Die Borsche-Drechsel-Cyclisierung ist eine Namensreaktion in der organischen Chemie. Die Reaktion wurde 1888 vom deutschen Chemiker Edmund Drechsel und 1908 vom ebenfalls deutschen Chemiker Walther Borsche publiziert.[1][2] Die Reaktion erlaubt die Synthese von stickstoffhaltigen Heterocyclen aus Phenylhydrazonen.[3][4]
Übersichtsreaktion
BearbeitenCyclohexanonphenylhydrazon reagiert mit einer Säure (im Beispiel Schwefelsäure) in der Hitze zu Tetrahydrocarbazol:
Die Reaktion ist übertragbar auf am aromatischen Ring substituierte Phenylhydrazone[3] und Phenylhydrazone anderer cyclischer Ketone.[4]
Reaktionsmechanismus
BearbeitenDer Reaktionsmechanismus ist in der Literatur[5] beschrieben und verläuft wie die Fischersche Indolsynthese:
Durch säurekatalysierte Protonenumlagerung entsteht aus dem Cyclohexanonphenylhydrazon (1) die Zwischenstufe 2. In einer anschließenden, durch Hitze hervorgerufenden sigmatropen Umlagerung, einer speziellen Form der pericyclischen Reaktion, entsteht die Zwischenstufe 3. Durch Protonierung mit einer Säure bildet sich ein Kation. Dieses cyclisiert anschließend durch zur Zwischenstufe 4. Durch formale Abspaltung von Ammoniak bildet sich Tetrahydrocarbazol (5).
Anwendung
BearbeitenDie Borsche-Drechsel-Cyclisierung ist eine Schlüsselreaktion zur Synthese von Carbazolen. Dazu wird 5 mit einem Oxidationsmittel zu 6 aromatisiert:[3]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ E. Drechsel: Ueber Elektrolyse des Phenols mit Wechselströmen. In: J. prakt. Chem.. 38 (1), 1888, S.65-74, doi:10.1002/prac.18880380105.
- ↑ W. Borsche, A. Witte und W. Boethe: Ueber Tetra- und Hexahydrocarbazolverbindungen und eine neue Carbazolsynthese. In: Justus Liebigs Ann. Chem.. 359 (1-2), 1908, S.49-80, doi:10.1002/jlac.19083590103.
- ↑ a b c Z. Wang: Comprehensive organic name reactions and reagents Volume 1. John Wiley, Hoboken (N.J.) 2009, ISBN 978-0-470-28662-3, S. 471–473.
- ↑ a b Bradford P. Mundy, Michael G. Ellerd, Frank G. Favaloro, Jr.: Name Reactions and Reagents in Organic Synthesis. John Wiley & Sons, Hoboken (N.J.) 2005, ISBN 0-471-22854-0, S. 108.
- ↑ J. J. Lie: Name Reactions, Springer, 2009, ISBN 978-3-642-01052-1, S. 60.