Bamiyan, andere Umschriften Bamian oder Bamyan (Paschtu/Dari بامیان, DMG Bāmiyān), ist eine Provinz Afghanistans mit einer Fläche von 18.029 Quadratkilometern und 513.190 Einwohnern (Stand: 2020).[1]
بامیان Bamiyan
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Basisdaten | |
Staat | Afghanistan |
Hauptstadt | Bamiyan |
Fläche | 18.029 km² |
Einwohner | 513.190 (2022[1]) |
Dichte | 28 Einwohner pro km² |
Gründung | 1964 |
ISO 3166-2 | AF-BAM |
Politik | |
Gouverneur | Mohammad Tahir Zahir |
Sie liegt im Zentrum des Landes in der Region Hazaradschat (auch: Hazaristan). Ihre gleichnamige Hauptstadt ist die größte Stadt im Hazaradschat und das kulturelle Zentrum der Ethnie der Hazara.
International bekannt wurde die Provinz vor allem durch die Buddha-Statuen von Bamiyan, die 2001 unter dem Talibanregime zerstört wurden.
Geschichte
BearbeitenIn der Antike war das zentrale Afghanistan ein strategisch günstiger Ort, da es an der Seidenstraße lag und damit auf der Route der Händler zwischen dem antiken Mittelmeerraum (der hellenistischen Staatenwelt und später dem römischen Reich) und Persien im Westen sowie China und Indien im Osten (siehe auch Indienhandel). Bamiyan war Haltepunkt vieler Reisender. Die griechischen, persischen und buddhistischen Künste wurden hier zusammengeführt und bildeten einen einzigartigen Stil der gräko-buddhistischen Kunst.
Bamiyan war Sitz mehrerer buddhistischer Klöster. Viele Buddha-Statuen wurden in den Fels gemeißelt. Diese Felsstatuen befanden sich nahe der Stadt Bamiyan im Tal des gleichnamigen Flusses. Die beiden größten Statuen maßen ohne ihre Nischen, in denen sie standen, 53 und 35 Meter in der Höhe. Heute sind nur noch ihre Nischen übrig. Die Nische der großen Skulptur, eigentlich Dipamkara, vom Volke Khonuk But; persisch خنک بت(kalte oder weiße Statue) bzw. Solsol oder Salsal; صلصل (Licht scheint durch Universum) genannt, ist 58 m hoch. Die Nische der kleineren, eigentlich Siddhartha Gautama, vom Volke Sorkh But;سرخ بت (rote bzw. glutrote Statue) bzw. شاه مامه; Shahmama (Königinmutter) genannt, ist 38 m hoch. Vor der völligen Zerstörung der Statuen im März 2001 durch die Taliban gab es bei der 53 m hohen Statue eine Felstreppe[2], eine Art Wendeltreppe, über die man auf ihren Kopf gelangen, aufrecht stehen und auf die Gegend herunterblicken konnte. Außerdem existiert trotz der Zerstörung noch ein großer Teil des riesigen Systems von Felstreppen, Nischen, Balkonen, Versammlungsräumen, Altarräumen mit Kuppeldecken und Wohnhöhlen.[3] In den Felshöhlen, mit Wasser- und Kanalisationssystem – Wasserspeicher aus der Schneeschmelze auf den 2500 m hoch gelegenen Hochebenen des Hindukusch – wohnten schätzungsweise 3000 bzw. 5000 buddhistische Mönche. Heute wohnen in den Felsnischen und Höhlen ebenso eine Vielzahl von Hazara.[4]
Die Entstehungszeit der Statuen wurde auf das 6. Jahrhundert n. Chr. datiert, als sich der Ort Bamiyan als Zwischenstation auf dem Handelsweg von Indien über den Hindukusch nach Sogdien entwickelte. Die Buddhastatuen waren besondere Kennzeichen der Landschaft des Bamiyan-Tals, das mit seinen archäologischen Überresten von der UNESCO auf deren Weltkulturerbe-Liste geführt wird. Im März 2001 veranlasste das Talibanregime die Zerstörung der Statuen, die als Götzenbilder angesehen wurden. Die Zerstörung wurde mit Boden-Luft-Artillerie und Sprengstoff vorgenommen.
Die Provinz wurde im Jahr 1964 neu gegründet. Zuvor gehörte das Gebiet zu den Provinzen Kabul und Parwan.[5]
Gegenwart
BearbeitenHeute (2009) gilt Bamiyan als vergleichsweise friedlich und sicher. Wie in den übrigen Provinzen des Hazaradschat ist der Anbau von Schlafmohn zur Opiumproduktion kaum verbreitet. Die Gouverneurin, Habiba Sarabi, ist landesweit die einzige Frau in diesem Amt. Die Provinz versucht, ihre kulturellen und landschaftlichen Reichtümer wieder für den Tourismus zu erschließen.[6][7] Die Band-e-Amir-Seen sind seit 2009 als einziger Nationalpark Afghanistans ausgewiesen.
Am 4. November 2016 fand ein Marathonlauf in Bamiyan statt, an dem erstmals Sportlerinnen teilgenommen haben.[8]
In der Provinz Bamiyan gibt es den ersten und einzigen Skiclub Afghanistans.[9]
Verwaltungsgliederung
BearbeitenDie Provinz Bamiyan ist in folgende Distrikte gegliedert:
Literatur
Bearbeiten- Joseph und Ria Hackin: Le site archéologiques de Bamyan. Guide du visiteur. Paris 1934.
- Ivica Brnić, Florian Graf, Wolfgang Rossbauer, Christina Lenart (Hrsg.): Venturing Permanence. The ETH House of Science in Bamiyan. Gta Verlag, Zürich 2012. ISBN 978-3-85676-210-0.
Weblinks
Bearbeiten- Community-Portal für den Erhalt und Wiederaufbau des kulturellen Erbes der Bamiyan-Region
- Untersuchung von Zustand und Stabilität der Felsnischen der Buddha-Statuen von Bamiyan, Expertengruppe ICOMOS und Universität der Bundeswehr München, 2002
- Untersuchung sowie Konservierung und Restaurierung der Decken- und Wandmalereien im Pavillon Kuti-e Baghtscha im Präsidentenpalast in Kabul (Afghanistan), finanziert durch die ARG Afghan Rehabilitation Group, das Auswärtige Amt und die Gerda Henkel Stiftung 2010
- (…) until having climbed a steep rock staircase cut deep inside a cliff we emerged onto the top of the head of the Buddha.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Estimated Population of Afghanistan 2022-23. (PDF; 1,8 MB) National Statistic and Information Authority Afghanistan, April 2022, S. 41, abgerufen am 28. September 2022 (Paschtu, persisch, englisch).
- ↑ Spiegel-Online Kultur Taliban enthaupten Riesenstatue
- ↑ Synopsis The Giant Buddhas
- ↑ http://othes.univie.ac.at/12702/1/2010-12-01_0309225.pdf Der buddhistische Höhlenkomplex von Bamiyan
- ↑ D. Balland: BĀMĪĀN – iv. Modern province, auf: Encyclopædia Iranica, abgerufen am 25. Oktober 2009
- ↑ Phil Zabriskie: Hazaras: Afghanistan’s Outsiders, National Geographic, Februar 2008
- ↑ David Nauer: Wo Afghanistan eine Traumdestination ist, August 2009
- ↑ Die Videoblogs der ARD-Korrespondenten ( vom 14. November 2016 im Internet Archive) Dilli, Dilli - Geschichten aus Delhi von Markus Spieker, 11. November 2016, 9:13 Uhr, 8 min., abgerufen am 14. November 2016
- ↑ Skifahren in Afghanistan – zwischen Kriegsgebiet und Schneeparadies. WDR-Doku, 5. Dezember 2019 (Youtube-Video)