Anton Ažbe

österreichischer Maler
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Anton Ažbe (* 30. Mai 1862 in Dolenčice, Gemeinde Gorenja vas-Poljane, Oberkrain, Kaisertum Österreich; † 6. August 1905 in München) war ein slowenischer Maler. Er unterhielt in München eine Malschule, wo später prominente Künstler ausgebildet wurden wie Wassily Kandinsky und Alexej von Jawlensky.

Anton Ažbe (1904)

Leben und Werk

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Anton Ažbe: Studie eines alten Mannes, 1886
 
Anton Ažbe: Halbnackte Frau, 1888
 
Anton Ažbe: Schwarze Frau 1895
 
Anton Ažbe: Der Dorfchor, etwa 1903
 
Anton Ažbe: Der Harem, 1903
 
Anton Ažbe: Alter Mann mit Kreuz, vor 1905
 
Anton Ažbe: Allegorische Komposition, vor 1905
 
Grab von Anton Ažbe

Künstlerische Anfänge

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Anton Ažbe war von Kindheit an schwächlich und wegen einer Wirbelsäulenverletzung für die Arbeit in der Landwirtschaft nicht geeignet. Nachdem er eine Kaufmannslehre abgebrochen hatte, begann er seine künstlerische Ausbildung als Schüler von Janez Wolf in Ljubljana (Laibach).

Studium in Wien 1882–1884

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Im Herbst 1882 wechselte er an die Kunstakademie in Wien, wo er vier Semester studierte. Seine Lehrer waren u. a. Siegmund L’Allemand, August Eisenmenger und Christian Griepenkerl, in dessen Klasse er den jungen serbischen Maler Uroš Predić kennenlernte.

Studium in München 1884–1891

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1884 entschloss er sich, an der Münchner Akademie weiter zu studieren. Dort besuchte er ab dem 10. Oktober die Antikenklasse und orientierte sich zunächst an Gabriel von Hackl, der aus Maribor an der Drau stammte. Gemeinsam mit seinem slowenischen Landsmann Ferdo Vesel wechselte er 1885 an die Allgemeine Malschule von Ludwig von Löfftz. Nach dem Besuch der Spezialklasse bei Sándor Wagner wurde er von seinen Landsleuten Ferdo Vesel und Rihard Jakopič ermuntert, ein eigenes Atelier zu eröffnen, in dem man nach dem Modell zeichnen könne und wo er Unterricht erteilen und korrigieren würde.[1]

Gründung der Ažbe-Schule 1891

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„Im Frühjahr 1891 nahm seine kleine Schule mit etwa zwanzig Schülern in der Türkenstraße die Arbeit auf. Bald musste er, da ihm die Schüler in Scharen zuströmten und ihre Zahl mehr als hundert erreichte, in ein gesondertes Gebäude in der Georgenstraße 16 übersiedeln, das Gartenhaus des Architekten Friedrich von Thiersch und später Sitz der Bremer Presse.“[1] In der Georgenstraße gehörte auch Leonhard Frank zu Ažbes Schülern und beschrieb in seinem autobiografischen Roman Links, wo das Herz ist ausführlich das Geschehen an der Malschule.[2]

Wassily Kandinsky erinnerte sich an seine Schulzeit bei Ažbe und berichtet: „Anton Azbe war ein ganz kleiner Mann mit großem, in die Höhe gekämmtem Schnurrbart, mit großem Hut und langer Virginia im Mund, die oft ausging und mit der er manchmal die Zeichnungen korrigierte.“

„Äußerlich war er sehr klein, innerlich sehr groß begabt, klug, streng und über alle Grenzen gütig.“

Wassily Kandinsky[3]

Insbesondere in Russland war Ažbes Zeichenschule bestens bekannt und genoss „hohes Ansehen.“[4] Auf seine Schüler muss er eine ungewöhnliche Ausstrahlungskraft gehabt haben. Sein Ruf, ein außerordentlich guter und verständnisvoller Mensch und Pädagoge gewesen zu sein, ist von vielen seiner Schüler durch Briefe und Erinnerungen belegt. Grabar z. B. berichtete über seine Anfänge bei ihm: „Auch war Azbe selbst der beste von allen als Pädagoge und Mensch, und angeblich zeichnete in München niemand besser als er.“[5] Er war so bekannt und beliebt, dass er Schüler aus der ganzen Welt anzog, Deutsche, Russen, Polen, Rumänen, Franzosen, Ungarn, Tschechen, Amerikaner, Schweizer und Österreicher.[6] In München war er mit vielen Künstlern und Schriftstellern befreundet. Als Stammgast im Lokal „Simplicissimus“ bekam er wegen der häufigen Verwendung des Wortes „nämlich“ den Spitznamen „Professor Nämlich.“[7]

Durch Jawlensky erfährt man, dass der Slowene bereits 1899 im Salon der Werefkin verkehrte. In seinen Lebenserinnerungen schrieb er: „Einmal im Jahr 1899 fuhren wir im April Werefkin, Grabar, Kardowsky, Ažbe und ich nach Venedig.“[8] 1900 wurde Ažbe von Franz Joseph I. zum Ritter des Franz-Joseph-Ordens geschlagen.[9]

Letzte Lebensjahre und Krise der Ažbe-Schule

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1904 wurde Ažbe eine Anerkennung durch den serbischen König Petar zuteil, der ihn mit dem St.-Sava-Orden auszeichnete.[10] Das geschah jedoch zu einem Zeitpunkt, als Ažbes Gesundheitszustand sich durch Alkoholkonsum bereits merklich verschlechtert hatte. Kandinsky zeigte sich von seinem Anblick erschrocken: „Wie er ausschaut! Die Nase bläulich rot angeschwollen, mit gelben Pickeln; unter den Augen hängen dunkelblaue Säcke, und die schläfrigen Augen schauen noch trauriger als früher. Die Gerüchte um den Niedergang seiner Schule nahmen zu [...] Wie schade um ihn.“[11] Ebenfalls Ažbes Verfall bedauernd, schrieb Werefkin: „Ažbe, seinen Orden im Knopfloch, schmutzige Hosen an den Beinen und Wein im Kopf. Er fühlt sich als Kavalier. Eine bemerkenswerte Figur, eine Persönlichkeit von einer großen Komik. Es ist nicht seine Stellung, aber die Vereinigung großer Verdienste, die ihn sympathisch machen und zu einem unbeschreiblichen Possenreißer.“[12] Einige Ažbe-Schüler sahen ihren anfangs geliebten Lehrer nur noch als Karikatur,[13] andere blieben ihm in Stil und Technik ein Leben lang treu, kehrten in ihre Heimat zurück, verharrten im Impressionismus und merkten kaum, wie die Zeit an ihnen vorüberging. Manche – und das ist sehr auffallend in mehreren Künstlerbiographien – waren mit einem Mal von Ažbe enttäuscht und verließen seine Schule. Sie klagten darüber, dass er ihnen nichts Neues mehr bieten könne, und gingen nach Paris.[14]

Die Gründe, die ihn zum Trinken trieben, sind heute bekannt: „Ažbe litt in seinen beiden letzten Lebensjahren an Kehlkopfkrebs, dem er, aufs Äußerste erschöpft, nach einer Operation am 5. August 1905, erst 43 Jahre alt, erlag.“[1] Werefkin schrieb in ihr Tagebuch: „Vor ganz wenigen Tagen haben wir erst Azbe begraben. Ich habe an seinem Grab über meine Erinnerungen und so viele Hoffnungen geweint.“[15] Noch Jahre nach seinem Tod hatte die Ausbildung an der Münchner Schule einen hervorragenden Ruf. So ist zu verstehen, dass zumindest sein Atelier als „Ažbe-Schule“ für Malerei und Graphik bis 1913 von Paul Weinhold und Felix Eisengräber weitergeführt werden konnte.[16]

Er wurde im Münchner Nordfriedhof in dem Grab von Kathi Kobus beigesetzt (79-4-7).[17]

Ažbe-Schüler

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Zu seinen Schülern gehörten u. a.:

Auszeichnungen

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Denkmäler

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Im Leopoldpark (München) befindet sich ein Denkmal für den Maler Anton Ažbe in Form einer Bronze Büste. Die Bayerisch-Slowenische Gesellschaft (BSG) hat das 3 Meter hohe Denkmal finanziert, es wurde von der slowenischen Kultusministerin 2004 enthüllt.

Literatur

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  • Ažbe Anton. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 39.
  • Katarina Ambrozic: Wege zur Moderne und die Ažbe-Schule in München. Bongers, Recklinghausen, 1988, ISBN 3-7647-0388-1
  • Bernd Fäthke: Im Vorfeld des Expressionismus. Anton Ažbe und die Malerei in München und Paris. Verlag des Instituts für Bildende Kunst, Wiesbaden 1988, ISBN 3-926899-01-8
  • Marijan Trsar: Anton Ažbe. Zalozba Park, Ljubljana 1991
  • Bernd Fäthke: Jawlensky und seine Weggefährten in neuem Licht, München 2004, S. 36–42, 44–45, 64–67, ISBN 3-7774-2455-2
  • Bernd Fäthke: Genins Stippvisite in der Ažbe-Schule. In: Ausst. Kat.: Robert Genin 1884–1941. Russischer Expressionist in München. Schloßmuseum Murnau, 2019, S. 89 ff, ISBN 978-3-932276-59-0

Einzelnachweise

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  1. a b c Katarina Ambrozic: Der Künstler Anton Ažbe (1862–1905), in Ausst. Kat.: Wege zur Moderne und die Ažbe-Schule in München, Museum Wiesbaden 1988, S. 43
  2. Leonhard Frank: Links, wo das Herz ist München 1952, S. 32 ff. Frank gab sich im Roman den Namen Michael Vierkant.
  3. Gesammelte Schriften, Hrsg. Hans K. Roethel und Jelena Hahl-Koch, Bern 1980, S. 66
  4. Grigori J. Sternin, Das Kunstleben Rußlands an der Jahrhundertwende, Dresden 1976, S. 111
  5. Katarina Ambrozic: Nadezda Petrovic 1873–1915, Ausst. Kat.: Bayerische Staatsgemäldesammlungen in der Neuen Pinakothek, München 1985, S. 14
  6. Bernd Fäthke: Malerei im Vorfeld des Expressionismus. Die Schule des Anton Ažbe, Zirkular des Museums Wiesbaden, Februar 1986
  7. Emilijan Cevc: Slowenische Impressionisten und ihre Vorläufer, in Ausst. Kat.: Slowenische Impressionisten und ihre Vorläufer aus der Nationalgalerie in Ljubljana, Oberes Belvedere, Wien 1979, S. 35
  8. Alexej Jawlensky: Lebenserinnerungen, in: Clemens Weiler (Hrsg.): Alexej Jawlensky. Köpfe-Gesichte-Meditationen, Hanau 1970, S. 108
  9. Peter Zimmermann: Anton Azbe: Mensch-Maler-Lehrer, in: Literatur in Bayern, Nr. 71, März 2003, S. 39
  10. Katarina Ambrozic: Nadezda Petrovic 1873–1915, Ausst. Kat.: Bayerische Staatsgemäldesammlungen in der Neuen Pinakothek, München 1985, S. 59
  11. Gisela Kleine, Gabriele Münter und Wassily Kandinsky, Biographie eines Paares, Frankfurt/M. 1990, S. 145
  12. Bernd Fäthke: Marianne Werefkin, München 2001, S. 47
  13. Anton Ažbe in Niegova Sola, Narodna Galerija, Ljubljana 1962, S. 30, 45, 90, 106, 109, 124, 126
  14. Bernd Fäthke: Im Vorfeld des Expressionismus. Anton Ažbe und die Malerei in München und Paris, Wiesbaden 1988, S. 9 ff
  15. Clemens Weiler (Hrsg.): Marianne Werefkin. Briefe an einen Unbekannten 1901–1905, Köln 1960, S. 48
  16. Diether Schmidt: Lehren-Malen-Schweigen, in Ausst. Kat.: Georg Muche. Leise sagen, Neue Galerie, Staatliche und Städtische Kunstsammlungen Kassel 1986, S. 8, 133
  17. Gerhard Willhalm: Anton Ažbe. In: Münchner Friedhofsportal. Stadtgeschichte München, 16. März 2024, abgerufen am 16. März 2024.
  18. Ernst Wilhelm Bredt: Bärmann Märchen und Bilder. In: Hugo Schmidts Kunstbreviere Band. Hugo Schmidt Verlag, München 1922, S. 67.
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Commons: Anton Ažbe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien