Sweatshop

ausbeutende Manufaktur in einem zunehmend industrialisierten Land,
(Weitergeleitet von Ausbeutungsbetrieb)

Ein Sweatshop bzw. Ausbeutungsbetrieb ist eine abwertende Bezeichnung für Fabriken bzw. Manufakturen, üblicherweise in einem Entwicklungsland, in denen Menschen zu Niedriglöhnen arbeiten.

Multinationale Konzerne lagern ihre Arbeitsplätze mit vornehmlich manuellen Tätigkeiten und mäßigen Bildungsanforderungen oft in Sweatshops aus, um die Lohnstückkosten zu senken.

Die in derartigen Betrieben vorherrschenden Arbeitsbedingungen werden oftmals wie folgt beschrieben:

Sweatshops finden sich vornehmlich in Entwicklungs- und Schwellenländern. In Mexiko und Mittelamerika sind sie unter dem Namen Maquilas bekannt. In Indien arbeiten viele junge Mädchen und Frauen in Sweatshops (z. B. Sumangali-Fabriken), weil sie die gesellschaftlich verankerte Mitgift erwirtschaften müssen.[2]

Geschichte

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Näherinnen in einem Sweatshop in Chicago, 1903

Die ersten Sweatshops entstanden zu Beginn der industriellen Revolution im England der 1830er bis 1850er Jahre. Die bisherigen mittelalterlichen Handwerksbetriebe, mit den „workshop“ (vergleiche „Werkstatt“) genannten Betriebsstätten und den darin angestellten Handwerksburschen und -gesellen, begannen an Bedeutung zu verlieren. Insbesondere im Bereich der Textilproduktion bildeten sich frühzeitig größere Fabriksysteme heraus, die einen hohen Bedarf an Arbeitskräften für einfachste Tätigkeiten hatten. Hierbei trat der „Sweater“ als Mittelsmann im „sweating system“ auf, das mit „sweat“ = „Schweiß“ bildlich die Arbeitsbedingungen in den neu eingerichteten Betriebsstätten (Hausindustrie) wiedergab, die man ab etwa 1850 daselbst als „sweat shop“ zur Abgrenzung von herkömmlichen Werkstätten nannte.

Mit der Fortentwicklung des sweating system entstand im Verlauf dieser Jahrzehnte immer mehr das Phänomen, dass ein Sweater Mittelsmann wieder Subkontraktoren hatte, die wiederum Subkontraktoren hatten, die wiederum Subkontraktoren hatten, die ein jeder Geld vom ursprünglich Kontrakt einbehielten, bis dahin, dass ein Arbeiter zu einem Hungerlohn das eigentliche Werk herstellte. Hungerlohn war zu jener Zeit nicht im übertragenen Sinne zu verstehen, wie Charles Kingsley in seinem Aufsatz Cheap Clothes and Nasty[3] von 1850 darstellte, da der Lohn in den Sweatshops nicht zum Überleben reichte. In diese Zeit fällt auch Friedrich Engels’ Die Lage der arbeitenden Klasse in England von 1844/45, die unter ähnlichem Eindruck geschrieben wurde, jedoch den Begriff Sweatshop nicht erwähnt.

Die Arbeitsbedingungen, bei denen ohne jeden Arbeits- und Krankenschutz gearbeitet wurde, ist schon frühzeitig kritisiert worden (Pauperismus­literatur) und hat bis zur Herausbildung des Spätkapitalismus zu einer umfangreichen Liste an Schutzbestimmungen geführt. Der Begriff wandelte sich so hin zur Bezeichnung jener Betriebe, die die etablierten Schutzbestimmungen missachten. Das Aufstreben von Schwellenländern, in denen wiederum die Phänomene der Sweatshops aufkamen, führte zu einem Wiederaufleben des Begriffs – es wurde zum Marketingargument des „Sweatshop-free“, dass im Rahmen der Geschäftsethik auf angemessene Arbeitsbedingungen in den Zuliefererbetrieben geachtet wird. Eine inhaltliche Definition ist dabei nicht gegeben – eng eingeschränkt sind es allein kritikwürdige Arbeitsbedingungen mit hohem Anteil manueller Tätigkeit, während er in der Verallgemeinerung mit Ausbeutungsbetrieben jeder Art zusammenfällt.

Kritik am Sweatshopbegriff

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Kritiker des Sweatshopbegriffes argumentieren, dass trotz der – an westlichen Standards gemessenen – miserablen Arbeitsbedingungen die in diesen Betrieben beschäftigten Menschen ansonsten arbeitslos wären. Verschiedene Studien zeigen, dass die Löhne in den von multinationalen Konzernen betriebenen oder beauftragten Produktionsstätten in Entwicklungsländern meist über den Durchschnittslöhnen in diesen Ländern liegen. Kampagnen gegen den Kauf von in Sweatshops produzierten Gütern schadeten den Arbeitern in armen Ländern somit finanziell.[4][5]

Dennoch werden diese Betriebe, vornehmlich von westlichen globalisierungskritischen Nichtregierungsorganisationen, oft ebenfalls pauschal als Sweatshops bezeichnet. Dies deute auf die verbreitete falsche, da extensive, Verwendung des Sweatshopbegriffs hin.

Bei korrekter Verwendung lässt sich jedoch argumentieren, dass eben der Begriff „Sweatshop“ genau die Definition der am westlichen Standard gemessenen Arbeitsbedingungen beinhaltet bzw. gegen diese misst und somit die Kritik der Definition widerspricht.

Literatur

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  • Jagdish N. Bhagwati: In Defense of Globalization. Oxford University Press, 2007.
  • CCC (Clean Cloth Campain) (Hrsg.): Companies and working conditions in the garment industry.
  • CCC (Clean Cloth Campain) (Hrsg.): Looking for a quick fix How weak social auditing is keeping workers in sweatshops. 2005 CCC Download (PDF; 2,6 MB)
  • Jill L. Esbenshade: Monitoring sweatshops. workers, consumers an the global industry. Temple Univ. Pr.,Philadelphia 2004, ISBN 1-59213-255-3.
  • Archon Fung: Can we put an end to sweatshops? Univ. of Mich. Pr., Ann Arbor 2004, ISBN 0-472-10941-3.
  • Naomi Klein: No Logo!. ISBN 0-00-255919-6.
  • M. Knolle: Implementierung von Sozialstandards in die Wertschöpfungskette von Bekleidungsunternehmen durch die Bildung von Kooperationen. Centre for Sustainability Management, Lüneburg 2006 CSM Lüneburg (522 kByts; PDF)
  • Ellen I. Rosen: Making Sweatshops. Univ. of Calif. Pr., Berkeley 2002, ISBN 0-520-23336-0.
  • Robert J. S. Ross: Slaves to Fashion: Poverty and Abuse in the New Sweatshops. University of Michigan Press, Ann Arbor 2004.
  • Benjamin Powell: Out of Poverty: Sweatshops in the Global Economy. Cambridge University Press, Cambridge 2014, ISBN 978-1-107-02990-3.
  • Klaus Werner, Hans Weiss: Schwarzbuch Markenfirmen. Die Machenschaften der Weltkonzerne. Deuticke, Wien/Frankfurt 2001.
  • Jean Ziegler: Die neuen Herrscher der Welt und ihre globalen Widersacher. C.Bertelsmann, München 2002.
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Einzelnachweise

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  1. Maneater | Column: Nike deserves reprimand for inhumane working conditions. Abgerufen am 26. März 2020.
  2. Clean Clothes Campaign: Kurzinformationen Sumangali Programm (PDF; 142 kB), abgerufen am 27. Juni 2012
  3. Charles Kingsley: Cheap Clothes and Nasty. 1850.
  4. Tim Harford: The Undercover Economist. Oxford University Press, New York 2005.
  5. Benjamin Powell, David Skarbek: Sweatshop Wages and Third World Living Standards: Are the Jobs Worth the Sweat? In: Journal of Labor Research. Vol. 27, No. 2. Spring 2006.
    Vgl. hierzu: Benjamin Powell: In Defense of „Sweatshops“. 2. Juni 2008. Library of Economics and Liberty. 31. August 2010.