Déi Gréng

politische Partei in Luxemburg
(Weitergeleitet von Déi jonk gréng)

Déi Gréng (deutsch Die Grünen, französisch Les Verts) sind die grüne Partei in Luxemburg. Die Partei wurde am 23. Juni 1983, dem luxemburgischen Nationalfeiertag, gegründet.

déi gréng
Les Verts
Die Grünen
Partei­vorsitzende Stéphanie Empain
François Benoy
Schatzmeister Serge Faber
Gründung 23. Juni 1983
Hauptsitz 96, rue du Kiem, L-8030 Strassen
Ausrichtung Grüne Politik
Sitze Abgeordnetenkammer
4 / 60 (6,7 %)
(2023)
Internationale Verbindungen Global Greens
Sitze EU-Parlament
1 / 6 (16,7 %)
(2024)
Europapartei EGP
EP-Fraktion Grüne/EFA
Website www.greng.lu

Parteistruktur

Bearbeiten

Der Parteikongress ist das höchste Organ der grünen Partei Luxemburgs; er legt Strategien und die Leitlinien der Partei fest. Der Kongress, der allen Mitgliedern offensteht, wählt im Zweijahres-Zyklus die leitenden Organe der Partei. Dazu gehören die beiden nach Parität gewählten Parteisprecher, das Exekutivkomitee, das Parteigremium, in dem die Jugendorganisation déi jonk gréng und der Genderrat ebenfalls vertreten sind, sowie der Schatzmeister, der Finanzkontrollausschuss und der Exekutivrat, welcher den Kongress vertritt.

Geschichte

Bearbeiten

1983–1994

Bearbeiten

Die luxemburgischen Grünen gingen, wie auch die Mehrzahl ihrer europäischen Schwesterparteien, aus den Anti-AKW- und Friedensbewegungen hervor. Engagierte Menschen, die zuvor gegen den Bau des Kernkraftwerk Remerschen und die Wiederaufrüstungsbestrebungen der NATO und Staaten des Warschauer Pakts heftig protestiert hatten, fanden sich schließlich 1983 zu der Partei Gréng Alternativ Partei (GAP) zusammen.[1]

Die Mitglieder der ersten Stunde entstammten darüber hinaus vor allem Naturschutz- und Feminismus-, aber auch christlichen-Bewegungen sowie Vereinigungen zur Unterstützung der Entwicklungsländer. Daneben fanden sich unter den ersten Mitgliedern der grünen Partei auch enttäuschte Mitglieder der LSAP (z. B. Jean Huss) oder aus linksextremen Gruppierungen. Ungeachtet dessen fand sich hier auch ein etwas liberalerer Flügel unter der Leitung von Jup Weber, der das Gewicht der Partei lieber nur auf Natur- und Umweltschutz legen wollte.[1]

Ein Jahr nach ihrer Gründung gelang es den Grünen auf Anhieb bei den luxemburgischen Parlamentswahlen 1984 zwei von damals 64 Abgeordneten ins luxemburgische Parlament zu entsenden. Die ersten beiden grünen Volksvertreter hießen Jup Weber und Jean Huss. Wegen Meinungsverschiedenheiten spaltete sich die Partei 1985 jedoch in zwei getrennte Parteien: Die Gréng Alternativ Partei (GAP) und die Gréng Lëscht Ekologesch Initiativ (GLEI). Bei den Parlamentswahlen 1989 traten beide Parteien mit eigenen Listen an und errangen jeweils zwei Sitze.

1994 bis heute

Bearbeiten

1994 traten beide Parteien wieder mit einer gemeinsamen Liste bei den Parlamentswahlen an und konnten fünf Sitze für sich verbuchen. Mit fast 11 % aller Stimmen wurden déi gréng damit zur viertstärksten Partei im luxemburgischen Parlament. Die Partei errang im selben Jahr zudem einen der sechs Luxemburg zustehenden Sitzen im Europaparlament. 1995 kam es zur offiziellen Wiedervereinigung beider grüner Parteien, überschattet allerdings vom Verlust des Sitzes im Europaparlament durch den Austritt des Europa-Abgeordneten Jup Weber. Musste man bei den Nationalratswahlen 1999 einen vergleichsweise herben Verlust hinnehmen (man war auf 9 % zurückgefallen), so glich man dies 2004 durch den Zugewinn von zwei zusätzlichen Abgeordneten wieder aus.

Bei der Europawahl 2009 gelang den Grünen mit 16,8 % der gültigen Stimmen ihr bestes Wahlergebnis, nachdem sie bereits bei der Europawahl 1999 und bei der Europawahl 2004 zweistellige Resultate erzielen konnte. Bei den Gemeindewahlen 2005 zogen sie vielerorts erstmals in Gemeinderäte ein.

Die Partei befand sich bis zur Kammerwahl 2013 in der Opposition. Im Dezember 2013 gelangte sie nach der Bildung einer Dreierkoalition zusammen mit Liberalen und Sozialdemokraten in die Regierung. Dort waren die Grünen bis 2018 mit fünf Ministern und einem Staatssekretär in der Regierung Bettel-Schneider vertreten. Bei der Kammerwahl 2018 konnten déi Gréng um rund 5 % zulegen und gewannen drei Mandate im Parlament hinzu. Die Dreierkoalition konnte mit weiterhin fünf grünen Minister fortgesetzt werden. Félix Braz wurde der erste grüne Vizepremierminister des Landes. Déi Gréng ist derzeit die viertstärkste Kraft im luxemburgischen Abgeordnetenhaus. Bei der Kammerwahl 2023 verlor die Partei rund die Hälfte ihrer Stimmen und ging wieder in die Opposition.[2]

Die Forderung nach einer nachhaltigen Entwicklung war von Anfang an einer der Grundpfeiler der Politik von déi gréng. Daneben behandelt die Partei vorrangig auch Themen wie eine ökologische Steuerreform, erneuerbare Energien sowie deren Effizienz, eine Sozial- und Rentenreform. Aber auch Themen wie Gender-Mainstreaming und Bürgerrechte erlangen zunehmend Bedeutung. Vor allem aber Partizipation und Integration von Migranten in Luxemburg – das mit einem 40-prozentigen Ausländeranteil in diesem Bereich eine Vorreiterrolle in Europa spielt – sind von hoher Aktualität.

Weitere Politikfelder und Themengebiete von déi gréng umfassen unter anderem:[3]

Wahlergebnisse und Abgeordnete

Bearbeiten

Parlamentswahlen

Bearbeiten
Jahr Stimmenanteil Parlamentssitze Abgeordnete[4][5]
1984 5,2 % 2 Jup Weber (1984–1989)

Jean Huss (1984–1987), Guy Bock (1987–1989)[6]

1989 12,5 % 4[7] Jup Weber (1989–1994)

Nick Clesen (1989–1994)
Jean Huss (1989–1992), Robert Garcia (1992–1994)[6]
François Bausch (1989–1992), Jean Geisbusch (1992–1994)[6]

1994 10,9 % 5 Robert Garcia

François Bausch
Renée Wagener
Camille Gira
Jean Huss

1999 9,1 % 5 Robert Garcia (1999–2003), Dagmar Reuter-Angelsberg (2003–2004)[6]

François Bausch
Renée Wagener
Camille Gira
Jean Huss

2004 11,6 % 7 Félix Braz

Henri Kox
François Bausch
Camille Gira
Viviane Loschetter
Claude Adam
Jean Huss

2009 11,7 % 7 Félix Braz

Henri Kox
François Bausch
Camille Gira
Viviane Loschetter
Claude Adam
Jean Huss (2009–2011), Josée Lorsché (2011–2013)

2013 10,13 % 6 Roberto Traversini

Henri Kox
Claude Adam
Christiane Wickler (2013–2014), Gérard Anzia (2014–2018)
Viviane Loschetter
Josée Lorsché

2018 15,12 % 9

Carlo Back (2018–2022), Jessie Thill (2022–2023)
François Benoy (2018–2023)
Stéphanie Empain
Marc Hansen
Henri Kox (2018–2019), Chantal Gary (2019–2023)
Josée Lorsché
Charles Margue
Sam Tanson (10/2018–12/2018), Djuna Bernard (12/2018–2023)
Roberto Traversini (2018–2019), Semiray Ahmedova (2019–2023)

2023 8,55 % 4 François Bausch (seit 2023)

Sam Tanson (seit 2023)
Meris Šehović (seit 2023)
Joëlle Welfring (seit 2023)

Europawahlen

Bearbeiten
Jahr Stimmenanteil Parlamentssitze
1984 6,1 % 0
1989 10,4 % 0[8]
1994 10,9 % 1 (Jup Weber)
1995 / 0[9]
1999 10,7 % 1 (Claude Turmes)
2004 15,0 % 1 (Claude Turmes)
2009 16,8 % 1 (Claude Turmes)
2014 15,0 % 1 (Claude Turmes, 2014–2018, Tilly Metz, 2018–2019)
2019 18,9 % 1 (Tilly Metz)

Kommunalpolitik

Bearbeiten

Bei den Kommunalwahlen 2017 in Luxemburg konnten déi gréng insgesamt 77 Mandate für sich verbuchen.[10]

Derzeit gibt es eine grüne Bürgermeisterin:

Regierung

Bearbeiten

Die Grünen sind seit dem 4. Dezember 2013 zum ersten Mal an der luxemburgischen Regierung beteiligt. Zusammen mit der liberalen DP und der sozialdemokratischen LSAP bilden sie eine Koalition. Als grüne Minister sind François Bausch als Minister für Nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur, Félix Braz als Justizminister sowie Carole Dieschbourg als Umweltministerin vereidigt worden. Carole Dieschbourg und François Bausch wurden bis zu seinem Tod im Mai 2018 von Staatssekretär Camille Gira unterstützt. Claude Turmes, bis dahin Europaabgeordneter, trat am 20. Juni 2018 die Nachfolge von Camille Gira an.

Im August 2019 musste Félix Braz infolge eines schweren Herzinfarktes aus der Regierung austreten. Kulturministerin Sam Tanson übernahm ab September 2019 das Amt des Justizministers. Ihr Amt als Wohnungsbauministerin gab sie an den Abgeordneten und ehemaligen Bürgermeister von Remich, Henri Kox ab. François Bausch wurde Vize-Premierminister.

Jugendorganisation

Bearbeiten
 
Logo der Jugendorganisation Déi Jonk Gréng

Die offizielle Jugendorganisation von Déi Gréng sind Déi jonk Gréng („Die jungen Grünen“), die 1996 gegründet wurden. Die Luxemburger Grüne Jugend engagiert sich für Umwelt- und Klimaschutz, Menschenrechte, Tierschutz, eine faire Globalisierung, starke Bürgerrechte, eine fortschrittliche Gesellschaftspolitik. Andere Themen sind die Anti-Atombewegung oder auch die Rechte von Minderheiten (z. B. Schwule und Lesben). Zurzeit werden déi jonk gréng von den beiden Sprechern Amy Winandy und Fabricio Costa geleitet.

Bearbeiten
Commons: Déi Gréng – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Pauly, Michel: „25 Jahre déi Greng“; in: Forum Nr. 273, S. 30ff.
  2. taz.de: Parlamentswahlen in Luxemburg „Gambia“-Koalition abgewählt, Oktober 2023
  3. Wahlprogramm 2013 (Memento des Originals vom 10. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.greng.lu
  4. Chambre des Députés du Grand-Duché du Luxembourg (Hrsg.): La Chambre des Députés. Histoire et Lieux de travail; Luxemburg; Mai 1994.
  5. Hausemer, Georges (Hrsg.): Luxemburger Lexikon. Das Großherzogtum von A-Z; Luxemburg; 2006, ISBN 2-87954-156-5.
  6. a b c d So wie hier Jean Huss und Guy Bock teilten sich auch in der Folge einige grüne Abgeordnete die Amtszeit nach einem Rotationsprinzip.
  7. Bei der Nationalratswahl 1989 in Luxemburg trat die Gréng Lëscht Ekologesch Initiativ (GLEI) gegen die Gréng Alternativ Partei (GAP) an. Beide Listen errangen jeweils 2 Sitze im Parlament.
  8. Bei der Europawahl 1989 in Luxemburg trat die Gréng Lëscht Ekologesch Initiativ (GLEI) gegen die Gréng Alternativ Partei (GAP) an. Beide Listen errangen getrennt kein Mandat.
  9. 1995 verließ der damalige Europaabgeordnete Jup Weber die Partei. déi gréng verloren daher den 1994 errungenen Sitz im Europaparlament.
  10. Elections communales 2017 – Résultats par commune