Internationale Gesellschaft für Religionspsychologie
Die Internationale Gesellschaft für Religionspsychologie ist eine Gesellschaft zur Förderung der Religionspsychologie. Ihr voller Name lautet „Internationale Gesellschaft für Religionspsychologie – The International Association for the Psychology of Religion“.
Mitglieder, Zielsetzung und Aktivitäten
BearbeitenDie Gesellschaft versteht sich als interdisziplinäre Vereinigung. Mitglieder sind Akademiker aller Fachrichtungen, nicht nur Theologen und Psychologen.
Die Gesellschaft soll ausdrücklich Religionspsychologie in ihrer ganzen Breite fördern, ohne dabei Beschränkungen thematischer oder methodischer zu setzen. Dazu werden internationale Kongresse zum Thema Religionspsychologie veranstaltet und eine Zeitschrift herausgegeben. Ein von der Gesellschaft verliehener Preis ist für religionspsychologische Arbeiten vor allem junger Wissenschaftler vorgesehen.
Archiv für Religionspsychologie
BearbeitenDie Internationale Gesellschaft für Religionspsychologie gibt die Zeitschrift Archives for the Psychology of Religion – Archiv für Religionspsychologie heraus, die weltweit älteste Zeitschrift für Religionspsychologie. Das Periodikum ist dreisprachig angelegt. Seit 2003 erscheint jährlich ein Band im niederländischen Verlag Brill in englischer, französischer und deutscher Sprache.
Godin-Preis
BearbeitenDer Godin-Preis wurde seit 1967 durch den belgischen Religionspsychologen André Godin (1905–1997) als „Quinquennial Prize for the Scientific Psychology of Religion“ verliehen. Seit Godins Tod 1997 trägt er dessen Namen und wird durch die Internationale Gesellschaft für Religionspsychologie für hervorragende religionspsychologische Monografien oder fünf Zeitschriftenartikel eines Autors verliehen. Der Godin-Preis ist mit 1000 Euro dotiert.
Vorstand
BearbeitenDie Gesellschaft wird durch einen siebenköpfigen Vorstand geleitet, der im Turnus von drei Jahren neu gewählt wird. Mitglieder (Stand 2010) sind: Jozef Corveleyn, James W. Jones, Herman Westerink, Marinus H.F. van Uden, Vassilis Saroglou, Mario Aletti, Hans A. Alma.
Geschichte
BearbeitenDie Organisation wurde 1914 in Nürnberg auf Initiative des evangelischen Pfarrers Wilhelm Stählin als Gesellschaft für Religionspsychologie gegründet; beteiligt waren internationale Wissenschaftler, auch aus den Vereinigten Staaten. Ebenfalls 1916 erschien der erste Band des als Zeitschrift geplanten Archiv für Religionspsychologie. Der Erste Weltkrieg verhinderte zunächst weitergehende Aktivitäten fast vollständig. Erst 1921, als die Gesellschaft fast zerfallen war, erschien ein zweiter und ein dritter Band des Archivs.
1927 übergab Stählin die Leitung der Organisation – mittlerweile Internationale Gesellschaft für Religionspsychologie bezeichnet – an den ebenfalls evangelischen Werner Gruehn. Unter Gruehns Führung waren die Zielsetzung der Gesellschaft stark eingeschränkt auf dessen inhaltliche Interessen und seinen methodischen Ansatz. Dennoch erschienen zwischen 1929 und 1936 drei weitere Bände der Zeitschrift, diese Male betitelt mit dem Zusatz „und Seelenführung“. Während des Zweiten Weltkriegs erlahmten die Aktivitäten der Gesellschaft erneut. Auch nach Kriegsende konnte Gruehn – trotz einiger Anläufe – weder Tagungen organisieren, noch weitere Bände des Archivs herausgeben.
Kurz vor seinem Tod 1961 betraute Gruehn den Katholiken Wilhelm Keilbach mit der Neuorganisation der Gesellschaft. Im folgenden Jahr erschien Band 7 des Archivs, es folgten Tagungen und in Abständen von etwa zwei bis drei Jahren weitere Bände, die aber auf Beiträge eines kleinen Kreises von Wissenschaftlern beschränkt blieben und eher den Charakter von Tagungsberichten hatten. Eine grundlegende Erneuerung der Gesellschaft fand nicht statt. Die Kritikpunkte einer zu starken Fixierung auf die deutsche Sprache, einer undemokratischen Satzung und einer Zementierung der Führungsstrukturen in deren Folge führten zu einer Spaltung in den 1970er Jahren. Es formierte sich eine Gruppe junger Wissenschaftler, die „European Psychologists of Religion“, die sich zwar nicht als Opposition zur Gesellschaft für Religionspsychologie verstand, aber zunehmend mit den ins Abseits des Forschungsbetriebs geratenen älteren Mitgliedern nichts mehr anfangen konnte.
Eine Konferenz in Soesterberg im Jahr 2001 leitete die mittlerweile dritte Erneuerung der Gesellschaft ein. Eine neue Satzung mit erneuerten Wahlmodalitäten stellt sicher, dass dem Vorstand nicht immer die gleichen Personen angehören. Das Archiv für Religionspsychologie erscheint nunmehr als regelmäßige redigierte wissenschaftliche Zeitschrift, die Beiträge von außerhalb der Gesellschaft gleichermaßen berücksichtigt. Das Themenspektrum der Gesellschaft unterliegt nunmehr keinen Beschränkungen.
Literatur
Bearbeiten- Jacob A. Belzen: Like a Phoenix from Its Ashes? On the Fate and Future of the International Association for the Psychology of Religion In: Pastoral Psychology, Bd. 52, Nr. 6, 2004, S. 441–457