Aššur-uballiṭ I.

König
(Weitergeleitet von Assur-uballit)

Aššur-uballiṭ I. (Aschschur-uballit, Assur-uballit), Sohn des Erība-Adad I. war ein mittelassyrischer König, der nach der assyrischen Königsliste 36 Jahre regierte.

Autor Regierungszeit Anmerkungen
Grayson 1969 1365–1330 v. Chr. mittlere Chronologie
Pöbel 1942 1362–1327 v. Chr.
Gasche et al. 1998 1356–1322 v. Chr. Ultrakurze Chronologie
Freydank 1991 1353–1338 v. Chr.

Unter Aššur-uballiṭ I. (1353–1338 v. Chr.) konnte sich Assyrien aus der Einflusssphäre des Mittani-Reiches lösen und sich im Kreis der Großmächte des 14. Jh. etablieren.

Sein Name wird vermutlich auch in der synchronistischen Königsliste aufgeführt, ist dort aber nur bruchstückhaft erhalten. Demnach herrschte Aššur-uballiṭ gleichzeitig mit Kara-Hardaš und dem Usurpator Nazi-Bugaš/Šuzigaš. Von Aššur-uballiṭ sind zahlreiche Inschriften überliefert, ebenso der Abdruck seines königlichen Siegels mit der Inschrift: „Das Stein-Siegel von Aššur-uballiṭ, König von Assyrien, Sohn von Erība-Adad.“ Aus Niniveh stammte eine sehr schlecht erhaltene Basalt-Stele.

Aššur-uballiṭ sandte Briefe an den ägyptischen Pharaoh Napḥurija, die sich im Archiv von Amarna erhalten haben. Vermutlich handelt es sich dabei um Amenophis IV.[1] Auch eine Identifikation mit Eje II. wurde jedoch erwogen.[2] Sein Bote überbrachte einen guten Wagen, zwei Pferde und einen „Dattelstein“ aus Lapislazuli. Der vorsichtige Ton ebenso wie der Wortlaut des Briefes (EA 15) verrät den ersten Kontakt eines unbedeutenden Kleinstaates mit einer weitgehend unbekannten Macht. Der Pharao wird mehrfach aufgefordert, den Boten nicht festzuhalten. Dieser soll Informationen über den Pharao und dessen Land sammeln und dann nach Assyrien zurückkehren. Grayson sieht dieses Schreiben als Sondierungsbrief.

In einem zweiten Brief (EA 16) nennt Aššur-uballiṭ I. den Pharao bereits kühn Bruder. Nachdem er die bereits übersendeten Geschenke aufzählt, beschwert er sich über die Gegengaben; seiner Meinung nach wurde zu wenig Gold geschickt, obwohl dieses in Ägypten wie Staub vorkomme. Er brauche dieses Gold für die Verzierung eines neuen Palastes und fordert den Pharao auf, so viel zu schicken, wie dazu nötig ist. Er führt an, dass sein Vorgänger Aššur-nadin-ahhe II. und der König von Ḫanilgabat 20 Talente Gold erhalten hätten. Die an Aššur-uballiṭ gesandte Menge war offensichtlich geringer (genaue Menge leider abgebrochen), sie reiche kaum aus, die Reisekosten zu bestreiten und die Boten zu bezahlen (EA 16, 28–30). Es hatte Probleme mit den nomadischen Suti gegeben, die den ägyptischen Boten entführten, deshalb habe er andere Boten zurückgehalten. Er habe die Boten aber befreit. Aššur-uballiṭ beschwert sich ferner über die Behandlung seiner Abgesandten, die man anscheinend in der prallen Sonne stehen ließ, was tödlich für sie sein könne. „Wenn es dem König nutzt, in der prallen Sonne zu stehen, dann soll der König in der prallen Sonne stehen! Aber warum sollen sie in der prallen Sonne sterben? … Sie werden in der prallen Sonne sterben!“

Geschichte

Bearbeiten

Nach Inschriften seines Nachfolgers Adad-nirari I. beherrschte Aššur-uballiṭ Ekur, bezwang Musru und Subartu und erweiterte die Grenzen des Landes. Nach hethitischen Berichten scheint er zeitweise sogar Karkemiš bedroht zu haben.[3] Er rühmt sich, dem Herrscher von Hanilgabat, vermutlich Tušratta,[4] nun ebenbürtig zu sein (EA 16, 26). Zu Karduniaš bestanden friedliche Beziehungen. Ein Brief des Thronprinzen[5] Enlil-nērāru (Ellil-nārāri) an Illilīja, (BE XVII 91), vermutlich Enlil-kidinni, der šandabakku von Nippur, berichtet von der Übersendung einer Sonnenscheibe aus Bronze mit Intarsien aus schwarz-weiß gebändertem Chalzedon. Als Ausgleich wird um Stoff für Stuhlbezüge (šiddu) gebeten. Wenn diese nicht verfügbar seien, sollten 60 farbige Gewänder gesandt werden. Als persönliches Geschenk an Illilīja wurde eine perṣeduḫu-Fibel geschickt.

Eine Tochter von Aššur-uballiṭ, Muballiṭat-Šerū'a, heiratete einen kassitischen König, vermutlich handelte es sich dabei um Burna-Buriāš II.,[6] der im Amarna-Brief EA 9 noch vehement versucht hatte, Beziehungen zwischen Assyrien und Ägypten zu verhindern und die Assyrer als seine Vasallen bezeichnet hatte. Geschenke von Burna-Buriāš II. an den Thronprinzen Enlil-nērāru in seinem 25. Regierungsjahr (CBS 3235, 3776 aus Nippur) lassen Faist vermuten, dass die Hochzeit in oder nach diesem Jahr stattgefunden hat.[7] Nachdem Kadašman-Ḫarbe, der Sohn von Muballiṭat-Šerū'a durch aufständische Kassiten ermordet worden war, die an seiner Stelle Nazi-Bugaš, „einen Mann niedriger Abstammung“[8] zum König machten, zog Aššur-uballiṭ nach Karduniaš, um Rache für seinen Enkel zu nehmen. Er erschlug Nazi-Bugaš und setzte Kurigalzu den jüngeren, einen Sohn von Burna-Buriāš II., „auf den Thron seines Vaters“. Vermutlich handelte es sich dabei um einen jüngeren Bruder von Kadašman-Ḫarbe. Der knappe Text der Synchronistischen Geschichte, der Hauptquelle für diese Zeit, erlaubt es nicht zu beurteilen, inwieweit sich Aššur-uballiṭ bei dieser Intervention der Hilfe von Kassiten, die loyal zu dem angestammten Königshaus geblieben waren, erfreute. Dies ist jedoch sehr wahrscheinlich. Bis zu der Eroberung von Babylon durch Tukultī-Ninurta kam es in der Folge lediglich zu einer Reihe von Grenzstreitigkeiten, in denen Aššur keine eindeutige Übermacht an den Tag legte. Eine zunehmende Militarisierung der mittelassyrischen Gesellschaft wird zwar allgemein anerkannt, aber auch die lange Regierungszeit von Aššur-uballiṭ scheint zu kurz für den Aufbau einer Armee, die fähig war, das wohlhabende und vor allem bevölkerungsreiche Babylon ohne weitere Hilfe niederzuwerfen.

Im 9. Regierungsjahr von Muršili II. wurde Aštata am Euphrat durch die Assyrer eingenommen. Emil Forrer schreibt diese Eroberung Enlil-nērāru zu, M. Rowton jedoch Aššur-uballiṭ I.[9] Der Eroberung folgte jedoch keine dauerhafte assyrische Herrschaft.

Nach Tontafeln aus Tell ʿAlī westlich von Kirkuk kam auch Arrapḫa unter Aššur-uballiṭ unter assyrische Herrschaft.[10]

Zeitgenossen von Aššur-uballiṭ I. (1353–1318 v. Chr.)
Ägypten Hethiter Mittani Babylon
Amenophis III. (1388–1351) Tudḫaliya II. (1375–1355) Tušratta (1380–1350) Kadašman-Enlil I. (1374–1360)
Amenophis IV. (1351–1337) Šuppiluliuma I. (1355–1323) Šattiwazza (1350–1320) Burna-buriaš II. (1360–1333)
Semenchkare (1337–1333) Kara-Hardaš (1333)
Tutanchamun (1333–1323) Nazi-Bugaš (1333)
Kurigalzu II. (1333–1308)

Aus seiner Regierungszeit stammen die ersten Nachweise für den Kult des Marduk aus Aššur. Der Tempel wurde durch den königlichen Schreiber Marduk-nadin-ahhe, Sohn des Marduk-uballiṭ, Sohn des Ušušur-Marduk errichtet, der den entsprechenden theophorischen Namen trug. Der entsprechende Text ist nur in einer neo-assyrischen Abschrift überliefert, Wolfram von Soden hält ihn für eine spätere Fälschung.

Sein königlicher Schreiber war Marduk-nadin-aḫḫe, Sohn des Marduk-uballiṭ, Sohn des Uššur-ana-Marduk.[11]

Eponyme:

  • Ellil-mudammeq, Sohn des Asanu

Er baute den Kanal Pattituhdi (Kanal des Überflusses) und blockierte in diesem Zusammenhang den Brunnen Uballiṭ-nišešu, den Aššur-nadin-aḫḫe angelegt und mit Kalkstein, gebrannten Ziegeln und Bitumen ausgekleidet hatte, da er für einen Obstgarten ungeeignet war. Am Ištar-Tempel führte er Renovierungsarbeiten durch und deponierte einen Gründungszylinder. Weitere Gründungszylinder beziehen sich vermutlich auf die Terrasse eines neuen Palastes.

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. J. von Beckerath: Chronologie des pharaonischen Ägypten. von Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2310-7, S. 23
  2. Betina Faist: Der Fernhandel des assyrischen Reiches zwischen dem 14. und dem 11. Jahrhundert vor Christus. In: Alter Orient und Altes Testament. (AOAT) 265, Ugarit, Münster 2001, S. 15.
  3. Annalen des Muršili II. In: Keilschrifturkunden aus Bogazköy. Band 14, Text Nr. 16.' (KUB XIV 16) aus dem zweiten Regierungsjahr
  4. Cordt Kühne: Die Chronologie der internationalen Korrespondenz von ElAmarna. In: AOAT. 17, 1973, S. 78.
  5. Betina Faist: Der Fernhandel des assyrischen Reiches zwischen dem 14. und dem 11. Jahrhundert vor Christus. In: Alter Orient und altes Testament. 265, Ugarit, Münster 2001, Anm. 44.
  6. J. A. Brinkman: Materials and Studies for a Kassite History. I, Appendix C, Chicago 1975, S. 418–423.
  7. Betina Faist: Der Fernhandel des assyrischen Reiches zwischen dem 14. und dem 11. Jahrhundert vor Christus. In: Alter Orient und altes Testament. 265, Ugarit, Münster 2001, S. 209.
  8. Synchronistische Geschichte. Kol. I, 19 f.
  9. M. B. Rowton: The Background of the Treaty between Ramesses II. and Hattušiliš III. In: Journal of Cuneiform Studies. 13/1, 1959, S. 4.
  10. B. K. Ismael-Sabir: Informationen über Tontafeln aus Tell-Ali. In: H. Klengel (Hrsg.): Gesellschaft und Kultur im alten Vorderasien. (= Schriften zur Geschichte und Kultur des Alten Orients. 15). Berlin 1982, S. 117–119.
  11. Für eine Inschrift dieser Person vgl. E. A. Wallis Budge, L. W. King: Annals of the Kings of Assyria. London 1902, S. 388–391.
VorgängerAmtNachfolger
Eriba-Adad I.Assyrischer König Enlil-nirari