Altmühltaler Mineralbrunnen

deutsche Unternehmensgruppe der Getränkeindustrie
(Weitergeleitet von Brauerei Schäff)

Die Altmühltaler Mineralbrunnen GmbH (früher Schäff oder Schaeff) war eine deutsche Unternehmensgruppe der Getränkeindustrie mit gesellschaftsrechtlichem Sitz in Treuchtlingen, einer Stadt im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen in Bayern. Seit November 2022 gehören die Altmühltaler Mineralbrunnen zu einem Unternehmen der Aldi-Gruppe.

Altmühltaler Mineralbrunnen GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 1364
Sitz Treuchtlingen, Deutschland
Leitung Mario Geske
Mitarbeiterzahl 128[1]
Umsatz 29 Mio. Euro[1]
Branche Getränkeindustrie
Website www.altmuehltaler.de
Stand: 31. Dezember 2021

Geschichte

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Ursprung der Gruppe ist eine 1364 gegründete Treuchtlinger Brauerei. Später ging die Brauerei an die Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Diese führten 1664 einen Bierzwang ein: sämtliche Gaststätten hatten das Bier aus dieser markgräflichen Brauerei zu beziehen. 1792 ging die Markgrafschaft in preußischen Besitz über und mit ihr die Brauerei. Der Bierzwang wurde darauf aufgehoben und die Brauerei 1797 an den Privatmann Johann Georg Feldner verkauft. Bis 1897 blieb die Brauerei im Besitz seiner Familie, die durch Heirat nun Huß hieß.[2] Nach einem Verkauf firmierte das Unternehmen als Schäffbräu.[3] 1979 erwarb Schäffbräu den Nordflügel des Treuchtlinger Stadtschlosses, renovierte ihn 1984/85 und errichtete einen neuen Westflügel, in den ein Kurhotel samt eigener Thermalquelle einzog.[4] Die Bierproduktion wurde 2005 eingestellt.

Entwicklung

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1994 wurde in Baruth/Mark eine neue Quelle erbohrt[5] und 1995 eine Abfüllanlage errichtet, in der vor allem Mineralwasser und kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke hergestellt werden. Zunächst wurde in Einweg-Glasflaschen abgefüllt, ab Anfang 2000 wurden die fünf Abfüll-Linien nach und nach auf PET-Flaschen umgestellt.[6] Das Werk in Baruth/Mark sollte zum 31. Juli 2022 geschlossen werden.[7] Am 1. Juli 2022 wurde bekannt gegeben, dass das Werk von Red Bull und seinem Lohnabfüller Rauch Fruchtsäfte GmbH zu gleichen Teilen übernommen werden sollte.[8] Die Zeit im 2. Halbjahr sollte genutzt werden, um die erforderlichen kartellrechtlichen Genehmigungen einzuholen. Die Verkäuferin hatte sich verpflichtet, das Werk solange weiter zu betreiben.

Der Mineralwasser- und Erfrischungsgetränkehersteller Rickertsen aus Reinbek bei Hamburg wurde 1998 an die May-Werke in Erftstadt-Köttingen verkauft. Seit 2001 gehört er zur Hermann Pfanner Getränke GmbH. Die Firmierung lautet nun Rickertsen Produktionsgesellschaft m.b.H.

Im Jahr 2016 wurde die Heil- und Mineralquellen Germete GmbH in Warburg-Germete übernommen. Im Sommer 2022 wurde diese an die Krombacher-Gruppe veräußert.[9] Die eigenen Marken wurden weiter produziert, die Lohnproduktion für den Lebensmittelhandel wurde aufgegeben. Ebenfalls im Sommer 2022 wurde der Standort in Baruth mit der Marke Vitaqua an ein Konsortium aus Red Bull und Rauch verkauft.[10]

Die beiden anderen Mineralbrunnen in Treuchtlingen und Breuna sowie die Verwaltung in Treuchtlingen übernahm im November 2022 der deutsche Lebensmitteldiscounter Aldi Nord.[11] Die Freigabe durch das Bundeskartellamt wurde am 1. Dezember 2022 erteilt.

Zur Unternehmensgruppe gehörten:

  • Altmühltaler Mineralbrunnen GmbH & Co. KG, Treuchtlingen
  • Brandenburger Urstromquelle GmbH & Co. KG, Baruth
  • Vitaqua GmbH, Breuna
  • Heil- und Mineralquellen Germete GmbH, Warburg

Kontroversen

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1978 wurde Seniorchef Friedrich Schäff wegen Bierpanschens mit Farbstoff strafrechtlich verurteilt. 1983 mischte er Monobromessigsäure in sauer werdendes Bier, um es vor dem völligen Umkippen zu bewahren, und wurde für diesen erneuten Verstoß vom Amtsgericht Weißenburg mit einer Geldstrafe von 45.000 DM belegt. Der Verein zur Förderung mittelständischer Privatbrauereien schloss daraufhin 1985 die damalige Schäff-Bräu GmbH & Co. KG aus.[12]

Wegen erhöhter radioaktiver Belastung ist das Mineralwasser der zur Schäff-Gruppe gehörenden Riedbach-Quelle 2006 beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) mit einem Messwert von 539 µSv pro Jahr aufgefallen. Der Vorsorgerichtwert für Säuglinge beträgt 100 µSv pro Jahr. Der Dosiswert für Erwachsene wurde jedoch nicht überschritten.[13][14]

Die Stiftung Warentest bemängelte 2008 den hohen Acetaldehyd-Gehalt (30,5 μg/l) bei den Wässern Baruther Johannesbrunnen und Brandenburger Urstromquelle (der selbstgesetzte Grenzwert der Mineralwasserbranche beträgt 10 μg/l).

Wegen zu hoher Keimbelastung musste im Juli 2008 das Schäff-Unternehmen Altmühltaler Mineralbrunnen GmbH Wasser der Marke Altmühltaler – Stilles Mineralwasser zurückrufen.[15]

Umstritten ist die Gruppe wegen Behinderung gewerkschaftlicher Betätigung und dem Unterlaufen von Tarifverträgen durch intensiven Einsatz von Leiharbeitern.[16] Zuvor im Unternehmen ausgebildete Fachkräfte wie Mechatroniker, Lagerlogistiker, Lebensmitteltechniker etc. wurden nach erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung entlassen und beim unternehmenseigenen Personalvermittler, BUQ Personal, neu angestellt.

Zum 1. Januar 2017 übernahm Altmühltaler die Flämingquelle in Wiesenburg von Gehring-Bunte, um das Werk kurz darauf mitsamt von 30 Beschäftigten zu schließen. Die Mitarbeiter unterschrieben noch am 4. Januar 2017 eine Vereinbarung mit dem neuen Eigentümer und verzichteten auf Ansprüche. Einen Tag später verkündete der Geschäftsführer das Ende der Produktion. Es wurde seitens der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten Berlin-Brandenburg geprüft, inwieweit Betrugsabsichten vorlagen, die strafrechtliche Relevanz gehabt hätten.[17][18] Über den Ausgang der Prüfung ist nichts bekannt.

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Einzelnachweise

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  1. a b Jahresabschluss zum 31. Dezember 2021 im elektronischen Bundesanzeiger
  2. Treuchtlingen hat noch sein Bier, auf www.nordbayern.de, abgerufen am 23. April 2016.
  3. „Bierstadt“ Treuchtlingen, auf www.nordbayern.de, abgerufen am 23. Oktober 2015.
  4. Schlossgeschichte (Memento vom 18. Oktober 2012 im Internet Archive) (PDF; 50 kB), Website der Stadt Treuchtlingen.
  5. Heiner Sieger: Bündnis für Aufschwung – Schäffbräu: Pumpen in der Pampa, Focus, Nr. 29, 1996.
  6. Frisch sprudelt die Quelle (Memento vom 5. März 2014 im Internet Archive).
  7. https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2022/04/brandenburg-urstromquelle-schliesst-werk-baruth-300-arbeitsplatz.html/
  8. https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2022/07/brandenburg-urstromquelle-baruth-red-bull-übernahme.html/@1@2Vorlage:Toter Link/www.rbb24.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juli 2024. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. https://www.about-drinks.com/krombacher-gruppe-uebernimmt-die-heil-und-mineralquellen-germete-gmbh/
  10. Österreicher übernehmen Brandenburger Urstromquelle, auf www.sueddeutsche.de, abgerufen am 28. August 2023
  11. https://lebensmittelpraxis.de/handel-aktuell/35352-aldi-nord-harddiscounter-uebernimmt-mineralbrunnen.html
  12. Auch da Weltmeister DER SPIEGEL Nr. 10/1985, S. 126
  13. Radioaktiv: Ingolstädter Quelle überschreitet Grenzwert (netdoktor.de, 30. August 2006) (Memento vom 4. September 2012 im Webarchiv archive.today)
  14. Ergebnistabelle der BfS-Studie „Natürliche Radionuklide in Mineralwässern“ (vom 7. Juli 2006) (Memento vom 17. Juni 2012 im Internet Archive).
  15. Mineralwasser-Rückruf (Handelsblatt, 9. Juli 2008)
  16. Unzulässige politische Kündigung HNA.de vom 16. August 2010
  17. Lebensmittel Praxis: Altmühltaler Mineralbrunnen - NGG prüft Strafanzeige. 1. März 2017, abgerufen am 14. August 2023 (deutsch).
  18. Sascha Adamek: Getränke-Standort Wiesenburg droht endgültiges Aus. In: rbb-online.de. Rundfunk Berlin-Brandenburg, 1. März 2017, abgerufen am 18. April 2017.