Erosfigur mit Iynx in Händen (Detail eines goldenen Ohrrings, 330–300 v. Chr.)

Die Iynx (altgriechisch Ἴυγξ, Mehrzahl Iynges, lateinisch iunx, vgl. englisch to jinx ‚verhexen, bezaubern‘) ist in der griechischen Mythologie eine Nymphe, die in einen Vogel verwandelt wird, den Wendehals (wissenschaftlich Jynx torquilla), zugleich der Name des Vogels, der mit einem Zaubergerät verknüpft ist, das in der Antike beim Liebeszauber Verwendung gefunden haben soll. Schließlich war Iynx in der spätantiken Theurgie einer der Daimones.

Die Iynx als magisches Objekt ist ein typisches Attribut von Peitho, der Göttin der erotischen Überredung, aber auch von anderen Begleitern der Aphrodite, der Göttin der Liebe und des sinnlichen Begehrens. Entsprechende Abbildungen auf Vasenmalereien zeigen eine Scheibe mit zwei Löchern, durch die ein Riemen gezogen wird, der verdreht und gespannt wird und dadurch die Scheibe in schnelle Rotation versetzt, wodurch ein schwirrendes oder brummendes Geräusch erzeugt werden soll.

Iynx bei Pindar

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Iason und Medea (Gemälde von Gustave Moreau, 1865)

Eine in der wissenschaftlichen Literatur kontrovers diskutierte frühe Erwähnung der Iynx findet sich in der 4. pythischen Ode des Dichters Pindar.[1] Die Iynx erscheint hier sowohl als Zauber, als auch als magisches Utensil und als Vogel. In dem Abschnitt geht es darum, dass Aphrodite dem Helden Iason, der auf der Fahrt nach Kolchis das Goldene Vlies rauben will, dabei hilft, die Königstochter Medea zum umgarnen und ihn dazu einen Liebeszauber lehrt. darum, dass In der deutschen Übersetzung von Dieter Bremer[2]lauten die Verse:

Aber die Herrin der schärfsten Geschosse
jochte den bunten Wendehals auf vier Speichen
unlösbar ins Rad und brachte her vom Olympos,
sie, die Göttin von Kypros, den Vogel, der rasend macht,
zuerst unter die Menschen und machte durch Unterweisung
klug in Bitten und Beschwörungen den Sohn des Aison,
daß er von Medea nähme die Scheu vor den Eltern,
und die Sehnsucht nach Hellas sie
brennenden Herzens umtrieb mit der Peitsche der Verlockung

In einem Artikel von 1993 stellt Christopher A. Faraone die These auf, dass das Ziel des von Pindar beschriebene Zaubers die physische Folter des Opfers war, also Medea so lange bis zum Wahnsinn zu quälen, bis sie Heim und Familie verlässt und Iason folgt. Faraone zieht dabei die Analogie zu einer bei den Griechen verbreiteten Form der Folter heran, bei der ein Gefangener auf ein Rad gebundenen und gepeitscht oder sonstwie gemartert wird. Ein auf ein Rad gebundener und gequälter Vogel soll dann durch sympathetische Magie seine Qual auf die Zielperson übertragen.[3]

Sarah Iles Johnston widersprach 1995 dieser Interpretation der Pindarischen Ode. Sie gesteht zu, dass die auf Fluchtäfelchen und in den Zauberpapyri überlieferten Texte überlieferten Texte einschlägiger erotischer Bindezauber (defixiones) durchaus gewaltsame Formulierungen und Bilder enthalten, verweist aber darauf, dass Pindar mit dem auf ein vierspeichiges Rad geflochtenen Vogel allein steht und hält den Bezug zur Foltermethode für Verbrecher und Sklaven für nicht überzeugend und recht weit hergeholt.[4] Ihrer Ansicht nach entsteht der Bezug durch die magische Wirkung von Tönen, nämlich der Stimme des Vogels, der vom rotierenden Schwingrad erzeugten Töne und vor allem der von Iasons Stimme und Überredungskünste geübten Wirkung.

Iyinx, das magische Instrument

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Pindar sprich von einem (stationären) Rad, auf Darstellungen, zum Beispiel Abbildungen auf Vasenmalereien, sieht man jedoch eine offenbar durchbohrte Scheibe, durch die Schnüre gezogen wurden und die an diesen Schnüren oder Riemen zwischen den Händen gehalten wird. Der Gegenstand erscheint als Attribut der Peitho und bei anderen Begleitern der Aphrodite, zum Beispiel Eroten.

[5]

Magisches Rädchen [Iynx im Original], zieh in mein Haus du den Mann, den ich liebe!
[…]
Und wie durch Kypris im Wirbel sich dreht dies eherne Rädchen [Rhombos im Original],
Ebenso drehe auch jener an meiner Tür sich im Wirbel!

In Eduard Mörikes Historie von der schönen Lau macht das Wasserweib Lau der Wirtin, Frau Betha Seysolffin, einen magischen Kreisel zum Geschenk. Mörike schreibt dazu in einer Fußnote[6]:

„Die alten Griechen und Römer hatten magische Kreisel, Rollen und Räder, meist aus Erz, deren sich Frauen und Mädchen zum Liebeszauber bedienten, indem sie dieselben unter seltsamen Bannsprüchen herumdrehten. So in der zweiten Idylle des Theokrit. Nach einem Epigramm der griech. Anthologie hatten vornehme Thessalerinnen dergleichen aus Edelstein und Gold, mit Fäden purpurner Wolle umwickelt, welcher besonders eine geheime Kraft inwohnen sollte. Natürlich hat man sich diese Kreisel weit kleiner, überhaupt von andrer Form als den unsern zu denken. In jenem Epigramm wird der Venus ein solches Weihgeschenk gebracht:

Nikos Kreisel, mit dem sie den Mann fern über das Meer zieht
  Oder dem stillen Gemach sittige Mädchen entlockt,
Lieget, ein hell Amethystengerät und mit Golde verzieret,
  Kypris, ein lieber Besitz, deinem Altare geweiht,
Mitten von Wolle des purpurnen Lamms umwunden. Larissas
  Zauberin bracht’ ihn dir, Göttin, ein gastlich Geschenk.

Iyinx, der Wendehals

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Jynx torquilla, der Wendehals (Illustration von 1876)
Stimme des Wendehalses

Iyinx, die Nymphe

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Iynx war eine Dienerin der Io. Durch Zauberei hat sie Zeus zur Liebe mit Io verlockt. Zur Strafe wurde sie von Hera in einen Wendehals verwandelt.

[7]

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Pindar: 4. Pythische Ode, 213–219.
  2. Pindar: Siegeslieder. Übersetzt von Dieter Bremer. Artemis & Winkler, 2003, ISBN 3-7608-1575-8, S. 159.
  3. Christopher A. Faraone: The Wheel, the Whip and Other Implements of Torture. In: The Classical Journal, Bd. 89, Nr. 1 (Okt./Nov. 1993), S. 2.
  4. Sarah Iles Johnston: The Song of the Iynx: Magic and Rhetoric in Pythian 4. In: Transactions of the American Philological Association Bd. 125 (1995), S. 178–180.
  5. Theokritos: Idyllen II Die Hexe (Φαρμακεύτρια Pharmakeutria), 27 und 30f. Theokrit: Gedichte. Übersetzt von F. P. Fritz. Heimeran 1970, ISBN 3-11-035853-0, S. 19.
  6. Eduard Mörike: Gesammelte Erzählungen. De Gruyter. Reprint 2020 der 5. Auflage, Göschen'sche Verlagshandlung, Leipzig 1900, S. 419. Das zitierte Epigramm vgl. Anthologia Graeca V,205.
  7. Otto Gruppe: Griechische Mythologie und Religionsgeschichte Bd. 2. (= Handbuch der klassischen Altertums-Wissenschaft. Bd. 5, Abt. 2) C.H.Beck, München 1906, S. 851fhttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3Dgriechischemytho02grup~MDZ%3D%0A~SZ%3D851~doppelseitig%3D~LT%3D851f~PUR%3D.

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