Chicago, Rock Island and Pacific Railroad

ehemalige US-amerikanische Eisenbahngesellschaft

Die Chicago, Rock Island and Pacific Railroad (RI) war eine US-amerikanische Eisenbahngesellschaft mit Sitz in Chicago. Sie war auch unter dem Namen Rock Island Line, in ihren letzten Jahren außerdem als THE ROCK bekannt.

Logo der Rock Island
Logo der Rock Island

Streckennetz

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Streckennetz

Das Netz der Rock Island erstreckte sich hauptsächlich über die Bundesstaaten Colorado, Illinois, Iowa, Kansas, Missouri, Nebraska, New Mexico, Oklahoma und Texas. Die beiden östlichsten Punkte des Streckennetzes waren Chicago und Memphis (Tennessee). Im Westen reichte das Streckennetz bis nach Denver und Santa Rosa (New Mexico), im Süden bis nach Galveston in Texas und Eunice in Louisiana und im Norden bis nach Minneapolis.

Die wichtigsten Strecken führten von Chicago über Des Moines und Omaha nach Denver, von Minneapolis über Des Moines nach Kansas City (Missouri), von St. Louis über Kansas City, Herington und Tucumcari nach Santa Rosa, von Herington über Dallas-Fort Worth nach Galveston sowie von Tucumcari nach Memphis (Tennessee). Das Streckennetz war in Iowa am dichtesten und erreichte dort auch die meisten Städte eines Staates.

Geschichte

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Bond der Chicago, Rock Island and Pacific Rail Road Company vom 15. August 1881
 
Spätere Variante des Logos der Rock Island
 
EMD E6 #630 der ehemaligen Rock Island in Baldwin City (Kansas), 28. November 2004.

1851 begann die vier Jahre zuvor gegründete Chicago & Rock Island Railroad mit dem Bau einer Strecke von Rock Island am Mississippi River nach La Salle, wo ein Anschluss an den Illinois and Michigan Canal nach Chicago geplant war. Ihr erster Zug fuhr am 10. Oktober 1852 bis Joliet; Rock Island wurde am 22. Februar 1854 erreicht. Eine Zweigstrecke von Bureau nach Peoria wurde im November 1854 fertiggestellt.[1]

Westlich des Mississippis hatte die Mississippi and Missouri Railroad bald nach ihrer Gründung im Jahr 1853 mit dem Bau einer Bahnstrecke von Davenport nach Council Bluffs begonnen. 1855 reichte sie bis Iowa City. Die Government Bridge zwischen Davenport und dem direkt auf anderen Flussseite gelegenen Rock Island wurde 1856 als erste Eisenbahnbrücke über den Mississippi eröffnet. Die chronisch unterfinanzierte Mississippi and Missouri Railroad wurde am 9. Juli 1866 an die neu gegründete Chicago, Rock Island and Pacific Railroad verkauft, die am 20. August mit der Chicago & Rock Island Railroad zusammengeschlossen wurde. 1866 erreichte der Streckenbau Des Moines und am 11. Mai 1869 schließlich Council Bluffs und Omaha, Ausgangspunkt der am Vortag fertiggestellten First Transcontinental Railroad. Die Rock Island war allerdings nicht die erste Bahnverbindung, die Council Bluffs von Osten erschloss. Die Cedar Rapids and Missouri River Railroad, ein Tochterunternehmen der Chicago and North Western Railway, hatte ihre Strecke bereits 1867 fertiggestellt.[1]

In den 1870er- und 1880er-Jahren erweiterte die Rock Island ihr Streckennetz in Iowa und nach Missouri. So errichtete das Unternehmen eigene Strecken nach Leavenworth und Cameron, Ausgangspunkt einer Strecke nach Kansas City. Mit dem Erwerb der Burlington, Cedar Rapids and Northern Railway (BCR&N), die allerdings bis 1903 als eigene Gesellschaft weitergeführt wurde, wuchs das Streckennetz um mehrere Verbindungen in Iowa sowie Routen nach Minneapolis und Watertown. Im Rahmen von Umstrukturierungen wurde der Firmenname am 3. Juni 1880 in Chicago, Rock Island and Pacific Railway geändert.[1]

Die in Omaha beginnende Hauptstrecke der Union Pacific Railroad (UP) war eine der wichtigsten Anschlussverbindungen der Rock Island. Nachdem die Rock Island um diese Transporte zwischen Chicago und Omaha jedoch mit anderen Gesellschaften konkurriert hatte und die UP in den frühen 1880er-Jahren in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, entschied sich die Rock Island zur Erweiterung ihres eigenen Netzes Richtung Westen. Über Tochterfirmen unter dem Dach der Rock-Island-Gesellschaft St. Joseph & Iowa Railroad wurden zwei Strecken durch Kansas projektiert. Die nach Südwesten führende Route erreichte 1888 Liberal, die entlang der Nordgrenze des Bundesstaats nach Westen getriebene Verbindung reichte 1889 bis Colorado Springs. Von der Strecke nach Liberal wurde in Herington ein Abzweig nach Fort Worth gebaut, der 1893 eröffnet wurde.[1]

1901 erlangte das so genannte Reid-Moore-Syndikat durch den Erwerb der Aktienmehrheit die Kontrolle über die Rock Island. Dieser Firmenverbund der Unternehmer Daniel G. Reid, William Henry Moore und William B. Leeds hatte eine marktbeherrschende Stellung in verschiedenen Bereichen, etwa der Weißblech-Produktion, und besaß landesweit tätige Unternehmen wie Nabisco. Die Rock Island übernahm unter der Regie der Reid-Moore-Gruppe andere Bahngesellschaften. So wurde 1902 die Choctaw, Oklahoma and Gulf Railroad mit einer Hauptstrecke von Memphis westwärts durch Arkansas und Oklahoma gekauft und die BCR&N vollständig in die Rock Island integriert. Neue Strecke wurden von Liberal über Tucumcari nach Santa Rosa (1902), Forth Worth nach Dallas (1903), Kansas City nach St. Louis (1904) sowie Little Rock südwärts Richtung New Orleans (ab 1905) errichtet. Zugleich erwarb die Rock Island auf Initiative des zum Reid-Moore-Syndikat beigetretenen Benjamin F. Yoakum Anteile an Betreibern benachbarter Strecken, unter anderem der St. Louis–San Francisco Railway. Dazu ging die Rock Island hohe finanzielle Verpflichtungen ein.[1]

Die Union Pacific Railroad begann Mitte der 1960er Jahre mit Fusionsverhandlungen mit der Chicago, Rock Island and Pacific Railroad. Die Anhörungen vor der Interstate Commerce Commission zog sich über mehrere Jahre hin. Als schließlich 1975 die Genehmigung erteilt wurde, hatte die Union Pacific bereits ihr Übernahmeangebot aufgegeben. In der Folge meldete das Unternehmen Insolvenz an. Nachdem die Sanierung gescheitert war, musste sie schließlich liquidiert werden. Ihr letzter Zug fuhr am 31. März 1980. Der Zusammenbruch der Rock Island war der größte in der US-amerikanischen Eisenbahngeschichte. Ein großer Teil der Eisenbahninfrastruktur wurde vom Insolvenzverwalter zunächst vermietet (beispielsweise an die Iowa Railroad) und in den folgenden Jahren verkauft. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Konkursverfahrens im Januar 1984 nannte sich die Gesellschaft in Chicago Pacific Corporation um und investierte in Verbraucherprodukte. Das Unternehmen wurde 1989 von der Maytag Corporation übernommen.

Die Markenrechte am ursprünglichen Firmennamen und dem letzten, von 1974 bis 1980 genutzten Logo wurden durch den Unternehmer Robert Riley erworben. Er gründete ein neues Unternehmen Chicago, Rock Island and Pacific Railroad LLC, das im Bundesstaat Mississippi tätig ist.

Unternehmensleitung

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Die Liste gibt einen Überblick über die Präsidenten der Bahngesellschaft, sowie der Chief Executive Officer (ab 1964) sowie Chairman of the Board (ab 1956)

Sonstiges

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Der Song Rock Island Line von Leadbelly handelt von dieser Eisenbahngesellschaft. Es gibt diverse Coverversionen des Liedes, unter anderem von Johnny Cash und Lonnie Donegan.

Mitte der 30er-Jahre musterte die Gesellschaft monatlich etwa 200 Güterwagen und 15 Lokomotiven aus. Deren Verschrottung fand zunächst an verschiedenen Orten statt, bis sie 1938 in Silvis, IL, ( ) zentralisiert wurde.[11]

Siehe auch

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Commons: Chicago, Rock Island and Pacific Railroad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Geschichtlicher Überblick. In: simpson.edu/~RITS. Rock Island Technical Society, 1996, archiviert vom Original am 7. Januar 2006; (englisch).

Einzelnachweise

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  1. a b c d e The Historical Guide to North American Railroads. 3. Auflage. Kalmbach Media, 2014, ISBN 978-0-89024-970-3, S. 100–103 (englisch).
  2. Financial (PDF), New York Times, 4. Juni 1866. Abgerufen am 14. März 2008 (englisch). 
  3. Hofsommer, Don L.: Minneapolis and the Age of Railways. University of Minnesota Press, 2005, ISBN 0-8166-4501-9, S. 101 (englisch).
  4. 26 Jun 1866, 3 - Chicago Tribune at Newspapers.com. Abgerufen am 30. April 2019 (englisch).
  5. In the railroad world: Mr. Riddle says he was not forced out (PDF), New York Times, 26. Februar 1884. Abgerufen am 14. März 2008 (englisch). 
  6. a b Hannah, Leslie; Faculty of Economics, University of Tokyo: Ownership and Control in the Twentieth Century: Ambiguous Trends in Marriage and Divorce. (PDF) 2006, S. 13, abgerufen am 14. März 2008 (englisch).
  7. 9 May 1961, 10 - The Dispatch at Newspapers.com. Abgerufen am 29. April 2019 (englisch).
  8. 15 Oct 1974, 53 - Chicago Tribune at Newspapers.com. Abgerufen am 30. April 2019 (englisch).
  9. 12 Sep 1973, 89 - Chicago Tribune at Newspapers.com. Abgerufen am 30. April 2019 (englisch).
  10. 18 Oct 1974, Page 16 - The Daily Capital News at Newspapers.com. Abgerufen am 30. April 2019 (englisch).
  11. M.: Kleine Nachrichten. (…) Verschrottung von Lokomotiven in Amerika. In: Die Lokomotive. Zeitschrift für Lokomotivbau, Jahrgang 1939, Nr. 1/1939 (XXXVI. Jahrgang), S. 34, unten links. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/lok