Nesselblättrige Glockenblume
Die Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Glockenblumen (Campanula) und in der Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae). Das Artepitheton trachelium leitet sich vom griechischen Wort τραχύς = rau ab und bezieht sich auf die steife Behaarung des Stängels.[1]
Nesselblättrige Glockenblume | ||||||||||||
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Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Campanula trachelium | ||||||||||||
L. |
Merkmale
BearbeitenVegetative Merkmale
BearbeitenDie mehrjährige, sommergrüne, krautige Pflanze wird 30 bis 80(-110) cm hoch. Ihr scharf vierkantiger Stängel ist steifhaarig. Die Stängelblätter sind kurz rauhaarig. Die unteren Stängelblätter sind lang gestielt, herz-eiförmig und besitzen einen doppelt gesägten Blattrand. Die oberen Blätter sind kurz gestielt bis sitzend. Die Blätter lassen die nicht-blühende Pflanze, entsprechend ihrem deutschen Namen, auf den ersten Blick als Brennnessel erscheinen.
Generative Merkmale
BearbeitenDie großen blauen Blüten öffnen sich zur typischen Glockenform und sind in einer allseitswendigen Traube angeordnet. Die Krone ist 3 bis 4(-5) cm lang. An ihrem Rand sind die Blüten zart bewimpert. Die Kelchzipfel sind breit-lanzettlich, liegen der Krone an und sind behaart.
Die Blütezeit liegt zwischen Juli und August.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 34.[2]
Ökologie
BearbeitenDie Nesselblättrige Glockenblume ist eine Halbrosettenpflanze.
Die Blüten sind ausgeprägt vormännliche „Glockenblumen mit klebrigem Pollen“. Schon in der Knospe wird der Pollen an der Griffelbürste abgelagert und dann später durch Zurückziehen der Griffelhaare freigegeben; man spricht hier von sekundärer Pollenpräsentation. Der Griffel dient als Kletterstange für die Besucher. Die Staubfäden sind an der Basis verbreitert und müssen von den Besuchern zur Seite gedrückt werden, damit sie an den Nektar gelangen können. Bestäuber sind verschiedene Insekten, besonders Bienen einschließlich Hummeln. Da die Narbenlappen schließlich bis zur Griffelbürste zurückgekrümmt werden, ist auch Selbstbestäubung möglich.
Die Früchte sind hängende Porenkapseln mit klappigen Öffnungen an der Basis, die sich bei Nässe schließen. Wegen der bleibenden, abstehenden Kelchblätter sind die Früchte Tier- und Windstreuer. Die sehr leichten Samen werden außerdem als Körnchenflieger ausgebreitet; sie sind Licht- und Frostkeimer.
Die Nesselblättrige Glockenblume dient folgenden Schmetterlingen als Raupen-Futterpflanze: dem monophagen Nessel-Glockenblumen-Blütenspanner (Eupithecia denotata), der polyphagen Veränderlichen Herbsteule (Agrochola lychnidis) und der polyphagen Flohkraut-Eule (Melanchra persicariae).[3]
Vorkommen
BearbeitenDie Pflanze liebt feuchten, tiefgründigen Lehmboden, nimmt aber auch mit steinigem Untergrund vorlieb. Sie ist eine Charakterart der Ordnung Fagetalia und kommt vor allem in Gesellschaften des Carpinion-Verbands und im Carici-Fagetum oder Tilio-Aceretum vor.[2] Sie kommt im gesamten Europa mit Ausnahme von Portugal, in Nordafrika in Marokko, Algerien und Tunesien und östlich von Europa bis Zentralasien und dem Iran vor.[4]
In Teilen der nordöstlichen USA und des Südostens von Kanada ist die Nesselblättrige Glockenblume eingebürgert bzw. ein Neophyt. Es gibt Fundangaben für Maine, Manitoba, Massachusetts, Michigan, New York, Neufundland, Ohio, Ontario, Pennsylvania, Québec, Sakhalin, Vermont und Wisconsin.[4]
Systematik
BearbeitenFür den wissenschaftlichen Namen Campanula trachelium L. der Nesselblättrigen Glockenblume gibt es folgende Synonyme:[4]
Campanula serratifolia var. ciliatosepala Vuk., Campanula urticifolia Salisb., Drymocodon trachelium (L.) Fourr. und Trachelioides vulgaris Opiz
Man kann folgende Unterarten unterscheiden:[4]
- Campanula trachelium subsp. athoa (Boiss. & Heldr.) Hayek: Sie kommt von der Balkanhalbinsel bis zur nordwestlichen und südlichen Türkei vor.[4]
- Campanula trachelium subsp. mauritanica (Pomel) Quézel: Sie kommt in Marokko, Algerien und Tunesien vor.[4]
- Campanula trachelium subsp. trachelium: Sie kommt von Europa bis Zentralasien und in Algerien vor.[4]
Trivialnamen
BearbeitenFür die Nesselblättrige Glockenblume bestehen bzw. bestanden, zum Teil auch nur regional, auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: braunes Fingerhütchen, brauen Glocken, Halskraut, Halswurz, Huckblatt (Sachsen), Huckwort, Hukosbleder (1659 erwähnt) und Zäpfleinkraut.[5]
Weitere Illustrationen
Bearbeiten-
Illustration aus der Flora Batava
-
Illustration aus der Flora Europaea inchoata
Quellen
Bearbeiten- Eintrag zur Art auf FloraWeb
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7 (Nachdruck von 1996).
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 893.
- ↑ Schmetterlingsfutterpflanze Campanula trachelium L., Nesselblättrige Glockenblume In: FloraWeb.de
- ↑ a b c d e f g Datenblatt zu Campanula trachelium L. mit weltweiter Verbreitungskarte In: Plants of the World Online
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, Seite 76. (online).
Weblinks
Bearbeiten- Nesselblättrige Glockenblume. auf FloraWeb.de
- Nesselblättrige Glockenblume. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Campanula trachelium L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 5. April 2016.
- Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos In: Flora-de: Flora von Deutschland