Deutschordensballei Hessen

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Die Deutschordensballei Hessen war eine der bedeutendsten Balleien (mittellateinisch ballivus: Aufseher), d. h. eine Ordensprovinz im Reichsgebiet, des Deutschen Ordens. Sie wurde 1255 von der Ballei Thüringen abgespalten, und die Kommende Marburg wurde zur Landkommende erhoben.

Balleien des Deutschen Ordens
Die Kommenden der Balleien Hessen und Thüringen am Ende des 18. Jahrhunderts

Organisation

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Zur Ballei Hessen gehörten folgende Kommenden:

Landkommende Marburg, ab 1234
  1. Kommende Reichenbach, ab 1207
  2. Kommende Griefstedt (bei Erfurt), ab 1233
  3. Kommende Obermöllrich (bei Fritzlar) ab 1234; ab 1305 in Fritzlar
  4. Kommende Ober-Flörsheim, ab 1237
  5. Kommende Wetzlar, ab 1285
  6. Kommende Schiffenberg (bei Gießen), ab 1323
  7. Kommende Kirchhain, ab 1405
  8. Kommende Aschaffenburg (ab 1749)

Konfession der Mitglieder und Landkomture

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Nachdem im Westfälischen Frieden 1648 die reformierte Konfession neben der lutherischen und der katholischen im Reich zugelassen worden war, trachteten die der reformierten Konfession angehörigen Landgrafen von Hessen-Kassel danach, dass auch reformierte Adlige in die Ballei Hessen aufgenommen werden sollten. Ein 1680/81 zwischen Landgraf Karl und dem Hoch- und Deutschmeister Johann Caspar von Ampringen auf der Grundlage des Carlstädter Vertrags von 1583/84[1] ausgehandelter Vertrag bestimmte u. a., dass nunmehr neben einem katholischen ebenso viele lutherische wie reformierte Ritter aufgenommen werden sollten und dass auf einen lutherischen Landkomtur fortan ein reformierter und dann ein katholischer folgen sollten.[2][3]

Liste der Komture von Marburg bzw. Landkomture von Hessen

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Liste nach Johannes Voigt[4]

Name Amtszeit
Winrich 1236–1240
Konrad von Büdingen 1244–1248
Konrad von Solms (Interim, "zur Zeit Komtur in Marburg") 1248
Volpert von Ottrau (Ottera) ca. 1250
Werner III. von Battenberg 1252–1256
Gerlach von Thwern 1256–1266
Hartmud (Komthur zu Marburg) 1261
Gerlach von Didenhausen 1272–1288
Konrad von Mandern 1288–1295
Werner von Luternberg 1298
Dietrich von Mündelheim (Theodericus de Mundelicheym) 1302
Marquard von Messingen 1303–1304
Heinrich Thüring 1305
Heinrich von Bargela (Barila) 1308–1310
Reimbold 1314–1317
Barthold von Buches 1313–1319
Cuno von Dollendorf (Dudillendorf) 1320–1330
Konrad Weis 1332–1342
Konrad von Frankfurt 1343
Eberhard von Hertenstein 1349
Johann von Hahn 1355–1371
Gernand von Schwalbach (Schwelbach) 1379–1394
Konrad von Bellersheim 1407
Dietrich von Weitershausen (Wittershausen) 1413–1416
Peter von Espelbach 1419–1420
Johannes von Liederbach 1420–1431
Asmus (Aßmann) von Wolmershausen 1438–1447
Martin Schenck zu Schweinsberg 1450–1466
Ein Statthalter N.N. (vielleicht folgender) 1463
Wipert Löwe von Steinfurt (erst Statthalter) 1463–1471
Ludwig von Nordeck zur Rabenau (Statthalter) 1472–1486
Dietrich von Cleen 1489–1515
Johann Daniel von Lauerbach (Lehrbach) (erst Statthalter) 1515–1529
Wolfgang Schutzbar genannt Milchling 1529–1543
Johann von Rehen (Rhena) 1543–1570
Johann von Siechen 1569
Alhart von Hörde (erst Coadjutor) 1569–1586
Georg von Hörde 1588–1591
Wilhelm von Oeynhausen (erst Statthalter) 1593–1609
Friedrich von Hörde 1612–1626
Johannes Fuchs 1627–1631
Konrad von Closen 1637
Georg Daniel von Habel 1639–1652
Adolf Eytel von Nordeck zur Rabenau (lutherisch) 1652–1664
Philipp Leopold von Neuhof 1668–1669
Vakanz; Administrator: Moritz von Nordeck zur Rabenau 1671–1679
Johann Daniel von Priort (zunächst Statthalter) 1679–1687
August zu Lippe-Brake (erster Landkomtur reformierter Konfession) 1688–1701
Damian Hugo von Schönborn 1707–1743
Ernst Hartmann von Diemar 1744–1754
Christian Ludwig von Ysenburg und Büdingen[5] 1751–1770
Brat Konrad Reuttner von Weil 1791–1801
Alexander von Seckendorff 1803–1805

Literatur

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  • Wyss, Arthur: Hessisches Urkundenbuch, 1. Abt.: Urkundenbuch der Deutschordensballei Hessen, 1. Bd. (Publikationen aus den k. preuß. Staatsarchiven 3), Leipzig 1879, Nachdruck 1965.
  • Heldmann, Carl: Geschichte der Deutschordensballei Hessen nebst Beiträgen zur Geschichte der ländlichen Rechtsverhältnisse in den Deutschordenscommenden Marburg und Schiffenberg, in: Zeitschrift für hessische Geschichte und Landeskunde 30, 1895, S. 1–192
  • Huyskens, Albert: Philipp der Großmütige und die Deutschordensballei Hessen, in: Zeitschrift für hessische Geschichte und Landeskunde 38, 1904, S. 99–184
  • Roth, Hermann: Das Haus Fertsch. Faktorei der Deutschordenskommende Marburg (1306-1768) und des St. Albanstifts Mainz (1768-1802), in: Wetterauer Geschichtsblätter 1, 1952, S. 90–97
  • Niederquell, Theodor: Im Kampf um die Reichsunmittelbarkeit. Die Geschichte der Deutschordensballei Hessen vornehmlich im 16. Jahrhundert, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 5, 1955, S. 193
  • Hermann, Fritz H.: Wetterauer Deutschordensbesitz im Dreißigjährigen Krieg. Nach Berichten der Kastenerei Friedberg an den Landkomtur in Marburg, in: Wetterauer Geschichtsblätter 6, 1957, S. 82–96
  • Keyser, Erich: Untersuchungen zur Geschichte des Deutschen Ordens in Marburg, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 10, 1960, S. 16
  • Meschede, Kurt: Die Baugeschichte des Marburger Deutschhauses als Sitz der Kommende Marburg und der Ballei Hessen vom Spätmittelalter zur Neuzeit, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 14, 1964, S. 67
  • Eckhardt, Albrecht: Die Deutschordenskomture von Marburg und Frankfurt-Sachsenhausen als Burgmannen in Friedberg, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte (HessJb) 20, 1970, S. 206
  • Herrmann, Fritz H.: Bauten der Deutschordensballei Hessen in der Burg Friedberg, in: Wetterauer Geschichtsblätter 21, 1972, S. 57–81
  • Werner, M.: Die hl. Elisabeth und die Anfänge des Deutschen Ordens in Marburg, in: Marburger Geschichte, hg. von E. Dettmering u. R. Grenz, Marburg 1980, S. 121–164* Lachmann, Hans-Peter: Der Deutsche Orden in Hessen. Marburg, 1983
  • Braasch-Schwersmann, Ursula: Das Deutschordenshaus Marburg: Wirtschaft und Verwaltung einer spätmittelalterlichen Grundherrschaft. In: Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (Hrsg.): Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs- und Landesgeschichte. Band 11, 1989.
  • Braasch-Schwersmann, Ursula: Der Friedberger Wirtschaftshof des Deutschordenshauses Marburg im Spätmittelalter, in: Wetterauer Geschichtsblätter 41, 1992, S. 75–95
  • Schaal, Katharina: Das Deutschordenshaus Marburg in der Reformationszeit: der Säkularisationsversuch und die Inventare von 1543. In: Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (Hrsg.): Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs- und Landesgeschichte. Band 15, 1996.
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Fußnoten

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  1. Kirchheim.: Der Katholik. Kirchheim., 1891, S. 514. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  2. Der Elisabethschrein und seine Geschichte – Vortrag von Dr. Margret Lemberg mit dem Titel: Verehrt, missachtet, wieder hergestellt. Der Elisabethschrein - vom Objekt religiöser Verehrung und politischer Machtausübung zum Kunstwerk. (Memento vom 29. November 2014 im Internet Archive) In: elisabethkirche.de
  3. Christoph von Rommel: Geschichte von Hessen. Krieger, 1853, S. 236. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. Johannes Voigt: Geschichte des Deutschen Ritter-Ordens in seinen zwölf Balleien in Deutschland. G. Reimer, 1857, S. 662. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  5. Hessen-Kassel Ober-Appellationsgericht: Collectionis notabiliorum decisionum Supremi Tribunalis Appellationum Hasso-Cassellani. Bender, 1791 eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche