Medel (Lucmagn)
Medel (Lucmagn) (politische Gemeinde in der Region Surselva des Kantons Graubünden in der Schweiz.
, deutsch und bis 1943 offiziell Medels im Oberland) ist eineMedel (Lucmagn) | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Graubünden (GR) |
Region: | Surselva |
Kreis: | Cadi |
BFS-Nr.: | 3983 |
Postleitzahl: | 7184 Curaglia 7185 Platta |
Koordinaten: | 706795 / 165624 |
Höhe: | 1332 m ü. M. Curaglia |
Höhenbereich: | 1090–3208 m ü. M.[1] |
Fläche: | 136,22 km²[2] |
Einwohner: | 328 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 2 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
8,8 % (31. Dezember 2023)[4] |
Gemeindepräsident: | Claudio Simonet |
Website: | www.medel.ch |
Curaglia von Süden gesehen
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Lage der Gemeinde | |
Wappen
BearbeitenBlasonierung: In Silber (Weiss) auf schwarzem Pferd der Heilige Martin, den roten Mantel mit dem Bettler teilend
Der heilige Martin ist Patron der Pfarrkirche und war auch schon im Gemeindesiegel abgebildet.
Geographie
BearbeitenMedel (Lucmagn) liegt im Val Medel, dem Tal zwischen Disentis/Mustér und dem Lukmanierpass (rätoromanisch Cuolm Lucmagn). Die Gemeinde umfasst mehrere Dörfer, Weiler und Einzelsiedlungen, darunter Curaglia, Platta und Sta. Maria. Früherer Mittelpunkt war Platta (1389 m ü. M.) – die kleine, lawinengefährdete Siedlung wird noch heute als Hauptort bezeichnet.[5] Grösstes Dorf ist heute Curaglia. Andere Hauptsiedlungen der weitläufigen Gemeinde sind (von Nord nach Süd) Soliva (1492 m), Mutschnengia (1405 m), Fadretsch (1278 m), Baselgia (1365 m), Drual (1412 m), Matergia (1415 m), Pardé (1400 m), Fuorns (1488 m), Acla (1477 m) und Sogn Gions (1623 m).
Durch das Tal führt die Lukmanierpassstrasse. In Sta. Maria besass das Kloster Disentis ein Hospiz. Die Südgrenze der Gemeinde ist gleichzeitig die Kantonsgrenze zwischen Graubünden und dem Tessin.
Vom gesamten Gemeindegebiet von über 136 km² sind über 90 km² unproduktive Fläche, meist Gebirge. Die höchsten Punkte sind der vom Medelsergletscher bedeckte Piz Medel (3210 m) und der Scopí (3190 m). Der Stausee Lai da Sontga Maria am Lukmanierpass ist 177 ha gross. Weitere 2026 ha sind von Wald und Gehölz bedeckt. Die landwirtschaftliche Nutzfläche von 2421 ha besteht aus 2072 ha Maiensässen und 349 ha Acker- und Wiesland. Die restlichen 80 ha Gemeindegebiet entfallen auf Siedlungsflächen.
Wegen der Goldvorkommen im Gebiet wurden immer wieder verschiedene Projekte lanciert. Schon seit mindestens 1985 gehört Goldwaschen im Medelser Rhein zur Freizeit-Unterhaltung des Disentiser Hotels Acla da Fontauna. Die Swiss Gold Exploration AG plant einen kommerziellen Abbau.[6] Am 1. April 2012 lehnten die Stimmbürger der Gemeinde deutlich eine Kompetenzabtretung in Sachen Schürfkonzession an den Gemeindevorstand ab. Somit bleibt die Erteilung einer Konzession Sache der Stimmberechtigten, welche offensichtlich den Erhalt einer intakten Landschaft sehr hoch bewerten.
Das Gebiet sollte auch Teil des Parc Adula Nationalparks werden.
Geschichte
BearbeitenDas ganze Tal gehörte dem Kloster Disentis, doch hatte die Talgemeinde schon früh einen ökonomisch-politischen Zusammenschluss. Der Talammann Johannes erscheint um 1325. Später schloss sich Medels der Gerichtsgemeinde Disentis an. Die älteste Kirche des Tales war St. Martin zu Platta, die schon 1338 einen eigenen Geistlichen hatte. 1456 wurde sie zur Pfarrkirche erhoben und 1500 von der Mutterkirche St. Johann in Disentis losgetrennt.
Im Medel wurde schon früh Bergbau getrieben; davon erhielten das Tal und die Talgemeinde den Namen (von metallum = Bergwerk in der griech. Betonung métallum). Die Bergwerke gehörten dem Landesherrn (Abt von Disentis). Als Abt Jakob II. (1357–ca. 1366) dieses Silberbergwerk an Auswärtige verpachtete, gab es Unruhen im Tal, und der Abt fiel als Opfer einer Verschwörung. Sein Nachfolger machte die Verpachtung rückgängig.[7]
Als niedrigster alpenquerender Pass der Schweiz wurde der Lukmanier bis ins Spätmittelalter stark begangen. In Hospizen in Sogn Gions, Sogn Gagl und Santa Maria unterhalb der Passhöhe fanden die Reisenden Schutz. 1872 wurde eine moderne Strasse bis Platta durch die Schlucht am Talausgang eröffnet, die den alten Saumpfad über Mumpé Medel ersetzte. Nach Fertigstellung der Passstrasse fuhren von 1878 bis 1910 Postkutschen über den Lukmanier.[8][9]
Zerstörerische Lawinenniedergänge mit Todesopfern fanden 1931 in Platta und 1975 in Acla statt.[5][9] In den 1960er-Jahren wurde unterhalb des Passes der Stausee errichtet.
Klima
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Klimatabelle für Curaglia
Quelle: Wetter24,[10]
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Bevölkerung
BearbeitenJahr | 1850 | 1900 | 1950 | 1960 | 2000[11] | 2004 | 2010 | 2012 | 2014 | 2016 | 2020 | 2023 |
Einwohner | 609 | 536 | 614 | 835 | 470 | 480 | 435 | 422 | 398 | 385 | 344 | 328 |
Von den Ende 2004 480 Bewohnern waren 476 Schweizer Staatsangehörige. Die Bevölkerung spricht grossmehrheitlich Sursilvan und ist katholisch. Einige Weiler (Mutschnengia, Soliva) wurden wahrscheinlich im 14./15. Jahrhundert von deutschsprachigen Walsern besiedelt.
Siedlung | Einwohner |
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Fuorns | 40 |
Pardé | 40 |
Matergia | 2 |
Drual | 7 |
Platta | |
Baselgia | |
Mutschnengia | |
Soliva | |
Curaglia | 250 |
Summe | 339 |
Curaglia zählt rund 250 Einwohner. In Drual leben drei und in Matergia zwei Personen. In Pardé leben rund 40 Personen und in Fuorns rund 40. Acla – vormals die letzte Siedlung im Tal – ist seit einem Lawinenniedergang am 6. April 1975 nicht mehr ganzjährig bewohnt. Die Einwohnerzahl von Medel (Lucmagn) hat in den letzten zehn Jahren stetig abgenommen.[12][5]
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Katholische Kirche Sankt Nikolaus, im Ortsteil Curaglia[13]
- Katholische Pfarrkirche Sankt Martin, im Ortsteil Platta[14]
- Kapelle St. Rochus Pardé im Ortsteil Pardé mit Malereien des Malers Hans Ardüser
- Kapelle Sankt Sebastian, im Ortsteil Mutschnengia[15]
- Kapelle Sankta Maria, am Lukmanierpass[16]
- Kapelle Sankt Gallus, im Ortsteil Sogn Gagl[17][18]
- Privates Wohnhaus im Ortsteil Curaglia mit Fresko des Malers Antonio da Tradate (1510)[19]
- Ziegenalp Puzzetta im Ortsteil Fuorns, Architekten: Marlene Gujan, Conrad Pally[20]
- La Vitrina, Ausstellung zu Kulturgeschichte der Val Medel in Curaglia
- Mineralienmuseum «Gallaria Cristalla» im Gemeindehaus in Curaglia
- Wasserfall «Cascada Fimatsch» in Furors[21]
- Wanderweg der Sinne im Val Plattas[22]
- Hängebrücke in Mutschnengia
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Antonio da Tradate (* 1450 in Tradate ?; † nach 1510 in Locarno ?), Maler, Wandmaler in der Kirche San Martino von Ronco sopra Ascona und im Privates Wohnhaus im Curaglia mit Fresko mit Heilige Katarina und Luzia(1510)[23]
Bilder
Bearbeiten-
Curaglia März 2011
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Die Mündung des Seitentals Val Plattas unterhalb von Curaglia in Blickrichtung West – ganz links im Bild Mutschnengia
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Südlicher Abschnitt des Tals mit Blick zur Staumauer
Literatur
Bearbeiten- Adolf Collenberg: Medel (Lucmagn). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 29. August 2008.
- Die Gemeinden des Kantons Graubünden. Chur/Zürich, 2003, ISBN 3-7253-0741-5
Weblinks
Bearbeiten- Medel (Lucmagn) auf der Plattform ETHorama
- Offizielle Website der Gemeinde Medel (Lucmagn)
- Medel (Lucmagn) auf Lexicon Istoric Retic (rumantsch)
- Curaglia auf der Plattform ETHorama
- Medel auf eLexikon
- Renzo Dionigi: Platta, Kirche Sankt Martin, Fresken
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ a b c Siedlungen. In: Vischnaunca Medel/Lucmagn. Archiviert vom am 27. März 2012; abgerufen am 9. Mai 2012.
- ↑ Finanz und Wirtschaft (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Anton von Castelmur: Medels. In Historisch-Biographisches Lexikon der Schweiz. Band 5. Paul Attinger, Neuenburg 1929, S. 62 (PDF Digitalisat)
- ↑ Sonia Fiorini: Medel (Lucmagn). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 31. Mai 2012, abgerufen am 22. Mai 2022.
- ↑ a b Columban Buholzer: Der Lukmanier als Verkehrsweg in alter und neuer Zeit. In: Bündner Monatsblatt. Heft 9, 1934 (sursassiala.ch [abgerufen am 22. Mai 2022]).
- ↑ https://www.wetter24.de/vorhersage/klima/schweiz/curaglia/18128646/
- ↑ Adolf Collenberg: Medel (Lucmagn). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 29. August 2008.
- ↑ a b Vischinadis. In: Vischnaunca Medel/Lucmagn. Abgerufen am 17. Februar 2024 (rätoromanisch).
- ↑ Katholische Kirche Sankt Nikolaus (Foto) auf baukultur.gr.ch.
- ↑ Katholische Pfarrkirche Sankt Martin (Foto) auf baukultur.gr.ch.
- ↑ Kapelle Sankt Sebastian (Foto) auf baukultur.gr.ch.
- ↑ Kapelle Sankta Maria (Foto) auf baukultur.gr.ch.
- ↑ Kapelle Sankt Gallus (Foto) auf baukultur.gr.ch.
- ↑ Kapelle Sankt Gallus auf sanktgallus.net
- ↑ Antonio da Tradate: Kreuzigung mit Heilige Katarina und Luzia (Foto) auf sikart.ch
- ↑ Ziegenalp Puzzetta (Foto) auf baukultur.gr.ch.
- ↑ Wasserfall «Cascada Fimatsch». In: Val Medel. Abgerufen am 24. Februar 2024.
- ↑ Senda dils senns Val Plattas. In: Val Medel. Abgerufen am 24. Februar 2024 (deutsch).
- ↑ Antonio da Tradate auf sik-isea.anton.ch/actors (italienisch)