Comair (Südafrika)

südafrikanisches Unternehmen
(Weitergeleitet von Comair South Africa)

Comair war eine südafrikanische Fluggesellschaft und die älteste private Airline des Landes mit Geschäftssitz in Johannesburg und Heimatbasis auf dem Flughafen O. R. Tambo. Sie führte ihren Flugbetrieb nicht mehr unter eigenem Namen durch, sondern nutzte die zwei Marken Kulula und British Airways für den Außenauftritt. Unter der Eigenmarke Kulula bot Comair Billigflüge an, unter der Marke British Airways bediente sie Strecken im Südlichen Afrika im Auftrag der britischen Fluggesellschaft.

Comair
Logo der Comair
Boeing 737-300 der Comair eingesetzt unter der Marke British Airways
IATA-Code: MN
ICAO-Code: CAW
Rufzeichen: COMMERCIAL
Gründung: 1946
Betrieb eingestellt: 2022
Sitz: Johannesburg,
Sudafrika Südafrika
Drehkreuz:
Heimatflughafen: Johannesburg O. R. Tambo
Unternehmensform: Limited
ISIN: ZAE000029823
IATA-Prefixcode: 161
Leitung: D. Novick
Mitarbeiterzahl: 2141 (2017/18)
Umsatz: R 6,54 Milliarden (2017/18)
Gewinn: R 325,6 Millionen (2017/18)
Fluggastaufkommen: 5.801.191 (2017/18)
Flottenstärke: 20 (mit Kulula)
Ziele: national und international
Website: www.comair.co.za

www.kulula.com
www.britishairways.com

Comair hat den Betrieb 2022 eingestellt. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor Einstellung des Betriebes.

Das Unternehmen ging Anfang Juni 2022 in die Insolvenz, nachdem eine Unternehmensrettung bis zum 31. Mai nicht erfolgreich war.[1]

Geschichte

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Boeing 737-800 der Comair im Markenauftritt Kulula

Die Fluggesellschaft wurde am 14. Juli 1946 als Commercial Air Service von A.C. Joubert, J.M.S. Martin, L. Zimmerman und J.D. Human, die während des Zweiten Weltkrieges in der South African Air Force tätig waren, gegründet. Ab 1948 führte sie Flüge zwischen dem Rand Airport in Johannesburg und Durban durch, wofür eine Cessna 195 genutzt wurde.

Die Fluglinie hatte in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens ein rasches Wachstum zu verzeichnen und bediente 1992 einige der Hauptrouten in Südafrika. Sie nutzte schließlich mehrere Boeing 737-200. Neben den nationalen Zielen flog sie auch Städte in den Nachbarstaaten an, unter anderem Gaborone und Harare.

Nachdem Comair ab 1996 Auftragsflüge im Markenauftritt von British Airways durchführte, gründete sie im Jahr 2001 unter der Eigenmarke Kulula eine Billigflug-Firmensparte, die seitdem zielstrebig ausgebaut wurde und durch Zusatzleistungen wie Mietwagen und Unterkünfte nach dem Vorbild von easyJet ergänzt wurde. Seit 2000 hielt British Airways eine Minderheitsbeteiligung von 18 Prozent an Comair. 30 Prozent der Gesellschaft befanden sich im Eigentum des Managements, fünf Prozent im Eigentum der Mitarbeiter. 38 Prozent wurden von institutionellen Anlegern und Kleinanlegern gehalten. Das Unternehmen war an der Johannesburger Börse gelistet.

Comair hatte im Finanzjahr 2017/2018 das 72. Jahr in Folge einen Gewinn vermeldet. Der Gewinn lag bei 325,6 Millionen Rand.[2]

Ende April 2020 gab die Gesellschaft bekannt, dass aufgrund der COVID-19-Pandemie in Südafrika kaum mit einer Aufnahme von Flügen vor Oktober 2020 zu rechnen sei. Dies sei finanziell für Comair nicht machbar.[3] Die Fluggesellschaft wurde am 5. Mai 2020 unter Insolvenzverwaltung gestellt.[4] Bis Ende Juli 2020 konnten die nötigen Gelder zu einer Rettung nicht aufgebracht werden.[5] Ende August 2020 wurden die Rettung der Fluggesellschaft und die Wiederaufnahme des Flugbetriebs zum 1. Dezember 2020 bestätigt. Die Flotte sollte auf 20 Flugzeuge verkleinert werden.[6] Im September 2020 wurde die Unternehmensrettung endgültig bestätigt. Diese sollte bis Ende März 2021 abgeschlossen werden.[7]

Am 13. März 2022 wurde die Betriebserlaubnis von Comair bzw. ihren Töchtern für unbestimmte Zeit von der Zivilluftfahrtbehörde widerrufen.[8] Am 16. März wurde die Lizenz erneut erteilt.[9] Ende Mai 2022 wurde der gesamte Flugbetrieb aufgrund finanzieller Schwierigkeiten erneut eingestellt.[10]

Markenauftritte

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Comair war unter zwei Markennamen als Fluggesellschaft in Südafrika tätig:

British Airways

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Das Franchise-Abkommen mit British Airways wurde 1995 unterzeichnet und der Flugbetrieb unter diesem Markenauftritt im Jahr 1996 aufgenommen. Zu Beginn der Partnerschaft flog Comair als British Airways Comair, danach als British Airways Regional und seit Anfang der 2000er-Jahre unter dem Namen British Airways. Sie führte die Auftragsflüge nicht mit eigenen, sondern mit Flugnummern der British Airways durch (BA6200 bis 6449).[11]

 
Logo der Eigenmarke Kulula

Comair richtete am 1. August 2001 die Unternehmenssparte Kulula ein[12] und wurde unter diesem Markenauftritt zum ersten Anbieter von Billigflügen im südlichen Afrika. Der Name lässt sich vom Zulu-Wort für „leicht“ oder „einfach“ herleiten. Weil Kulula keine Fluggesellschaft, sondern nur ein Markenname der Comair war, wurden die Billigflüge unter dem IATA- und ICAO-Code der Comair durchgeführt.

Die ersten von Kulula genutzten Flugzeuge waren Boeing 727-200, die später durch modernere, leisere und kostengünstigere Boeing 737-400 ersetzt wurden. Diese Flugzeuge waren von Safair geleast worden und befinden sich heute nicht mehr im Einsatz. Eine einheitliche Flottenpolitik war zu dieser Zeit nicht zu erkennen, da Flugzeuge verschiedener Muster, wie beispielsweise Boeing 737 und McDonnell Douglas MD-82 betrieben wurden. Dies änderte sich 2008, als man die MD-82 abtrat und durch weitere Boeing 737 ersetzte.

In einer Werbekampagne im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 hatte Comair ihren Markenauftritt Kulula als „Unofficial National Carrier of the ‚you-know-what‘“ (dt. Inoffizielle Fluglinie der Sie-wissen-schon) bezeichnet. Prompt wurde die Gesellschaft vom Weltfußballverband FIFA verklagt. Der Verband bezichtigte Comair in der Werbeanzeige einen nicht genehmigten Bezug zur WM hergestellt zu haben. Daraufhin startete Kulula noch eine Werbekampagne und pries günstige Flüge für alle an, außer für den damaligen FIFA-Präsidenten Sepp Blatter, für den alle Flüge gratis seien. Der Besitzer eines Boston-Terriers änderte den Namen seines Hundes in Sepp Blatter und nahm dieses Angebot an. Auf der Facebook-Seite von Kulula wurde der Hund als neues Maskottchen vorgestellt. In der neuen Werbung hieß es: Es sei offiziell. „Sepp Blatter fliegt mit uns“.[13][14] Die Werbekampagne fand in der Presse international Beachtung und vergrößerte den Bekanntheitsgrad von Kulula.

Von den Flughäfen O. R. Tambo und Lanseria nahe Johannesburg flog Comair unter der Marke Kulula Ziele im Inland an.[15]

Andere Geschäftsbereiche

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Unter der Marke „SLOW Lounges“ betrieb Comair exklusive Wartebereiche auf den Flughäfen in Johannesburg, Kapstadt, Durban und Lanseria. Außerdem existierte ein eigenes Cateringunternehmen namens „Food Directions“ sowie eine Reiseplattform namens „Kulula Holidays“ und ein Ausbildungs- und Trainingszentrum, das „Comair Trainings Centre“.[16]

Flugziele

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Es wurden (Stand Oktober 2018) 14 nationale und internationale Ziele im südlichen Afrika angeflogen.[16]

Aktuelle Flotte

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Mit Stand Mai 2022 bestand die Flotte der Comair aus zwölf Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von 18,5 Jahren:[17]

Flugzeugtyp Anzahl bestellt[18] Anmerkungen Sitzplätze
(Business/Economy)
Durchschnittsalter

(Mai 2022)[17]

Boeing 737-400 03 eine inaktiv 162 (–/162) 29,7 Jahre
Boeing 737-800 09 5 zwei inaktiv; mit Winglets ausgestattet 174 (–/174)

162 (24/138)

14,8 Jahre
Gesamt 12 15,7 Jahre

Zuvor eingesetzte Flugzeugtypen

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In der Vergangenheit setzte die Comair folgende Flugzeugtypen ein:[17]

Kulula.com

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Aktuelle Flotte

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Mit Stand Juli 2021 besaß Kulula.com eine Flotte von 8 Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von 12,7 Jahren:[19]

Flugzeugtyp Anzahl bestellt Anmerkungen Sitzplätze Durchschnittsalter

(Juli 2021)[19]

Boeing 737-400 1 162 32,1 Jahre
Boeing 737-800 7 186

189

9,9 Jahre
Gesamt 8 - 12,7 Jahre

Zuvor eingesetzte Flugzeugtypen

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In der Vergangenheit setzte die Kulula.com folgende Flugzeugtypen ein:[19]

Zwischenfälle

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  • Am 1. März 1988 zerbrach eine Embraer EMB 110 (ZS-LGP), die die Comair von der Bop Air geleast hatte, nach einer Bombenexplosion auf dem Flug von Phalaborwa nach Johannesburg wenige Minuten vor der Landung in der Luft. Dabei kamen alle 17 Personen an Bord ums Leben. Ein Passagier, der kurz zuvor eine hohe Lebensversicherung abgeschlossen hatte, war vermutlich der Täter.[20] (siehe auch Comair-Limited-Flug 206)
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Commons: Comair Limited – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Comair enters liquidation. Tourism Update, 9. Juni 2022.
  2. Annual Financial Report 2018. Comair. (Memento des Originals vom 2. Oktober 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.comair.co.za Abgerufen am 2. Oktober 2018.
  3. Comair in "a very difficult financial position". African Aerospace, 4. Mai 2020.
  4. South Africa's Comair files for business rescue. ch-aviation, 5. Mai 2020.
  5. South Africa's Comair fights to raise fresh funding. ch-aviation, 27. Juli 2020.
  6. Comair selects a bid. Travel News, 28. August 2020.
  7. Comair to return to service in December after business rescue plan gets green light. IOL, 18. September 2020.
  8. Comair planes grounded indefinitely over safety concerns. MoneyWeb, 13. März 2022.
  9. South Africa reinstates Comair’s Air Operator Certificate. Aerotime Hub, 17. März 2022.
  10. Breaking News: Comair suspends all flights. Tourism Update, 1. Juni 2022.
  11. kulula.com, Legal - British Airways international flights, Franchises (Memento des Originals vom 4. Juli 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kulula.com
  12. Aero Transport Data Bank, Comair
  13. Der Spiegel - Billigflieger bringt FIFA-Chef auf den Hund, 3. Juli 2010 abgerufen am 3. Juli 2010
  14. Handelszeitung - Dabei könnte Blatter gratis fliegen, 23. Juni 2010 (Memento vom 25. Dezember 2010 im Internet Archive) abgerufen am 3. Juli 2010
  15. kulula.com - routes (Memento vom 8. Juli 2016 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 19. Mai 2023
  16. a b Astrid Röben: AERO INTERNATIONAL Artikel: Die Junggebliebene. Hrsg.: Dietmar Plath. Nr. 06/2018. JAHR TOP SPECIAL VERLAG, Hamburg Juni 2018.
  17. a b c Comair Fleet Details and History. In: planespotters.net. 25. Mai 2022, abgerufen am 27. Mai 2022 (englisch).
  18. boeing.com - Orders and Deliveries (englisch) abgerufen am 16. November 2017
  19. a b c Kulula.com Fleet Details and History. In: planespotters.net. 27. Juli 2021, abgerufen am 27. Juli 2021.
  20. Flugunfalldaten und -bericht Comair, Embraer EMB 110, 1. März 1988 im Aviation Safety Network (englisch)