Diese Seite ist als Antwort auf Recht zu gehen gedacht.
Es gibt Wikipedianer, die mit manchen Zuständen in der Wikipedia unzufrieden sind. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Der eine befürchtet, dass zunehmend Garagenbands verewigt werden oder das durch die unkontrollierte Aufnahme von Artikeln über Pornodarsteller das Projekt zur Pornopedia verkommt, der nächste hält die Admins für eine elitäre Clique, deren Lebensinhalt es ist, andere Benutzer zu unterdrücken und eine Herrschaft der Willkür zu errichten, wieder ein anderer sieht hier einen Hort der Rechtsradikalen/Linksextremisten/Gutmenschen. Da wird manch einer zum Systemkritiker, der seine Ansichten mitunter so pointiert zur Sprache bringt, dass er als Querulant gilt.
Meine Ansicht ist, dass sich solche Fälle in aller Regel nach der Devise "Leben und leben lassen" regeln ließen und dass man Leute, die man für Trolle hält, am besten einfach nicht füttert. Diese Geduld bringt aber nicht jeder auf, mancher verweist im Sinne von Wenn es Dir nicht passt, dann geh doch auf Wikipedia:Recht zu gehen. Ich halte das im Interesse des Projektes für nicht unbedingt konstruktiv und ein wenig erinnert es mich historisch an das "Geh doch rüber, wenn es Dir nicht passt", mit dem das "Establishment" auf Systemkritiker aus dem 68er-Lager reagierte oder an "Wir weinen euch keine Träne nach", wie es im Neuen Deutschland zu lesen war, als es 1989 zur massenhaften Ausreise über die Botschaften kam.
So eine Haltung zeugt m.E. von einer gewissen Konfliktscheu; Konflikte, auch mit "Querulanten", gehören aber zu jedem funktionierenden sozialen System und wenn das System das nicht aushält, sondern lieber den einfachen Weg der Repression wählt, läuft etwas falsch. Jeder Mitarbeiter, der aufgrund von solchen Auseinandersetzungen die Wikipedia verlässt, mag es nun ein abgeschreckter Newbie sein oder mag er Mutter Erde, Katharina oder Dickbauch heißen, ist ein Verlust, den es zu vermeiden gilt. Es geht auch anders, Systeme von einer gewissen Größenordnung sind zwar träge, aber nicht reformresistent. Die 68er haben der Parole des "Right to leave" die des "Marsches durch die Institutionen" entgegengesetzt, die Oppositionellen in der DDR haben neben der Lösung der Emigration die des Kampfes für Reform im eigenen Land entwickelt und waren damit am Ende weitgehend erfolgreich.
Man kann träge Systeme nicht von heute auf morgen verändern, das schaffen nicht einmal Revolutionen wirklich. Man kann aber seinen Frust am System konstruktiv umsetzen, sich der Verantwortung stellen und selbst so Hand anlegen, dass die Richtung des Ganzen ein klein wenig mehr dorthin gelenkt wird, wo man sie selbst idealerweise hätte. Kaum ein Mensch hätte vor 30 Jahren prophezeit, dass es einmal einen Vizekanzler Joschka Fischer geben würde. Und was die Wikipedia angeht, zeigen solche Admin-Nominierungen wie die von Holger Thölking und Historiograf, dass auch prononcierte Kritiker von Administratoren mittlerweile eine reelle Chance haben, an der Gestaltung der "Führungsebene" des Projekts mitzuwirken.
Dabei meine ich, zu beobachten, dass das Amt die Person nicht unmaßgeblich verändert, man also als notorischer Revoluzzer damit rechnen muss, dass eine solche Aufgabe einen ruhiger, ausgeglichener, moderater macht. Aber dennoch gibt einem das die Chance, einige der eigenen Ideen auch tatsächlich umzusetzen. Das ist anstrengender als aus der Perspektive der Fundamentalopposition Forderungen zu stellen und man wird dabei auch immer mit der Gefahr leben müssen, von denen vereinnahmt zu werden, deren Gegner man eigentlich ist, aber ich denke, wenn man von seiner Sache überzeugt ist, sollte man die Chance, den Worten auch Taten folgen zu lassen, auch nutzen. --Proofreader 13:00, 24. Apr 2006 (CEST)