Iodoform

organische Halogenverbindung
(Weitergeleitet von CHI3)

Iodoform (Summenformel CHI3) ist eine gelbe, safranartig riechende chemische Verbindung aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Iod und ein einfacher Halogenkohlenwasserstoff.

Strukturformel
Strukturformel von Iodoform
Allgemeines
Name Iodoform
Andere Namen
  • Jodoform
  • Triiodmethan
  • Formyltriiodid
  • IODOFORM (INCI)[1]
Summenformel CHI3
Kurzbeschreibung

gelbe, glänzende Blättchen, hexagonale Tafeln oder zitronengelbes, feines Pulver mit safranartigem Geruch[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 75-47-8
EG-Nummer 200-874-5
ECHA-InfoCard 100.000.795
PubChem 6374
ChemSpider 6134
DrugBank DB13813
Wikidata Q412393
Arzneistoffangaben
ATC-Code

D09AA13

Eigenschaften
Molare Masse 393,73 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

4,008 g·cm−3 (20 °C)[3]

Schmelzpunkt

119 °C[3]

Siedepunkt

218 °C[3]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[3]
Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 302+312+332​‐​315​‐​319​‐​335
P: 261​‐​280​‐​305+351+338[3]
MAK
  • Österreich: 3 mg·m−3[4]
  • Schweiz: 0,6 ml·m−3 bzw. 10 mg·m−3[5]
Toxikologische Daten

355 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[2]

Thermodynamische Eigenschaften
ΔHf0

181,1 ± 1,0 kJ·mol−1[6]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Iodoform, sublimiert

Aufgrund seiner Struktur (CHX3) ist es homolog zu Fluoroform, Chloroform und Bromoform und analog benannt.

Nach Fieser und Fieser[7] ist Iodoform zusammen mit Tetraiodmethan die einzige farbige organische Verbindung ohne ungesättigtes Strukturelement.

Geschichte

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Georges Simon Serullas stellte Iodoform 1822 erstmals her, Jean Baptiste Dumas stellte 1834 die Summenformel auf.[8]

Gewinnung und Darstellung

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Iodoform kann mithilfe Lugolscher Lösung aus Verbindungen mit CH3CHOH-Gruppe oder CH3CO-Gruppe wie Ethanol oder Aceton gewonnen werden. Diese Reaktion macht sich die Iodoformprobe zunutze, mit der die genannten Gruppen nachgewiesen werden können. Dazu löst man beispielsweise Ethanol in Natronlauge und gibt Lugolsche Lösung zu.

Der genaue Mechanismus für die Darstellung von Iodoform aus Ethanol oder Aceton verläuft ähnlich dem Mechanismus der Haloform-Reaktion.[9]

 
Bei der Iodofomsynthese aus Ethanol (1) entsteht über die Zwischenstufen Acetaldehyd (2), Triiodacetaldehyd (3) und das Carbanion des Iodoforms (4a) schließlich Iodoform (4b).
 

Iodoform lässt sich auch durch Elektrolyse aus einer warmen Lösung von Kaliumiodid, Natriumcarbonat und Ethanol in Wasser herstellen.

Verwendung

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Es wird zur Takai-Olefinierung eingesetzt.[2]

Medizinische Verwendung

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Früher wurde in Diethylether gelöstes Iodoform (Iodoformether) in der Dentalmedizin zur Desinfektion von Wunden verwendet[10][11], da es mit der Wundfeuchtigkeit eine kleine, desinfizierend wirkende Iodmenge abgibt. Zugleich trocknete es auch die Wunde, stillte kleinere Blutungen und verminderte die Wundschmerzen. Wegen seines charakteristisch intensiven Geruchs, des hohen Preises und der Schädlichkeit bei hohen Dosierungen wird Iodoform allgemeinmedizinisch heute kaum mehr verwendet. In der Zahnmedizin wird Iodoform nach wie vor sehr oft verwendet – es stellt das Standarddesinfektionsmittel zur Wundeinlage mittels Gazestreifen dar und wird als Füllpaste (mit Calciumhydroxid) in der Milchzahnwurzelfüllung benutzt.[12]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. Eintrag zu IODOFORM in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 30. Juni 2020.
  2. a b c d e Eintrag zu Iodoform. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 3. März 2014.
  3. a b c d e f Eintrag zu Triiodmethan in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 29. Februar 2020. (JavaScript erforderlich)
  4. Anhang I Stoffliste MAK-Werte und TRK-Werte, 2007.
  5. Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva): Grenzwerte – Aktuelle MAK- und BAT-Werte (Suche nach 75-47-8 bzw. Iodoform), abgerufen am 2. November 2015.
  6. A. S. Carson, P. G. Laye, J. B. Pedley, Alison M. Welsby: The enthalpies of formation of iodomethane, diiodomethane, triiodomethane, and tetraiodomethane by rotating combustion calorimetry, in: The Journal of Chemical Thermodynamics, 1993, 25 (2), S. 261–269; doi:10.1006/jcht.1993.1025.
  7. Louis Frederick Fieser, Mary Fieser: Organische Chemie, 2. Auflage, Verlag Chemie, Weinheim 1979, S. 404–405.
  8. Georges Simon Serullas: Notes sur l'hydriodate de potasse et l'acide hydriodique. Hydriodure de carbone, moyen d'obtenir à l'instant, ce composé triple. 1822 (bnf.fr [abgerufen am 5. April 2024]).
  9. Iodoform. In: Spektrum.de. Spektrum der Wissenschaft, abgerufen am 12. September 2024.
  10. Phyllis A. Lyday, Tatsuo Kaiho: Iodine and Iodine Compounds. In: Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry. Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim, Germany 2015, ISBN 978-3-527-30673-2, S. 1–13, doi:10.1002/14356007.a14_381.pub2 (wiley.com [abgerufen am 18. April 2024]).
  11. Christian Bruhn, A. Kantorowicz, Carl Partsch (Hrsg.): Handbuch der Zahnheilkunde: Die Chirurgischen Erkrankungen der Mundhöhle der Zähne und Kiefer. 4, illustriert Auflage. Springer-Verlag, 1842, ISBN 978-3-642-90965-8 (google.de [abgerufen am 18. April 2024]).
  12. M. F. Silva Jr., L. M. Wambier, M. V. Gevert, A. C. R. Chibinski: Effectiveness of iodoform-based filling materials in root canal treatment of deciduous teeth: a systematic review and meta-analysis. In: Biomater Investig Dent. Band 9, Nr. 1, 19. Mai 2022, S. 52–74, doi:10.1080/26415275.2022.2060232, PMID 35615468.