmale

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Die Blütezeit reicht von Mai bis September. Die Blüten stehen einzeln, manchmal auch zu zweit in den Blattachseln. Sie sind sehr kurz gestielt und bilden 1 bis 1,5 Zentimeter lange Scheinähren.[2] Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch ist röhrig-glockig, später kugelig und mehr oder weniger zottig und drüsig behaart.[2] Die zitronengelbe, häufig rotbraun gezeichnete Krone mit sehr kleiner, zweizipfliger Oberlippe und wesentlich längerer Unterlippe erreicht meist 7 bis 15 Millimeter Länge. Die Unterlippe ist gerade vorgestreckt, vierlappig und bräunlich oder rötlich gezeichnet.[2] Die Staubblätter ragen unter der Oberlippe etwas hervor.[2] Nektardrüsen fehlen.[2] Die Klausen sind etwa 3 Millimeter lang und stark netzig-grubig.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28.[3][4]

Vorkommen

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Die Heimat des Gelben Günsels liegt im südlicheren Europa, dem Mittelmeerraum, Südwestasien und Nordwestafrika.[1]

In Deutschland, wo er als Archäophyt eingewandert ist[5], wächst er vorwiegend in Äckern oder kurzlebigen Unkrautfluren auf kalkhaltigen, leicht erwärmbaren Böden zwischen Main und Donau sowie in Thüringen und Sachsen-Anhalt.

Er ist eine Charakterart des Verbands der Mohnäcker (Caucalidion lappulae), kann aber auch in Gesellschaften des Verbands Alysso-Sedion-albi vorkommen. Insgesamt ist der Gelbe Günsel aber stark rückläufig und in der Roten Liste der gefährdeten Arten Deutschlands, insbesondere als Folge intensiven Ackerbaus und erhöhten Stickstoffeintrages, in Klasse 3 („gefährdet“) eingestuft. Im Mittelmeerraum ist er hingegen ungefährdet. Er steigt im Kanton Wallis bis etwa 1600 Meter Meereshöhe auf.[2]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 5 (basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[4]

 
Ajuga chamaepitys subsp. chia
 
Ajuga chamaepitys subsp. palaestina
 
Gelber Günsel (Ajuga chamaepitys) in Niederösterreich
 
Gelber Günsel (Ajuga chamaepitys) im nördlichen Italien
 
Gelber Günsel (Ajuga chamaepitys) in der Türkei

Systematik

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Der Gelbe Günsel (lateinisch früher auch Iva arthetica genannt[6][7]) wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum unter dem Basionym Teucrium chamaepitys L. erstveröffentlicht.[8] 1773 stellte Johann Christian von Schreber ihn in die Gattung Ajuga.[9]

Unterarten

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Besonders im Osten des Verbreitungsgebietes ist der Gelbe Günsel sehr formenreich. Es werden 14 Unterarten unterschieden:[1]

  • Ajuga chamaepitys (L.) Schreb. subsp. chamaepitys: Heimat: West- und Zentraleuropa, Italien einschließlich Sizilien, Nordwest-Afrika.[1]
  • Ajuga chamaepitys subsp. chia (Schreb.) Arcang. (Syn.: Ajuga chia Schreb.): Heimat: Südosteuropa und Osteuropa und nördlich bis etwa 53° im östlichen Russland und östlich bis zum nordwestlichen und westlichen Iran.[1]
  • Ajuga chamaepitys subsp. cuneatifolia (Stapf) P.H.Davis (Syn.: Ajuga cuneatifolia Stapf): Heimat: westliche, südliche und südöstliche Türkei, nördlicher Irak.[1]
  • Ajuga chamaepitys subsp. cypria P.H.Davis: Heimat: nördliches Zypern, südwestliche Türkei.[1]
  • Ajuga chamaepitys subsp. euphratica P.H.Davis: Heimat: Östliche Türkei.[1]
  • Ajuga chamaepitys subsp. glareosa P.H.Davis: Heimat: Anatolien, Libanon.[10]
  • Ajuga chamaepitys subsp. laevigata (Boiss.) P.H.Davis (Syn.: Ajuga laevigata Boiss.): Heimat: Östliche und südöstliche Türkei, Libanon, Syrien, Palästina, nördlicher Irak.[10][1]
  • Ajuga chamaepitys subsp. libanotica P.H.Davis: Heimat: Libanon.[10]
  • Ajuga chamaepitys subsp. mardinensis P.H.Davis: Heimat: südöstliche Türkei, Irak.[1]
  • Ajuga chamaepitys subsp. mesogitana (Boiss.) Bornm. (Syn.: Ajuga mesogitana Boiss.): Heimat: Anatolien, Libanon.[10]
  • Ajuga chamaepitys subsp. palaestina (Boiss.) Bornm. (Syn.: Ajuga palaestina Boiss.): Heimat: Ostägäische Inseln, Anatolien, Zypern, Libanon, Syrien, Israel/Jordanien.[10]
  • Ajuga chamaepitys subsp. rechingeri (Bilik) P.H.Davis (Syn.: Ajuga rechingeri Bilik): Heimat: Östliche Türkei, Syrien.[10][1]
  • Ajuga chamaepitys subsp. suffrutescens (Willk.) Pott.-Alap. ex Greuter & Brudet, Heimat: Südliches Spanien, Tunesien, vielleicht auch Algerien.[1]
  • Ajuga chamaepitys subsp. tridactylites (Ging. ex Benth.) P.H.Davis (Syn.: Ajuga tridactylites Ging. ex Benth.): Kommt im Sinai, in Saudi-Arabien, Jordanien, Irak und Iran vor.[11][1][10]

Trivialnamen

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Weitere Bezeichnungen für den Gelben Günsel (in lateinischen Texten oft camaepitheos bzw.[12] chamaepitys) sind oder waren, zum Teil auch nur regional: Ackergamander, Birnskün, schwarz Cipres, Erdkyfer, Erdpin, Erdweihrauch, Feldzypresse, großer Gamander, klein Gamander (althochdeutsch), klein Gamanderlein (althochdeutsch), Gehtwurz (althochdeutsch), Gihtwurz (althochdeutsch), Gichtwurz (mittelhochdeutsch), Gichwurz (mittelhochdeutsch), Gichtword (mittelniederdeutsch), Gitword (mittelniederdeutsch), Horhave (althochdeutsch), Karse, klein Loig, Romischer Kole, Romes, Romesch, Rumesch, Schlafkräutlein, Schlafkraut, Schlagkräutlein, Schlagkraut, Wittkrud, Zeitheid und Zeitkraut.[13]

Nutzung als Heilpflanze

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Ein Aufguss der oberirdischen Pflanzenteile soll harntreibend wirken. Aufgrund ihrer stimulierenden Wirkung wurde die Pflanze zur Behandlung von Schlaganfällen eingesetzt, was sich auch in ihren Trivialnamen „Schlagkraut“ oder „Schlagkrautgamander“ ausdrückt.[14] Die Art war schon im Altertum als Mittel bei Schlangen- oder Skorpionsstichen, als schweißtreibendes Mittel und gegen manch andere Leiden im Gebrauch.[2]

Literatur

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  • Martin Hanf: Farbatlas Feldflora. Eugen Ulmer, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-4074-8.
  • Andreas Kleinsteuber, Thomas Breunig (Mitarb.): Lamiaceae, Labiatae. In: Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 5: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Asteridae): Buddlejaceae bis Caprifoliaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8001-3342-3, Ajuga chamaepitys, S. 137–139.
  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 793–794.
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Commons: Gelber Günsel (Ajuga chamaepitys) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m Ajuga chamaepitys. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 10. Januar 2020.
  2. a b c d e f g h i j Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 4. Verlag Carl Hanser, München 1964. S. 2539–2541.
  3. Ajuga chamaepitys bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  4. a b Ajuga chamaepitys (L.) Schreb. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 11. Februar 2023.
  5. Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 5: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Asteridae): Buddlejaceae bis Caprifoliaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8001-3342-3, S. 138.
  6. Vgl. etwa Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon.
  7. Vgl. auch Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 144.
  8. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 562 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D2%26issue%3D%26spage%3D562%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Johann Christian von Schreber: Plantarum Verticillatarum Unilabiatarum genera et species. Sigfr. Leb. Crusius, Leipzig 1773, S. 24 (online).
  10. a b c d e f g P. H. Davis: Ajuga. In: Peter Hadland Davis (Hrsg.): Materials for a Flora of Turkey. XXVII. Labiatae, Plumbaginaceae, Plantaginaceae. In: Notes from the Royal Botanic Garden Edinburgh. Band 38, Nr. 1, S. 23–32 (online) (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/bhle-dev-1.nhm.ac.uk.
  11. Werner Greuter, Hervé-Maurice Burdet, Gilbert Long (Hrsg.): Med-Checklist. A critical inventory of vascular plants of the circum-mediterranean countries. Vol. 3: Dicotyledones (Convolvulaceae – Labiatae). Conservatoire et Jardin Botanique, Genève 1986, ISBN 2-8277-0153-7, S. 276–278 (englisch, online).
  12. Vgl. etwa Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 138.
  13. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 13, online.
  14. Die Große Enzyklopädie der Heilpflanzen - Ihre Anwendung und ihre natürliche Heilkraft. Kaiser, Klagenfurt 1994, ISBN 3-7043-9002-X, S. 55 (italienisch: Le erbe. Übersetzt von Walter Wurzer).