Roswita Waechter in ihrem Atelier in Köln-Sürth 2022

Roswita Waechter (* 05.November 1939 in Danzig; † 05. Januar 2024 in Köln) war eine deutsche Künstlerin.

In ihrem künstlerischen Werk arbeitete sie schwerpunktmäßig als Malerin und Zeichnerin, häufig als Selbstportraitistin.[1]

Ausbildung

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Waechter studierte von 1957 bis 1958 für zwei Semester an der Muthesius-Werkkunstschule Kiel. Ihre künstlerische Ausbildung unterbrach sie wegen einer Jugendpsychose. Nach längerer Rekonvaleszenz studierte sie von 1975 bis 1984 an der Fachhochschule für Kunst und Design Köln[2] bei Otto Gerster und Dieter Kraemer. 1984 wurde sie zur Meisterschülerin von Dieter Kraemer ernannt.

Zum Ende des zweiten Weltkrieges, im Januar 1945 flüchtete Waechter mit ihrer Familie über die Ostsee. Familie Waechter hatte Passagierkarten für die Gustloff, war aber irrtümlich auf den Netzleger Najade gelangt. Deshalb entkam sie dem Schicksal der Versenkung der Gustloff durch das sowjetische U-Boot S-13 mit bis zu 8.000 Toten. Da sie mit ihrer Familie Waechter aber noch mit allen einzelnen Namen auf der Todesliste der Gustloff aufgeführt wurde, wurde sie daraufhin von ihrer Restfamilie als verstorben betrauert.

Die Kindheit und Jugend verbrachte sie mit ihrer Mutter, Tante und ihren beiden Brüdern Bernd und Friedrich-Karl Waechter im Dorf Sahms und in der Eulenspiegelstadt Mölln.[3]

Nach zwei Semestern des Studiums an der Muthesius-Werkkunstschule Kiel erlitt sie 1958 eine schwere Jugendpsychose mit zwei Selbstmordversuchen, nachdem sie eine große Arbeitsmappe mit ihren Kinder- und Jugendarbeiten dem Müll übergeben hatte.[4]

Nach der Genesung begann sie eine Ausbildung zur Arzthelferin, obwohl sie nach eigenen Worten „kein Blut sehen konnte“. Nach Abbruch dieser Ausbildung arbeitete sie von 1960-1975 als medizinische Schreibkraft für verschiedene Firmen der deutschen Pharmaindustrie, da sie die medizinische Nomenklatur perfekt beherrschte.[5]

Nach der für sie prägenden Lektüre von Auf der Suche nach der verlorenen Zeit von Marcel Proust und einer Sonderprüfung für Begabte begann sie 1975 das Studium der Freien Malerei an der Kölner Fachhochschule für Kunst und Design, das sie 1984 als Meisterschülerin abschloss. Im Rahmen dieses Studiums lernte sie ihren späteren Ehemann Michael Mohr kennen, mit dem sie regelmäßg gemeinsam malte und zunächst in Köln-Kalk, später in Köln-Sürth bis zu ihrem Tode ein gemeinsames Atelier hatte.[6]

Waechter verstarb nach langer Krankheit am 05. Januar 2024.

Waechter konzentierte sich in ihren Zeichnungen und Gemälden, die meist in Eitemperatechnik realisiert wurden, auf einen „friedvoll nach innen gerichteten Blick“[7]. Sie portraitierte in hunderten Arbeiten sich selbst und ihren Ehemann Michael Mohr. Daneben dominieren Fensterbilder, Ausblicke und Einblicke aus ihrem und in ihr Atelier die von ihr gewählten Motive. Meist malte sie in ihrem Atelier zusammen mit ihrem Ehemann und Künstlerkollegen Michael Mohr, oft portraitierten sie sich gegenseitig.[8]

Rezeption und Hintergrund

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Günther Ott, freier Mitarbeiter im Außenreferat des Kulturdezernenten Kurt Hackenberg der Stadt Köln, schreibt 1985 in Begegnungen - Kunst und Künstler aus Ostmitteleuropa über Roswita Waechter:[9]

„Frau Waechter ist eine Realistin von einer Art, die an die Maler der Neuen Sachlichkeit der zwanziger Jahre erinnert. Bei ihr ist allerdings die Auseinandersetzung mit dem Raumproblem wichtig. Der Betrachter wird geradezu auf den Raum verwiesen, in ihren Interieurs finden sich kaum Möbelstücke. [...] Die Künstlerin bekennt, dass sie noch nie zwei Menschen auf einem Bild dargestellt habe. Da gibt es keine Begegnung von Freunden, Partnern, kein Zwiegespräch zwischen Leuten, auch keine Konfrontation oder ein Nebeneinanderleben, Themen die unendliche Male in der Kunst variiert wurden. Hier ist der ‚Porträtierte‘ sich allein überlassen, ein kontemplativer Mensch, und wenn er etwas tut, zeichnet oder einen Apfel schält, so empfindet man die Ruhe die ihn umgibt.“


Ott fährt fort:

„Das Modell ist in seine Tätigkeit versunken und blickt nicht auf den Betrachter des Bildes, da stellt sich keine Kommunikation ein zwischen uns und dem Dargestellten. Wir werden von der Malerin auch nicht in die Tiefe geführt, wie das die Romantiker mit ihren Rückenfiguren taten. [...] Für ihre Gemälde macht sie exakte Vorzeichnungen, erst dann wird abstrahiert, freilich nicht im Sinne der Expressionisten. Sie bleibt Naturalistin, auch wenn sie nicht jedes Detail sklavisch und naturgetreu abmalt.“


Waechter schrieb 2020 zu ihren Themen:

„[Ich male] immer noch das, was den Augen begegnet ist. Das können kleine Schwarzweißfotos sein nach denen ich gesucht habe, um etwas aus meiner Vergangenheit, Kindheit und Jugend aufleben zu lassen. Umfangreiche Portraitbilder betreffen meinen Ehemann Michael Mohr, welche im Laufe unseres jahrzehntelangen Zusammenlebens und Arbeitens im gemeinsamen Atelier entstanden sind.“

Ausstellungen (Auswahl)

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  • 1978 bis 1983 jährliche Teilnahme an der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ im Haus der Kunst, München (G)
  • 1978 bis 1988 jährliche Teilnahme an der „Großen Kunstausstellung NRW“, Düsseldorf (G)
  • 1985 Erste „Köln Kunst“ in der Kunsthalle Köln (G)
  • 1985 „Komponisten, Obdachlose und Andere“ im Oberlandedsgericht Köln, Einzelausstellung mit Michael Mohr (E/G)
  • 1993 „1.Realismustriennale“ im Martin-Gropius-Bau in Berlin (G)
  • 1996 „Die Kraft der Bilder“ im Martin-Gropius-Bau in Berlin (G)
  • 1999 „Einheit – Künstlerinnen im Dialog“, Köln/Brandenburg, BBK, Köln,
    • 2000: Waschhaus, Potsdam (G)
  • 2001 Einzelausstelung mit Michael Mohr in Galerie Alpirsbach, Baden-Württemberg (E/G)
  • 2010 „Vergangenheiten“ auf Zeche „Königin Elisabeth“ in Essen, im Rahmen RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas (G)
  • 2011: „GesichtZeigen“, Käthe Kollwitz Museum, Köln (G)
  • 2015 „Bilder einer Ausstellung einer Malerin“ Kunstforum St. Clemens, Köln-Mülheim (E) [2]
  • 2019 „Fenster, Kacheln und Porzellan“ Einzelausstellung mit Michael Mohr, Galerie am Buttermarkt, Köln (E/G)
  • 2020 „Unerwünschte Bilder“ Galerie am Markt, Gummersbach (E)
  • 2024 „Gedächtnisausstellung Roswita Waechter“ Überlebensstation Gulliver, Köln (E)


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Einzelnachweise

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  1. Uli Kreikebaum: „Die Selbstportraitistin“, Nachruf auf Roswita Waechter im Kölner Stadtanzeiger vom 20.01.2024
  2. Die Kölner Werkschulen wurden als Fachbereich Kunst und Design in die 1971 neu gegründete Fachhochschule Köln überführt (seit September 2015 umbenannt in TH Köln).
  3. 2000 erschien ihr Buch „Erinnerungskette Kindheit“ BOD - Books on Demand, ISBN 3-8311-0250-3, in dem sie Flucht und Kindheit bis zu ihrem 11. Lebensjahr anschaulich schildert. Dieses Buch war 2006 Teil der Ausstellung „Flucht und Vertreibung“ im Deutschen Historischen Museum, Berlin.
  4. Persönliche Information des Ehemannes Michael Mohr.
  5. Persönliche Information des Ehemannes Michael Mohr.
  6. Uli Kreikebaum, Kölner Stadtanzeiger, a.a.O.
  7. Elvira Reith, Kuratorin zur Ausstellung Roswitha Waechter – Zur Erinnerung – Sich suchen – Selbst Sein am 24.04.2024 in der Überlebensstation Gulliver, Köln
  8. Uli Kreikebaum, a.a.O.
  9. Günter Ott, S. 122 in Begegnungen Kunst und Künstler aus Ostmitteleuropa, Westkreuz-Verlag Berlin, 1985, ISBN 3-922131-41-7[1]