Albanischer Tanz
Die Albanischen Tänze (albanisch Vallet shqiptare) sind ein wesentlicher Teil der albanischen Folklore und des albanischen Kulturraumes, welcher sich über Albanien, Kosovo, Nordmazedonien, Montenegro, Serbien, Griechenland (Arvaniten) und Italien (Arbëresh) erstreckt.
Die Tänze gestalteten sich in diesen Ländern meist unabhängig voneinander, jedoch behielten sie ihren gemeinsamen Charakter. Die Darbietung erfolgt in Gruppen, zu Paaren oder einzeln.
Der Albanische Volkstanz ist heute im albanischen Sprachgebiet sehr populär und wird an Festen, Konzerten sowie schulischen Aufführungen und von vielen Vereinen und Verbänden gepflegt. An Festivals wie dem Nationalen Folklorefestival von Gjirokastra werden auch Tänzer ausgezeichnet.
Der Tanz K’cimi aus Tropoja wurde im Jahr 2024 von der UNESCO in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[1]
Die Tänze sind Teil des interbalkanischen Kulturraumes, weswegen sie oft Ähnlichkeiten mit Tänzen anderer Völker in Südosteuropa haben.
Typen
BearbeitenDer albanische Volkstanz kann in zwei Grundtypen eingeteilt werden.
Zum einen gibt es die lyrischen Tänze, die vor allem von Frauen, weniger von Männern alleine, getanzt werden. Jedoch werden sie auch von Frauen und Männern zusammen getanzt. Sie unterteilen sich in folgende Untergruppen:
- Rituelle Tänze; z. Bsp. Lule manushaqe aus der Region Kolonja
- Hochzeitstänze; z. Bsp. Nusja jonë arbërore aus dem Lunxhëria-Gebiet von Gjirokastra
- Erotische Tänze; z. Bsp. Kërcimet e Logut aus der Malësia e Madhe, Shkodra
- Humoristische Tänze; z. Bsp. Vallja e nuses së Fajës aus Mittelalbanien
- Pantomimische Tänze; z. Bsp. Ojna e lepuri aus Hotolisht, Librazhd
Zum anderen gibt es die epischen Tänze, die vor allem von den Männern, weniger von Frauen, getanzt werden. Sie zeigen oft Züge der Männlichkeit, der Tapferkeit, der Kraft, des kriegerischen Charakters, des Stolzes usw. Sie werden in zwei Untergruppen geteilt:
- Kriegerische Tänze; z. Bsp. Loja me jatagan aus dem Westen des Kosovo
- Stolze Tänze; dazu gehören vor allem die vielen Tänze aus dem Süden Albaniens (Toskëria)
Daneben gibt es jedoch auch Tänze, die von beiden Typen Merkmale besitzen, die „lyrisch-epische Tänze“ oder „episch-lyrische Tänze“ genannt werden. Zu den ersten zählt z. Bsp. der Tanz Valle bishtore e Labinotit aus Çermenika (Elbasan). Zu den episch-lyrischen Tänzen zählt z. Bsp. Kërcim burrash aus der Has-Region des Westkosovo.
Regionale Unterschiede
BearbeitenVon iso-polyphonischem Gesang werden vor allem die Tänze der Toskëria, Myzeqeja, Labëria und Çamëria begleitet.
Von polyphonem und homophonem Gesang werden oft die Tänze des südlichen Zentralalbanien begleitet.
Die städtischen Zonen Mittelalbaniens haben in ihren Tänzen oft vokale und instrumentale Begleitung.
Mit Çurla und Lodra werden die Tänze östlich von Elbasan und Tirana bis in die Region von Struga begleitet.
Ein weiterer Unterschied besteht vor allem im Norden des albanischen Sprachraumes, wo bei den Frauentänzen einige Tänzerinnen frei im Mittelpunkt tanzen.
Kriterien der Tanztypeneinteilung
BearbeitenEinerseits bestehen zum Motiv und zur Formation Kriterien. Zur ersteren:
- 2/4-Schritt
- 3/4-Schritt
- 4/4-Schritt
Zur Formation sind vor allem folgende Punkte in Gruppentänzen zu beachten:
- Tänze in einem geschlossenen Kreis (Reigentänze)
- Tänze in einem Halbkreis
- Tänze in zwei parallelen Linien: die Tänzer stehen voreinander
Bei Solo-Tänzen gelten Kriterien wie Einer-, Paar-, Dreier- oder Vierer-Tanz.
Albanische Nationaltänze
BearbeitenVallja e Shotës
BearbeitenEiner der bekanntesten Tänze des Kosovo ist der Shota. Das Wort „shota“ (alb. Ente, Entchen) wird von Kosovaren meist diminutiv für junge Frauen, die klug und hübsch sind, gebraucht. Dieser lyrische Tanz wird in drei Varianten aufgeführt: Zwei Frauen, Frau-Mann oder Zwei Männer. Er wird vokal und instrumental begleitet.
K’cimi i Tropojës
BearbeitenDer K’cimi wird paarweise wie der Vallja e Shotës vorgetraen. Die Tänzer berühren sich aber nicht, obwohl sie die Arme ausladend schwingen, während sie sich umkreisen. Der Tanz steht in Verbindung mit dem Feierlichkeiten im Frühling rund um den Dita e Verës, den Bergen der Region und dem Flug des Adlers. Getanzt wird der K’cimi an verschiedenen Feierlichkeiten. Die Tänazer werden vor allem von Trommeln (Lodra/Tupan), aber auch von Çiftelia und Flöte begleitet.[1][2]
Vallet labe të burrave
BearbeitenDie labischen Männertänze werden ausschließlich iso-polyphon begleitet. Die Tänze haben epischen Charakter und strahlen Mut, Stolz und Tapferkeit aus; sie werden meist in zwei Gruppen, oft in einem Halbkreis, getanzt. Meist werden sie von einem Haupttänzer geführt, der schwere und deutliche Tanzbewegungen vollführt.
Vallet çame
BearbeitenÇamische Tänze aus dem Epirus haben lyrische und epische Merkmale. Sie sind den Tänzen der Labëria ähnlich, jedoch bestehen einige Unterschiede wie die sehr emotionale und ästhetische Ausstrahlung und vor allem das „Hinunterfallen“ des Haupttänzers – ausgeführt als sehr energetische Tanzbewegung. Das bekannteste und wichtigste Beispiel çamischer Tanzkunst ist der Tanz von Osman Taka. Dieser hat auch die nordwestgriechische (epirotische) Tanzkultur beeinflusst (Tsamikos).
Vallja Dardhare
BearbeitenDieser lyrische Frauentanz aus dem Dorf Dardhë in der Region Korça wird vokal begleitet und in Gruppen getanzt. Meist ist er in Halbkreisen getanzt anzutreffen.
Pogonishtë
BearbeitenEin südalbanischer Tanz mit 2/4-Takt, der von Männern und Frauen zusammen getanzt wird. Es ist ein epischer Tanz. Dieser Tanz hat seinen Ursprung aus dem Ort Pogon, der im Kreis Gjirokastra liegt.[3]
Literatur
Bearbeiten- Ramadan Sokoli: Albanische Volksmusik. In: Werner Daum (Hrsg.): Albanien – zwischen Kreuz und Halbmond. Pinguin Verlag, München/Innsbruck 1998, ISBN 3-7016-2461-5, S. 198–202.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b K'cimi dancing of Tropojë. In: UNESCO. 2024, abgerufen am 15. Dezember 2024 (englisch).
- ↑ Besnik Gashi: „K'cimi i Tropoja“ jetzt offiziell Teil des UNESCO-Kulturerbes. In: Insajderi.org. 3. Dezember 2024, abgerufen am 15. Dezember 2024.
- ↑ Vasil S. Tole: Enciklopedia e muzikës popullore shqiptare. Musikfakultät der Universität der Künste Tirana, Tirana 2001 (Online ( vom 26. Oktober 2009 im Internet Archive) [abgerufen am 16. Februar 2014]).