Thomas Erhard
St. Matthias Wolfratshausen-Waldram ist eine katholische Bildungseinrichtung im Ortsteil Waldram der Stadt Wolfratshausen in Bayern. Sie besteht aus drei Schulen: dem Spätberufenengymnasium, dem Kolleg und der Fachoberschule St. Matthias. Ihnen ist ein Wohnheim für Schülerinnen und Schüler angeschlossen. Träger der Einrichtung ist die „Erzbischöfliche Stiftung St. Matthias Wolfratshausen-Waldram“. Seit Mai 2016 ist Joachim Burkard ihr Direktor. Schulleiter ist seit 2018 Ralf Wiechmann.
Geschichte Die Einrichtung, die 1927 von Kardinal Faulhaber in Schwabing gegründet worden war, bestand ursprünglich aus Spätberufenenseminar und -schule. Ursprünglich verfolgte sie das Ziel, junge Männer auf dem zweiten Bildungsweg zur allgemeinen Hochschulreife zu verhelfen, damit sie anschließend Theologie studieren und Priester werden konnten. Am 1. Mai 1929 wurde die Schule in das Schloss Fürstenried verlegt. 1932 fand an der Schule die erste Reifeprüfung statt, allerdings beaufsichtigt durch eine Kommission des Gymnasiums Pasing. Von 13 Kandidaten erhielten 10 das Reifezeugnis. Im Jahre 1933 übernahm P. Alfons Maria Zimmermann OSB vom Kloster Metten die Leitung der Schule. Im September 1939 wurden Seminar und Schule geschlossen. Am 15. Oktober 1949 konnten Seminar und Schule neu eröffnet werden. Alfons Maria Zimmermann kehrte als Schulleiter nach Fürstenried zurück und 59 Schüler zogen ein. Im September 1957 kam es zur Verlegung der Einrichtung nach Waldram, wo sie in einem Verwaltungsgebäude des ehemaligen DP-Lagers Föhrenwald untergebracht war. 1958 übernahm Karl Braun die Leitung der Schule. Am 12. März 1964 erhielt die Schule durch das Bayerische Ministerium für Unterricht und Kultus die staatliche Anerkennung und kann seit diesem Zeitpunkt wie ein staatliches Gymnasium die allgemeine Hochschulreife verleihen. Dem Spätberufenengymnasium wurde im Jahre 1968 das „Altsprachliche Kolleg – Institut zur Erlangung der Hochschulreife“ als offizielle Einrichtung des Zweiten Bildungsweges angegliedert. 1993 wurde es um das Neusprachliche Kolleg erweitert. Im September 2011 konnte die Schule in einen Neubau umziehen, der längs der Thomastraße auf dem Schulgelände errichtet worden war. Mit dem Schuljahr 2017/18 ging die Fachoberschule St. Matthias in Betrieb.
Prägung Das Gymnasium und das Kolleg sind darauf ausgerichtet, jungen Frauen und Männern, die sich weiterbilden wollen, im direkten Anschluss an einen mittleren Schulabschluss bzw. nach einer Berufsausbildung oder Berufstätigkeit die Möglichkeit zu eröffnen, die allgemeine Hochschulreife (Abitur) zu erwerben bzw. nachzuholen. Seit dem Schuljahr 2017/18 besteht zusätzlich der Weg zur Fachhochschulreife. Der Besuch der Schule war früher nur jungen Männern katholischer Konfession vorbehalten. Seit Einführung des Kollegs können auch Schüler anderer Konfession oder Religion und Bekenntnislose das Gymnasium und Kolleg St. Matthias besuchen. Neben der reinen Vorbereitung auf die genannten Schulabschlüsse ist es Ziel der katholischen Einrichtung, den Schülerinnen und Schülern Orientierung in religiösen Fragen und Leitlinien für ein Leben als Christ in der Gesellschaft zu geben. Der Besuch des Religionsunterrichts, entweder des katholischen oder des evangelischen, ist Pflicht. Ethikunterricht wird nicht erteilt.
Spätberufenengymnasium Das Spätberufenengymnasium umfasst die Jahrgangsstufen 10, 11 und 12. Es ist ein sprachliches (humanistisches) Gymnasium mit der Sprachenfolge Latein, Englisch, Griechisch/Französisch/Russisch. Insbesondere für Bewerberinnen und Bewerber ohne mittlerem Schulabschluss ist ein einjähriger oder ein zweijähriger Vorkurs vorgeschaltet. Bewerber mit mittlerem Schulabschluss, die ein pädagogisches Gutachten vorlegen, das die uneingeschränkte Eignung für das Gymnasium bescheinigt, können unter Umständen den Einführungskurs besuchen. Er entspricht der staatlichen Einführungsklasse. Der erfolgreiche Besuch dieses Einführungskurses berechtigt zum Eintritt in die Qualifikationsphase des Gymnasiums. Damit bietet St. Matthias auch einen dreijährigen gymnasialen Weg zur allgemeinen Hochschulreife an.
Kolleg
Am Kolleg, dem „Gymnasium des zweiten Bildungswegs“ wie das erklärende Attribut inzwischen heißt, können bereits berufserfahrene Menschen ihr Abitur im Vollzeitunterricht nachholen. Voraussetzungen für den Besuch des Kollegs:
• Mindestalter: 18 Jahre
• Abgeschlossene Berufsausbildung oder zweijährige Berufstätigkeit
• Mittlere Reife. Bewerber, die keinen mittleren Schulabschluss nachweisen können, können sich einer Aufnahmeprüfung unterziehen oder den Vorkurs besuchen.
Das Kolleg St. Matthias bietet zwei sprachliche Zweige an: • Das Altsprachliche Kolleg mit der Sprachenfolge Latein, Griechisch oder Latein, Englisch • Das Neusprachliche Kolleg mit der Sprachenfolge Englisch, Latein oder Englisch, Französisch.
Fachoberschule
Ab dem Schuljahr 2017/18 nahm die Fachoberschule St. Matthias, die vom bayerischen Kultusministerium genehmigt wurde, ihren Betrieb auf. Sie ist auf die Ausbildungsrichtung Sozialwesen beschränkt und führt in zwei Schuljahren, den Jahrgangsstufen 11 und 12, zur Fachhochschulreife.
Wohnheim Seit dem Schuljahr 2016/17 ist das ursprüngliche Spätberufenenseminar in ein Wohnheim mit christlicher Prägung übergegangen. Nun können sich alle volljährigen Schülerinnen und Schüler, die in einer Gemeinschaft engagierter Christen leben wollen, um einen Wohnheimplatz bewerben. Grund für diese Öffnung durch die Leitung der Stiftung und das Erzbistum München und Freising war insbesondere der stetige Rückgang der Zahl der Seminaristen.