Thanatochemie ist eine Fachrichtung der Chemie, in der die chemischen Strukturen, Reaktionen, Prozesse und Parameter bei der Verwesung eines toten Organismus untersucht werden. Chemische Untersuchungen an Lebewesen können nach der Vitalität des Untersuchungsobjekts in klinisch-chemische und thanatochemische Analysen eingeteilt werden.

Eigenschaften

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Nach dem Tod sinkt aufgrund der ausgesetzten Atmung der Sauerstoffgehalt in den Zellen eines Organismus und die Verwesung setzt ein. Der Stoffwechsel wechselt aufgrund fehlenden Sauerstoffs von Atmung auf Gärung, solange noch Nährstoffe vorhanden sind und die Atmungskette setzt aus. Anschließend setzt die Apoptose und Autolyse der Zellen ein. Kurz nach dem Tod steigt daher die Konzentration der apoptotischen Proteine Fas-Ligand und PTEN.[1] Die Veränderung des Glaskörpers nach dem Tod erfolgt langsamer als im Blut, weshalb Glaskörperflüssigkeit eine längeren Zeitspanne bis zur Untersuchung erlaubt.[2]

Anwendungen

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Thanatochemische Untersuchungen werden unter anderem in der forensischen Pathologie durchgeführt, aber auch ohne das Vorliegen einer Straftat. Beispielsweise werden biochemische Analysen der Glaskörperflüssigkeit, Zerebrospinalflüssigkeit,[3] Blut und Urin zur Bestimmung der Ursache des Todes oder bei der Aufklärung der forensischen Fälle durchgeführt.[4]

Einzelnachweise

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  1. S. C Zapico, S. T. Menéndez, P. Núñez: Cell death proteins as markers of early postmortem interval. In: Cellular and molecular life sciences : CMLS. Band 71, Nummer 15, August 2014, S. 2957–2962, doi:10.1007/s00018-013-1531-x, PMID 24297385.
  2. C. Boulagnon, R. Garnotel, P. Fornes, P. Gillery: Post-mortem biochemistry of vitreous humor and glucose metabolism: an update. In: Clinical chemistry and laboratory medicine. Band 49, Nummer 8, August 2011, S. 1265–1270, doi:10.1515/CCLM.2011.638, PMID 21663468.
  3. R. Swain, A. Kumar, J. Sahoo, R. Lakshmy, S. K. Gupta, D. N. Bhardwaj, R. M. Pandey: Estimation of post-mortem interval: A comparison between cerebrospinal fluid and vitreous humour chemistry. In: Journal of forensic and legal medicine. Band 36, November 2015, S. 144–148, doi:10.1016/j.jflm.2015.09.017, PMID 26454503.
  4. Cristian Palmiere, Patrice Mangin: Postmortem chemistry update part I. In: Int J Legal Med. 126. Jahrgang, 2012, S. 187–198, doi:10.1007/s00414-011-0625-y.

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