Vision vom Himmlischen Jerusalem

Petrus Nolascus, auch Petrus Nolasces, Peter Nolaskus, Peter Nolasco oder Peter von Nolasco (lat. a. Petrus Nolasch,[1] katal. Pere Nolasc, span. Pedro Nolasco, frz. Pierre Nolasque; * nach 1180; † 6. Mai 1245 in Barcelona),[2] war der Gründer des Mercedarier-Ordens, der sich unter seiner Leitung dem Gefangenenloskauf widmete. Er wurde im 17. Jahrhundert von der römisch-katholischen Kirche heiliggesprochen.

Ungeachtet der umfangreichen biographischen Legendenbildung ist über sein Leben und Wirken nur wenig historisch Verlässliches bekannt.[3] Peter war sehr wahrscheinlich Kaufmann[4] und lebte seit seiner Jugend in Barcelona.[5] Verbindungen nach Südfrankreich, wie sie die Legende behauptet, sind aber nicht völlig auszuschließen.[6]

Aus religiöser Motivation beteiligte er sich am organisierten Gefangenenloskauf und trat zu diesem Zweck in Barcelona als Almosensammler auf (Procurator elemosinorum pro captivorum redemptione).[3] Dabei betätigte er sich offenbar als treuhänderischer Verwalter von Spendengeldern und bot den Angehörigen verschleppter Christen Hilfen an, um das Lösegeld zum Freikauf ihrer Angehörigen aufzubringen.

In den christlich-muslimischen Auseinandersetzungen der Reconquista wurden die bei Kriegshandlungen und Raubzügen sowie vor allem ab Mitte des 13. Jahrhunderts zunehmend durch Piraterie[7] eingebrachten Gefangene von beiden Seiten als Kriegsbeute betrachtet und versklavt.[8] Im Unterschied dazu hatte das 3. Laterankonzil für innerchristliche Konflikte die aus dem römischen Recht geläufige Versklavung gefangener Gegner 1179 untersagt.[9] Auch auf muslimischer Seite bedeutete die Konversion eines christlichen Gefangenen zum Islam seine sofortige Freilassung, weshalb die nach religiösen Vorschriften eigentlich gebotenen Bekehrungsversuche häufig unterblieben.[10]

Generell wurden solche Sklaven von ihren Besitzern gern gewinnbringend an den Gegner zurückverkauft oder zum Austausch eigener Gefangener benutzt. Um die Befreiung ihrer versklavten Soldaten und Bürger aus der Hand der Gegner zu organisieren, hatten sich in den neu besiedelten spanischen Städten des christlich-muslimischen Grenzgebietes seit Beginn des 12. Jahrhunderts institutionalisierte Regeln herausgebildet, die sich in örtlichen Rechtsbestimmungen (Fueros) niederschlugen.[8]

Zumeist waren Kaufleute und reisende Händler im Freikauf von Gefangenen tätig und überbrachten als „Loskäufer“ (in Aragonien exea genannt) unter dem Schutz der vom Gegner vertraglich zugesicherten Immunität die von Angehörigen, Städten oder beschafften Lösegelder oder Austauschgefangenen ins Feindesland. Auf der Rückreise waren die Loskäufer für die befreiten Gefangenen verantwortlich und erhielten umgekehrt einen Lohn für ihre Tätigkeit. Nach der Rückkehr waren Letztere ihren Befreiern gegenüber zu bestimmten Leistungen verpflichtet.[11] Auf dem Gebiet der Krone Aragon entwickelte sich bis zum 14. Jahrhundert eines der bestorganisierten Gefangenenloskaufsysteme im damaligen christlichen Europa.[12]

[Neuheit des Ansatzes: Nach Brodman standen Arme und Mittellose Gefangene im Vordergrund, die sich nicht selbst um ihre Befreiung kümmern konnten, was neu war und die Beliebtheit des Ordens erklärt. Hier auch Verortung in der Armuts- und Frömmigkeitsbewegung nach Zöckler, Jaspert u.a. Nach den Ordenshistorikern bestand das Neue indes darin, dass sich die Freikäufer selbst als Geiseln stellten, bis die Befreiten das versprochene Geld schickten. Die wirkliche Bedeutung dieser Vorgehensweise bezweifelt Brodman. Das gehört aber eher nach unten in die Skizze der Arbeitsmethodik.]

Peter scharte eine Gruppe gleichgesinnter Mitarbeiter um sich, mit denen er eine Laienbruderschaft bildete.

[Bericht Jakob II. an Papst Bonifatius VIII. über die Lebensweise der ersten Redeemer]

Der ereignisgeschichtliche Hintergrund ihres Auftretens waren die in den Jahrzehnten nach der Schlacht bei Las Navas de Tolosa (1212) auf den raschen Zusammenbruch der Almohadenherrschaft auf der iberischen Halbinsel folgenden christlichen Feldzüge zur Eroberung sarazenischer Gebiete, insbesondere die Expansion des aragonesischen Reiches unter König Jakob I. dem Eroberer, der 1229 Mallorca eroberte, dann ab 1232 einen Eroberungskrieg gegen die Taifenreiche von Valencia (1238 erobert) und Játiva (1244 erobert) führte und anschließend zugleich mit Königreich Kastilien im Kampf gegen die verbliebenen maurischen Herren von Murcia stand (1249 erobert).[13]

Erstmals in den Quellen greifbar wird die von Peter gegründete Organisation nach der Eroberung von Mallorca (1229), an der Nolaskus und seine Mitarbeiter als Lösegeldbeschaffer und möglicherweise auch Freikäufer (exea) teilnahmen. Die Gruppe erhielt verschiedene Schenkungen von Grundbesitz in den eroberten Gebieten und errichtete Häuser, in denen befreite christliche Gefangene untergebracht wurden. Das Mutterhaus des Ordens entstand 1232–1234 am Strand von Barcelona auf einem Grundstück, das der reiche barcelonesische Kaufmann Ramon de Plegamans zu diesem Zweck gestiftet hatte.[14] Plegamans gehörte zu den Finanziers der Kriegszüge Jakob des Eroberers und hatte die aragonesische Flotte für die Eroberung der Baleareninsel ausgerüstet. In dem Hospital, das der Stadtheiligen Eulalia von Barcelona gewidmet war, mussten die aus Mitteln der Bruderschaft befreiten Gefangene das für sie aufgebrachte Lösegeld abarbeiten [hierzu nochmal genauer bei Brodman nachlesen, Anne Müller referiert ihn auch und stellt klar, dass die Orden keine Rückzahlung der Lösegelder verlangen durften und der Arbeitseinsatz der Befreiten als Almosensammelgehilfen und Werber dies kompensierte, ebenso bei Jaspert], bevor sie in ihre Heimatorte entlassen wurden.[15] Daneben wurden dort auch Arme und Bedürftige betreut.[16] Nach ihrem Mutterhaus wurde die Bruderschaft auch „Orden der heiligen Eulalia“ genannt.[17] Auf Ersuchen des Gründers wurde sie 1235 von Papst Gregor IX. als Orden anerkannt. Dabei bestimmte der Papst die Augustinerregel zur Ordensregel für die Brüder.[18] [Hier ist Müller wichtig, die den geringen Einfluss dieser Regel und der Figur des hl. Augustins, der sich als Vorbild für die Gefangenenbefreiung nicht eignete, auf die Bruderschaft hervorhebt, die Augustinregel war also eine bloße Formsache bzw. als besonders anpassungsfähiger Regeltext willkommen; als eigentlicher und eigener Rechtstext von Bedeutung wurden dann erst die Konstitutionen Amers 1272.] Weitere Niederlassungen des Ordens entstanden in den 1230er und 1240er Jahren sowohl in den neu eroberten Gebieten auf Mallorca und im Königreich Valencia als auch in den übrigen Gegenden der Krone Aragon.[3] Zu Lebzeiten des Gründers entstanden auf diese Weise bis zu 18 Häuser des Ordens.[18] Diese Zweigstellen wurden jeweils von einem Superior [comandant, vgl. Müller] genannten Oberen oder Kommandeur geleitet und später wie bei den Ritterorden als Kommenden bezeichnet;[19] sie fungierten vor allem als Hospitäler für befreite Gefangene, Almosensammelzentren und Anlaufstellen für hilfesuchende Angehörige verschleppter Christen.[20]

1240 wurde dem Orden die von Jakob I. auf dem Hügel der Schlacht auf dem Puig nahe Valencia zu Ehren der Gottesmutter Maria errichtete Pfarrei übertragen.[21] Dort entstand ein wichtiges Wallfahrtskloster und Marienheiligtum, das Real Monasterio del Puig („Königliches Kloster vom Puig“), das sich zum zweiten Haupthaus des Ordens und Nationalheiligtum Valencias entwickelte. Auf dem Schlachtfeld, auf dem im Jahr 1237 in der Kampagne gegen den valencianischen Kleinkönig Zayyan ibn Mardanisch der entscheidende Sieg errungen worden war, der den Weg zur Eroberung von Valencia im folgenden Jahr ebnete, soll Petrus Nolascus der Legende nach selbst das im Real Monasterio del Puig verehrte byzantinische Marienbild unter einer Glocke verborgen aufgefunden[22] und dem König die Einnahme Valencias vorhergesagt haben.[23]

Bis zu seinem Tod leitete Peter die Gemeinschaft persönlich. Über sein unmittelbares Wirken in der Gefangenenbefreiung gibt es keine historisch gesicherten Zeugnisse,[24] allerdings vielfältige Legenden.

[Unklarheit bzgl. der Tätigkeiten Peters: eigene Reisen nach Valencia und Granada sind überliefert, Orden meint, er sei schon 1203 als Redemptor herumgereist (Anne Müller führt diese Angabe auf Zumel zurück, den sie auf S. 488 in Anm. 30 zitiert), Funktionsweise der Gefangenenbefreiung des Ordens im 14. Jh. (doppelte Strategie nach Brodman S. 114 ff.), übertriebene Zahlenangaben etc.] Nach Schätzungen von Ordenshistoriographen könnte er mit seiner Organisation in dieser Zeit mehr als 3.900 christliche Gefangene freigekauft haben.[25]

[Laienstand Peters (zwischenzeitlich von der Tradition bestritten, heute auch vom Orden wieder betont – hier evtl. die im Ggs. zu anderen Bettelorden späte Klerikalisierung der Mercedarier erwähnen, jdfs. den – möglicherweise erst im Verlauf des 13. Jh. angenommenen und nicht von Anfang an prägenden – von der Ordensgeschichtsschreibung und modernen Ritterfans verteidigten, von Brodman eher bestrittenen milit. Charakter der Gemeinschaft. Je nach Lesefrüchten auch die Frage behandeln, ob die ersten Mercedarier von Jakob I. als Ritter investiert wurden (wie die Ordenshistoriker behaupten)]

[Überlieferungsablauf schildern: erste, königsnahe Quellen wie die Briefe Jakob II., früheste Ordensüberlieferung mit dem Speculum fratrum von Nadal Gaver und anschließend das richtungsweisende, stark ausgeschmückte Werk Zumers, auf der die Acta Sanctorum und spätere Hagiographien der Bollandisten etc. aufbauen. Den kuriosen Umstand erwähnen, dass diese Legende noch bis in den siebziger Jahre (Schütz im LCI 1968)[23] von der Wissenschaft unhinterfragt akzeptiert wurde.] , die die kaum vorhandene Überlieferung seit dem 15. Jh. in der Barockzeit überwucherte

Seinem legendarischen Lebenslauf[26] zufolge entstammte Petrus Nolascus einem vermögenden ritterlichen Geschlecht. Bereits in seiner Jugend wird er für seine Frömmigkeit und Freigebigkeit gepriesen. Seit dem 15. Jahrhundert gaben alle Biographen den Geburtsort des Ordensgründers in Südfrankreich in der Nähe von Castelnaudary an. Dieser Tradition liegt vermutlich ein missverstandener Ortsname zugrunde.[2] Man nahm deswegen an, er habe als junger Ritter aufseiten der Kreuzfahrer unter Simon von Montfort an den Albigenserkriegen teilgenommen und sei nach der Schlacht bei Muret (1213) als Erzieher an den Hof des sechsjährigen Königs Jakob I. von Aragon gelangt. Bald darauf habe er eine Wallfahrt zum Marienheiligtum von Montserrat unternommen und den Beschluss gefasst, sich dem Loskauf christlicher Gefangener aus muslimischer Sklaverei zu widmen. Dazu soll er auf eigene Kosten und Gefahr nach Valencia gereist sein (der damals nächstgelegenen großen maurischen Stadt), später sogar bis Granada, um christliche Sklaven freizukaufen.

Aufgrund einer Marienerscheinung nach einem maurischen Überfall [der angebl. Überfall wird nur von Kafka in einer nicht zitierfähigen Quelle erwähnt, muss man schauen, wo sie das her hat] in der Nacht vom 1. zum 2. August 1218 habe Petrus den Entschluss gefasst, einen barmherzigen Orden zum Loskauf der Gefangenen zu gründen. Der zehnjährige König Jakob I. und dessen engster Berater, Raimund von Penyafort, sollen nach einigen Darstellungen in derselben Nacht die gleiche Erscheinung gehabt und Peters Anliegen deswegen unterstützt haben. Raimund, ein bedeutender katalanischer Rechtsgelehrter, habe die Satzung für einen Ritterorden entworfen, der sich aus Laien-Rittern und Priestern zusammensetzen sollte [zur legendären Beteiligung Raimunds an der Gründung vgl. am ausführlichsten Müller]. Am 10. August 1218 sei der Ordo Beatae Mariae Virginis de Mercede pro Redemptione Captivorum („Orden der Allerseligsten Jungfrau Maria von der Barmherzigkeit zum Loskauf von Gefangenen“) in Gegenwart des aragonesischen Königs, des Bischofs Berengar von Palau (Berenguer de Palou), des Domkapitels mit Raimund von Penyafort an der Spitze und des Volkes in der Kathedrale von Barcelona ins Leben gerufen worden.[27]

Authentische Hinweise auf eine Gründung der Gemeinschaft bereits zu diesem frühen Zeitpunkt gibt es allerdings nicht. Peter von Nolasco wird urkundlich erst wesentlich später im Testament eines Bürgers von Barcelona vom 12. August 1230 erstmals erwähnt, und über sein Vorleben gibt es keine gesicherten Erkenntnisse.[28] Auch der Name des Ordens ist in dieser Form erst im Jahr 1272 belegt.[17] Raimund von Penyafort schließlich befand sich 1218 nicht am Hof des aragonesischen Königs, sondern war bis 1222 in Bologna tätig (wohl schon seit 1210).[29] Otto Zöckler (der im Übrigen den zu seiner Zeit als historisch verlässlich betrachteten Darstellungen der Acta Sanctorum folgt) versuchte, den chronologischen Widerspruch dadurch aufzulösen, dass er die Gründung des Ordens auf das Jahr 1228 (statt 1218) datierte.[30] Brodman zufolge ist die „Tradition, daß die Ordensgründung (1218) durch P.[etrus] mit dem Dominikaner Raimund v. Peñafort und Kg. Jakob I. in Verbindung stehe, [..] eine hist. nicht haltbare Legende, die an den Höfen Jakobs II. und Peters IV. verbreitet wurde.“[3] [Ebenso: Ransoming S. 15. 117]

Petrus Nolascus befreite von den Moslems versklavte Christen nicht nur auf der Iberischen Halbinsel, sondern dehnte sein Tätigkeitsfeld auch auf die Mittelmeerinseln und Nordafrika aus. [Das kann hier weg, wenn es oben abgehandelt ist. Dafür könnten hier noch etwaige Wunder (bzw. deren auffälliges Fehlen, s. Zöckler) und weitere Legenden referiert werden.]

Verehrung

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Petrus Nolascus stand nach seinem Tod im Ruf der Heiligkeit, weshalb möglicherweise bereits Papst Benedikt XII. 1336 seine Gebeine erheben ließ.[31] Die Kanonisierung erfolgte jedoch erst im 17. Jahrhundert im Kontext der Bemühungen der spanischen Habsburger, eine eigene Riege mit dem Königshaus verbundener spanischer Nationalheiliger zu schaffen.[32] Hierfür bot sich Petrus Nolascus, dessen enge Verbindung mit dem aragonesischen König Jakob dem Eroberer schon im 14. Jahrhundert in den am Königshof verbreiteten hagiographischen Legenden betont wurde, in besonderer Weise an. Am 30. September 1628 erlaubte Papst Urban VIII. dem von Petrus gegründeten Orden die öffentliche Verehrung des Gründers und verfügte seine Aufnahme in das Missale und das Brevier des Ordens gemeinsam mit Raimund Nonnatus, einem legendären Schüler und Gefährten Nolascos, der 1236 oder 1240 auf der Rückreise aus Algerien infolge seiner dort erlittenen Misshandlungen umgekommen sein soll, nachdem ihn der Papst aus Bewunderung zum Kardinal ernannt hatte.[33][34] Papst Alexander VII. ordnete am 12. Juni 1664 an, den Kult der beiden Heiligen in der gesamten Kirche zu begehen. Papst Clemens IX. setzte das Fest des heiligen Petrus Nolascus auf den 31. Januar fest, der auch im Martyrologium Romanum eingetragen ist.[26] Seit 1936 wurde sein Fest am 28. Januar begangen. Mit der Liturgiereform wurde der Gedenktag 1969 entsprechend der Tradition des Ordens[3] in den Mai verlegt und wird heute am 6. Mai begangen, dem vermuteten Todestag des Heiligen.[2] Allerdings wurde in einigen lokalen Kalendern der Gedenktag im Januar beibehalten (so auch im zentralen Heiligtum der Mercedarier im Kloster von El Puig, wo das Fest des Stifters jeweils am letzten Sonntag im Januar begangen wird).[35] Manchmal wird auch der 25. Dezember (1256) als Todestag angeführt,[26] der aber aufgrund des Weihnachtsfestes liturgisch nie begangen wurde.

Petrus Nolascus ist der Schutzpatron der Gefangenen.[36] Er wird außerdem als Patron des guten Todes angerufen, weil er an Weihnachten 1256 (dem früher manchmal angenommenen Todestermin)[26] nach jahrelanger Vorbereitung mit dem Gebet von Psalm 110 auf den Lippen verstorben sein soll.[37] Die in der Barockzeit aufgekommene Vorstellung seiner jahrelangen Vorbereitung auf den Tod geht dabei letztlich auf die Schwierigkeiten zurück, das Todesjahr zu datieren: Sein Name taucht zuletzt in einer Urkunde aus dem Jahr 1249 auf[38] und die Hagiographie nahm teilweise an, er habe sich in der verbleibenden Lebenszeit in die Kontemplation zurückgezogen.[30] [Weiterer Hintergrund für die Verbindung Nolaschs mit dem "guten Sterben" dürfte die von Müller geschilderte Sitte sein, Spendern und Stiftern als Gegenleistung für ihre Gabe einen guten Tod zu versprechen bzw. darauf gerichtete Bruderschaften und Gebetsgemeinschaften zu konstituieren, eine im 13 Jh. aufgekommene und besonders populäre Leistung geistlicher Gemeinschaften. Zum Aufschwung des frommen Stiftungswesens fürs Seelenheil in den Städten zwischen 1200 und 1400 vgl. Angenendt.][39]

Auf Petrus Nolascus wird auch die Einführung des Marienfestes Unsere Liebe Frau von der Barmherzigkeit (auch „Maria vom Loskauf der Gefangenen“) zurückgeführt, das von Papst Innozenz XII. 1694 für die ganze Kirche für den 24. September vorgeschrieben wurde, nachdem es zuvor traditionell im Mercedarierorden begangen worden war.[40]

Darstellung

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Weit verbreitetes Andachtsbild des hl. Petrus Nolascus mit typischen Attributen: Wappen auf Habit und Fahne, befreiter Gefangener mit gesprengten Ketten zu Füßen des Heiligen, Buch (Orginal im Generalat der Mercedarier).[41]

Der Heilige wird in der weißen Ordenstracht der Mercedarier (Talar und Skapulier) mit dem aragonesischen Wappen auf der Brust dargestellt, oft auch mit Mercedarierfahne (ebenfalls weiß mit königlichem Wappen), befreiten Gefangenen zu seinen Füßen, gesprengter (Sklaven- oder Galeeren-)Kette und manchmal mit Buch, Olivenzweig oder Doppelkreuz in der Hand.[23] Die Darstellung des Heiligen mit einer großen Glocke, auf der die Jungfrau Maria abgebildet ist, erinnert an die Auffindung des Marienbildes auf dem Puig bei Valencia. Szenen dieser Episode sind ebenso wie die Visionen des Heiligen oder Darstellungen, die ihn mit der Muttergottes zeigen, ein häufiges Motiv der Barockkunst.[23]

Literatur

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  • Historisches Institut des Mercedarierordens (Instituto Histórico de la Orden de la Merced, Hrsg.): La orden de Santa María de la Merced (1218–1992). Síntesis histórica (Biblioteca Mercedaria, VI). Rom 1997 (span.). Autorisierte Übers. von Colette Joly Dees: The Order of the Blessed Virgin Mary of Mercy (1218–1992): a historical synthesis. Mercedarian Press, New York 1998 (engl.).
  • James William Brodman: Ransoming Captives in Crusader Spain: The Order of Merced on the Christian-Islamic Frontier. Philadelphia 1986, ISBN 0-8122-8001-6 (online als „im Wesentlichen unveränderte“ Internetausgabe der University of Central Arkansas, Juni 1998, Paginierung identisch mit der Druckfassung).
  • James William Brodman: Art. Petrus Nolascus, in: Lexikon des Mittelalters Band 6, München 1999, Sp. 1979.
  • Nikolas Jaspert: Gefangenloskauf in der Krone Aragon und die Anfänge des Mercedarierordens. Institutionelle Diversität, religiöse Kontexte, mediterrane Verflechtungen. In: Heike Grieser, Nicole Priesching (Hrsg.): Gefangenenloskauf im Mittelmeerraum. Ein interreligiöser Vergleich (Sklaverei – Knechtschaft – Zwangsarbeit, 13). Olms-Weidmann, Hildesheim 2015, ISBN 978-3-487-15219-6, S. 99–121.
  • Anne Müller: Gefangenenloskauf unter der Augustinusregel. Aspekte institutioneller Entwicklung im Mercedarierorden von den Anfängen bis 1317. In: Gert Melville, Anne Müller (Hrsg.): Regula Sancti Augustini. Normative Grundlage differenter Verbände im Mittelalter (Publikationen der Akademie der Augustiner-Chorherren von Windesheim, hrsgg. von Helmut Grünke, Bd. 3). Augustiner-Chorherren-Verlag-Paring, Paring 2002, S. 477–514.
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Commons: Peter Nolasco – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. So der früheste schriftliche Quellenbeleg (Urkunde vom 16. August 1230, zitiert bei Anne Müller: Gefangenenloskauf unter der Augustinusregel. In: Gert Melville, Anne Müller (Hrsg.): Regula Sancti Augustini. Paring 2002, S. 486 u. Anm. 23.
  2. a b c Historisches Institut des Mercedarierordens (Hrsg.): The Order of the Blessed Virgin Mary of Mercy (1218–1992): a historical synthesis. Mercedarian Press, New York 1998 (im Folgenden zitiert als „Mercedarier: A historical synthesis“), S. 17. 27; im span. Orig. (La orden de Santa María de la Merced (1218–1992). Síntesis histórica. Rom 1997, im Folgenden: „span. Orig.“) S. 21f. 45.
  3. a b c d e James William Brodman: Art. Petrus Nolascus, in: Lexikon des Mittelalters Band 6, München 1999, Sp. 1979.
  4. Diesen Beruf nennt die früheste Überlieferung des Ordens aus dem 14. Jahrhundert, die von einer adligen Abkunft und einer militärischen Karriere Peters noch nichts weiß (A historical synthesis, S. 18; im span. Orig. S. 23).
  5. Mercedarier: A historical synthesis, S. 17f. (span. Orig. S. 22).
  6. Als Hinweis darauf wertet Brodman (Ransoming Captives in Crusader Spain. Internetausgabe 1998, S. 20f.) den Befund, dass Peter von Nolasco möglicherweise schon 1226/1227 ein Armenhospiz in Perpignan betrieb (vgl. auch Mercedarier: A historical synthesis, S. 26; im span. Orig. S. 43) und die von ihm gegründete Gemeinschaft früh in Narbonne Fuß fasste.
  7. James W. Brodman: Ransoming Captives in Crusader Spain. Internetausgabe 1998, S. 4.
  8. a b James William Brodman: Municipal Ransoming Law on the Medieval Spanish Frontier. in: Speculum 60, Nr. 2 (1985), S. 318–330 (hier: S. 318f.).
  9. Hannelore Zug Tucci: Kriegsgefangenschaft im Mittelalter. Probleme und erste Forschungsergebnisse. In: Hans-Henning Kortüm (Hrsg.): Krieg im Mittelalter. Akademie Verlag, Berlin 2001, S. 123–140 (hier: S. 130).
  10. Mercedarier: A historical synthesis, S. 16 (im span. Orig. S. 20.).
  11. James W. Brodman: Ransoming Captives in Crusader Spain. Internetausgabe 1998, S. 7f.; ders.: Municipal Ransoming Law on the Medieval Spanish Frontier. in: Speculum 60, Nr. 2 (1985), S. 318–330 (hier: S. 326–329).
  12. Yvonne Friedman: Rezension zu: Captives and Their Saviors in the Medieval Crown of Aragon. By Jarbel Rodriguez (Washington, DC: The Catholic University of America Press, 2007. In: The Catholic Historical Review 94 (4), 11/2008, S. 808–809, doi:10.1353/cat.0.0172.
  13. Vgl. Hans-Rudolf Singer: VI. Der Maghreb und die Pyrenäenhalbinsel bis zum Ausgang des Mittelalters. In: Ulrich Haarmann (Begr.), Heinz Halm (Hrsg.): Geschichte der arabischen Welt. 4., überarb. u. erw. Aufl., Beck, München 2001, S. 264–322 (hier: 317f.); Joseph F. O'Callaghan: Reconquest and Crusade in Mediaval Spain. University of Pennsylvania Press, Philadelphia 2002, S. 89–92 („Jaime I's Crusades to Peñíscola and Mallorca“). 99–101 („Jaime I's Valencian Crusade“). 105–107 („The submission of the Kingdom of Murcia“).
  14. James W. Brodman: Ransoming Captives in Crusader Spain. Internetausgabe 1998, S. 17.
  15. James W. Brodman: Ransoming Captives in Crusader Spain. Internetausgabe 1998, S. 116.
  16. Mercedarier: A historical synthesis, S. 25 (im span. Orig. S. 41).
  17. a b James W. Brodman: Ransoming Captives in Crusader Spain. Internetausgabe 1998, S. xi; dgl. Mercedarier: A historical synthesis, S. 20 (im span. Orig. S. 28).
  18. a b Mercedarier: A historical synthesis, S. 26 (im span. Orig. S. 42.).
  19. x
  20. x
  21. x
  22. Mercedarier: A historical synthesis, S. 26 (im span. Orig. S. 43f.).
  23. a b c d Lieselotte Schütz: Art. Petrus Nolascus OdeMerc 31.1., in: LCI Bd. 8, Freiburg/B. 1968, Sp. 190f.
  24. x
  25. Mercedarier: A historical synthesis, S. 24 (im span. Orig. S. 38).
  26. a b c d Vgl. den auf der Hagiographie Alban Butlers (1710–1776) beruhenden Art. Petrus Nolascus, S. (18), in: Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4, Augsburg 1875, S. 782–784.
  27. Mercedarier: A historical synthesis, S. 20 (im span. Orig. S. 28).
  28. James W. Brodman: Ransoming Captives in Crusader Spain. Internetausgabe 1998, S. 15.
  29. x
  30. a b Otto Zöckler: Art. Nolascus, in: PRE³ Bd. 14, Leipzig 1904, S. 150–153.
  31. So Otto Zöckler: Art. Nolascus, in: PRE³ Bd. 14, Leipzig 1904, S. 152.
  32. Nikolas Jaspert: Gefangenloskauf in der Krone Aragon und die Anfänge des Mercedarierordens. In: Heike Grieser, Nicole Priesching (Hrsg.): Gefangenenloskauf im Mittelmeerraum. Hildesheim 2015, S. 101.
  33. James W. Brodman: Ransoming Captives in Crusader Spain, S. 108; Mercedarier: A historical synthesis, S. 32 (im span. Orig. S. 57).
  34. Anne Müller erwähnt auf S. 482 noch das Datum des 29. Januar 1648 als Heiligsprechungstermin (unter Innozenz X.). Auch Brodman nennt im LexMA-Artikel aus irgendeinem Grund das Jahr 1648. Jaspert stellt dagg. klar, dass 1628 die Selig- und 1664 die Heiligsprechung erfolgte. In La Orden wird es so wie hier dargestellt beschrieben, was inhaltlich im Prinzip der Angabe von Jaspert entspricht, ohne jedoch die termini tecnici (Selig-/Heiligspr.) zu erwähnen. In den meisten Nachschlagewerken steht 1628 als Heiligsprechungsjahr angegeben.]
  35. Information über den hl. Petrus Nolascus auf der Pfarreiwebseite des Real Monasterio del Puig (spanisch).
  36. Ökumenisches Heiligenlexikon – Petrus Nolaskus. Abgerufen am 18. Juni 2015.
  37. Miguel Stegmaier FSSP: Predigt am Ordensfest Hl. Petrus Nolaskus. Köln, Januar 2014. Abgerufen am 18. Juni 2015.
  38. James W. Brodman: Ransoming Captives in Crusader Spain. Internetausgabe 1998, S. 24.
  39. Arnold Angenendt: Geschichte der Religiosität im Mittelalter. 4. Aufl., WBG, Darmstadt 2009, S. 716.
  40. Institut St. Philipp Neri Berlin: Die Heiligen: Maria v.d. Barmherzigkeit. Abgerufen am 18. Juni 2015.
  41. Instituto Histórico de la Orden de la Merced (Hrsg.): La orden de Santa María de la Merced (1218–1992). Rom 1997 (vgl. Titelbild und Bildnachweis im Umschlagtext vorn).


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