Bundesverband mittelständische Wirtschaft

Interessenvertretung der mittelständischen Wirtschaft in Deutschland
(Weitergeleitet von BVMW)

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft – Unternehmerverband Deutschlands e. V. (BVMW) ist ein Spitzenverband der mittelständischen Wirtschaft mit Sitz in Berlin. Der BVMW vertritt berufs- und branchenübergreifend sowie parteipolitisch unabhängig die Interessen der mittelständischen Wirtschaft in Deutschland.

Der Mittelstand. BVMW e. V.
(BVMW)
Logo
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 1975
Gründer Dieter Härthe u. a.
Sitz Berlin
Zweck Mittelstandsförderung
Vorsitz Präsidium: Jochen Leonhardt, Helmut Baur, Thiemo Fojkar, Willi Grothe, Gordon Pelz, Arthur Zimmermann
Geschäftsführung Christoph Ahlhaus
Mitglieder 29.090 (2024)
Website bvmw.de

Gründung

Bearbeiten

Der BVMW wurde 1975 in Bonn gegründet. Einige Mittelständler suchten in Bonn den Kontakt zu Parlamentariern, mit dem Ziel für ihre Belange zu lobbyieren. Die Wirtschaftspolitik sollte sich nicht nur an den Konzernen orientieren. Auslöser war eine Pleitewelle unter mittelständischen Unternehmen in Nordrhein-Westfalen. Der Verband finanziert sich nach eigenen Angaben seit seiner Gründung aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden.

Der BVMW befasst sich mit mittelstandsrelevanten Themen. Dabei wird der Verband von Unternehmerinnen und Unternehmern unterstützt, die in Kommissionen und Expertenkreisen mitwirken.

Begleitet wird die Arbeit des BVMW durch einen Wissenschaftlichen Beirat, unter dem Vorsitz des Direktors des Hamburgischen Weltwirtschaftslnstituts (HWWI) in Trägerschaft der Handelskammer Hamburg.

Im Politischen Beirat sind Politiker aller demokratischen im Bundestag Parteien vertretenen.[1]

Finanzen

Bearbeiten

Gemäß dem Lobbyregister des Deutschen Bundestags betrugen die finanziellen Aufwendungen im Bereich der Interessenvertretung des Verbands im Geschäftsjahr 2021 rund 8.180.000 Euro.[2]

Organisation

Bearbeiten

Präsident und Geschäftsführung

Bearbeiten

An der Spitze des Vereines steht der Vorstand mit einem Präsidenten. Dieses Amt hatte von 1998 bis zum 31. Oktober 2020 der bei einem Autounfall tödlich verunglückte Unternehmer Mario Ohoven inne – zugleich auch Präsident der Europäischen Vereinigung der Verbände Kleiner und Mittlerer Unternehmen CEA-PME (Confédération Européenne des Associations de Petites et Moyenne Entreprises). Mitglieder des Präsidiums sind der Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Jochen Leonhardt, die Unternehmer Gordon Pelz, Helmut Baur und Arthur Zimmernann, Bauingenieur Willi Grothe sowie der Pädagoge Thiemo Fojkar. Der Bundesgeschäftsführer des Verbandes ist seit 2023 Christoph Ahlhaus. Der Geschäftsleitung gehören an: Michael Woltering, Michael Dammenhein und Andreas Jahn.

Präsidenten

Bearbeiten
  • 1982–1989: Hubertus Geissel
  • 1989–1998: Helmut Becker (1942–2018)
  • 1998–2020: Mario Ohoven (1946–2020)
  • 2021/2022 : Satzungsänderung : Präsident ersetzt durch Vorsitzender
  • 2021–2023: Markus Jerger (Vorsitzender)
  • 2023–  : Christoph Ahlhaus (Vorsitzender)

Bundeswirtschaftssenat

Bearbeiten

Dem sogenannte Bundeswirtschaftssenat gehören 230 Persönlichkeiten des deutschen Mittelstandes an. Die Arbeit des Bundeswirtschaftssenats wird durch den Generalsekretär, den früheren Innensenator und Ersten Bürgermeister Hamburgs, Christoph Ahlhaus, sowie sieben Direktoren in den einzelnen Regionen koordiniert.

Regionale Standorte

Bearbeiten

Die Bundeszentrale hat ihren Sitz in Berlin. Die Betreuung der Mitglieder vor Ort erfolgt durch etwa 300 Regionalbüros. Die Verbandsrepräsentanten vernetzen die Mitgliedsunternehmen, veranstalten regionale Events und leisten unternehmerische Unterstützung vor Ort.

Internationale Standorte

Bearbeiten

Der BVMW ist mit derzeit 58 Auslandsbüros international vertreten. Neben dem EU-Verbindungsbüro in Brüssel ist der Verband in Asien, Mittelosteuropa und Afrika präsent. Die Auslandsbüros fungieren in den Zielländern als Vermittler von Kontakten, Informationen, Wissen und Dienstleistungen.

Mittelstandsallianz

Bearbeiten

In der Mittelstandsallianz haben sich die nachfolgend benannten Branchenverbände unter dem Dach des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft zu einer gemeinsamen politischen Stimme vereinigt:

Seit 2017 kooperiert der Verband mit dem sogenannten Bund der Steuerzahler Deutschland (BdSt), welcher als Ziele die Senkung von Steuern und Abgaben sowie die Verringerung von Bürokratie, „Steuerverschwendung“ bzw. der „Ausgabenwut“ und Staatsverschuldung nennt.[3]

Nach Recherchen des Handelsblatts im Jahr 2015 waren die vom BVMW angegebenen Mitgliederzahlen maßlos übertrieben.[4] Im Jahr 2015 hätte der BVMW angegeben, 270.000 Unternehmen zu vertreten. Die Mitgliedszeitschrift des Verbands hatte zu diesem Zeitpunkt aber weniger als 17.000 Abonnenten und interne Zahlen aus dem Verband hätten darauf schließen lassen, dass der BVMW nur gut 15.000 Mitglieder besäße.[5] Demgegenüber beträgt die vom BVMW offiziell angegebene Mitgliederzahl 55.000.[6]

Neben der Kritik, der BVMW übertreibe die eigene Bedeutung in der Außendarstellung[5], gab es Vorwürfe, der damalige Präsident Mario Ohoven vermische Geschäftliches mit Privatem. Die „Welt am Sonntag“ berichtete im Juni 2019 über eine Geburtstagsfeier für den Präsidenten, bei der die Kosten für die Musiker von rund 26.000 Euro über eine andere Verbandsveranstaltung abgerechnet worden sein sollen. Angeblich bezahlte der Verband auch Rechnungen von Luxushotels.[7]

Publikationen

Bearbeiten

Der BVMW gibt alle zwei Monate das Magazin „Mittelstand.“ heraus.

Mitgliedschaften

Bearbeiten

Confédération Européenne des Associations de Petites et Moyennes Entreprises (CEA-PME)[8]

Netzwerk Europäische Bewegung.[9]

International Network for Small and Medium Sized Enterprises (INSME)[10]

Bearbeiten

Fußnoten

Bearbeiten
  1. Politischer Beirat. In: Der Mittelstand. BVMW, abgerufen am 3. November 2020.
  2. Lobbyregistereintrag "Der Mittelstand, BVMW e. V. Bundesverband mittelständische Wirtschaft". Abgerufen am 4. November 2023.
  3. Mittelstandsallianz und Bund der Steuerzahler werden Kooperationspartner - Bündnis setzt sich für mehr als 530.000 Unternehmen und Mitglieder ein | Pressemitteilung BVMW. 14. August 2017, archiviert vom Original am 14. August 2017; abgerufen am 4. November 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.presseportal.de
  4. Andreas Dörnfelder, Miriam Schröder: Der Schein-Riese. In: Handelsblatt. 1. Oktober 2015, abgerufen am 23. April 2019.
  5. a b Sandro Schroeder: Wenn die Stimme zum Stimmchen wird. In: Detektor.fm. 1. Dezember 2015, abgerufen am 23. April 2019.
  6. Aktuelle Fassung der öffentlichen Liste über die Registrierung von Verbänden und deren Vertretern. (Memento des Originals vom 26. April 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bundestag.de In: Deutscher Bundestag. Abgerufen am 29. Januar 2021.
  7. Manuel Bewarder: Mittelstand-Verband: Mario Ohoven, das Verkaufstalent. In: Welt am Sonntag. 23. Juni 2019, abgerufen am 25. Juni 2019.
  8. Members list – European Entrepreneurs CEA-PME. Abgerufen am 4. November 2020 (amerikanisches Englisch).
  9. Mitgliedsseite im EBD (Memento vom 18. Juni 2015 im Internet Archive)
  10. Members – INSME. Abgerufen am 4. November 2020 (britisches Englisch).