Der Wackere Schwabe in Eisen ist eine aus Holz geschnitzte Skulptur, die im Jahr 1915 in Stuttgart angefertigt und aufgestellt wurde. In sie wurden im Rahmen der im Ersten Weltkrieg üblichen Kriegsnagelungen farbige Nägel eingeschlagen, was der Spendengewinnung für das Rote Kreuz diente. Vorbild der Monumentalskulptur ist eine geschnitzte Holzbildgruppe „Der wackere Schwabe mit Pferd“.

Vorgeschichte

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In einen 500 Jahre alten Eichenholzbalken aus dem Abbruch des Stuttgarter Rathauses (vor den Neubauten von 1901 bis 1905 und 1956) oder – je nach Überlieferung – aus dem Glockenturm der Stiftskirche schnitzt der Schöpfer des „Hans im Glück Brunnens“, der Künstler Josef Zeitler, die kleine Holzbildgruppe „Der wackere Schwabe“ mit seinem ausgezehrten Pferd.[1] Sie trägt getreu Ludwig Uhlands Schwäbischer Kunde die zum geflügelten Wort gewordene Inschrift auf dem Postament:

„Der wackre Schwabe forcht sich nit.“

Die weiteren Verszeilen lauten:

„Ging seines Weges Schritt vor Schritt, / Ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken / Und tät nur spöttlich um sich blicken.“

Ludwig Uhland: Schwäbische Kunde

„Uhland besingt [...] einen Schwäbischen Ritter, der während“ des Dritten Kreuzzuges „seine Gegner buchstäblich in Stücke schlug. Die tödlichen Schwerthiebe wurden in dem Gedicht als 'Schwabenstreiche' bezeichnet.“[2]. 1914 im Glaspalast bei der Münchner Sezession gezeigt, wird das kleine Bildwerk als beste Kriegsplastik in den Zeitungen gelobt. Sie findet auch Gefallen beim damaligen König von Bayern, der zu dem Künstlerfürsten Franz von Stuck gesagt haben soll:

„Schade, daß wir keinen Wackeren Schwaben haben.“

Ludwig III. von Bayern

Die Monumentalskulptur „Der wackere Schwabe in Eisen“

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Entscheidung und Beauftragung

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Wie in vielen anderen Städten fiel auch in Stuttgart eine Entscheidung zugunsten einer Kriegsnagelung im großen Stil. Auf Wunsch des württembergischen Königspaares Wilhelm II und auf Empfehlung durch Robert von Haug (1857–1922) fiel die Wahl 1915 auf den „Wackeren Schwaben“. Josef Zeitler, eher gegen das zeitgenössische „Benagelungsübel“ eingestellt, willigt, bedrängt von allen Seiten, zumindest einer Benagelung des Ritters in seinem Harnisch ein.

Herstellung und Beschreibung

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Unter der Schirmherrschaft Ihrer Majestät, der Königin Charlotte von Württemberg, und des Landesvereins des Roten Kreuzes wurde mit dem Schreiner Hauser und zwei aus dem Krieg abkommandierten Bildhauern in zwei Wochen, ohne persönliche Entschädigung für den guten Zweck ein „Wackerer Schwabe“ aus leichter zu benagelndem Lindenholz geschaffen. Drei Meter hoch und auf einem 90 cm starken Sockel mit der Inschrift „DERWACKERESCHWABE/FORCHTSICHNITT1914|1915“ ruhend, wurde er in der Bogenhalle des zwei Jahre jungen Kunstgebäudes am Schlossplatz aufgestellt.

Aufstellung und Festakt

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Allerlei hohe und höchste Repräsentanten aus Staat und Gesellschaft begingen am inoffiziellen Nationalfeiertag (Sedantag) dem 2. September 1915 um 11.00 Uhr, gemeinsam mit dem Volk den Festakt der Einweihung und anschließenden Benagelung ab 14.00 Uhr mit Wohltätigkeitsnägeln für das gemeinnützige Geldopfer.[3] Zugleich erfolgen die Eintragungen in das Stiftungsbuch mit Ledereinband und Hadernpapier.

Spendenertrag und Auszeichnung

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Innerhalb weniger Tage haben auf diese Weise unter anderem das Königshaus, der Ehrenbürger Graf Zeppelin und etwa 39.200 Personen durch den Kauf der Nägel einen Reinerlös von 75.483 Mark erwirtschaftet. Dem arbeitsamen Zeitler, der in Friedenszeiten nicht zu den häufig mit Orden, Titeln und Ehrenzeichen versehenen Zeitgenossen gehört, wurde jedoch von der Königin anlässlich dieses Festaktes mit vaterländisch-nationaler Bedeutung das Charlottenkreuz verliehen und die damals noch lebende Tochter Carola erhielt eine goldene Nadel mit Namenszug.

Weiterer Verbleib

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Schlossbrand

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Nach der Revolution und dem Kriegsende 1918 wandert das Bildwerk von einer Ecke im Ostflügel des Alten Schlosses in einen Vorraum im ersten Stock, wo es nach dessen Brand im Januar 1932 wie durch ein Wunder unversehrt, wenn auch leicht beschädigt, zwischen den Trümmern wieder zum Vorschein kommt und instand gesetzt wurde. Mit einer Ballade und einem Holzschnittzyklus erinnern Wilhelm Schussen und Gottfried Graf (1881–1938) an das Ereignis.

Ende im Zweiten Weltkrieg

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Auf seinem neuen Ehrenplatz, der Eingangshalle im Mitteltrakt des Neuen Schlosses, überstand die Skulptur die Bombennächte des Zweiten Weltkriegs nicht. 1941 wurde das ursprüngliche Modell von 1914 auf einer Ausstellung des Künstlerbundes und 1965 anlässlich '50 Jahre Standbild vom „Wackeren Schwaben“' im neuen Wilhelmspalais einmal gezeigt.

Es gab eine Serie von geschnitzten Beleuchtungskörpern, darunter auch „Der wackere Schwabe mit Pferd“ für die Fliegerkaserne Vaihingen. Des Weiteren gab es das Motiv des „Wackeren Schwaben“ unter anderem als Anhänger für Uhrketten, als Wohlfahrtspostkarten und Ansichtskarten.

Literatur

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  • Wilhelm Kohlhaas: Stuttgart so wie es war, Droste Verlag, Düsseldorf, 1970, s/w Abb. Nr. 129, S. 73
  • Dietlinde Munzel-Everling: Kriegsnagelungen, A-Liste (ohne Schulnagelungen), Stand: August 2012. Ohne Ort 2012, Seite 143, online:
  • Wilhelm Schussen: Die Wiederauffindung des Wackeren Schwaben nach dem Brande des Alten Schlosses in Stuttgart im Januar 1932 [Ballade Der Wackere Schwabe von Wilhelm Schussen mit Holzschnitten von Gottfried Graf zu Gunsten der Schlossbrandhilfe], Verlag der Monatsschrift Württemberg, ohne Ort, 1932
  • Felix Schuster: Zum sechzigsten Geburtstag [des Bundes für Heimatschutz]. In: Schwäbisches Heimatbuch 1932, Seite 127–130, hier: 127–128
  • Felix Schuster: Der Bildhauer Josef Zeitler. In: Schwäbisches Heimatbuch 1937, Seite 56, 60
  • W. Weber: „Der wack're Schwabe forcht sich nit...“ Eine Erinnerung an das im ersten Weltkrieg vor 50 Jahren benagelte Stuttgarter Kriegs-Wahrzeichen, in: Stuttgarter Wochenblatt 16. September 1965, S. 19
  • Bernd Holtwick: Weltkriege und Zwischenkriegszeit 1914-1945, in: Landesgeschichten | Der deutsche Südwesten von 1790 bis heute | Das Buch zur Dauerausstellung im Haus der Geschichte Baden-Württemberg' , Hrsg. Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart, Red. Joachim Baur, Stuttgart, 2002, S. 130–197, 159 ISBN 3-933726-16-6

Einzelnachweise

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  1. Tilman Osterwold: Die Zwanziger Jahre, in: 150 Jahre Württembergischer Kunstverein Stuttgart, 18. Nov. bis 11. Dez. 1977, Stuttgart 1977, s/w. Abb. S. 60 der kleineren Holzbildgruppe
  2. Bernd Holtwick: Weltkriege und Zwischenkriegszeit 1914-1945, in: Landesgeschichten | Der deutsche Südwesten von 1790 bis heute | Das Buch zur Dauerausstellung im Haus der Geschichte Baden-Württemberg' , [Hrsg. Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart, Red. Joachim Baur...], Stuttgart, 2002, S. 130–197, 159 ISBN 3-933726-16-6
  3. Farbbild Plakat auf der niederländischen Website http://www.wereldoorlog1418.nl/spijkeren/ ähnlich wie in der Quelle „Landesgeschichten“.
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