Denkmal für Dedan Kimathi in Nairobi. Kimathi war Mau Mau General und wurde 1957 gehängt

Die Mau-Mau-Bewegung war eine Unabhängigkeitsbewegung in Kenia, die sich gegen die britische Kolonialherrschaft wandte. Sie wurde hauptsächlich von den Kikuyu getragen und richtete sich ursprünglich gegen die Benachteiligung einheimischer Bauern gegenüber weißen Siedlern im zentralen Hochland Kenias. Die schließlich durch die Briten niedergeschlagene Mau-Mau-Revolte von 1952 bis 1957 wurde von beiden Seiten mit großer Härte und zum Schaden der zivilen Bevölkerung geführt. Unklar ist, woher die Bezeichnung Mau-Mau stammt. Die Mitglieder der Bewegung selbst bezeichneten sich als ithaka na wyiathi, die Land and Freedom Army.

Wachsender Unmut der kenianischen Bevölkerung gegen die Landaneignung europäischer Siedler führte zu einem Aufstand gegen die britische Kolonialmacht. Nachdem die Kolonialbehörden zahlreiche Beschwerden von Vertretern der afrikanischen Volksgruppen ignoriert hatten, kam es 1951 zu ersten gewalttätigen Ausschreitungen. Ein Jahr später begann der Geheimbund Mau-Mau, dem überwiegend Mitglieder der Kikuyu-Volksgruppe angehörten, den bewaffneten Kampf gegen die Europäer. Die Briten riefen im Oktober 1952 den Ausnahmezustand aus und sandten Truppen nach Kenia. Der moderate Nationalist Jomo Kenyatta, Vorsitzender der von Kikuyu dominierten Kenya African Union, wurde verhaftet, der Anstiftung zu dem Aufstand angeklagt und 1953 zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Bis zur endgültigen Niederschlagung des Aufstandes 1956 kamen nach offiziellen Angaben etwa 7800 Mau-Mau-Kämpfer sowie auf Seiten der Sicherheitskräfte 470 Afrikaner und 63 Europäer ums Leben. 90.000 Kikuyu waren in Lagern interniert. Die politischen Organisationen blieben verboten, der Ausnahmezustand wurde erst am 12. Januar 1962 aufgehoben. Für Kenia war der Mau-Mau-Aufstand der Beginn einer Entwicklung, an deren Ende die Unabhängigkeit (am 12. Dezember 1963) stand.

Der Mau-Mau-Aufstand

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1948 begannen die ersten Aktionen des Mau-Mau-Freiheitskampfes. Man ging davon aus, die Ziele, im Wesentlichen eine Landreform, durch eine organisierte Kampagne zivilen Ungehorsams erreichen zu können. Die Mitglieder dieser Bewegung mussten sich in einem Eid zu besonderem Zusammenhalt und strikter Geheimhaltung verpflichten. Diese Eide, über die viele Gerüchte im Umlauf waren, bildeten die Grundlage dafür, die Bewegung als spiritistisch und primitivistisch abzustempeln.

Zur gleichen Zeit bildeten sich in der Hauptstadt Nairobi revolutionäre Gewerkschaftsbewegungen und Parteien, wie die Kenya African Union (KAU), die später die Führung des Aufstands übernahmen. Hieraus bildete sich auch die Forty Group. Ihnen ging es um weitergehende Ziele wie die Unabhängigkeit und den Abzug der britischen Militär- und Siedlermacht. Damit radikalisierte sich die Widerstandsbewegung und begann damit, weiße Farmen anzugreifen und gegen politische Gegner vorzugehen.

Die Gewalt zwang den Führer der KAU Jomo Kenyatta zu mehreren Stellungnahmen, in denen er dem Radikalismus der Mau-Mau öffentlich abschwor. Eine der immer wieder gestellten und letztlich wahrscheinlich nicht umfassend zu beantwortenden Fragen, ist die Frage nach seiner wirklichen Rolle im Mau-Mau-Freiheitskampf. Dafür wurde er schließlich zu sieben Jahre Gefängnis und späterem Hausarrest verurteilt. Fest steht, dass er kein operativer – auch kein heimlicher – Führer dieses militärischen Kampfes war. Er war auch nicht mit den Methoden dieses Kampfes einverstanden, stand aber auch diesem Teil seines Volkes nahe, denn diese Kämpfer wollten ebenfalls die Kolonialherrschaft der Briten beenden. Insofern hatte man gemeinsame Ziele, aber nicht die gleichen Wege. Er verstand es aber immer, die Übergriffe der Mau-Mau-Kämpfer politisch zu nutzen, wodurch zum Beispiel der Widerstandswille der Bevölkerung auch nach dem Zusammenbruch des Mau-Mau keineswegs erlahmt war. Die Mau-Mau-Kämpfer wurden aber nie in irgendeiner Form kompensiert oder von Kenyatta an der Macht beteiligt.

Nach der Einsetzung des neuen Gouverneurs Evelyn Baring (1952) entschloss sich die britische Regierung, den Aktivitäten der Widerständler entschlossener entgegenzutreten. Truppen wurden zusammengezogen und am 20. Oktober 1952 der Ausnahmezustand erklärt. Noch am gleichen Tag wurde Kenyatta zusammen mit weiteren Kikuyu-Führern verhaftet und später vor Gericht gestellt. Insgesamt wurde in den ersten Tagen des Ausnahmezustands über 8.000 Personen verhaftet. Armeen von Kikuyu-Freiheitskämpfern gingen daraufhin in die Wälder des Mount-Kenya-Massivs und der Aberdares, um einen Guerillakrieg gegen die europäischen Siedler zu führen. Dabei erhielten sie Unterstützung aus den Städten und von der Landbevölkerung. Farmen und Polizeistationen wurden angegriffen und Siedler ebenso wie Kollaborateure getötet. Die Briten reagierten mit Angriffen auf Rebellenverstecke und Umsiedlungsaktionen, die den Rückhalt der Bewegung zerstören sollten. Außerdem wurden zehntausende Verdächtige in Internierungslagern festgehalten, deren Insassen häufig gefoltert und zum Teil hingerichtet wurden. 1956 wurde der letzte Rebellenführer, Dedan Kimathi, mit wenigen verbliebenen Anhängern gefasst und 1957 gehängt. Der Ausnahmezustand blieb noch bis zum 12. Januar 1962 in Kraft.

Die nicht mehr zu verdeckenden Menschenrechtsverletzungen in den Internierungslagern waren letztendlich der Auslöser für den britischen Rückzug aus Kenia. Obwohl die Mau-Mau-Rebellion militärisch besiegt war, blieben die Lager erhalten und wurden erst 1959 auf Druck der britischen Öffentlichkeit, insbesondere einiger Labour-Abgeordneter im Parlament, geschlossen. Der Skandal um die Ermordung zweier Häftlinge im Hola-Lager 1959 und die Vertuschungsversuche durch offizielle Stellen bis hin zum Gouverneur führten dazu, dass auch konservative Abgeordnete sich zunehmend von den weißen Siedlern und dem Kolonialregime distanzierten und die Unabhängigkeit befürworteten. Die enormen Kosten des Krieges gegen Mau-Mau und der Unterdrückung von Befreiungsbewegungen in anderen Teilen des Empire trugen sicherlich ebenfalls zu dieser Entscheidung bei.

Vor der Unabhängigkeit wurden einige Veränderungen vollzogen: bereits 1957 wurden acht afrikanische Mitglieder in den Legislative Council gewählt und 1959, der Wendepunkt afrikanischer Repräsentanz, wählte man 25 Afrikaner, 15 Asiaten, 5 Araber und 46 Europäer. Die afrikanische Mitgliederzahl vergrößerte sich gegenüber den nichtafrikanischen Delegierten. Aus der Kenya African Union hatten sich die Kenya African National Union (KANU) und Kenya African Democratic Union (KADU) gebildet. Beide setzten sich für die Freilassung Kenyattas ein, der schließlich 1961 aus der Gefangenschaft entlassen wurde.

Im Mai 1963 wurden die ersten Wahlen mit gleichem Stimmrecht abgehalten und am 12. Dezember 1963 wurde Kenia in die Unabhängigkeit entlassen (in der Landessprache Swahili Uhuru, deutsch „Freiheit“). Im Jahr darauf wurde die Republik mit Jomo Kenyatta als erstem Präsidenten ausgerufen.

Die genaue Zahl der Opfer des Aufstands ist unbekannt. Auf britischer Seite starben 63 Soldaten und 33 Siedler, des Weiteren mehr als 500 einheimische Polizei- und Unterstützungskräfte. Die offizielle Angabe für die Verluste auf Seiten der Rebellen liegt bei 11.500, Schätzungen gehen bis 50.000. Die Zahl der von den Briten Hingerichteten liegt bei über 1.000.

Siehe auch

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Literatur

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  • Abiodun Alao: Mau-Mau warrior. Osprey, Oxford 2006, ISBN 1-84603-024-2.
  • Gerhard Altmann: Abschied vom Empire. Die innere Dekolonisation Großbritanniens 1945-1985, Göttingen 2005.
  • David Anderson: Histories of the hanged. The dirty war in Kenya and the end of Empire. Norton, New York NY 2005, ISBN 0-393-32754-X.
  • Robert Buijtenhuijs: Mau Mau, 20 years after. The myth and the survivors. Mouton, Den Haag 1973, (Afrika Studiecentrum Communications 4, ZDB-ID 416831-8).
  • Anthony Clapton: The killing fields of Kenya, 1952–1960. Transafrica Press, Nairobi 2006, ISBN 9966-940-37-5.
  • A. S. Cleary: The myth of Mau Mau in its international context. In: African Affairs 89, 1990, 4, ISSN 0001-9909, S. 227–245.
  • Caroline Elkins: Imperial Reckoning. The Untold Story of Britian's Gulag in Kenya. Henry Holt and Co., New York NY 2005, ISBN 0-8050-7653-0.
  • Louis Leakey: Mau-Mau und die Kikuyus. Beck, München 1953.
  • Wunyabari O. Maloba: Mau Mau and Kenya. Currey, Oxford 1998, ISBN 0-85255-745-0.
  • David Njeng'ere: Dedan Kimathi. Leader of Mau Mau. Saga Sema Publications, Nairobi 2003, ISBN 9966-951-18-0.
  • Carl G. Rosberg, John Nottingham: The Myth of Mau Mau. Nationalism in Kenya. Praeger u. a., New York NY u. a. 1966, (Hoover Institution on War, Revolution and Peace Publications ZDB-ID 197478-6).
  • Winfried Speitkamp: Spätkolonialer Krieg und Erinnerungspolitik. Mau Mau in Kenia. In: Helmut Berding, Klaus Heller, Winfried Speitkamp (Hrsg.): Krieg und Erinnerung. Fallstudien zum 19. und 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2000, ISBN 3-525-35423-1, S. 193–222.
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