Mit dem Bau der Bahnstrecke Gumbinnen–Goldap wurde 1907 begonnen,[1] ihre Fertigstellung erfolgte erst 1927.[2]
Geschichte
Bearbeiten1860 erhielt die Stadt Gumbinnen (russisch Gussew) Anschluss an das Schienennetz, als der letzte Bauabschnitt der Preußischen Ostbahn von Königsberg (Preußen) (Kaliningrad) nach Eydtkuhnen (1938 bis 1946: Eydtkau, russisch Tschernyschewskoje) fertiggestellt wurde.
Schon bald reifte der Entschluss, von Gumbinnen aus eine Verbindung zur touristisch attraktiven Rominter Heide (russisch Krasny Les, polnisch Puszcza Romincka) herzustellen. Erst 1904 wurden hierfür die Gelder bereitgestellt und 1907 wurde der erste Streckenabschnitt von Gumbinnen nach Tollmingkehmen (1938 bis 1946: Tollmingen, russisch Tschistyje Prudy) gebaut.[1] In Tollmingkehmen kreuzte die Bahnlinie die bereits 1901 gebaute Bahnstrecke Goldap–Stallupönen.[2]
Es sollte nur ein Jahr dauern, bis der zweite Streckenabschnitt von Tollmingkehmen nach Szittkehmen (1938 bis 1946: Wehrkirchen, polnisch Żytkiejmy) in Betrieb ging[1] und das Ziel der Anbindung der Rominter Heide erreicht werden konnte.
Im Süden der Rominter Heide ließ Kaiser Wilhelm II. das Jagdschloss Rominten errichten. Es lag in einer bevorzugten Gegend für kaiserliche und preußische Staatsjagden. Reichsjägermeister Hermann Göring suchte sich später die Rominter Heide als Ziel seiner Jagdunternehmungen.
Dies war Grund genug, eine Bahnstrecke anzulegen, die den Namen „Kaiserbahn“ erhielt.[3] Sie führte von der Kreisstadt Goldap bis nach Szittkehmen, wo sie in die Bahnstrecke von Gumbinnen überging. Ihre Fertigstellung erfolgte in drei Teilabschnitten: 1923 von Goldap bis nach Dubeningken (1938 bis 1945: Dubeningen, polnisch Dubeninki), 1926 von Dubeningken nach Blindgallen (1938 bis 1945: Schneegrund, polnisch Błąkały) und 1927 von Blindgallen nach Szittkehmen.[3]
1941 wurde eine Güterstichbahn nach Bachanowo eröffnet, ein geplanter Weiterbau nach Sudauen unterblieb.
Die 90,1 Kilometer lange Gesamtstrecke unterstand vor 1945 der Reichsbahndirektion Königsberg (Preußen). Sie durchlief die Kreise Gumbinnen, Stallupönen (1938 bis 1945: Ebenrode) und Goldap.
Heutiger Zustand
BearbeitenDie Bahnstrecke wurde nach Kriegszerstörungen nicht wieder in Betrieb genommen und ist sowohl auf russischem als auch auf polnischem Gebiet abgebaut. Zu beiden Seiten der Grenze erinnern noch Ruinen einstiger Viadukte über die Rominte an die einstige Bahnlinie bei Olchowatka (Großwaltersdorf/Walterkehmen) in Russland und in Polen bei Stańczyki (Staatshausen), Kiepojcie (Eszergallen), Barcie (Thewelkehmen) und Jurkiszki (Jörkischken); drei dieser Brücken sind Doppelviadukte und 1917/1918 gebaut. Erhalten sind beispielsweise eine Brücke über einen Bach bei Jemeljanowka (Schackummen/Eichkamp), über eine Straße bei Kalinino (Mehlkehmen/Birkenmühle) sowie mehrere Straßenbrücken über die Bahnstrecke.
Literatur
Bearbeiten- Ryszard Stankiewicz und Marcin Stiasny: Atlas Linii Kolejowych Polski 2014. Eurosprinter, Rybnik 2014, ISBN 978-83-63652-12-8, S. A11–12
- Siegfried Bufe (Hrsg.): Eisenbahnen in West- und Ostpreußen. Egglham 1986, ISBN 3-922138-24-1.
- Deutsches Kursbuch. Gesamtausgabe der Reichsbahn-Kursbücher; Ausgabe vom 21. Januar 1940 der Deutschen Reichsbahn, Oberbetriebsleitung Ost Berlin. Nachdruck 1. Auflage. 1988.
- Dieter Zeigert: Verschwundene Gleise. Die "Kaiserbahn" Goldap-Szittkehmen. Fragmente der ostpreußischen Eisenbahngeschichte. 2. Auflage, hrsg. von der Kreisgemeinschaft Goldap/Ostpreußen e. V., Stade 2011, ISBN 978-3-00-034548-7.
Weblinks
Bearbeiten- Die Eisenbahnstrecke Gumbinnen–Tollmingkehmen–Szittkehmen. In: Beiträge zur ostpreußischen Eisenbahngeschichte. Abgerufen am 28. Februar 2015.
- Die Kreisbahn Goldap-Szittkehmen. In: Bahnradweg Goldap-Szittkehmen-Tollmingkehmen-Goldap. Abgerufen am 20. März 2015.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c Kreis Gumbinnen: Die Eisenbahn, von Reichsbahnrat Walther
- ↑ a b Aus der Geschichte des Kreises Goldap. Kreisgemeinschaft Goldap Ostpreußen, abgerufen am 18. März 2023.
- ↑ a b Dieter Zeigert: Verschwundene Gleise. Die „Kaiserbahn“ Goldap-Szittkehmen. Stade 2011, ISBN 978-3-00-034548-7.