Der Königsspiegel (norrøn Konungsskuggsjá) ist ein in Dialogform verfasstes Lehrbuch, das wahrscheinlich um 1260 in der Regierungszeit König Håkon Håkonssons verfasst wurde. Es soll diejenigen profanen Kenntnisse vermitteln, die ein Adliger beherrschen muss.
Nach dem Prolog sollte das Werk vier Themenkreise behandeln: Den Kaufmannsstand, den Adel, die Geistlichen und die freien Bauern. Tatsächlich werden aber nur der Kaufannsstand und der Adel behandelt. Die beiden weiteren angekündigten Tehmen werden nicht mehr behandelt. Daraus hat man geschlossen, dass es sich um ein unvollendetes Werk handele.[1] Dem lag die Vorstellung zu Grunde, dass es sich um ein enzyklopädisches Werk handele, das das Wissen der damaligen Zeit zusammenfassen wollte. Davon ist man heute abgerückt und sieht im Königsspiegel eine moralische Unterweisung, wobei unter Moral das in der jeweiligen Situation und Aufgabenstellung angemessene Verhalten verstanden wird.[2]
Der erste Teil behandelt den Kaufmannsstand und die für ihn wichtigen geografischen Kenntnisse und Begriffe. Er beginnt mit dem Tagesablauf eines Fernhändlers. Es folgen Belehrungen über das richtige Verhalten
Im zweiten Teil wird das Verhalten am Königshof besprochen. Dazu gehört auch die Bewaffnung und einige Bereiche der Kriegskunst.
In vorchristlicher Zeit kannte man den Begriff der abstrakten Strafe nicht "Als aber der Verfasser des altnorwegischen Königsspiegels die weltliche Strafgewalt des Königs aus dessen Rolle als weltlicher Statthalter Gottes begründen will, kann er sich offenbar nur dadurch helfen,, dass er 'Strafe' und 'strafen' mit Wörtern wiedergibt, die eigentlich ‚Rache‘ und ‚rächen‘ bedeuten. Dabei kann es sein, dass die Verwendung von hefna/hefnd ‚rächen/Rache‘ durch den biblischen Wortgebrauch vorbereitet wird." Im Rahmen des Talionsprinzips der Israeliten war für Strafe noch kein Platz, sondern „Mein ist die Rache, spricht der Herr.“ (Klaus von See: Strafe im Altnordischen. In: In: Edda, Saga, Skaldendichtung. Aufsätze zur skandinavischen Literatur des Mittelalters. Carl Winter 1981. S. 425–440, 426.)
Anmerkungen
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Rudolf Meissner: Der Königsspiegel. Konungsskuggsjá. Halle 1944. (Übersetzung mit Einleitung)
- Jens Eike Schnall: Didaktische Absichten und Vermittlungsstrategien im altnorwegischen „Königsspiegel“ (Konungs Skuggsjá). Göttingen 2000. (Palaestra. Untersuchungen aus der deutschen und skandinavischen Philologie 307)
- Jens Eike Schnall und Rudolf Simek (Hrg): Speculum regale. Der altnorwegische Königsspiegel (Konungs skuggsjá) in der europäischen Tradition. Wien 2000.
- Rudolph Simek / Hermann Pálsson: Artikel „Konungsskuggsjá“ in: Lexikon der altnordischen Literatur. Stuttgart 2007. S. 234–235.