Blooms Taxonomie

Klassifikationssystem für Lernziele
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Blooms Taxonomie ist ein Klassifikationssystem für Lernziele, das ursprünglich 1956 von Benjamin Bloom und anderen entwickelt wurde. Das System unterscheidet drei sogenannte Domänen (domains): kognitiv, affektiv und psychomotorisch. Am häufigsten als Lernzieltaxonomie verwendet wird die kognitive Domäne,[1] denn sie ist ein wichtiges Werkzeug für Lehrende, um kognitive Anforderungen von Lernzielen zu differenzieren und diesen gerecht zu werden, indem das Lehr-/Lerngeschehen effektiv gestaltet und umgesetzt wird.

Die Taxonomie wurde im Jahr 2001 von David Krathwohl überarbeitet, wobei die Struktur und die Begriffe angepasst wurden.[2] Krathwohl behielt die 6 Stufen bei, ordnete sie aber teilweise anders an und verwendete leicht andere Begriffe. Heute wird fast ausschließlich diese überarbeitete Version verwendet.

Neben Blooms Taxonomie bestehen weitere Lernzieltaxonomien, die Lernziele nach anderen Gesichtspunkten klassifizieren, bspw. die SOLO-Taxonomie.

Cognitive Domain

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Blooms Taxonomie in der revidierten Version als Pyramide

Blooms Taxonomie besteht aus sechs kognitiven Stufen, die hierarchisch angeordnet sind und die Komplexität des Denkens in zunehmendem Maße widerspiegeln. Sie wird oft als Pyramide dargestellt, wobei die unteren Stufen die grundlegenden kognitiven Fähigkeiten darstellen und die oberen Stufen komplexere Denkprozesse. Bloom nannte die sechs Ebenen Wissen (knowledge), Verständnis (comprehension), Anwendung (application), Analyse, Synthese und Bewertung (evaluation).[1] Krathwohl schlug eine Formulierung als Verben vor:[2]

Kategorie Category Beschreibung Schlüsselwörter
Erinnern remember Fakten und grundlegende Konzepte abrufen. definieren, vervielfältigen, auflisten, auswendig lernen, wiederholen, angeben
Verstehen understand Ideen oder Konzepte in eigenen Worten wiedergeben. klassifizieren, beschreiben, diskutieren, erklären, identifizieren, lokalisieren, erkennen, berichten, auswählen, übersetzen
Anwenden apply Informationen in neuen Situationen nutzen. ausführen, umsetzen, lösen, verwenden, demonstrieren, interpretieren, operieren, planen, skizzieren
Analysieren analyze Verbindungen zwischen Ideen herstellen. differenzieren, organisieren, in Beziehung setzen, vergleichen, kontrastieren, unterscheiden, untersuchen, experimentieren, fragen, testen
Bewerten evaluate Basierend auf den Lernmaterialien einen Standpunkt rechtfertigen. einschätzen, argumentieren, verteidigen, beurteilen, auswählen, unterstützen, bewerten, kritisieren, abwägen
Erschaffen create Eine neue oder originelle Arbeit entwickeln. entwerfen, zusammenstellen, konstruieren, mutmaßen, entwickeln, formulieren, verfassen, untersuchen

Krathwohl fügt dieser kognitiven Prozessdimension eine Inhaltsdimension hinzu. Diese unterscheidet die vier Wissensarten Faktenwissen, begriffliches Wissen, prozedurales Wissen und metakognitiven Wissen. Die daraus entstehende Matrix hilft Lehrenden dabei, Lernziele zu erstellen und Lernaktivitäten zu planen, die auf unterschiedliche kognitive Fähigkeiten abzielen.[2][3]

Affektive Domain

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In dieser Domäne werden emotionale Prozesse, wie Gefühle, Anerkennung, Enthusiasmus, Motivation und Attitüde adressiert.[4]

Kategorie Category Beschreibung
Empfangen receive Man hört zu, ist aufmerksam und willens sich auf die Inhalte einzulassen.
Reagieren respond Beteiligt sich aktiv an Diskussion oder am Lernprozess.
Werten value Der annotierte Wert eines Lerngegenstands, Phänomen o.ä, wird festgestellt. Die Wertigkeit kann zwischen Akzeptanz bis hin zu Engagement rangieren.
Organisieren organize Die Lernenden können die Lerngegenstände in das eigene Wertesystem einordnen, Konflikte dazu auflösen, Relationen und Vergleiche finden.
Internalisieren der Werte internalize values Aus den gelernten Werten entsteht ein neues, eigenständiges und gelebtes Wertesystem.

Psychomotor Domain

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In dieser Domäne wird berücksichtigt, dass das Erlernen von Fähigkeiten auch physische Bewegung, Koordination und motorische Fähigkeiten erfordert. Das Erlernen dieser Fähigkeiten erfordert ein praktisches Einstudieren, welches die folgenden Phasen durchläuft.[4]

Kategorie Category Beschreibung
Wahrnehmung Perception Die sensorischen Fähigkeiten werden benutzt, um Aktivitäten zu planen.
Bereit Set Man ist mental, physisch und emotional bereit zu agieren.
Angeleitete Reaktion Guided Response Wiederholt einen vorher gezeigten Prozess, welcher auch noch fehlerbehaftet sein kann.
Vorgang Mechanism Eine Übergangsphase, um eine komplexe Fähigkeit zu lernen, in der die einstudierte Bewegung oder Habitus mit Selbstbewusstsein und Sicherheit durchgeführt wird.
Komplexe offene Reaktion Complex Overt Response Eine Ausführung einer komplexen Fähigkeit mit minimalen Energieeinsatz. Automatismen wurden gelernt und internalisiert.
Adaption Adaptation Fähigkeiten können individuell an spezielle, nicht vorher einstudierte, Anforderungen angepasst werden.
Schaffung Origination Neue (Bewegungs-)Abläufe werden entwickelt, um in bestimmten Situationen besser agieren zu können.

Kritiken an der Taxonomie der kognitiven Domäne

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Im Laufe der Jahre wurde verschiedene Kritik gegen die Taxonomie vorgebracht:[5][6]

  • Starre Hierarchie: Die Taxonomie stellt Lernziele in einer hierarchischen Reihenfolge dar, die nahelegt, dass höhere Ordnungsziele erst erreicht werden können, wenn die niedrigeren Ziele erreicht sind. Kritiker argumentieren, dass dies eine übermäßig vereinfachte Sichtweise auf den Lernprozess ist, da Lernende in der Realität oft mehrere Denkprozesse gleichzeitig oder in unterschiedlicher Reihenfolge durchlaufen. Wechselwirkungen zwischen den beteiligten Prozessen werden übersehen.
  • Kulturelle Verzerrungen: Die Taxonomie kann kulturelle Verzerrungen enthalten, da sie auf der westlichen Pädagogik basiert. Kritiker argumentieren, dass dies zu einer Ungleichheit der Bildungschancen für Schüler aus anderen Kulturen führen kann, da ihre Denk- und Lernstile möglicherweise nicht vollständig berücksichtigt werden.[7]
  • Vernachlässigung nicht-kognitiver Aspekte des Lernens: Die Taxonomie vernachlässigt dabei andere Aspekte des Lernens, wie sozial-emotionale und moralische Entwicklung. Dies kann dazu führen, dass Lehrkräfte ein unausgewogenes Bild des Lernprozesses erhalten und wichtige Faktoren übersehen.
  • Linearität und Reduktionismus: Die Taxonomie kann dazu führen, dass der Lernprozess als linear und reduktionistisch betrachtet wird. Kritiker argumentieren, dass dies die Komplexität und Dynamik des Lernens nicht angemessen abbildet, insbesondere in Bezug auf kreatives Denken und Problemlösen, die oft von Netzwerkdenken und holistischen Ansätzen profitieren.
  • Anwendbarkeit in der Praxis: Einige Kritiker stellen die praktische Anwendbarkeit der Taxonomie in Frage, insbesondere in Bezug auf die Beurteilung und Messung von Lernzielen. Sie argumentieren, dass die Kategorisierung von Denkprozessen in der Praxis schwierig sein kann, und es ist unklar, wie genau die Taxonomie in verschiedenen Lehr- und Lernkontexten angewendet werden sollte.

Trotz dieser Kritikpunkte bleibt Blooms Taxonomie ein einflussreiches Modell in der Bildung, und viele Pädagogen schätzen es als nützliches Werkzeug zur Planung und Strukturierung von Lehr- und Lernprozessen. In Deutschland ist stattdessen das dreistufige Modell der Anforderungsbereiche verbreitet.[8]

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Commons: Bloom's taxonomy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Benjamin S. Bloom, M. D. Engelhart, E. J. Furst, W. H. Hill, David R. Krathwohl: Taxonomy of educational objectives: The classification of educational goals. Handbook I: Cognitive domain. David McKay Company, New York 1956.
  2. a b c David R. Krathwohl: A revision of Bloom's taxonomy: An overview. In: Theory into Practice. Nr. 41(4), S. 212–218.
  3. Benno Volk: Ordnung von Lernzielen – Ordnung des Wissens. Die Bedeutung der Taxonomie von Bloom für die Wissenschaftlichkeit und Praxis der Hochschuldidaktik. In: Klassiker der Hochschuldidaktik? Springer Fachmedien Wiesbaden, Wiesbaden 2020, ISBN 978-3-658-28123-6, S. 219–233, doi:10.1007/978-3-658-28124-3_13 (springer.com [abgerufen am 12. Dezember 2023]).
  4. a b Bloom’s Revised Taxonomy: Cognitive, Affective, and Psychomotor. Abgerufen am 8. Februar 2024 (englisch).
  5. Uwe Maier, Marc Kleinknecht, Kerstin Metz, Thorsten Bohl: Ein allgemeindidaktisches Kategoriensystem zur Analyse des kognitiven Potenzials von Aufgaben. 2010, ISSN 0259-353X, doi:10.25656/01:13734 (pedocs.de [abgerufen am 12. Dezember 2023]).
  6. Peter Baumgartner: Taxonomie von Unterrichtsmethoden: ein Plädoyer für didaktische Vielfalt. 2., aktualisierte und korrigierte Auflage. Waxmann, Münster New York München Berlin 2014, ISBN 978-3-8309-3186-7.
  7. Saleh Moh'd Rawadieh: An analysis of the cognitive levels of questions in Jordanian secondary social studies textbooks according to Bloom's taxonomy. Ohio University, 1998.
  8. Horst Schecker, Ilka Parchmann: Modellierung naturwissenschaftlicher Kompetenz. In: Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften. Band 12, Nr. 1, 2006, S. 45–66.