Andøya

Insel in Norwegen
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Andøya ist die nördlichste Insel Vesterålens im norwegischen Fylke Nordland und ein Teil der Kommune Andøy. Die Insel ist die zehntgrößte des Landes, auf ihr erstreckt sich das landesweit größte zusammenhängende Moorgebiet (263 km²). Der Reichtum an Moltebeeren ist sprichwörtlich für die Insel.

Andøya

Andøya, Blick über das Roksdal nach Nordmela
Gewässer Europäisches Nordmeer
Inselgruppe Vesterålen
Geographische Lage 69° 6′ N, 15° 43′ OKoordinaten: 69° 6′ N, 15° 43′ O
Andøya (Norwegen)
Andøya (Norwegen)
Länge 70 km
Breite 7 km
Fläche 489 km²
Höchste Erhebung Kvasstinden
705 moh.
Einwohner 3600
7,4 Einw./km²
Hauptort Andenes
Karte
Karte von Andøya

Allgemeines

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Die Andøybru mit Risøyhamn

Neben Fischerei und Tourismus (Walbeobachtung) ist der Torfabbau ein wichtiger Wirtschaftszweig. Torf war einst der einzige Brennstoff auf den kargen Eilanden des Nordens.

Angebunden an Hinnøya und somit ans Festland ist Andøya über die Brücke Andøybru auf dem Riksvei 82. Die Brücke überspannt den Risøysund bei der Ortschaft Risøyhamn im Südosten; dort machen auch Schiffe der Hurtigruten Station. An der Nordspitze der Insel befindet sich Andenes, das Verwaltungszentrum von Andøy.

Die Gewässer rund um die Insel werden von zwei Leuchttürmen markiert: dem Andenes fyr im Hafen von Andenes im Norden der Insel und dem Anda fyr auf der im Südwesten vorgelagerten Insel Anden.

Geologie

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Eine geologische Besonderheit bildet das Steinkohlevorkommen im Fjell Ramsåfeltet. Außer auf Svalbard finden sich in Skandinavien sonst keine Lagerstätten. Diese Vorkommen stammen aus der Zeit vor 250 bis 90 Millionen Jahren. Das Fjell ist auch reich an Fossilienfunden. Als besonderes Beispiel dafür gilt der Fund eines 3 m langen Ichthyosauriers aus dem Jura.

Refugialraum während der Letzten Kaltzeit

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Blick über Andøya vom Berg Røyken aus

Während der letzten großen Vereisungsphase (etwa vor 22.000 bis vor 17.700 Jahren) der Letzten Kaltzeit, bezeichnet als Weichsel-Kaltzeit, war die Inselregion von Andøya als einziges Gebiet Skandinaviens größtenteils nicht unter Gletschern verborgen.[1] So fungierte Andøya als Refugialraum, von dem aus, nach Zurückweichen des skandinavischen Gletscherschildes vor etwa 13.500 Jahren Bäume wie Fichten (Picea) und Kiefern (Pinus), rasch wieder die freigewordenen Regionen besiedeln konnten.[2][3] Insbesondere für die Rekolonisierung Norwegens durch die Gemeine Fichte (Picea abies) und ihre heutige Biodiversität spielte der Restbestand auf Andøya eine tragende Rolle.[4] Das Überleben der Nordischen Wühlmaus auf Andøya während der letzten großen Vereisungsphase ist anzunehmen, aber nicht bewiesen.[5]

Nicht nur Landlebesewesen diente Andøya als einzigartiges Refugium in Nordeuropa, sondern auch marinen wie der Gemeinen Herzmuschel.[6] Sogar eine trans-arktische und trans-atlantische Rekolonisierung, wobei Andøya eine Art Brückenkopf in Europa darstellte, wurde im Fall der Makroalge Fucus distichus nachgewiesen.[7]

Infolge der besonderen Vorgeschichte als Refugialraum ist die Biodiversität Andøyas bemerkenswert ausgeprägt.[8][9]

Andøya 1961–1990
Klimadiagramm
JFMAMJJASOND
 
 
98
 
0
-5
 
 
86
 
0
-5
 
 
79
 
1
-4
 
 
68
 
3
-2
 
 
53
 
8
3
 
 
61
 
11
6
 
 
67
 
14
9
 
 
77
 
13
8
 
 
108
 
10
5
 
 
144
 
6
2
 
 
109
 
3
-2
 
 
110
 
1
-4
_ Temperatur (°C)   _ Niederschlag (mm)
Quelle: Norwegian Meteorological Institute
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Andøya 1961–1990
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) −2,1 −2,2 −1,4 1,1 5,2 8,5 11,0 11,0 7,8 4,2 0,9 −1,2 3,6
Mittl. Tagesmax. (°C) 0,3 0,1 0,8 3,3 7,5 11,1 13,5 13,3 10,0 6,2 2,8 1,1 5,9
Mittl. Tagesmin. (°C) −5,1 −5,2 −4,4 −1,8 2,5 6,2 8,7 8,3 5,2 1,7 −1,7 −4,0 0,9
Niederschlag (mm) 98 86 79 68 53 61 67 77 108 144 109 110 Σ 1060
Regentage (d) 15,3 13,1 13,5 13,1 10,6 11,8 12,1 12,8 16,6 19,2 17,0 17,4 Σ 172,5

Geschichte

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Andøya war schon in der skandinavischen Steinzeit bevölkert, was Funde von 11.000 Jahre alter Holzkohle bezeugen. Die fast allgegenwärtigen Felszeichnungen an der Küste lassen auf vielfältige menschliche Aktivitäten in der jüngeren Bronzezeit schließen.

Der Name Andøya stammt aus der Eisenzeit oder aus der Wikingerzeit. Für die Insel ist der Name Omd in den Sagas des Isländers Snorri Sturluson und des Königs Olav I. Tryggvasons überliefert.

In der Ortschaft Åse, ungefähr 40 km südlich von Andenes, ist eine Ringwallanlage aus der älteren Eisenzeit ausgegraben worden, neben Engeløya und Borg ein weiterer Häuptlingssitz Hålogalands.

Forschungsstationen

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Polarlicht im hohen Norden

Auf der Oksebasis, einer Raketenabschussstation, dem so genannten Andøya Rakettskytefelt, befinden sich Forschungsstationen, die das Polarlicht und die Atmosphäre untersuchen, und ein Observatorium, das die Atmosphäre mit einem besonders starken Laserstrahl erforscht. Es ist auch geplant, von hier aus mit der in Entwicklung befindlichen Trägerrakete Spectrum des bayerischen Raumfahrtunternehmens Isar Aerospace Kleinsatelliten in einen Orbit zu schießen.

Am 25. Januar 1995 führte der Start einer Forschungsrakete zu einem Missverständnis in den russischen Streitkräften, welche den Flug dieser Rakete als einen möglicherweise unmittelbar bevorstehenden, amerikanischen Nuklearangriff auf ihr Land interpretierten. Die Nuklearschlüssel aller drei Atomkoffer waren bereits aktiviert, als die Rakete nahe Andøya abstürzte und die Russen Entwarnung gaben. Dies war seit dem Ende des Kalten Krieges bisher der einzige Fall, in dem die russischen Atomkoffer aktiviert wurden.[10]

Den Basen für Forschung und Militär ist ein Flugplatz angegliedert. Die Oksebasis befindet sich 6 km südwestlich von Andenes, der Flugplatz unmittelbar südlich des Ortes.

Von dem Hauptort ist die Mitternachtssonne vom 19. Mai bis zum 25. Juli zu beobachten.

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Commons: Andøy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Tore O. Vorren, Karl-Dag Vorren, Torbjørn Alm, Steinar Gulliksen, Reidar Løvlie: The last deglaciation (20,000 to 11,000 B. P.) on Andoya, northern Norway. In: Boreas 17, Nr. 1, 1988, S. 41–77, doi:10.1111/j.1502-3885.1988.tb00123.x.
  2. Laura Parducci, Tina Jørgensen et al.: Glacial survival of boreal trees in Northern Scandinavia. In: Science 335, Nr. 6072, 2. März 2012, S. 1083–1086, doi:10.1126/science.1216043.
  3. Anne van Woerkom: Cryptic Refugia vs. Tabula Rasa: Boreal Trees in Glacial Fennoscandia: Plant Growth during the Weichselian Glaciation and the Early Holocene in Northern Europe. Umeå Universitet 2016 (PDF).
  4. Per Arild Aarrestad, Tor Myking, Odd Egil Stabbetorp, Mari Mette Tollefsrud: Foreign Norway spruce (Picea abies) provenances in Norway and effects on biodiversity. In: NINA Report 1075 (Norwegian Institute for Nature Research), Trondheim, Oktober 2014, ISBN 978-82-426-2694-3 (PDF)
  5. Cecilia Brunhoff, Nigel G. Yoccoz, Maarit Jaarola : Glacial survival or late glacial colonization? Phylogeography of the root vole (Microtus oeconomus) in north-west Norway. In: Journal of Biogeography, 2006, doi:10.1111/j.1365-2699.2006.01573.x.
  6. Evgeny Genelt‐Yanovskiy, Sophia Nazarova, Oleg Tarasov, Natalia Mikhailova, Petr Strelkov: Phylogeography of the temperate marine bivalve Cerastoderma edule (Linnaeus, 1758) (Bivalvia: Cardiidae) in the Subarctic: Unique diversity and strong population structuring at different spatial scales. In: Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research 57, Nr. 1, 2019, S. 67–79, doi:10.1111/jzs.12231.
  7. James A. Coyer et al. Trans‐Pacific and trans‐Arctic pathways of the intertidal macroalga Fucus distichus L. reveal multiple glacial refugia and colonizations from the North Pacific to the North Atlantic. In: Journal of Biogeography 38, Nr. 4, 2011, S. 756–771.
  8. Michael T. Burrows: Arctic nearshore biodiversity research: The UK and Scottish view. In: New Census of Marine Life Initiative 2003, S. 113 (PDF).
  9. Kjetil Bevanger: Biodiversity in Norway. In: Global Biodiversity Volume 2: Selected Countries in Europe, 2018, S. 223.
  10. Boris Jegorow: Höchste Alarmstufe: 1995 wäre es fast zum Atomkrieg gekommen. 28. Oktober 2020, abgerufen am 19. Dezember 2021 (deutsch).