Christlich-Islamische Arbeitsgemeinschaft Marl

deutsche Organisation
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1984 schlossen sich Muslime und Christen in Marl zur Christlich-Islamischen Arbeitsgemeinschaft Marl (CIAG Marl) zusammen, um die Völkerverständigung zu fördern. Koordiniert von einem Sprecherkreis arbeitet die CIAG Marl als Nichtregierungsorganisation für interkulturelle und interreligiöse Gemeinwesenarbeit. Die CIAG Marl ist u. a. vernetzt mit Interessierten und Organisationen aus dem Umfeld der drei monotheistischen Religionen, z. B. durch ihre Mitgliedschaft im Koordinierungsrat des christlich-islamischen Dialogs.

Ziele und Entwicklung

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Die Organisation verfolgt drei Ziele:

  • die Unterstützung von Begegnungen zwischen den religiösen Gemeinden und ihren Mitgliedern;
  • die Förderung interkulturellen Lernens und die Entwicklung von Projekten, die das tolerante Zusammenleben von Schulkindern unterschiedlicher religiöser Herkunft in Bildungseinrichtungen der Region voranbringen;
  • Organisation von Veranstaltungen, die den gegenseitigen Respekt, die Völkerverständigung und den Frieden in der Welt fördern.

Die Christlich-Islamische Arbeitsgemeinschaft veranstaltete in den Jahren 1988–1995 das Festival Musik der Juden, Christen und Muslime. Auf der Suche nach alten Formen und gemeinsamen Wurzeln, zusammen mit der Stadt, DITIB, dem Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten und der Benediktinerabtei Münsterschwarzach mit Godehard Joppich. Es gab die Themen:

  • Gregorianik. Die Musik der Liturgie des frühen Mittelalters. 1988
  • Die Musik der Thora und der Propheten. Sakrale Musik der Synagoge. 1988
  • Gesänge der frühen russischen Orthodoxen Kirche. 1992
  • Islam: Mystische Gesänge & Koran-Rezitation. 1993
  • Abschluss: Alte Musik der Juden, Christen und Muslime. 1995. Schirmherr: Yehudi Menuhin

Gemeinsam mit der Stadt Marl und allen Marler Schulen wird regelmäßig um den 21. März herum der Internationale Tag zur Beseitigung der Rassendiskriminierung nach dem Aufruf der UNO gestaltet.[1]

Seit dem Herbst 2001 findet jedes Jahr in Marl ein Abrahamsfest statt, in Zusammenarbeit mit den Kirchen und Moscheen, mit der Jüdischen Kultusgemeinde Recklinghausen, dem Integrationsrat Marl und der politischen Gemeinde Marl. Dieses Fest fördern das Bistum Münster und die Evangelische Kirche von Westfalen, der islamische DITIB in Köln, das Bundesland Nordrhein-Westfalen sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW Marl. Hier werden in Vorträgen, Ausstellungen u. a. die Gemeinsamkeiten der drei abrahamitischen Weltreligionen für das regionale Zusammenleben deutlich gemacht, mit Programmen von Kindern, Jugendlichen, Schulen und Erwachsenen, und auch mit Feiern gemeinsam mit allen Generationen.

Außerdem ist das Projekt CIAG in anderen Initiativen in der Stadt Marl und von Marler Schulen in der vernetzenden Stadtteilarbeit engagiert, zum Beispiel mit weiteren Partnern in Kunterbuntes Chamäleon (KBC) als einer Schnittstelle zwischen Schule und Freizeit.[2] In der CIAG Marl gibt es drei eigenständige Frauengruppen, die u. a. Fragen der Frauenrechte in den Religionen erörtern.

Auf Einladung der CIAG Marl besuchte Johannes Rau anlässlich des 1. Abrahamfestes Ende 2001 die Fatih-Moschee Marl; es handelte sich um den ersten Besuch eines Bundespräsidenten in einer islamischen Kultstätte in Deutschland.[3] Auf Initiative der CIAG Marl wurde im September 2007 in der Nähe des Rathauses Marl der erste „Abrahams-Baum“ gepflanzt, eine Libanon-Zeder. Dieser Baum, der Jahrhunderte alt wird, ist ein Symbol des Friedens.[4]

Zur selben Zeit wurde in der örtlichen Moschee mit Zeitzeugen jüdischer Herkunft das Gespräch gesucht:

Überregionale Bedeutung

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Die CIAG Marl ist

Das Abrahamsfest

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Die CIAG veranstaltete von 2001 bis 2023 zusammen mit ihren regionalen Partnern, den örtlichen Kirchen, der Fatih-Moschee Marl und der Jüdischen Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen, unterstützt durch die Stadt Marl und Schulen, jährlich im Herbst und Frühwinter ein Abrahamsfest, um die Gemeinsamkeiten für die Öffentlichkeit hervorzuheben sowie das gegenseitige Kennenlernen und die Vernetzung der Religionen zu fördern. Dafür wurden international bekannte Personen als Referenten gewonnen, so etwa 2010 Paul Oestreicher. Die Stadt Marl richtete bei dieser Gelegenheit als Abschluss ein „Gastmahl“ im Rathaus ein.[12]

Auszeichnungen

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  • Die Evangelische Kirche von Westfalen führte in Marl 1992 erstmals eine Konsultation zum Thema „Christen und Muslime begegnen sich“ durch, bei der die CIAG der örtliche Träger war.
  • Am 17. März 1994 erhielt die CIAG Marl den „Goldenen Hammer“ des Landesjugendrings NRW.[13]
  • Der damalige Generalkonsul der Türkei in Münster, Günes Altan, verlieh der CIAG Marl am 5. März 1997 eine Dankesplakette für zivilgesellschaftliche Aktivität.
  • Der Bremer Friedenspreis listete die CIAG Marl 2007 in der Kategorie „Berichte aus der Friedensarbeit: Deutschland“ als eines von 25 „Best practice“-Beispielen. Die Laudatoren beeindruckten vor allem gemeinsame öffentliche Gebete sowie die Erweiterung des ursprünglich christlich-islamischen Dialogs zum „Trialog“ unter Einbezug jüdischer Menschen durch das Abrahamsfest.[14]
  • Muhammad-Nafi-Tschelebi-Preis 2009

Auflösung

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Der Konflikt im Nahen Osten spalte auch in Marl die beteiligten Gruppierungen der CIAG.[15] Deshalb finde 2024 - anders als in den 40 Jahren zuvor – kein Abrahamsfest statt. Die konfessionsübergreifende Zusammenarbeit sei unmöglich geworden, so Nazive Güner, Lilia Vishnevetska und Beatrix Ries, die drei Sprecherinnen der CIAG. Obwohl die interreligiöse Arbeit weiter gepflegt werde, löse sich die CIAG als Arbeitsgemeinschaft Ende 2024 auf.

Siehe auch

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Literatur

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  • Beratungsstelle für christlich-islamische Begegnung der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Evangelischen Kirche von Westfalen; Holger Nollmann (Hrsg.): Erste Schritte wagen. Eine Orientierungshilfe für die Begegnung von Kirchengemeinden mit ihren muslimischen Nachbarn. Wuppertal 2001 (ohne ISBN. Bezug beim Hrsg.: Rudolfstr. 131, 42285 Wuppertal oder[16]). Nollmann ist seit 2007 ev. Pfarrer in Istanbul. - Die CIAG Marl wird als beispielhaft dargestellt.
  • Zaman, Europa-Ausgabe vom 13. Oktober 2008: Geleneksel Hz. Ibrahim senliklerinin bu yilki basligi: Umut, Yasam ve Mücadele… (türkisch) über das Abrahamsfest 2008 (deutsche Übers.: Das bewährte Fest im Namen des Propheten Abraham unter dem Motto: Hoffen. Leben. Handeln.)
  • Ursula August, Hartmut Dreier: Gemeinwesenarbeit, interkulturell und interreligiös. In: Klaus Lefringhausen, Jörgen Nieland (Hrsg.): Schritte zur Kultur des Miteinanders. Ein Dialog über den Dialog. EB Verlag für Wissenschaft und Praxis, Hamburg 2008, S. 29 ff. Online:[17] Kurzfassung auch in: Amos (Zeitschrift), Heft 3/2006, Schwerpunkt: Integration? (6. gemeinsame Ausgabe mit Transparent. Zeitschrift für die kritische Masse in der rheinischen Kirche. Duisburg), S. 22.
  • Gerhard Jasper: Unterwegs im Dialog. Zum gelebten Miteinander von Christen und Muslimen. Lit-Verlag, Münster 2000 (Reihe: Christentum und Islam im Dialog - Christian-Muslim Relations, Hrsg.: International Association for the History of Religions, Andreas Feldtkeller u. a., Band 12) (ein Vergleich der Relation in Ost-Afrika und in Deutschland) Über CIAG: S. 147 ff.
  • Hartmut Dreier: Unsere christlich-islamische Zusammenarbeit. In: Evangelische Aspekte, Vierteljahres-Zeitschrift der Ev. Akademikerschaft in Deutschland, 3/1993, S. 37 ff, online:[18]
  • Hartmut Dreier: Hazreti Ibrahim´i Avrupa´da izlemek. In: Zaman, 15. Dezember 2004, S. 18 (auf Deutsch: Aktuelle europäische Sicht auf den Propheten Abraham). Ein Vortrag auf dem Haran II - International Symposium Religion and Peace: In the Light of Forfather Abraham im Mai 2004 in Istanbul mit hohen Religionsvertretern sowie Regierungsvertretern der Türkei, veranstaltet von Intercultural Dialogue Platform - Kültürlerarasi Diyalog Platformu.
  • Hartmut Dreier, Josef Somogyi: Ausbildung fördern, Wirtschaft entwickeln. Ein Projekt zur Ausbildungsförderung für Jugendliche mit Migrationshintergrund. In: Evangelische Erwachsenenbildung Westfalen-Lippe (Hrsg.): Migration - Integration. Beiträge der evangelischen Erwachsenenbildung im Sinne von exemplarischer “best practice”. Dortmund 2004, ohne ISBN, S. 14 ff. Online:[17]
  • Gritt Klinkhammer, Hans-Ludwig Frese, Ayla Satilmis, Tina Seibert: Interreligiöse und interkulturelle Dialoge mit MuslimInnen in Deutschland. Eine quantitative und qualitative Studie (= Veröffentlichungen des Instituts für Religionswissenschaft und Religionspädagogik). Universität Bremen, Bremen 2011, ISBN 978-3-88722-722-7, Online, S. 177f., 183, 196f., 325-327.
  • Şaduman Şimşir-Tanrıverdi: Deutschland bittersüß. Erzählungen. trafo, Berlin 2008, ISBN 978-3-89626-805-1 (Die Autorin berichtet über ihre Erfahrungen als Einwanderin, mit Bezug auf ihre Tätigkeit bei der CIAG Marl im Bereich Frauen in den Abrahams-Religionen).
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Einzelnachweise

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  1. Am 21. März 1960 eröffnete die Polizei in Sharpeville, Südafrika, das Feuer auf eine friedliche Demonstration gegen die Apartheidsgesetzgebung und tötete 69 Menschen. Die UNO-Generalversammlung rief deshalb 1966 den Internationalen Tag gegen Rassismus aus, um entschieden allen Formen rassistischer Diskriminierung entgegenzutreten. In Englisch: UN-Resolution 2142 vom 26. Oktober 1966
  2. Projektpartner unter [1]
  3. 7. Abrahamsfest Marl/Ruhrgebiet – 2007 (Memento vom 3. September 2011 im Internet Archive) (PDF; 197 kB)
  4. Zum Baum in diesem Zusammenhang siehe dort den Abschnitt "Kulturelle Bedeutung"
  5. Ankara Üniversitesi. Faculty of Divinity [2]
  6. Siehe hier. Teilnehmer sind Frauen, Dichter, Künstler, Theologen, Philosophen sowie Menschen, die sich für die Armen und für die Umwelt einsetzen. Diese Akteure sprechen gemeinsam mit Christen, Muslimen, Juden und weiteren Religionsgemeinschaften. Nicht zu verwechseln mit der eher regierungsnahen Organisation A Soul for Europe
  7. Diese Einrichtung ist im Dezember 2005 aus dem Beirat für religiöse Integrationsfragen beim früheren Integrationsbeauftragten der Landesregierung NRW, Dr. Klaus Lefringhausen, hervorgegangen. In der Abschlusspublikation des Beirats 2005 wird die CIAG als beispielhaft dargestellt. Textzugang siehe Weblinks
  8. Online (Memento vom 26. Juni 2007 im Internet Archive). Ein Beispiel für die Beteiligung: Beispiel
  9. siehe Weblinks unter Abrahamitische Religion
  10. siehe oben
  11. Online (Memento des Originals vom 31. Dezember 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kircheundgesellschaft.de (in Deutsch)
  12. Weitere „Abrahamsfeste“ gab es in Bielefeld, erstmals 2008, sowie in München 2007 Fotostrecke (Memento vom 10. Mai 2008 im Internet Archive).
  13. Rede des Ministers für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen Armin Laschet am 11. März 2008 in Essen. Manuskript. (Memento des Originals vom 22. Juni 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ljr-nrw.de (PDF;43,0 kB) S. 2
  14. Burkhard Luber (Hrsg.): Bremer Friedenspreis 2007. Vom Mut, Schwellen zu überschreiten. Stiftung „Die Schwelle. Für beispielhaftes Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“. Vorwort Hans Koschnick. Bremen 2008, S. 28.
  15. Krieg im Nahen Osten spaltet Aktive der CIAG: Kein Abrahamsfest. In: Marler Zeitung, 25. September 2024, S. 3.
  16. Online (Memento vom 25. Januar 2007 im Internet Archive) (PDF; 3,8 MB)
  17. a b Integration (Memento vom 20. August 2007 im Internet Archive) (PDF; 1,2 MB)
  18. marl