The Ugly Stepsister

norwegische Horror-Komödie von Emilie Blichfeldt (2025)
(Weitergeleitet von Den stygge stesøsteren)

The Ugly Stepsister (Originaltitel: Den stygge stesøsteren) ist eine Body-Horror-Komödie und das Spielfilmdebüt von Emilie Blichfeldt. Der Film mit Lea Myren, Thea Sofie Loch Næss, Ane Dahl Torp, Flo Fagerli, Isac Calmroth und Malte Gårdinger in den Hauptrollen bedient sich an dem Motiv im Märchen Aschenputtel und soll Ende Januar 2025 beim Sundance Film Festival seine Premiere feiern. Eine Veröffentlichung in Deutschland ist einen Monat später im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin geplant. Anfang Juni 2025 soll der Film in die deutschen Kinos kommen.

Film
Titel Den stygge stesøsteren
Produktionsland Norwegen
Originalsprache Norwegisch
Erscheinungsjahr 2025
Länge 105 Minuten
Stab
Regie Emilie Blichfeldt
Drehbuch Emilie Blichfeldt
Produktion Maria Ekerhovd
Kamera Marcel Zyskind
Schnitt Olivia Neergaard-Holm
Besetzung

Handlung

Bearbeiten

Im Königreich „Swedlandia“, in dem Schönheit ein brutales Geschäft ist, kämpft Elvira darum, mit ihrer unglaublich schönen Stiefschwester Agnes zu konkurrieren. Nachdem Elviras Mutter Rebekka und Agnes' Vater Otto geheiratet hatten, kamen die beiden jungen Frauen anfangs eigentlich ganz gut miteinander aus, doch nach Ottos Tod ist alles anders. Rebekka muss feststellen, dass ihr neuer Mann ihr kein Geld hinterlassen hat, und so beschlagnahmt die Bank das Vermögen der Familie und lässt sie relativ mittellos zurück. Elvira tut alles, um dies zu ändern und die Aufmerksamkeit des Prinzen zu erregen, dem begehrtesten Junggesellen des Königreichs, der alle in Frage kommenden jungen Damen der Region zu einem Ball eingeladen hat, auf dem er seine Braut auswählen möchte.

Elvira hat weder einen Titel noch das Aussehen, das dem Prinzen den Kopf verdrehen würde, und so beginnt ihre Mutter Rebekka mit der Umgestaltung ihrer Tochter. Sie beauftragt den Quacksalber und Schönheitschirurgen Dr. Esthétique, die Zähne, Nase und Augen ihrer Tochter zu korrigieren. Er reißt Elviras Zahnspange heraus und nimmt einen Meißel, um ihre Nase zu zertrümmern und neu zu richten. Auch näht er ein Paar falsche Wimpern auf ihre Augenlider. Elvira, deren Appetit auf Gebäck ihr eine birnenförmige Figur beschert hat, macht sich Sorgen um ihr Gewicht und nimmt den fragwürdigen Rat ihrer Mentorin an, einen Bandwurm zu sich zu nehmen.[1][2][3]

Produktion

Bearbeiten

Regie und Drehbuch

Bearbeiten

„Eine Frau zu sein, ist eine sehr körperliche Erfahrung. Obwohl wir in der westlichen Welt größtenteils emanzipiert sind, wurzeln die kulturellen Erwartungen immer noch in der jahrtausendealten Geschichte, ein Objekt zu sein. Ich denke, deshalb fühlen wir uns so von Body-Horror angezogen. Er eignet sich hervorragend für Metaphern oder einfach, um zu zeigen, wie es sich anfühlen kann, die weibliche körperliche Erfahrung zu leben.“

Regisseurin Emilie Blichfeldt[4]
 
Regisseurin Emilie Blichfeldt

Regie führte Emilie Blichfeldt, die auch das Drehbuch schrieb. Es handelt sich bei The Ugly Stepsister nach vier Kurzfilmen um Blichfeldts ersten Langfilm. Sie arbeitete bereits in ihren Kurzfilmen an weiblichen Charakteren, die mit ihrem Körper zu kämpfen haben. „Ich bin immer noch sehr daran interessiert, verschiedene Arten von Frauen auf der Leinwand zu zeigen und die gefühlsmäßige Erfahrung widerzuspiegeln, als Frau einen Körper zu haben“, so Blichfeldt.[4] In Vorbereitung auf The Ugly Stepsister betrieb die Regisseurin Recherchen zu medizinischen Verfahren des 18. Jahrhunderts.[4]

Blichfeldt wurde von David Cronenbergs Herangehensweise an das Genre inspiriert, bei dem körperliche Transformationen als Metaphern für die Fehler, Dilemmata und inneren Ängste der Figuren oder sogar als politischer Kommentar dienen. Die Geschichte bedient sich auch an dem Märchen von Aschenputtel, insbesondere in der Version der Brüder Grimm, in der die Stiefschwestern ihre Füße verstümmeln, um in den Schuh zu passen. Blichfeldt nutzte aber auch Elemente der zahllosen anderen Variationen des Märchen, die es in anderen Ländern gibt. Die darin vorkommenden Motive und Themen bezeichnet die Regisseurin als zeitlos. Sie seien in kulturellen Traditionen verwurzelt, die unsere Ansichten über Schönheit und Identität bis heute prägen.[5]

Bei der Ästhetik des Films lehnte sich Blichfeldt stark an das osteuropäische Märchenkino der 1960er und 1970er Jahre an, das für seinen düsteren Realismus, seine gotischen Kulissen, seine Spezialeffekte und sein natürliches Licht bekannt ist.[6]

Besetzung, Kostüme und Dreharbeiten

Bearbeiten

Die Nachwuchsschauspielerin Lea Myren spielt in der Titelrolle die „hässliche Stiefschwester“ Elvira.[1] Agnieszka Żulewska spielt Elviras grausame Mutter und Adam Lundgren den mit der Umgestaltung ihrer Tochter beauftragten Quacksalber und Schönheitschirurgen Dr. Esthétique. Cecilia Forss spielt Elviras Mentorin Sophie von Kronenberg.[2] Flo Fagerli spielt Elviras jüngere Schwester Alma.[3] In weiteren Rollen sind Thea Sofie Loch Næss als die „hübsche Schwester“ Agnes, Ralph Carlsoon als deren Vater Otto und der Schwede Isac Calmroth als Prince Julian zu sehen.[3][4] Das Casting übernahmen Luise Nes, Milosz Sawicki und Catrin Wideryd.

 
Der Hauptdrehort Schloss Gołuchów in Polen

Die Kostüme entwarf Manon Rasmussen, die für die Filme von Lars von Trier tätig war. Die selbst an Mode interessierte Regisseurin hatte schon früh umfangreiche Recherchen durchgeführt und Silhouetten, Epochen und Details definiert, die mit der Vision des Films übereinstimmten. Sie wurde von der Modeikone Lady Amanda Harlech beraten.[7]

Die Dreharbeiten fanden in Polen statt, größtenteils auf Schloss Gołuchów, wo in den 1950er und 1960er Jahren Künstler aus der Gegend die von den Nationalsozialisten gestohlenen handgemalten Tapeten nachgebildet hatten. Die Ruine eines Zisterzienserklosters in der Nähe des polnischen Dorfes Lubiaz diente dem Ballsaal des Prinzen als Kulisse.[8] Kameramann Marcel Zyskind war zuletzt für Filme wie Falling und The Dead Don’t Hurt von Viggo Mortensen, As in Heaven von Tea Lindeburg und Dalíland von Mary Harron tätig.

Filmmusik und Veröffentlichung

Bearbeiten

Die Filmmusik komponierten die norwegische Songwriterin Vilde Tuv und der norwegische Singer-Songwriter Kaada. Bereits Tuvs Album Melting Songs habe das Romantische im Film perfekt eingefangen, so die Regisseurin.[9]

Die Weltpremiere des Films soll am 23. Januar 2025 beim Sundance Film Festival stattfinden.[10] Einen Monat später soll The Ugly Stepsister im Programm der Internationalen Filmfestspiele Berlin gezeigt werden, wo das Werk in die Sektion Panorama aufgenommen wurde.[11] Anfang April 2025 wird der Film beim Overlook Film Festival gezeigt.[12] Der Kinostart in Deutschland ist am 5. Juni 2025 geplant.[13]

Rezeption

Bearbeiten
 
Lea Myren spielt Elvira

Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 97 Prozent positiv bei einer durchschnittlichen Bewertung mit 7,7 von 10 möglichen Punkten.[14] Bei Metacritic erhielt der Film einen Metascore von 71 von 100 möglichen Punkten.[15]

Peter Debruge schreibt in seiner Kritik für Variety, die Verbesserung des Selbstbildes von Elvira scheine genauso zermürbend wie der Körperhorror, der in The Substance dargestellt wird, und die Einstellung „Schönheit ist Schmerz“ werde in The Ugly Stepsister wie eine Art Mantra zelebriert. Es werde jedoch deutlich, dass Regisseurin Blichfeldt mit den Mädchen mitfühlt, die sadistischen Operationen unterzogen werden. Sie habe es ganz darauf angelegt, dass das Publikum erschaudert, obwohl einige der grausameren Momente des Films so übertrieben sind, dass man sich das Lachen nicht verkneifen könne.[2]

Lida Bach schreibt in ihrer Kritik für moviebreak.de, in dem als Kontrast zur verzuckerten Disney-Version angelegten Schauerszenario versinnbildlichten Verwesung und Verrotten den ethischen Verfall einer Gesellschaft, die Außenseiter dazu manipuliert, sich ins eigene Fleisch zu schneiden. In der grandios ausgestatteten Inszenierung würde gekonnt eine Mischung aus Sadismus, Sexismus und Schaulust vorgeführt. Ein geschliffenes Schauspiel und ein an Klassiker wie Drei Haselnüsse für Aschenbrödel und Cinderella erinnerndes Setting machten das subversive Spielfilm-Debüt zum makaberen Meisterstück.[16]

Bearbeiten
Commons: The Ugly Stepsister – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b The Ugly Stepsister. In: sundance.org. Abgerufen am 12. Dezember 2024.
  2. a b c Peter Debruge: 'The Ugly Stepsister' Review: Scary Scandinavian Cinderella Story Puts the 'Boo' in 'Bibbidi Bobbidi'. In: Variety, 23. Januar 2025.
  3. a b c Lovia Gyarkye: 'The Ugly Stepsister' Review: Stylish Norwegian Debut Takes 'Cinderella' for a Body-Horror Spin. In: The Hollywood Reporter, 25. Januar 2025.
  4. a b c d William Earl: 'The Ugly Stepsister' Remixes Cinderella With Nauseating Body Horror for a Biting Commentary on Beauty Standards. In: Variety, 23. Januar 2025.
  5. https://www.berlinale.de/de/presse/pressematerial/presseheft-download-action.html?file=Panorama/Alle_Filme/202504310_en_1_The_Ugly_Stepsister.pdf
  6. https://www.berlinale.de/de/presse/pressematerial/presseheft-download-action.html?file=Panorama/Alle_Filme/202504310_en_1_The_Ugly_Stepsister.pdf
  7. https://www.berlinale.de/de/presse/pressematerial/presseheft-download-action.html?file=Panorama/Alle_Filme/202504310_en_1_The_Ugly_Stepsister.pdf
  8. https://www.berlinale.de/de/presse/pressematerial/presseheft-download-action.html?file=Panorama/Alle_Filme/202504310_en_1_The_Ugly_Stepsister.pdf
  9. https://www.berlinale.de/de/presse/pressematerial/presseheft-download-action.html?file=Panorama/Alle_Filme/202504310_en_1_The_Ugly_Stepsister.pdf
  10. Anthony D’Alessandro und Dominic Patten: Sundance 2025: JLo, Sly Stone, Putin, Ayo Edebiri, André Holland, & Ex-NZ PM Jacinda Ardern Films Among Park City Festival Offerings. In: deadline.com, 11. Dezember 2024.
  11. Den stygge stesøsteren. In: berlinale.de. Abgerufen am 17. Dezember 2024.
  12. Meagan Navarro: Overlook Film Festival 2025 Packed First Wave of Programming Includes 'Drop', 'Ash' and More. In: bloody-disgusting.com, 6. März 2025.
  13. https://www.insidekino.com/DStarts/DStartplan.htm
  14. The Ugly Stepsister. Rotten Tomatoes. Abgerufen am 31. Januar 2025.
  15. The Ugly Stepsister. In: Metacritic. Abgerufen am 27. Januar 2025.
  16. https://www.moviebreak.de/film/den-stygge-stesosteren