Arbeiterolympiade

Veranstaltung der Arbeitersportbewegung
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Internationale Arbeiterolympiaden waren Großveranstaltungen der Arbeitersportbewegung in der Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg. Organisiert wurden sie von der Luzerner Sportinternationale, die 1928 den offiziellen Namen Sozialistische Arbeiter-Sport-Internationale (SASI) annahm.

Willibald Krain: I. Internationales Arbeiter-Olympia 1925
Anstecknadel: 1. Internationale Arbeiter-Olympiade, Frankfurt 1925[1]

Austragungsorte

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Veranstaltungen dieser Art fanden 1925 in Frankfurt am Main im Waldstadion, 1931 in Wien im Praterstadion und 1937 in Antwerpen im Olympiastadion statt. Die für 1943 in Helsinki geplante vierte Arbeiterolympiade musste wegen des Zweiten Weltkriegs abgesagt werden.

Neben den Sommerspielen gab es jeweils auch Winterspiele. Im Jahr 1925 fanden sie in Schreiberhau im Riesengebirge statt. Die Winterspiele 1931 wurden in Mürzzuschlag und in Semmering in Österreich ausgetragen, die Winterspiele 1937 im tschechischen Janské Lázně.

Zielsetzung

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Bereits 1913 hatten sich Arbeitersportverbände auf internationaler Ebene unter dem Namen Association socialiste internationale d’Éducation physique zusammengeschlossen. Dieser Verband, der infolge des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs kaum Aktivitäten entfalten konnte, wurde 1920 in Luzern wiedergegründet. Den von Pierre de Coubertin neu belebten olympischen Spielen warfen die Funktionäre und Theoretiker des Arbeitersports vor, vorwiegend dem Wettkampf der Nationen zu dienen und so „Krieg mit sportlichen Mitteln“ zu führen. Dagegen sollten die Arbeiterolympiaden die geistig-körperliche Erneuerung der Arbeiterschaft demonstrieren. Die Arbeiterolympiaden wurden ihrerseits von den kommunistischen Spartakiaden konkurrenziert.

Ablauf der Spiele

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Frankfurt 1925

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Fußballspiel Deutschland gegen Finnland bei der Arbeiterolympiade 1925: Einlauf der Mannschaften vor der Haupttribüne des Frankfurter Waldstadions

An der Frankfurter Arbeiterolympiade vom 24. bis 28. Juli 1925 nahmen 3000 aktive Sportler aus elf Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz, Tschechoslowakei, Polen, Palästina, Lettland, Finnland, England, Frankreich und Belgien) teil, die ohne Fahnen oder andere nationale Abzeichen unter den Klängen der Internationale in das neue Waldstadion einmarschierten. Hinzu kamen Vertretungen der Arbeitersport-Organisationen aus dem Sudetenland und der Freien Stadt Danzig. Neben dem Arbeiter-Turn- und -Sportbund hatte der Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität, mit über 300.000 Mitgliedern die größte Radfahrer-Organisation weltweit,[2] wesentlichen Anteil an der Organisation der Veranstaltung.[3] Neben den Wettkämpfen in Leichtathletik, Radfahren, Fußball, Wassersport oder Turnen gehörte zu der Arbeiterolympiade ein „Tag der Massen“, bei dem sich Vertreter der verschiedenen Gruppen des Arbeitersports präsentierten. Auch Massenfreiübungen gehörten dazu. Insgesamt waren wohl 100.000 Arbeitersportler beteiligt. Insgesamt 450.000 Zuschauer wohnten dieser Veranstaltung bei.[4]

Wien 1931

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„Die Proletarier der ganzen Welt vereinigen sich im Sport!“;
Umzug zur Eröffnung der Spiele 1931 in Wien mit Banner auf der Ringstraße vor dem Parlament

An den Wiener Spielen von 1931, die stark von klassenkämpferischer Allegorik und Masseninszenierungen geprägt war, nahmen 25.000 Sportler teil. Sie fanden im neu gebauten Praterstadion und dem Stadionbad statt. Vom 19. bis 26. Juli gab es Wettkämpfe in 117 Disziplinen.

Begonnen wurden die Spiele mit einem „Fest der Kinder“, an dem sich rund 30.000 Kinder und Jugendliche beteiligten. Bei der Eröffnungszeremonie im Praterstadion marschierten die teilweise über tausend Personen zählenden Landesdelegationen einzeln ein. Auch das bereits seit mehreren Jahren faschistisch beherrschte Italien wurde aufgerufen, obwohl es keine Delegation entsandt hatte. Daraufhin wurden im Gedenken an die unterdrückte italienische Arbeiterbewegung alle Fahnen gesenkt.

Nebst den sportlichen Wettkämpfen gab es auch kulturelle Veranstaltungen. Deren Höhepunkt stellte ein Massenfestspiel mit 3000 Athleten dar, das die Entwicklung der Arbeiterbewegung und den Zusammenbruch des Kapitalismus erzählte. Am Ende dieser Aufführung krachte ein in der Mitte des Stadions aufgestellter Kapitalistenkopf in sich zusammen. Das Spiel wurde mit dem Absingen der Internationale beendet.

Den Schlusspunkt der Arbeiterolympiade bildete ein Lichtfest am Abend des 25. Juli, für das die Oper, das Parlament und das Rathaus an der Ringstrasse mit Tausenden von Glühbirnen beleuchtet wurden. Der Aufmarsch von nicht weniger als 100.000 Festteilnehmern mit Fackeln unter dem Motto „Für Weltabrüstung und allgemeinen Frieden“ dauerte volle fünf Stunden.

Wie schon von der ersten Arbeiterolympiade wurde auch von den Wiener Spielen ein Film produziert, den die Mitgliedsverbände der Sozialistischen Arbeitersport-Internationale zu Propagandazwecken benutzen konnten. Friedrich Adler, Generalsekretär der Sozialistischen Internationale, bezeichnete die Spiele als „internationale Heerschau, die mächtiger ist als alles, was bisher der Arbeiterklasse gelungen“.

Antwerpen 1937

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Die Spiele 1937 waren nicht zuletzt wegen der Zerschlagung der deutschen und österreichischen Arbeiterbewegung nur halb so groß wie die vorangegangenen Veranstaltungen. Im Zeichen der Volksfront–Strategie nahmen erstmals auch Athleten aus der Sowjetunion teil. Auch deutsche und italienische Emigrantenmannschaften waren dabei. Die größten Sympathien genoss die spanische Delegation, deren Mitglieder als aktive Kämpfer gegen den Faschismus in Belgien begeistert begrüßt wurden. Bei ihrer Ankunft wartete im Antwerpener Bahnhof eine große Menschenmenge, die in „¡no pasarán!“–Rufe ausbrach, als die Athleten hinter der rot–gelb–violetten Fahne der Spanischen Republik mit erhobenen Fäusten dem Zug entstiegen. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Gegen Krieg und Diktatur, für Arbeit, Freiheit und Demokratie“. Die sowjetischen Sportler zeigten in den meisten Disziplinen herausragende Resultate, stellten drei Weltrekorde und einen Europarekord auf und gewannen auch das Fußballturnier überlegen. Allerdings war man von Seiten der sozialdemokratischen Arbeitersportler skeptisch, ob die sowjetischen Athleten noch als Amateure betrachtet werden könnten und zeigte sich befremdet, als für das Fußballendspiel extra noch zwei neue Spieler aus der Sowjetunion eingeflogen wurden.

Sportarten

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Siehe auch

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Literatur

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  • Julius Braunthal: Festschrift zur 2. Arbeiter-Olympiade. Arbeiterbund für Sport und Körperkultur in Österreich im Auftrage der Sozialistischen Arbeitersport-Internationale, Wien 1931, (online)
  • Hans Joachim Teichler, Gerhard Hauk (Hrsg.): Illustrierte Geschichte des Arbeitersports. Dietz, Berlin u. a. 1987, ISBN 3-8012-0127-9.
  • Arnd Krüger, James Riordan (Hrsg.): The Story of Worker Sport. Human Kinetics, Champaign IL u. a. 1996, ISBN 0-87322-874-X.
  • André Gounot; Les mouvements sportifs ouvriers en Europe (1893–1939). Dimensions transnationales et déclinaisons locales. Presses universitaires de Strasbourg, 2016, ISBN 978-2-86820-935-1.
  • Franz Nitsch: Die olympische “Gegenbewegung”. Bedeutung und Vermächtnis des internationalen Arbeitersports und seiner Olympiaden. In: Manfred Blödorn (Hrsg.): Sport und Olympische Spiele. rororo. Reinbek bei Hamburg 1984, S. 113–137.
  • Hans Joachim Teichler: Der Friedensidee unter den Völkern dienen. Internationale Arbeiter-Olympiaden von Frankfurt am Main (1925), Wien (1931) und Antwerpen (1937). In: Sporthistorische Blätter. (Sportmuseum Berlin), Nr. 7–8, 2000, S. 189–195.
  • Matthias Marschik: „...im Stadion dieses Jahrhunderts“: Die 2. Arbeiterolympiade in Wien 1931. In: Christian Koller unter Mitarbeit von Janina Gruhner (Hrsg.): Sport als städtisches Ereignis (= Stadt in der Geschichte. Band 33). Thorbecke, Ostfildern 2008, ISBN 978-3-7995-6433-5, S. 189–210.
  • Christian Koller: „Mächtiger als alles, was bisher der Arbeiterklasse gelungen“. Die Arbeiterolympiade von 1931 im „Roten Wien“. In: Rote Revue. Band 84, Nr. 2, 2006, S. 41–45, (Digitalisat).
  • Berno Bahro/Hans Joachim Treichler: Die vergessenen Winterolympiaden des Arbeitersports, in: Stadion – Internationale Zeitschrift für Geschichte des Sports 45/2 (2021). S. 266–313.

Programme und Resultate

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Commons: Arbeiterolympiade – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Pinsmuseum: Pins / Anstecknadeln: »Arbeiter-Olympiade«@1@2Vorlage:Toter Link/www.pins-museum.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Ralf Beduhn: Solidarität auf zwei Rädern. 'Der Arbeiter-Radfahrerbund. In: Hans Joachim Teichler, Gerhard Hauk (Hrsg.): Illustrierte Geschichte des Arbeitersports. Dietz, Berlin 1987, S. 119.
  3. Gerhard Beier: Arbeiterbewegung in Hessen. Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch einhundertfünfzig Jahre (1834–1984). Insel, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-458-14213-4, S. 271–275.
  4. Franz Nitsch: "Wir erlebten, wie Frieden sein kann". Die 1. Internationale Arbeiter-Olympiade 1925. In: Hans Joachim Teichler, Gerhard Hauk: Illustrierte Geschichte des Arbeitersports. J.H.W. Dietz, Berlin / Bonn 1987, S. 203–206; B. Schröder: Arbeitersport, Waldstadion und Arbeiter-Olympiade in Frankfurt am Main. In: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. Nr. 57, 1980, S. 209–218; Andrea Bruns, André Gounot: Critique de société et aspirations réformatrices: l’Olympiade ouvrière de Francfort 1925 face aux Jeux olympiques de Paris 1924. In: André Gounot, Denis Jallat, Benoît Caritey (Hrsg.): Les politiques au stade. Étude comparée des manifestations sportives du XIXe au XXIe siècle. PUR, Rennes 2007, S. 113–124.