Britische Unterhauswahl 1987

Wahl
(Weitergeleitet von Britische Unterhauswahlen 1987)
← 1983Unterhauswahl 19871992 →
(in %)[1]
 %
50
40
30
20
10
0
42,2
31,3
22,8
1,3
0,8
0,4
2,2
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1983
 %p
   4
   2
   0
  −2
  −4
−0,2
+3,2
−2,8
+0,2
± 0,0
± 0,0
+0,5
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
b mit SDLP

Die britische Unterhauswahl 1987 fand am 11. Juni 1987 statt und war der dritte Sieg in Folge für Margaret Thatcher und die Konservativen. Sie war die erste Premierministerin seit Robert Jenkinson, 2. Earl of Liverpool, die drei aufeinanderfolgende Wahlen gewinnen konnte. Die Konservative Partei ging mit einer absoluten Mehrheit und einem Vorsprung von 102 Sitzen als Siegerin aus der Wahl hervor, verlor aber 21 Sitze im Vergleich zu 1983. Trotz intensiven Wahlkampfs konnte die Labour Party unter Neil Kinnock insgesamt nur 20 Sitze hinzugewinnen (sie gewann 26 und verlor 6). Das Ergebnis der Alliance, einer Wahl-Allianz aus Social Democratic Party (SDP) und Liberal Party war für diese eine schwere Enttäuschung. Sie musste einen Sitz abgeben, bedeutender aber war die Vergrößerung des Abstandes zur Labour Party auf 8 %, der vier Jahre zuvor auf 2 % zusammengeschmolzen war. Dies besiegelte das Ende der Alliance und war der Anlass zur Gründung der Liberal Democrats.

Zusammensetzung:
Regierung (375):
Conservative 375
Opposition (274):
Labour 229
Alliance 22
UUP 9
SNP 3
SDLP 3
Plaid 3
DUP 3
SF 1 *
UPUP 1
Speaker 1
* Die Sinn-Féin-Mandate werden in Westminster nicht eingenommen.

Vorgeschichte

Bearbeiten

Bei der Unterhauswahl 1983 konnte Margaret Thatcher ihre Conservative Party zu einem erdrutschartigen Sieg führen. Sie gewannen noch einmal deutlich Sitze zu ihrer bereits seit 1979 bestehenden absoluten Mehrheit hinzu. Die zweite Regierung Thatchers konnte ihre Politik zur Liberalisierung der Wirtschaft und des Kampfes gegen die Gewerkschaften fortsetzten, die zwar wirtschaftliches Wachstum aber auch eine hohe Arbeitslosigkeit zur Folge hatte. Die Wahlkampagne der Konservativen wurde von einer gegen die Labour Party gerichteten Stimmung dominiert, die vor allem deren Steuerpolitik angriff, aber auch schnell auf vermeintliche Fehler der Labour Partei im Wahlkampf antwortete (rapid-response campaign). Die Labour Party veränderte ihre Wahlkampfstrategie und setzte sehr stark auf die Person ihres Spitzenkandidaten Neil Kinnock. In Werbespots wurde er als fürsorglicher Familienvater und Politiker vorgestellt, der in der Lage sei, die Lebenssituation der Briten zu verbessern. Seine Popularität stieg nach der Veröffentlichung über Nacht um 16 %. Kurz vor der Wahl sagten trotzdem alle Umfragen einen dritten Sieg der Konservativen voraus.

Wichtige Parteiführer

Bearbeiten

Ergebnis

Bearbeiten
 
Ergebnisse nach Wahlkreisen. Die Farben entsprechen der nebenstehenden Tabelle.

Das Wahlverhalten unterschied sich bei dieser Wahl stark. Die Konservativen dominierten den Süden Englands und gewannen hier sogar Sitze von Labour hinzu. Doch in Nordengland, Schottland und Wales verlor sie deutlich an Zustimmung. Das bedeutendste Ergebnis der Unterhauswahlen war, dass der Thatcherismus weiterhin eine große Unterstützung erhielt und Margaret Thatcher ihre wirtschafts-liberale Politik fortsetzen konnte.

Partei Stimmen Mandate
Anzahl % +/− Anzahl +/−
  Conservative Party[Anm 1] 13.760.935 42,2 −0,1 376 −21
  Labour 10.029.270 30,8 +3,2 229 +20
  SDP–Liberal Alliance 7.341.651 22,6 −2,8 22 −1
  Scottish National Party 416.473 1,3 +0,2 3 +1
  Ulster Unionist Party 276.230 0,8 9 −2
  Social Democratic and Labour Party 154.087 0,5 3 +2
  Plaid Cymru 123.589 0,4 3 +1
  Green Party 89.812 0,3 +0,3
  Democratic Unionist Party 85.642 0,3 −0,2 3
  Sinn Féin 83.389 0,3 1
  Alliance Party of Northern Ireland 72.671 0,2
  Workers’ Party of Ireland 19.294 0,1 +0,1
  Ulster Popular Unionist Party 18.420 0,1 1
  Sonstige 58.741 0,1
  Gesamt 32.530.204 100,0 650
Wahlberechtigte 43.180.753
Wahlbeteiligung 75,33 %
Quelle:[1]
  1. einschließlich des Speakers of the House

Nachwahlen

Bearbeiten
Wahlkreis Datum Ausgeschiedene Nachgerückte
Name Partei Name Partei
Kensington 14.07.1988 Brandon Rhys-Williams Cons Dudley Fishburn Cons
Glasgow Govan 10.11.1988 Bruce Millan Labour Jim Sillars SNP
Epping Forest 15.12.1988 John Biggs-Davison Cons Steven Norris Cons
Pontypridd 23.02.1989 Brynmor John Labour Kim Howells Labour
Richmond (Yorks) 23.02.1989 Leon Brittan Cons William Hague Cons
Vale of Glamorgan 04.05.1989 Raymond Gower Cons John Smith Labour
Glasgow Central 15.06.1989 Robert McTaggart Labour Michael Watson Labour
Vauxhall 15.06.1989 Stuart Holland Labour Kate Hoey Labour
Mid Staffordshire 22.03.1990 John Heddle Cons Sylvia Heal Labour
Bootle (1.) 24.05.1990 Allan Roberts Labour Michael Carr Labour
Upper Bann 17.05.1990 Harold McCusker UUP David Trimble UUP
Knowsley South 27.09.1990 Sean Hughes Labour Edward O’Hara Labour
Eastbourne 18.10.1990 Ian Gow Cons David Bellotti LD
Bootle (2.) 08.11.1990 Michael Carr Labour Joe Benton Labour
Bradford North 08.11.1990 Pat Wall Labour Terry Rooney Labour
Paisley North 29.11.1990 Allen Adams Labour Irene Adams Labour
Paisley South 29.11.1990 Norman Buchan Labour Gordon McMaster Labour
Ribble Valley 07.03.1991 David Waddington Cons Michael Carr LD
Neath 04.04.1991 Donald Coleman Labour Peter Hain Labour
Monmouth 16.05.1991 John Stradling Thomas Cons Huw Edwards Labour
Liverpool Walton 04.07.1991 Eric Heffer Labour Peter Kilfoyle Labour
Hemsworth 07.11.1991 George Buckley Labour Derek Enright Labour
Kincardine and Deeside 07.11.1991 Alick Buchanan-Smith Cons Nicol Stephen LD
Langbaurgh 07.11.1991 Richard Holt Cons Ashok Kumar Labour
Quelle: House of Commons Information Office Factsheets

Nach der Wahl

Bearbeiten

Trotz geschrumpfter Mehrheit konnte Margaret Thatcher ihre dritte Regierung bilden. Wie schon ihre erste und zweite Amtszeit, war die dritte geprägt vom Kampf der Regierung gegen die Gewerkschaften. Thatcher wurde in der Bevölkerung zunehmend unpopulärer, was mit dem Versuch der Einführung einer Poll-Tax zusammenhing. Schließlich kam es auch innerhalb der Konservativen zum Streit über Thatchers Positionen zur EG, sodass es zunehmend unwahrscheinlich schien, dass die Konservativen noch eine Wahl mit ihrer Vorsitzenden gewinnen würden. Im November 1990 wurde Margaret Thatcher zum Rücktritt gezwungen und durch Schatzkanzler John Major ersetzt, der die Wahlen 1992 überraschend klar gewann.

Siehe auch

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Summary results of the 1987 election United Kingdom Election Results (englisch)