Internationale Filmfestspiele Berlin 2010

60. Ausgabe der Berlinale
(Weitergeleitet von Berlinale 2010)

Die 60. Internationalen Filmfestspiele Berlin (Berlinale) fanden vom 11. bis 21. Februar 2010 statt.

Offizielles Berlinale-Plakat
Hauptspielstätte: das Theater am Potsdamer Platz („Berlinale Palast“)
Diesjähriger Jurypräsident: Werner Herzog
Länder, die im Wettbewerb um den Goldenen Bären vertreten waren (inkl. Koproduktionsländer; gold eingefärbt die Türkei)
Mit Der Ghostwriter zum vierten Mal im Wettbewerb um den Goldenen Bären vertreten: Roman Polański

Eröffnet wurde das Filmfestival mit Wang Quan’ans Wettbewerbsbeitrag Tuan Yuan. Als Abschlussfilm wurde der außer Konkurrenz laufende japanische Beitrag Otouto von Yōji Yamada ausgewählt. Der Hauptpreis des Festivals, der Goldene Bär, wurde an den türkisch-deutschen Beitrag Bal von Semih Kaplanoğlu verliehen. Mit 282.000 verkauften Tickets wurde nach Angaben der Veranstalter ein neuer Besucherrekord aufgestellt.[1]

Mit 6241 Produktionen waren mehr Filme als je zuvor für das Festival eingereicht worden. Von diesen wurden 392 Filme aus 58 Produktionsländern ausgewählt und in 866 Vorführungen gezeigt. 84 Filme entstanden mit deutscher Beteiligung, 123 Projekte stammten von Regisseurinnen.[2] Die 17 Spielstätten waren über die Berliner Innenstadtbezirke verteilt. Hinzu kamen zehn ebenfalls über die gesamte Stadt verteilte Programm-Kinos, die im Rahmen der neu eingeführten Reihe „Berlinale goes Kiez Filme aus verschiedenen Sektionen präsentierten.[3] Parallel zu den Filmfestspielen fand der European Film Market mit 970 Vorführungen statt.

Zum 60. Jubiläum der Filmfestspiele war unter anderem eine Kunstinstallation am Brandenburger Tor zu sehen und eine fast vollständig rekonstruierte Fassung von Fritz Langs Spielfilm Metropolis (1927) wurde uraufgeführt. Bereits als Gewinner standen die Schauspielerin Hanna Schygulla und der Filmemacher Wolfgang Kohlhaase fest, die mit dem Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurden. Mit der Berlinale Kamera wurden Yōji Yamada, Erika und Ulrich Gregor (Gründer der Berlinale-Filmreihe Forum) sowie die Berlinale-Bär-Gießerei Noack geehrt.[4]

Das offizielle Festivalplakat wurde Anfang Januar 2010 vorgestellt. Die Grafik setzt sich aus einer chronologischen Liste von circa 15.000 Filmtiteln zusammen, die in den vergangenen sechs Jahrzehnten in den verschiedenen Sektionen des Filmfestivals aufgeführt wurden.[5]

Offizielle Sektionen

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Internationaler Wettbewerb

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Internationale Jury

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Als Jurypräsident der diesjährigen Berlinale wurde Mitte November 2009 Werner Herzog präsentiert. Herzog, der 1968 mit Lebenszeichen und 1979 mit Nosferatu – Phantom der Nacht am Wettbewerb teilnahm, zählt zu den Filmemachern, die dem neuen deutschen Film in den 1970er-Jahren zu Anerkennung verhalfen.[6] Zuletzt hatte er im September 2009 für Aufmerksamkeit gesorgt – als erster Regisseur war er mit zwei Werken im Wettbewerb der 66. Filmfestspiele von Venedig vertreten.[7]

Herzog standen sechs Jurymitglieder zur Seite. Es handelte sich fast ausschließlich um Filmschaffende:[8]

Am 15. Dezember 2009 wurden die ersten sieben von 26 Wettbewerbsfilmen bekannt gegeben, darunter 18 Weltpremieren. Am 20. Januar 2010 folgten weitere 18 Filme, am 1. Februar wurde der Wettbewerb mit dem außerhalb Konkurrenz laufenden Dokumentarfilm Exit Through the Gift Shop komplettiert. Festivaldirektor Dieter Kosslick sprach davon, dass der 60. Wettbewerb von „einem Mix der Stile und Genres geprägt“ und mit Newcomern und bekannten Filmemachern aufwarten werde.[9]

Unter den 20 Anwärtern auf den Goldenen Bären, den Hauptpreis des Festivals, waren mit Roman Polański (Wenn Katelbach kommt…, 1966), Wang Quan’an (Tuyas Hochzeit, 2007), Michael Winterbottom (In This World – Aufbruch ins Ungewisse, 2003), Jasmila Žbanić (Esmas Geheimnis – Grbavica, 2006) und Zhang Yimou (Rotes Kornfeld, 1988) fünf frühere Gewinner vertreten. Elf Produktionen stammten von Regisseuren, die zum ersten Mal eine Einladung in den Wettbewerb erhielten. Polańskis europäischer Thriller Der Ghostwriter stellte einen Autor in den Mittelpunkt, der beim Verfassen der Memoiren eines früheren britischen Premierministers gefährliche Machenschaften aufdeckt. Wang erzählte in Tuan Yuan von einem Soldaten, der im Jahr 1949 vor Mao Zedongs Militärs nach Taiwan flieht und seine Geliebte erst Jahrzehnte später wiedertrifft, während sich Winterbottom im Thriller The Killer Inside Me einem texanischen Gesetzeshüter annahm, der als Mörder demaskiert wird. Žbanić widmete sich in Na Putu einem jungen Ehepaar aus Sarajevo. Während die Frau ein Kind erwartet, schließt sich ihr Ehemann einer islamistischen Gruppierung an. Zhang Yimou berichtete in seinem Drama San qiang pai an jing qi von einem Nudel-Restaurant-Besitzer, der plant, sich seiner ehebrecherischen Frau und deren Geliebten zu entledigen.

Die drei deutschsprachigen Wettbewerbsbeiträge waren Der Räuber von Benjamin Heisenberg, Oskar Roehlers Jud Süß – Film ohne Gewissen sowie Burhan Qurbanis Shahada. In Heisenbergs deutsch-österreichischer Koproduktion schlüpfte Andreas Lust in die Rolle des österreichischen Kriminellen Johann Kastenberger (1958–1988). Roehler, nach 2003 und 2006 zum dritten Mal im Wettbewerb um den Goldenen Bären vertreten, dramatisierte die Entstehung des antisemitischen Propagandafilms Jud Süß (1940) mit Tobias Moretti als Titelheld Ferdinand Marian und Moritz Bleibtreu als Joseph Goebbels. Der deutsch-afghanische Regisseur Burhan Qurbani widmete sich in seinem ersten Spielfilm den Schicksalen dreier Muslime in Berlin, deren Geschichten sich im Fastenmonat Ramadan zutragen.

Die Eröffnungsgala und Preisverleihung wurde von Anke Engelke moderiert. Eröffnet wurde der Wettbewerb mit Tuan Yuan von Wang Quan’an. Abschlussfilm war der außer Konkurrenz laufende japanische Beitrag Otouto von Yōji Yamada.[10]

Film Regie Land Darsteller (Auswahl)
Bal – Honig Semih Kaplanoğlu Türkei, Deutschland Bora Altaş, Erdal Beşikçioğlu, Tülin Özen
Caterpillar Kōji Wakamatsu Japan Shinobu Terajima, Shima Ohnishi
Eine Familie Pernille Fischer Christensen Dänemark Jesper Christensen, Lene Maria Christensen, Pilou Asbæk
Getrennt zusammen Wang Quan’an Volksrepublik China Lisa Lu, Ling Feng, Xu Caigen, Monica Mo
Der Ghostwriter Roman Polański Frankreich, Deutschland, Vereinigtes Königreich Ewan McGregor, Pierce Brosnan, Olivia Williams, Kim Cattrall
Greenberg Noah Baumbach USA Ben Stiller, Greta Gerwig, Rhys Ifans, Jennifer Jason Leigh
How I Ended This Summer Alexei Popogrebski Russland Grigori Dobrygin, Sergei Puskepalis
Howl – Das Geheul Rob Epstein, Jeffrey Friedman USA James Franco, Jon Hamm, David Strathairn, Mary-Louise Parker
Jud Süß – Film ohne Gewissen Oskar Roehler Deutschland, Österreich Tobias Moretti, Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu
The Killer Inside Me Michael Winterbottom USA, Großbritannien Casey Affleck, Jessica Alba, Kate Hudson
Mammuth Benoît Delépine, Gustave de Kervern Frankreich Gérard Depardieu, Yolande Moreau, Isabelle Adjani
Ein Mann von Welt Hans Petter Moland Norwegen Stellan Skarsgård, Jannike Kruse Jåtog, Jan Gunnar Røise
Rompecabezas Natalia Smirnoff Argentinien, Frankreich María Onetto, Gabriel Goity, Arturo Goetz
Der Räuber Benjamin Heisenberg Österreich, Deutschland Andreas Lust, Franziska Weisz
Shahada Burhan Qurbani Deutschland Maryam Zaree, Carlo Ljubek, Jerry Hoffmann
Submarino Thomas Vinterberg Dänemark Jakob Cedergren, Peter Plaugborg, Patricia Schumann
Wenn ich pfeifen möchte, pfeife ich Florin Șerban Rumänien, Schweden George Piştereanu, Ada Condeescu, Clara Voda
A Woman, a Gun and a Noodle Shop Zhang Yimou Volksrepublik China Sun Honglei, Xiao Shenyang, Yan Ni
Zeit des Zorns Rafi Pitts Deutschland, Iran Rafi Pitts, Mitra Hajjar, Ali Nicksaulat
Zwischen uns das Paradies Jasmila Žbanić Bosnien und Herzegowina, Österreich, Deutschland, Kroatien Zrinka Cvitešić, Leon Lučev, Mirjana Karanović

Außer Konkurrenz

Außer Konkurrenz liefen im Wettbewerbsprogramm folgende Filme:

Preisträger

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Preise der unabhängigen Jurys

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Panorama

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Die Sektion Panorama wurde zum 31. Mal veranstaltet und widmet sich dem internationalen Film (vorzugsweise Arthouse-Kino und Autorenfilm). 2010 wurden 54 Spiel- und Dokumentarfilme gezeigt. Im Rahmen der Sektion wurde am 21. Februar 2010 erneut der PanoramaPublikumsPreis vergeben, der an Waste Land verliehen wurde. Ein zweiter und ein dritter Platz gingen an Budrus beziehungsweise Daniel Schmid – Le chat qui pense.[11]

Hauptprogramm

Panorama Special

Panorama Dokumente

Panorama Vorfilme

Weitere Filme im Hauptprogramm (inkl. Panorama Spezial)

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Filmtitel Regie Produktionsland Darsteller (Auswahl)
Amphetamine Scud Hongkong, China Thomas Price, Byron Pang, Winnie Leung
L’arbre et la forêt (Family Tree) Olivier Ducastel
Jacques Martineau
Frankreich Guy Marchand, Françoise Fabian, Sabrina Seyvecou
Besouro João Daniel Tikhomiroff Brasilien Aílton Carmo, Jessica Barbosa, Anderson Santos de Jesus
Blutsfreundschaft (Initiation) Peter Kern Österreich Helmut Berger, Harry Lampl, Melanie Kretschmann
Golden Slumber Yoshihiro Nakamura Japan Masato Sakai, Yūko Takeuchi, Hidetaka Yoshioka
Just Another Love Story Kaushik Ganguly
Rituparno Ghosh
Indien Rituparno Ghosh, Indraneel Sengupta, Chapal Bhaduri
Kawasakiho ruze (Kawasaki’s Rose) Jan Hřebejk Tschechische Republik Daniela Kolářová, Martin Huba, Lenka Vlasákova
Kosmos Reha Erdem Türkei, Bulgarien Sermet Yesil, Türkü Turan, Hakan Altuntas
El mal ajeno Óskar Santos Gómez Spanien Eduardo Noriega, Belén Rueda
The Man Who Sold The World Swel Noury
Imad Noury
Marokko Said Bey, Fehd Benchemsi, Audrey Marnay
Nacidas para sufrir (Born To Suffer) Miguel Albaladejo Spanien Adriana Ozores, Petra Martínez, Malena Alterio
Parade Isao Yukisada Japan Tatsuya Fujiwara, Karina, Shihori Kanjiya
Phobidilia Doron Paz
Yoav Paz
Israel Ofer Shechter, Efrat Baumwald, Shlomo Bar Shavit
Plein sud (Going South) Sébastien Lifshitz Frankreich Yannick Renier, Léa Seydoux, Nicole Garcia
Por tu culpa (It’s Your Fault) Anahí Berneri Argentinien, Frankreich Erica Rivas, Ruben Viani, Nicasio Galán
Sex & Drugs & Rock & Roll Mat Whitecross Vereinigtes Königreich Andy Serkis, Naomie Harris, Olivia Williams
Son Of Babylon Mohamed Al-Daradji Irak, Vereinigtes Königreich, Frankreich, Vereinigte Arabische Emirate, Niederlande, Ägypten, Palästinensische Gebiete Yassir Talib, Shazada Hussein, Bashir Al-Majid
The Man Who Sold The World Swel Noury
Imad Noury
Marokko Said Bey, Fehd Benchemsi, Audrey Marnay
Yeobaewoodle (The Actresses) E J-Yong Korea Yoon Yeo-jeong, Lee Mi-sook, Ko Hyun-joung

Panorama Dokumente

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Filmtitel Regie Produktionsland
Alle meine Stehaufmädchen – Von Frauen, die sich was trauen (All My Tumbler Girls Or All About Women Who Dare To...) Lothar Lambert Deutschland
Beautiful Darling: The Life And Times Of Candy Darling, Andy Warhol Superstar James Rasin Vereinigte Staaten
Hazman havarod (Gay Days) Yair Qedar Israel
Making The Boys Crayton Robey Vereinigte Staaten
Postcard to Daddy Michael Stock Deutschland
Waste Land Lucy Walker Vereinigtes Königreich, Brasilien
Wiegenlieder (Lullaby) Tamara Trampe
Johann Feindt
Deutschland

Perspektive Deutsches Kino

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Die Sektion Perspektive Deutsches Kino wurde zum neunten Mal veranstaltet und zeigt aktuelle deutsche Dokumentar- und Spielfilmproduktionen. Eröffnet wurde die Reihe, in der 14 Filme vertreten waren, mit Renn, wenn du kannst von Dietrich Brüggemann.[12] Um die Auswahl kümmerte sich der scheidende Sektionsleiter Alfred Holighaus, der 2010 in die Geschäftsführung des Filmfestivals wechselt.[13][14]

Filmtitel Regie Darsteller (Auswahl)
Alle meine Väter Jan Raiber Dokumentarfilm
Bedways RP Kahl Miriam Mayet, Matthias Faust, Laura Tonke, Arno Frisch
The Boy Who Wouldn’t Kill Linus de Paoli Pit Bukowski
Cindy liebt mich nicht Hannah Schweier Clemens Schick, Anne Schäfer, Peter Weiss
Frauenzimmer Saara Waasner Dokumentarfilm
Glebs Film Christian Hornung Dokumentarfilm
Die Haushaltshilfe Anna Hoffmann Dokumentarfilm
Hollywood Drama Sergej Moya Clemens Schick, Carlo Ljubek
Jessi Mariejosephin Schneider
Lebendkontrolle Florian Schewe Gerdy Zint, Eddy Kante, Franziska Jünger
Narben im Beton Juliane Engelmann Carmen Birk, Stefan Riedner
Portraits deutscher Alkoholiker Carolin Schmitz Dokumentarfilm
Renn, wenn du kannst Dietrich Brüggemann Robert Gwisdek, Jacob Matschenz
WAGs Joachim Dollhopf
Evi Goldbrunner
Vesela Kazakova, Sonja Gerhardt, Gordon Schmidt, Alen Hebilovic

Generation

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Diese Berlinale-Sektion zeigt seit 1978 für Kinder und Jugendliche geeignete internationale Filmproduktionen. Als Auszeichnung wurde je ein Gläserner Bär von einer Jury an einen Spielfilm und eine Dokumentation vergeben. In dieser sind die Filmemacher und ehemaligen Preisträger Philippe Falardeau (Kanada), Kylie du Fresne (Australien), Hana Makhmalbaf (Iran) sowie die Deutsche Margret Albers, Leiterin des Kinderfilmfestivals Goldener Spatz, und der Drehbuchautor und Produzent Rowan O’Neill (Irland) vertreten.[15]

Die Sektionsleitung oblag im Jahr 2010 Maryanne Redpath. Insgesamt fanden 56 Kurz- und Langfilme Aufnahme. Der indisch-amerikanische Beitrag Road, Movie eröffnete den Wettbewerb Generation 14plus. Mit der Dokufiktion Alamar startete die Generation Kplus.[16]

Die Jury der Generation 14plus vergab den Gläsernen Bären für den besten Film an Neukölln Unlimited von Agostino Imondi und Dietmar Ratsch. Eine Lobende Erwähnung erhielt Dooman River von Zhang Lu. Den Gläsernen Bären für den besten Kurzfilm erhielt der iranische Beitrag Az Bad Beporsid von Batin Ghobadi. Eine Lobende Erwähnung erhielt Ønskebørn der Dänin Birgitte Stærmose.[17]

Generation Kplus

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Spielfilme
Kurzfilme

Generation 14plus

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Spielfilme:

Kurzfilme:

Retrospektive und Hommage

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Seit 1977 werden in Zusammenarbeit mit der Deutschen Kinemathek filmhistorische Retrospektiven auf der Berlinale gezeigt. 2010 wurde die Retrospektive unter dem Titel Play It Again …! von dem britischen Autor und Filmkritiker David Thomson zusammengestellt. Diese umfasste circa 40 Filme aus sechs Jahrzehnten, darunter Werke aus dem Internationalen Wettbewerb sowie den Sektionen Forum, Panorama und Generation. Diese wurden im Cinemaxx Berlin-Potsdamer Platz und Zeughauskino aufgeführt. Begleitend zur Reihe erschien ein deutsch-englischsprachiges Buch von Thomson mit einleitenden Essays.[18]

Zu den ausgewählten Filmen zählten unter anderem:

Zwei Werkschauen („Hommagen“) widmeten sich dem Schaffen von Hanna Schygulla und Wolfgang Kohlhaase, die 2010 mit dem Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurden.[19]

Berlinale Shorts

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Im offiziellen Kurzfilmwettbewerb waren 26 Filme aus 15 Ländern vertreten. Wie im Internationalen Wettbewerb wurden auch im Rahmen der Berlinale Shorts Goldene und Silberne Bären durch eine internationale Jury vergeben. Diese bestand 2010 aus der brasilianischen Festivalleiterin und Produzentin Zita Carvalhosa, Max Dax, Autor und Chefredakteur der deutschen Popkultur-Zeitschrift Spex sowie der polnische Regisseur Xawery Żuławski, Sohn von Andrzej Żuławski. Darüber hinaus vergibt die Jury die Nominierung für den besten europäischen Kurzfilm (Prix EFA) und ein Stipendium in Berlin.[20]

Der japanische Beitrag Akai Mori no Uta von Akihito Izuhara wurde außer Konkurrenz gezeigt. Den Goldenen Bären für den besten Kurzfilm gewann der schwedische Beitrag Händelse Vid Bank von Ruben Östlund. Die Geschichte um 96 Darsteller, die einen gescheiterten Banküberfall inszenieren, wurde von der Jury für ihre perfekten Dialoge und die mit Humor dargestellte Menschlichkeit gelobt. Den Silbernen Bären erhielt Hayerida von Shai Miedzinski aus Israel. Das Stipendium des DAAD Künstlerprogramms in Berlin ging an Adrian Sitaru (Colivia), die Nominierung für den europäischen Kurzfilmpreis an die Belgierin Natalie Teirlinck (Venus vs Me).[21]

Ergänzt wurde die Reihe durch die zweiteilige Retrospektive Play It … Short!, die insgesamt 12 Kurzfilme von deutschsprachigen Filmemacherinnen umfasste.[22]

Kurzfilmwettbewerb
Retrospektive

Filme und Programme außerhalb des Wettbewerbs

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Open-Air-Übertragung zur Premiere von Metropolis nahmen über 2000 Besucher teil.
 
Dem renommierten iranischen Regisseur Jafar Panahi blieb die Reise zur Berlinale verwehrt.

Neben der Wettbewerbsjury gab es eine internationale Jury, die das beste Regiedebüt auszeichnen wird. Aus allen Sektionen beurteilten der deutsche Regisseur Michael Verhoeven, der US-amerikanische Schauspieler Ben Foster und die malaysische Produzentin Lorna Tee die Erstlingswerke. Das Preisgeld betrug 50.000 Euro, das sich Regisseur und Produzent teilten.

Im Rahmen der Filmfestspiele fand zum achten Mal der Berlinale Talent Campus statt, eine jährliche Initiative zur Nachwuchsförderung. 4773 Bewerbungen aus 145 Ländern wurden eingereicht. 350 Filmschaffende nahmen vom 13. bis 18. Februar 2010 während der Berlinale an sechs Veranstaltungen im Hebbel-Theater am Ufer teil. Im Rahmen des Berlin Today Award wurden fünf Kurzfilme zum Thema „Straight to Cinema“ uraufgeführt. Der Jury saß der britische Filmregisseur Stephen Daldry vor. Nachwuchskomponisten bzw. -Sound-Designer hatten im Rahmen des Score Competition die Möglichkeit, neue Filmmusik zu einem vorgegebenen Kurzfilm zu entwickeln und gemeinsam mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg einzuspielen. Als Mentor wurde der französische Filmkomponist Alexandre Desplat bestimmt.[23]

Am 12. Februar feierte im Rahmen einer Galavorstellung im Berliner Friedrichstadtpalast sowie zeitgleich in der Alten Oper in Frankfurt am Main die rekonstruierte Fassung von Fritz Langs Metropolis (1927) Premiere. Die Erstaufführung aus dem Friedrichstadtpalast wurde live auf ARTE und öffentlich auf einer Leinwand am Brandenburger Tor übertragen.[24] Große Teile des Films (ca. 30 min) galten als verschollen, ehe 2008 in Buenos Aires ein 16-mm-Duplikat-Negativ entdeckt wurde. Damit konnten fehlende 25 Minuten ergänzt werden.[25] Zu der Vorführung wurde die vollständige Filmmusik von Gottfried Huppertz live aufgeführt.[26] Metropolis war 2001 ins Weltdokumentenerbe in Deutschland aufgenommen worden. Mit dieser Erstaufführung begann die Filmreihe Berlinale Special. Weitere Filme in dieser Reihe waren unter anderem: Boxhagener Platz von Matti Geschonneck, Cosa voglio di piu von Silvio Soldini, Die Friseuse von Doris Dörrie, Henri 4 von Jo Baier, Tanzträume – ein Dokumentarfilm über Pina Bausch, Moloch Tropical von Raoul Peck und Nine von Rob Marshall. Rob Marshalls Musicalverfilmung Nine wurde als Galavorstellung zum 60. Jubiläum der Berlinale im Friedrichstadtpalast präsentiert. Außerdem wurde in dieser Reihe die Uraufführung der restaurierten Fassung von Welt am Draht von Rainer Werner Fassbinder gezeigt.

Am 12. Februar wurde im Beisein von Bürgermeister Klaus Wowereit, Dieter Kosslick und Rainer Rother der erste Stern auf dem geplanten Boulevard der Stars vor dem Filmmuseum am Potsdamer Platz enthüllt, der in Anlehnung an den bekannten Hollywood Walk of Fame deutschsprachige Filmschaffende ehren soll. Den ersten Stern wurde Marlene Dietrich gewidmet. Der Stern ist 48 Zentimeter groß und aus Messing, in dem Name, Lebensdaten und Autogramm eingraviert sind. Dieser wird nur für zwei Wochen in den rot gefärbten Asphalt eingelassen, daraufhin sollen die eigentlichen Bauarbeiten beginnen.[27] Die Eröffnung mit 40 Sternen fand im September 2010 statt.[28]

Vom 12. bis 15. Februar wurde am Brandenburger Tor die Kunstinstallation Vorhang auf – The Curtain! gezeigt. Diese bestand aus einem 300 m² großen Kinovorhang aus recycleten Materialien zum Thema Film, den die koreanischstämmige Amerikanerin Christina Kim kreierte. Ähnlich der seit 2004 bei den Filmfestspielen von Cannes ausgerichteten Cannes fait le mur wurde Ende Januar 2010 mit der Starparade eine Fotoausstellung im Berliner Stadtbild installiert. Diese zeigten großformatige Porträts von Filmschaffenden (unter anderem Cate Blanchett, George Clooney, Nina Hoss, Gong Li und Kate Winslet), die seit 2003 der Fotograf Gerhard Kassner während der Berlinale aufgenommen hatte.[29]

Zum 60. Jubiläum der Berlinale wurden unter dem Titel Berlinale goes Kiez vom 12. bis 21. Februar jeweils zwei Filme aus den unterschiedlichen Sektionen der Filmfestspiele in zehn Berliner Programmkinos gezeigt.[30]

Für Aufsehen in den Medien sorgte am 16. Februar das unfreiwillige Fernbleiben Jafar Panahis. Der renommierte iranische Regisseur, Gewinner des Goldenen Löwen und des Silbernen Bären, war als Ehrengast zur Berlinale eingeladen worden, wo er im Rahmen des World Cinema Fund Day an einer Diskussion zum Thema „Iranisches Kino: Gegenwart und Zukunft, Erwartungen innerhalb und außerhalb des Landes“ hatte teilnehmen wollen. Die Ausreise aus seinem Heimatland wurde Panahi jedoch verwehrt.[31] Er war in Nader Davoodis kritischen Dokumentarfilm Red, white & The Green aufgetreten, der in der Berlinale-Reihe Panorama Dokumente gezeigt wurde und die Hoffnung der iranischen Intellektuellen, Jugend und Frauen auf einen politischen Wechsel deutlich machte.[32]

Am 19. Februar wurde während der Berlinale zum 24. Mal der Teddy Award verliehen. Bereits Anfang Januar 2010 war der Filmemacher Werner Schroeter als Preisträger des Special Teddy bekannt gegeben worden. Eine Hommage widmete sich dem Musiker Rio Reiser (1950–1996).[33]

Parallel zum Festival fand der European Film Market (EFM) statt, ein Handelsplatz für Produzenten, Verleiher, Filmeinkäufer und Co-Produktionsagenten und traditionell der erste internationale Filmmarkt des Jahres. Als Tagungsort diente der Martin-Gropius-Bau und das Marriott Hotel am Potsdamer Platz. Erwartet wurden Aussteller aus 48 Ländern.[34]

Im Rahmen der Shooting-Star-Initiative der European Film Promotion (EFP) wurden zum 13. Mal europäische Nachwuchsdarsteller ausgezeichnet, darunter die polnische Schauspielerin Agata Buzek und die Kroatin Zrinka Cvitešić, die im Wettbewerbsfilm Na Putu vertreten war. Erstmals seit der Einführung der Initiative im Jahr 1998 war kein Schauspieler aus dem deutschsprachigen Raum vertreten.[35]

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Einzelnachweise

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  1. Offizielle Pressemitteilung (Memento vom 23. Februar 2010 im Internet Archive) bei berlinale.de, 20. Februar 2010; abgerufen am 20. Februar 2010.
  2. Berlinale mit Polanski-Premiere und Metropolis-Spektakel bei derwesten.de, 10. Februar 2010; abgerufen am 11. Februar 2010.
  3. Für Cineasten und Feinschmecker. In: Der Tagesspiegel, 11. Februar 2010, S. 32
  4. Berlinale-Kamera aus Düsseldorf. In: Rheinische Post, 9. Februar 2010; abgerufen am 11. Februar 2010 via LexisNexis Wirtschaft.
  5. Das Offizielle Plakat der 60 Filmfestspiele Berlin (Memento vom 9. Februar 2010 im Internet Archive) bei berlinale.de; abgerufen am 9. Januar 2009.
  6. Werner Herzog. In: Internationales Biographisches Archiv 28/2007 vom 14. Juli 2007, ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 47/2009 (abgerufen via Munzinger Online) abgerufen am 9. Januar 2009.
  7. Venezia: E' die Herzog anche il film sorpresa. ANSA, 4. September 2009 7:13 PM CET, Venedig
  8. Offizielle Pressemitteilung (Memento vom 11. Februar 2010 im Internet Archive) bei berlinale.de, 26. Januar 2010; abgerufen am 29. Januar 2010.
  9. Offizielle Pressemitteilung (Memento vom 17. Januar 2010 im Internet Archive) bei berlinale.de, 15. Dezember 2009; abgerufen am 8. Januar 2010.
  10. Offizielle Pressemitteilung bei berlinale.de, 20. Januar 2010; abgerufen am 24. Januar 2010, Seite nicht mehr abrufbar, kein Archivlink auffindbar am 3. August 2023.
  11. Offizielle Pressemitteilung bei berlinale.de, 20. Februar 2010; abgerufen am 21. Februar 2010, Seite nicht mehr abrufbar, kein Archivlink auffindbar am 3. August 2023.
  12. Offizielle Pressemitteilung bei berlinale.de, 14. Dezember 2009; abgerufen am 8. Januar 2010, Seite nicht mehr abrufbar, kein Archivlink auffindbar am 3. August 2023.
  13. Offizielle Pressemitteilung bei berlinale.de, 13. November 2009; abgerufen am 8. Januar 2010, Seite nicht mehr abrufbar, kein Archivlink auffindbar am 3. August 2023.
  14. Offizielle Pressemitteilung (Memento vom 19. Januar 2010 im Internet Archive) bei berlinale.de, 14. Januar 2010; abgerufen am 18. Januar 2010.
  15. Offizielle Pressemitteilung (Memento vom 29. April 2014 im Internet Archive) bei berlinale.de, 17. Dezember 2009; abgerufen am 8. Januar 2010.
  16. Offizielle Pressemitteilung (Memento vom 17. Januar 2010 im Internet Archive) bei berlinale.de, 13. Januar 2010; abgerufen am 18. Januar 2010.
  17. Offizielle Pressemitteilung (Memento vom 23. Februar 2010 im Internet Archive) bei berlinale.de, 19. Februar 2010; abgerufen am 21. Februar 2010.
  18. Offizielle Pressemitteilung bei berlinale.de, 11. November 2009; abgerufen am 8. Januar 2010, Seite nicht mehr abrufbar, kein Archivlink auffindbar am 3. August 2023.
  19. Offizielle Pressemitteilung (Memento vom 8. Januar 2010 im Internet Archive) bei berlinale.de, 3. Dezember 2009; abgerufen am 8. Januar 2010.
  20. Berlinale Shorts (Memento vom 11. Februar 2010 im Internet Archive) bei berlinale.de; abgerufen am 18. Januar 2010.
  21. Offizielle Pressemitteilung bei berlinale.de, 17. Februar 2010; abgerufen am 19. Februar 2010.
  22. Offizielle Pressemitteilung (Memento vom 16. Januar 2010 im Internet Archive) bei berlinale.de, 12. Januar 2010; abgerufen am 18. Januar 2010.
  23. Offizielle Pressemitteilung (Memento vom 23. Dezember 2009 im Internet Archive) bei berlinale.de, 3. Dezember 2009; abgerufen am 9. Januar 2010.
  24. «Metropolis» wird live ans Brandenburger Tor übertragen. ddp Basisdienst, 7. Januar 2010; abgerufen am 9. Januar 2010 via LexisNexis Wirtschaft.
  25. Peter Zander: Der Klassiker in voller Länge. In: Berliner Morgenpost, 30. Oktober 2009, S. 22
  26. Offizielle Pressemitteilung (Memento vom 15. Januar 2010 im Internet Archive) bei berlinale.de, 29. Oktober 2009; abgerufen am 9. Januar 2010.
  27. Isabell Jürgens: And the Winner is … Marlene! In: Berliner Morgenpost, 6. Februar 2010, S. 16
  28. Boulevard der Stars: Marlene Dietrichs Stern glänzt jetzt in Berlin. morgenpost.de, 12. Februar 2010; abgerufen am 13. Februar 2010.
  29. Offizielle Pressemitteilung (Memento vom 30. Januar 2010 im Internet Archive) bei berlinale.de, 7. Januar 2010; abgerufen am 9. Januar 2010.
  30. Offizielle Pressemitteilung (Memento vom 13. Februar 2010 im Internet Archive) bei berlinale.de, 11. Dezember 2009; abgerufen am 9. Januar 2010.
  31. Eberhard von Elterlein: Ein Film aus dem Iran sorgt für Furore. In: Berliner Morgenpost, 17. Februar 2010, S. 21
  32. Berlinale: Ein Volk begehrt auf. Zeit Online, 17. Februar 2010; abgerufen am 19. Februar 2010.
  33. Offizielle Pressemitteilung. (Memento vom 28. April 2014 im Internet Archive; PDF; 52 kB) teddyaward.org, 4. Januar 2010; abgerufen am 9. Januar 2010.
  34. Offizielle Pressemitteilung (Memento vom 12. Februar 2010 im Internet Archive) bei berlinale.de, 11. Januar 2010; abgerufen am 12. Januar 2010.
  35. Shooting Stars 2010 bei shooting-stars.eu; abgerufen am 9. Januar 2010.