Anuak

Ethnie in Afrika
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Die Anuak (Eigenbezeichnung Anywaa bzw. Añwaa,[1] andere Schreibweisen: Anyua, Anywak, Anwak, Anyuak) sind ein nilotisches Volk, das im Osten des Südsudan und in der Region Gambela im Westen Äthiopiens beheimatet ist.

Anuak-Mann

Ihre Zahl lag gemäß Schätzungen von Missionaren 1991 bei 26.000 in Äthiopien und 52.000 im Südsudan,[2] 2003 betrug ihre Gesamtzahl laut Encyclopaedia Aethiopica 100.000 bis 200.000.[3] Bei der Volkszählung in Äthiopien 2007 wurden 89.051 Menschen als Anuak registriert.[4]

Lebensweise und Kultur

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Die Anuak leben entlang von Flussläufen und betreiben Ackerbau. Ihre wichtigsten Anbauprodukte sind Mais, Sorghum, Tabak, Kürbis und Augenbohnen. Daneben leben sie auch von Fischerei, Viehzucht und Jagd, allerdings hat die Jagd aufgrund der Verringerung der Wildtierbestände an Bedeutung verloren. Traditionell sind die Dörfer, die mehrere Hundert Einwohner umfassen, die größte politische Einheit. Ihnen steht ein Dorfvorsteher (kwaaro) oder „Adliger“ (ñieya) vor; in Äthiopien wurden diese erblichen Titel sowie weitere Traditionen der Anuak nach 1974 unter dem kommunistischen Derg-Regime abgeschafft. Die Sprache der Anuak wird Anuak oder Anywa genannt und gehört zur Gruppe der Luo-Sprachen innerhalb des westlichen Zweiges der nilotischen Sprachen.[3]

Geschichte

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Überlieferungen zufolge kamen die Anuak aus Südwesten in ihr heutiges Gebiet und sind von derselben Abstammung wie das in Südsudan lebende Volk der Schilluk. Es bestehen seit Längerem Konflikte mit den benachbarten Nuer.[2]

Bis zur Abschaffung der Sklaverei in Äthiopien wurden Anuak von Hochland-Äthiopiern als Sklaven gefangen genommen.[2] Anuak verkauften aber auch selbst Sklaven ins Hochland, um im Gegenzug Feuerwaffen zu erwerben.[5]

In Gambela, dessen Zugehörigkeit zu Äthiopien auf Ende des 19. Jahrhunderts zurückgeht und das ab 1956 vermehrt in Äthiopien integriert wurde, machten die Anuak bis in die 1980er Jahre die Bevölkerungsmehrheit aus. Dies änderte sich, als die kommunistische Derg-Regierung infolge der Dürre und Hungersnot im äthiopischen Hochland Zehntausende Menschen aus anderen Landesteilen in Gambela ansiedelte und zudem Nuer vor dem Bürgerkrieg im Südsudan dorthin flohen. So machten die Anuak 2007 noch 21,16 % der Bevölkerung Gambelas aus.[4] Das Derg-Regime hatte zudem die Nuer gegenüber den Anuak bevorzugt.[6]

Nach dem Sturz des Derg 1991 wurde die Anuak-Widerstandsbewegung Gambella People’s Liberation Movement (GPLM) zum Partner der neuen Regierungskoalition EPRDF in Gambela.[6] Innerhalb der GPLM gab es Konflikte zwischen Anuak-Untergruppen.[7] 1998 ordnete die EPRDF den Zusammenschluss mit einer Nuer-Partei zur Gambella People’s Democratic Front (GPDF) an. Die Anuak-Oppositionspartei Gambella People’s Democratic Congress, die daraufhin entstand, wurde vor den Wahlen 2000 durch die Verhaftung ihrer Führungspersönlichkeiten geschwächt. 2003 löste die EPRDF die GPDF auf und bildete die Gambella Peoples’ Democratic Movement als Koalition aus drei neu gegründeten, ethnisch definierten Parteien für die Nuer, Anuak und Majangir.[8]

Die Konflikte zwischen den Anuak, Nuer und „Hochländern“ werden auch gewaltsam ausgetragen. Anuak-Milizen haben verschiedentlich „Hochländer“-Zivilisten angegriffen. Am 13. Dezember 2003 töteten „Hochländer“ und äthiopische Soldaten über 400 Anuak in der Stadt Gambela.[8]

Siehe auch

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Literatur

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  • Conradin Perner: The Anyuak: Living on Earth in the Sky. An analytic account of the history and culture of a Nilotic people. holistische Monografie, Zusammenfassung der Forschungsresultate in 8 Bänden, Helbing & Lichtenhahn Verlag, Basel 1994–1996 (Vol. I – The Sphere of Spirituality ISBN 3-7190-1330-8, Vol. II – The Human Territory ISBN 3-7190-1507-6) und Schwabe-Verlag, Basel, 2003–2016 (Vol. III – The Human Being ISBN 3-7965-1272-0, Vol. IV – A personal Life ISBN 978-3-7965-2227-7, Vol. V – The Anyuak Village – Centre of Civilisation (on Social Structures and Justice) ISBN 978-3-7965-3211-5, Vol. VI – The Political Body: Power and Authority ISBN 978-3-7965-3402-7, Vol. VII – Spheres of Action, Anyuak Art ISBN 978-3-7965-3465-2, Vol. VIII – Anyuak Histories. With a Bibliography ISBN 978-3-7965-3552-9).
  • Conradin Perner: Anyuak Religion. In: Journal of Religion in Africa. Vol. II, Leeds, 1992.
  • Conradin Perner: Anyuak – A Luo Language of the Southern Sudan: Dictionary and short Grammar. Human Relations Area Files Inc., Yale, 1990.
  • Edward E. Evans-Pritchard: The Political System of the Anuak of the Anglo-Egyptian Sudan. (Monographs on Social Anthropology 4). Lund, Humphries & Co., London 1940. (Nachdruck: AMS Press, New York NY 1977, ISBN 0-404-12041-5).
  • Dereje Feyissa: The Ethnic Self and the National Other. Anywaa Identity Politics in Reference to the Ethiopian State System. In: Bahru Zewde (Hrsg.): Society, State and Identity in African History. Forum for Social Studies u. a., Addis Ababa 2008, ISBN 978-99944-50-25-1, S. 123–153.
  • Douglas H. Johnson: On the Nilotic Frontier. Imperial Ethiopia in the southern Sudan, 1898–1936. In: Donald Donham, Wendy James (Hrsg.): The Southern marches of imperial Ethiopia. Essays in history and social anthropology. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1986, ISBN 0-521-32237-5, S. 219–245 (African studies series 51).
  • Godfrey Lienhardt: The Situation of the Death. An Aspect of Anuak Philosophy. In: Anthropological Quarterly. Vol. 35, No. 2, 1962, ISSN 0003-5491, S. 74–85.
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Commons: Anuak – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Monika Sommer: Traditional Instruments of Conflict Resolution and Mediation among the People of Gambella, Ethiopia. In: Wolbert C. G. Smidt: Discussing conflict in Ethiopia. Conflict Management and Resolution: Proceedings of the Conference "Ethiopian and German Contributions to Conflict Management and Resolution", Addis Ababa, 11 to 12 November 2005. Afrikanische Studien 32, 2007, ISBN 978-3-8258-9795-6, S. 32.
  2. a b c David H. Shinn, Thomas P. Ofcansky, Chris Prouty: Anuak People and Language. In: Historical dictionary of Ethiopia. New Edition, 2004, ISBN 0-8108-4910-0.
  3. a b Mechthild Reh: Añwaa language und Eisei Kurimoto: Añwaa ethnography. In: Encyclopaedia Aethiopica. Band 1, 2003, ISBN 3-447-04746-1.
  4. a b Central Statistical Agency: Summary and Statistical Report of the 2007 Population and Housing Census Results (Memento des Originals vom 10. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.csa.gov.et (PDF), (S. 73, 83)
  5. Profil zu den Anuak auf Gurtong.org (Memento des Originals vom 18. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gurtong.net (englisch)
  6. a b John Young: Along Ethiopia's Western Frontier: Gambella and Benishangul in Transition. In: The Journal of Modern African Studies. Vol. 37/2, Juni 1999, S. 321–346.
  7. Medhane Tadesse: Gambella: The impact of local conflict on regional security. Institute for Security Studies, Tshwane (Pretoria) (S. 9–19)
  8. a b Human Rights Watch: Targeting the Anuak: Human Rights Violations and Crimes against Humanity in Ethiopia’s Gambella Region. (Memento des Originals vom 3. April 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hrw.org 2005.