Das Gastmahl des Trimalchio

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Das Gastmahl des Trimalchio (lateinisch Cena Trimalchionis) ist die längste erhaltene und die bekannteste Episode aus dem fragmentarisch überlieferten Roman Satyricon des Petronius Arbiter.

Entstehung

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Datiert wird die Entstehung üblicherweise auf die neronische Zeit zwischen 60 und 65 n. Chr., häufig wird 64 oder 65 n. Chr. genannt, auch wenn einzelne Forscher eine Entstehung durch einen anderen Autor am Ende des 2. oder im 3. Jahrhundert angenommen haben.[1]

Wiederentdeckung

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Nachdem die Cena Trimalchionis schon um 1645 in der Bibliothek des Niccolò Cippico in Trogir (Trau, Dalmatien) wiederentdeckt worden war,[2] erfolgte die Erstveröffentlichung 1664 in Padua. Die Echtheit des Fragments war zunächst heiß umstritten, wobei die bedeutendsten Gelehrten der Zeit (darunter Reinesius,[3] Scheffer,[4] Adrien Valois, Johann Christoph Wagenseil,[5] Tilebom,[6] Giovanni Lucio,[7] Lotichius und viele andere) sich teils für, teils gegen die Echtheit aussprachen.[8]

Die Echtheit ergab sich schließlich aus Zitaten bei John of Salisbury sowie einem Eintrag, der die Niederschrift in etwa auf das Jahr 1423 festlegte.[9] Zu diesem Zeitpunkt hatte Poggio Bracciolini auf der Suche nach antiken Autoren u. a. auch einen Petrontext entdeckt.[10]

Umstritten ist der ursprüngliche Fundort der Cena (England oder Köln?)[11] sowie die ursprüngliche Bucheinteilung.[12]

Der Inhalt umfasst nach heutiger Zählung die Kapitel 26.7 bis 79 des Satyricon.

Die Protagonisten des Romans, Encolpius sowie seine Gefährten Ascyltos und Giton, werden von einem Bekannten, Agamemnon, zu einem Gastmahl mitgenommen, das von Trimalchio, einem ehemaligen Sklaven, also einem Freigelassenen (lateinisch libertus) und neureichen Emporkömmling aus Süditalien, ausgerichtet wird. Trimalchio versucht, seine Gäste mit außergewöhnlichen Speisen, wertvollem Besitz, etwa Geschirr aus teurem Corinthium aes, und Darbietungen sowie mit seiner eigenen Belesenheit zu beeindrucken – er offenbart dadurch nur allzu deutlich seine Geschmacklosigkeit und Halbbildung. Besonders abstoßend (und gleichzeitig belustigend) wirkt die Inszenierung seiner eigenen Beerdigung gegen Ende des Gastmahls.

Sprachgeschichtlich sind besonders die Gespräche der Freigelassenen unter Trimalchios Freunden von Interesse, stellen sie doch die einzige literarische Präsentation des Vulgärlateins dar.

Eine deutschsprachige Ausgabe, die 2006 im Insel Verlag erschien, wurde folgendermaßen angekündigt: „Eine Bande von Mitessern und Schmarotzern versammelt sich um den zu irrwitzigem Reichtum gelangten, freigelassenen Sklaven Trimalchio. An seiner Tafel öffnet eine Cloaca maxima ihre Schleusen: ein vulgärlateinischer Strom von Volks- und Gossensprache, artikulierend eine Welt ohne Götter, eine Zivilisation, die alle menschlichen Verhältnisse relativiert.“ Durs Grünbein schrieb in seinem Nachwort zu dieser Ausgabe, die Lektüre sei ihm als Jugendlichem „im Unbewußten explodiert“; der Text sei „alt und doch merkwürdig frisch, seltsam geil auch, geradezu hyperaktiv“.[13]

Das Gastmahl des Trimalchio wurde 1969 von Federico Fellini im Film Satyricon szenisch dargestellt. Auch das einsprachig lateinische Textadventure Encolpius – cenam Trimalchionis petit, erschienen 2020 für iOS, basiert auf Petrons Satyricon und erzählt unter anderem von der Cena.

Ausgaben und Übersetzungen

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  • Titus Petronius Arbiter: Gastmahl des Trimalchio. Nach W. Heinses Übersetzung mit Einleitung und Erläuterungen herausgegeben von Friedrich Spiro. Leipzig 1927.
  • Martin S. Smith (Hrsg.): Petronii Arbitri Cena Trimalchionis. Oxford 1975.
  • Jan Öberg (Hrsg.): Cena Trimalchionis. Stockholm 1999.
  • Titus Petronius Arbiter: Das Gastmahl des Trimalchio. Lateinisch-deutsch, herausgegeben und übersetzt von Wilhelm Ehlers und Konrad Müller. Düsseldorf [und andere] 2002.
  • Titus Petronius Arbiter: Satyrica. Lateinisch, ausgewählt und herausgegeben von Reinhard Pohlke. Stuttgart 2012.
  • Titus Petronius Arbiter: Cena Trimalchionis, Das Gastmahl des Trimalchio. herausgegeben und übersetzt von Karl-Wilhelm Weeber, Reclam, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-15-019385-3.

Literatur

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  • Gilbert Bagnani: The House of Trimalchio. In: American Journal of Philology. Bd. 75, 1954, S. 16–39.
  • Bret Boyce: The Language of the Freedmen in Petronius’ Cena Trimalchionis. Leiden 1991.
  • Peter Grossardt: Die „Cena Trimalchionis“ gelesen als Parodie auf die „Ilias“. In: Hermes. Bd. 137, 2009, S. 335–355.
  • Josef Hosner: Studien zur lateinisch-romanischen Sprachentwicklung am Beispiel der gesprochenen Partien in der „Cena Trimalchionis“. Bochum Univ. Diss. 1984.
  • Florian Hurka: Die literarisch gebildeten literarischen Barbareien des Trimalchio. In: Luigi Castagna [u. a.] (Hrsg.): Studien zu Petron und seiner Rezeption. Berlin [u. a.] 2007, S. 213–224.
  • Michael Mordine: Odyssean Adventures in the Cena Trimalchionis. In: Classical Antiquity. Bd. 32, 2013, S. 176–199.
  • Aarne H. Salonius: Die Griechen und das Griechische in Petrons Cena Trimalchionis. Helsingfors 1927.
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Einzelnachweise

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  1. Ludwig Bieler: Geschichte der römischen Literatur. Band 2: Die Literatur der Kaiserzeit. 3., verbesserte Auflage. De Gruyter, Berlin, New York 1972, S. 90.
  2. Théodore Petrequin: Découverte d’un manuscrit de Pétrone a Trau, en 1663. Épisode de l’histoire littéraire de Lyon au 17e siècle. In: Revue du Lyonnais, esquisses Physiques, Morales et Historiques. Bd. 2, 1835, S. 417–431 (Digitalisat); Remigio Sabbadini: Per la storia del Codice Traurino di Petronio. In: Rivista di filologia e di istruzione classica. Bd. 48, 1920, S. 27–39 (Digitalisat).
  3. Thomas Reinesius: T. Petroni Arbitri in Dalmatia nuper repertum Fragmentum cum epicrisi & scholiis etc. Leipzig 1666.
  4. Johannes Scheffer: De Fragmenti hujus Traguriano vero auctore Dissertatio.
  5. Adrien Valois, Joh. Chr. Wagenseil: De Cena Trimalcionis nuper sub Petronij nomine vulgata Dissertationes. Paris 1666.
  6. Johann C. Tilebom: De Tragurienso Fragmento Petronii. Judicium ad typographo.
  7. G. Lucio: Memorie istoriche di Tragurio, ora detto Trau. Venedig 1673.
  8. Vgl. noch J. Farrer: Literary Forgeries. London 1907.
  9. Der Codex Traguriensis wurde vermutlich in Florenz geschrieben; A. C. de la Mare: The Return of Petronius to Italy. In: J. J. G. Alexander, M. T. Gibson: Medieval Learning and Literature. Essays presented to Richard William Hunt. Oxford 1976, S. 220–254, insbes. 243f.
  10. G. Berger: Zur Wiederentdeckung Petrons in Italien (Poggios Funde und der Codex Traguriensis). In: Actes de la XIIe Conférence internationale d’études classiques ‚Eirene’ Clúj-Napoca 2–7 octobre 1972 (ersch. 1975), S. 429–434.
  11. Albert C. Clark: The Trau MS. of Petronius. In: Classical Review. Bd. 22, 1908, S. 178 f. (Digitalisat).
  12. Stephen J. Harrison: Dividing the Dinner: Book Divisions in Petronius’ Cena Trimalchionis. In: Classical Quarterly. Bd. 92 (= New Series Bd. 48), 1998, S. 580–585.
  13. Das Gastmahl des Trimalchio / Petronius Arbiter. Übertragen von Otto Weinreich. Nachwort von Durs Grünbein. Insel, Leipzig 2006, ISBN 978-3-458-19267-1, Ankündigung (Memento vom 30. März 2016 im Internet Archive) bei Suhrkamp.de.