Rathaus Köln, das älteste in Deutschland. Erstmals in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erwähnt.
Wachsende Bedeutung des Rathauses als „Wahrzeichen der kommunalen Selbständigkeit“ führte im 14. Jahrhundert zur Einführung religiöser Bildprogramme, wobei ähnlich wie in der Kirche biblische Motive zur Legitimierung von politischer Macht herangezogen wurde. Im Fall der Rathausfiguren zog man die Autorität alttestamentarischer Propheten auch in weltlicher Hinsicht als Vorbilder für ein „verpflichtendes politisches Idealbild der Zeit“ heran, vor allem Gerechtigkeit, Gleichheit im Recht, Eintracht etc.[1] Ähnliche Darstellungen in anderen Hansestädten: Brügge, Brüssel, Bremen und Lübeck, früheste wohl in Köln – Malereien im Hansesaal (-> Fragmente Wallraf Depot) seit ca. 1360er[2].
Mit dem Bau des Ratsturms tagte der Rat nicht mehr im Hansasaal wie im 14. Jahrhundert, sondern im Senatssaal. Die erste Erwähnung der offenbar nach den Skulpturen benannte „Prophetenkammer“ 1448 ließ darauf schließen, dass diese vor dieser Zeit entstanden sind. (--> Eduard Trier vermutete direkte Zusammenhang mit dem Bau des Turmes, 1408-1414, Geis mutmaßt: 1426 war die Ratskapelle schon die nächste große Baustelle, deshalb neuen Turm vorher ausgestattet)
Neun gute Helden im Hansasaal: Rückgriff auf Ritter/Könige zur Legitimation Patrizierherrschaft, Propheten mit Spruchbändern: neue ethische Grundsätze der bürgerlichen Stadt (Verbundbrief)[3]
Zuvor gab es seit 1370 gemalte Propheten (auctoritates) im Hansasaal. (Stadtspuren, S. 172) Die Malereien wurden 1859 bei einer Restaurierung entdeckt.
Vorraum der neuen Ratskammer, 1448 erstmals als „camera prophetarum“ urkundlich (oder "schriftlich?) erwähnt, so dass jeder Ratsherr auf dem Weg in die SItzung daran vorbei musste. Ursprüngliche Aufstellung unklar, vermutlich in zwei Vierergruppen an den Wänden. Um 1600 standen sie frei auf Holzpfeilern an der Treppe zur Ratskammer. [1]
Quelle aus der Mitte des 15. Jahrhunderts: „de da staynt up den hoeltzeren pylren up der trappen“ (Plassmann, S. 65, ich präzisiere das noch)
Quelle aus dem 16. Jahrhundert: "So wanne Bürgermeister unnd Ratzherren Inn den Ratt sollen ghain die acht versen, die die Propheten sprechen die da saint uff hutzen peileren uff der Treppen Inn der Propheten Chammer alß man Inn die Ratz Chammer will ghain." (Ulrike Surmann: Vom städtischen Umgang mit Bildern. Die Bildprogramm des Kölner Rathauses. In: Stadtspuren, S. 182) - Surmann schließt aus der Tatsache, dass die Figuren nicht ‚rundgesichtig‘ angelegt seien, dass die Propheten nicht von Beginn an auf den Pfeilern gestanden haben."
Quelle. Hiltrud Kier: Das Rathaus zu Köln. Stadtspuren, S. 53 (1888?): (Zitat von Zitat) "Die acht Propheten, welche auf ihren Konsolen die Wandflächen des Treppenhauses schmücken [...] hatten früher Beziehung zu dem eigentlichen Rathssaale, zu welchem das Treppenhaus führt. Diese Propheten nämlich standen [...] in der reichsstädtischen Zeit in dem Vorsaale vor der Rathskammer auf der Treppe, welche zum Sitzungssaale führte. Die einzelnen Ratsherren waren verpflichtet, beim Eingang in den Rathssaal die auf die zur Leitungen von öffentlichen Angelegenheiten nöthigen Tugenden und Eigenschaften bezüglichen Sprüche zu lesen und zu beherzigen, welche sich auf den von diesen Propheten getragenen Spruchbändern befanden." (Zitat Ende) "Als bei der Neugestaltung der Prophetenkammer 1893 diese Figuren wieder in ihren ursprünglichen Raum zurückkehrten, wurden auf die Konsolen im Treppenhaus die Standbilder berühmter Kölner Bürgermeister gestellt, die bis zur Renovierung vor dem Zweiten Weltkrieg erhalten blieben."
(S. 59) "Der Verbindungsbau zwischen Turm und Hansasaal, die sog. Prophetenkammer, wird 1864-1866 unter Raschdorff von Grund auf neu erbaut (Abb. 34), wobei die originale unregelmäßige Fensteraufteilung nicht wiederaufgenommen wird, sondern zugunsten einer stilistischen Angleichung des Baus an den Neubau des Plasmann'schen Hauses vereinheitlicht wird. [...] Anstelle der Prophetenkammer teilt Raschdorff das 1. Oberschoß in mehrere Räume für die Verwaltung auf. Erst 1890-1893 unter F. C. Heimann erhält dieses Geschoß wieder seine ursprüngliche Dimension (Abb. 44 und 45). Die Prophetenkammer entsteht wieder mit neuer Innentreppe zum Senatssaal und Rückführung der namengebenden Prophetenfiguren aus dem Raschdorff'schen Treppenhaus."
(S. 62) "Beim Kölner Rathaus führte dies 1937/38 durch den Architekten Heinrich Bartmann in enger Zusammenarbeit mit dem Konservator Hans Vogts zur purifizierenden Umgestaltung der Innenräume, in denen die Gestaltungskräfte unserer Zeit Ausdruck finden und sich gegenüber denen der Vergangenheit behaupten sollten (Zentralblatt der Bauverwaltung, 1939, S. 477-78)." "Vor allem die Prophetenkammer erhielt eine völlige Veränderung, deren Ergebnis Hans Vogts allerdings zu einer wehmütigen Feststellung brachte: Daß die sauber gezeichnete und handwerklich gut gearbeitete Schreinerarbeit der Heimann'schen Ausstattung so radikal entfernt wurde, wird wohl einmal bedauert werden. [...] Erhalten blieben im Depot des Konservators nur die 1890-93 neugeschaffenen Konsolen der mittelalterlichen Prophetenfiguren." (Anmerkung Nicola: Wo waren die Figuren im Krieg???)
Nicola: Anm. zur Galerie: „das gemeine Beste“ ist im Schnütgen ohne Kommentar doppelt. Die Inschriften sind auch lt. Literatur verändert worden gegenüber der Liste von 1600. Tbd.
Mehr Gemeinsamkeiten als Typen einer Gruppe als individuelle Züge, auch wenn diese angedeutet sind: Gesichter in unterschiedliche Richtungen gewendet, Kinn vor oder zurück, unterschiedliche Frisuren, Bärte, Handhaltung, Faltenwurf. Traditionell mit „Altersweisheit, trotzige[r] Selbstbehauptung und ekstatische[r] Erregung“ ausgestattet, tragen die Kölner Propheten zusätzlich „ein[en] Anflug von Melancholie“.[1]
Übereinstimmungen mit älteren Texten der Hansasaal-Propheten, aber auch neue Texte dazu, die sich auf den Verbundbrief von 1396 beziehen.
Figuren sind im Weichen Stil erstellt. (s. Trier, 52-61)
Jede der acht Figuren hält ein geschnitztes wie Pergament wirkendes Spruchband, auf dem der jeweils zugeordnete Mahnspruch geschrieben steht. - * wie nennt sich die Schrift?? (Gotische Majuskelschrift ?)
Klarer Bezug zu den Vorgängermotiven im Hansasaal erkennbar, aber auch deutliche Unterschiede: Gewandelte Vorstellung von „weisen Männern“, andere Kopfbedeckungen
Freilegung einer älteren Fassung von 1865 in den Jahren 1929/1930. Darunter sei eine Renaissancefassung mit gotischer Musterung der Gewänder gewesen[4].
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↑ abReferenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen geis.
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