Friedl 11/Kaffeeanbau in Tansania (Tansania)
Friedl 11/Kaffeeanbau in Tansania (Tansania)
Kilimandscharo
Arusha
Tanga
Iringa
Mbeya
Kigoma
Manyara
Mwanza
Katavi
Mara
Njombe
Songwe
Rukwa
Geita
Ruvuma
Kagera
Morogoro
Kaffeeanbaugebiete in Tansania
Arabica
Robusta

Der Kaffeeanbau in Tansania ist ein wichtiger Wirtschaftszweig des Landes. Mehr als 90 Prozent der Produktion werden exportiert.[1] Im Jahr 2022 war dies Kaffee im Wert von 226 Millionen Dollar. Damit war Kaffee das acht-wichtigste Exportprodukt Tansanias[2] mit 5 Prozent des Exportvolumens.[3] Die Anbaufläche beträgt 265.000 Hektar, im Marktjahr 2023/2024 wurden 1.350.000 Säcke zu je 60 Kilogramm erzeugt, das sind 75.000 Tonnen.[4]

Geschichte

Bearbeiten

Kaffee wurde in Tansania bereits im 16. Jahrhundert von der Insel Réunion eingeführt.[5] Bedeutung erlangte er erst durch deutsche, katholische Missionare, die 1898 Kaffee am Kilimandscharo anbauten. Seit dem 19. Jahrhundert gehört Kaffee zu den wichtigsten Exportgütern des Landes. [6]

Nach den 1990-er Jahren stagnierte die Kaffee-Produktion bei rund 50.000 Tonnen im Jahr. Einer der Gründe war das Auftreten der Tracheomykose (Welkekrankheit), die sowohl Arabica- als auch Robusta-Pflanzen befällt. Ein Minimum wurde mit 32.489 Tonnen in der Saison 2003/04 erreicht. Bis 2023 stieg die Produktion auf 81.000 Tonnen.[5][4][7]

Sorte 2022/2023

[60-kg-Säcke]

2023/2024

[60-kg-Säcke]

Arabica 600.000 750.000
Robusta 520.000 600.000
Gesamt 1.120.000 1.350.000
 
Kaffeestrauch unter Papaya-Bäumen und Bananen

In Tansania werden zwei Sorten von Kaffee angebaut. Zu 60 Prozent Arabica-Kaffee in den Gebieten Kilimandscharo, Arusha, Tanga, Iringa, Mbeya, Kigoma, Manyara, Mwanza, Katavi, Mara, Njombe, Songwe, Rukwa, Geita und Ruvuma und zu 40 Prozent Robusta-Kaffee in den Regionen Kagera, Mwanza und Morogoro.[4]

Die größten Anbaugebiete für Arabica sind die fruchtbaren Vulkanböden des Kilimandscharo und das südliche Hochland, für Robusta die Region Kagera am Victoriasee.[7] Die Sorte Arabica gedeiht in einer Höhenlage von 1000 bis 3500 Metern, Robusta zwischen 800 und 900 Meter über dem Meer.[6]

Der Anbau erfolgt zum Großteil durch geschätzt 320.000 Kleinbauern, die 0,5 bis 1 ha große Bauernhöfe bewirtschaften und 95 % der Produktion liefern. Die restlichen 5 % erwirtschaften rund 100 Großgrundbesitzer. Insgesamt beschäftigt die Kaffeeindustrie direkt und indirekt etwa 2 Millionen Menschen.[5]

Die kleinen Betriebe werden in Arusha und Kilimandscharo „Chagga-Hausgärten“ genannt. Sie sind ein Agroforstwirtschaftssystem, bei dem der Raum räumlich und zeitlich genutzt wird. Die oberste Schicht besteht aus einzelnen Bäumen, die Schatten, Futter für die Haustiere, Früchte, Brenn- und Nutzholz spenden. Unter diesen Bäumen werden meist verschiedene Bananensorten angebaut, darunter wachsen Kaffeesträucher und zuunterst verschiedene Arten von Gemüse.[8]

Verarbeitung

Bearbeiten

Etwa 90 % des im Land produzierten Arabicas werden gewaschen. Robusta wird typischerweise auf natürliche Weise verarbeitet. Nach dem Trocknen erfolgt die Sortierung nach Größe.[5]

Klassifizierung und Geschmack

Bearbeiten

Die Klassifizierung des Kaffees in Tansania folgt der britischen Nomenklatur nach Form, Größe und Dichte. Zu diesen Klassen gehören: AA, A, B, PB, C, E, F, AF, TT, UG und TEX.[6] In Japan und in den USA ist die Sorte PB, Tanzanian Peaberry, am beliebtesten.[5]

Der tansanische Arabica wird allgemein als sauber, hell und blumig bezeichnet. Es besteht jedoch ein deutlicher Geschmacksunterschied zwischen der bergigen Nordzone im Norden und dem regnerischen südlichen Hochland. Die Kaffees aus den vulkanischen Regionen Arusha und Kilimandscharo haben meist ein angenehmes Aroma, eine reichhaltige Säure und ein reichhaltiges Mundgefühl sowie einen süßen, ausgewogenen Geschmack. Die Kaffees aus dem Süden dagegen sind charakteristisch mittelkräftig mit feiner Säure. Sie haben im Allgemeinen gute fruchtige und blumige Aromen und Geschmacksrichtungen.[5]

Für Kaffeebauern gibt es drei Möglichkeiten, ihre Ware zu verkaufen:[6]

  • Binnenmarkt: Die Bauern verkaufen an private Käufer.
  • Auktionen: Kaffeeauktionen finden während der 9-monatigen Saison wöchentlich statt. Lizenzierte Exporteure kaufen hier von einzelnen Bauern, Gruppen und Genossenschaften.
  • Direkter Export. Erzeuger erstklassiger Kaffeesorten dürfen die Auktion umgehen und ihren Kaffee direkt verkaufen.

Von den einzelnen Staaten ist Japan ist mit 15.900 Tonnen der größte Abnehmer von Kaffee aus Tansania, gefolgt von Deutschland mit 7.400 Tonnen. Weitere wichtige Handelspartner sind Italien, Belgien, die USA und Marokko.[7]

Abnehmer 2019

[t]

2020

[t]

2021

[t]

2022

[t]

2023

[t]

Europäische Union 30.366 30.628 40.184 35.495 45.107
Japan 15.552 11.231 13.524 16.901 12.287
USA 3.168 3.220 2.487 3.530 4.775
Marokko 3.034 2.987 6.115 2.981 5.636

Behörden und Organisationen

Bearbeiten
  • Tanzania Coffee Board (TCB) – Branchenregulierungsbehörde für Fragen im Zusammenhang mit Produktion und Marketing, berät die Regierung in allen Fragen der Kaffeeproduktion, -verarbeitung und -vermarktung
  • Tanzania Coffee Development Trust Fund (TCDF) – Verwaltung von Stakeholdern, Ressourcen für Aktivitäten zur Kaffeeentwicklung
  • Tanzania Coffee Research Institute (TACRI) – Kaffeeforschungsinstitut
  • Tanzania Coffee Association (TCA) – Private Vereinigung von Kaffeehändlern, Lobbying und Wahrung der Interessen großer Kaffeebauern und -händlern
  • Tanganyika Coffee Growers Association (TCGA) – Verband der Kaffeebauern

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Tanzania’s coffee landscape: The climate and market dynamics. (PDF) PACSMAC, 24. August 2023, S. 13, abgerufen am 29. November 2024.
  2. Coffee in Tanzania. Abgerufen am 29. November 2024 (englisch).
  3. Tanzania’s coffee landscape: The climate and market dynamics. (PDF) PACSMAC, 24. August 2023, S. 4, abgerufen am 29. November 2024.
  4. a b c Benjamin Mtaki: Coffee Annual | Tanzania. (PDF) United States Department of Agriculture, Global Agricultural Information Network, 17. Juni 2024, abgerufen am 29. November 2024.
  5. a b c d e f Peter Gakuo: A guide to Tanzanian coffee production. 13. Oktober 2021, abgerufen am 29. November 2024 (britisches Englisch).
  6. a b c d About Tanzania Coffee Board. TCB, abgerufen am 29. November 2024.
  7. a b c Goodness Thomas: Tanzania’s Coffee Production Expected To Reach 80,000 Tons and Generate US$ 250 Million. In: TanzaniaInvest. 23. Oktober 2024, abgerufen am 29. November 2024 (amerikanisches Englisch).
  8. Shimbwe Kihamba| Globally Important Agricultural Heritage Systems | Food and Agriculture Organization of the United Nations. Foof an Agriculture Organization of the United Nations, abgerufen am 29. November 2024 (englisch).