Alpen-Flachbärlapp
Der Alpen-Flachbärlapp (Diphasiastrum alpinum)[1] ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Flachbärlappe (Diphasiastrum) innerhalb der Familie der Bärlappgewächse (Lycopodiaceae).[2][3]
Alpen-Flachbärlapp | ||||||||||||
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Alpen-Flachbärlapp (Diphasiastrum alpinum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Diphasiastrum alpinum | ||||||||||||
(L.) Holub |
Beschreibung
BearbeitenDer Alpen-Flachbärlapp wächst als immergrüne, ausdauernde krautige Pflanze. Seine oberirdischen sterilen Sprosse sind vierkantig, normalerweise nicht abgeflacht (an schattigen Standorten aber doch etwas abgeflacht). Alle oberirdischen sterilen Pflanzenteile sind blau-grün überlaufen. Die Ventralblätter sind deutlich gestielt und gekniet und 0,5 Millimeter breit. Dorsal- und Ventralblätter sind gleich groß.[1]
Der Sporophyllstand ist ungestielt.[1] Die Sporophylle sind lanzettlich und zugespitzt. Die Sporenreife erstreckt sich von August bis September.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 44, 46[1] oder ca. 48.[4]
Ökologie
BearbeitenDer Alpen-Flachbärlapp ist ein Chamaephyt.[1] Die Ausbreitung der Diasporen, es sind die Sporen erfolgt durch den Wind.[1]
Vorkommen
BearbeitenDer Alpen-Flachbärlapp ist ein boreal-alpines (auch boreal-temperat montan alpin) Florenelement. Sein Hauptverbreitungsgebiet ist auf der Nordhalbkugel: Mitteleuropa, die Alpen, die Karpaten, Pyrenäen, vor allem Nordeuropa (bis zum nördlichen Skandinavien), Asien und Nordamerika.[3] Vereinzelt findet man ihn auch in den Gebirgen der Balkanhalbinsel und in den Mittelgebirgen Mitteleuropas. In Finnland und dem nördlichen Teil des europäischen Russlands ist er selten. Im Mittelmeerraum fehlt er. In Asien kommt er von der Türkei über den Kaukasusraum, Russland, Sibirien, Sri Lanka, die Mongolei, Korea, Japan bis zu den chinesischen Provinzen Heilongjiang sowie Jilin vor.[2][3]
Die sehr zerstreuten Vorkommen in Mitteleuropa werden als Glazialrelikt gedeutet.
In den Allgäuer Alpen steigt er in Tiroler Teil an der Rothornspitze bis zu einer Höhenlage von 2300 Metern auf.[5]
Der Alpen-Flachbärlapp wächst in lockeren Trupps an lichtreichen bis schwach beschatteten, mäßig frischen, kalkarmen, sauren, oft etwas humosen Standorten auf (sandigen) Lehmböden. Meist gedeiht er an lange schneebedeckten Standorten (mit Schneebedeckung oft bis Mai oder Juni) oft an offenen, vegetationsarmen, doch moosreichen Standorten, oft an Wegböschungen. Offensichtlich ist er eine konkurrenzschwache Pflanzenart. Seine natürlichen Vorkommen befinden sich in zwergstrauchreichen Borstgrasrasen der Hochlagen (Leontodo-Nardetum), regional kommt er auch in der Pflanzengesellschaft Nardion vor.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 1 (stark sauer), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 1 (sehr nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[6]
Der Alpen-Flachbärlapp gilt in der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Deutschlands als Gefährdungsstufe 2 = stark gefährdet und ist in Deutschland nach dem BNatSchG besonders geschützt.[1] Er ist auch durch die FFH-Richtlinie Anhang V der Europäischen Union geschützt.[7] In der Schweiz gilt er als LC = „least concern“ = „nicht gefährdet“.[6]
Systematik
BearbeitenDie Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Lycopodium alpinum durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, S. 1104. Das Artepitheton alpinum bedeutet „aus den Alpen“. Die Neukombination zu Diphasiastrum alpinum (L.) Holub wurde 1975 durch Josef Holub in Diphasiastrum, a new genus in Lycopodiaceae. in Preslia, Volume 47, Issue 2, S. 107 veröffentlicht.[2][3] Weitere Synonyme Diphasiastrum alpinum (L.) Holub sind: Diphasiastrum alpinum var. planiramulosum (Takeda) Satou, Diphasiastrum kablikianum (Domin) Dostál, Diphasium alpinum (L.) Rothm., Lepidotis alpina (L.) P.Beauv., Lycopodium alpinum subsp. kablikianum Domin, Lycopodium alpinum var. planiramulosum Takeda, Lycopodium chamarense Turcz. ex Ledeb. nom. inval., Lycopodium cupressifolium Opiz, Stachygynandrum alpinum (L.) C.Presl.[3]
Von der Art Diphasiastrum alpinum gibt es seit 2017 etwa zwei Varietäten:[3]
Verwendung
BearbeitenWie der isländische Name litunarjafni („Färbe-Bärlapp“) für diese Art bereits andeutet, wurde der Alpen-Flachbärlapp in Island dazu verwendet, Wolle gelb (und in Kombination mit anderen Färbemitteln auch in anderen Farben) zu färben.[8][9]
Literatur
Bearbeiten- Josef Holub: Diphasiastrum, a new genus in Lycopodiaceae. In: Preslia, Volume 47, Issue 2, 1975, S. 97–110. PDF.
- Otto Schmeil, Jost Fitschen (Begr.), Siegmund Seybold: Die Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. 95. vollst. überarb. u. erw. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01498-2.
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2., korrigierte und erweiterte Auflage. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
- Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Spezieller Teil (Pteridophyta, Spermatophyta): Lycopodiaceae bis Plumbaginaceae. 2., ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-3322-9.
- Die Große Bertelsmann Lexikothek, Naturenzyklopädie Europas, Band 10, Pilze und Niedere Pflanzen: Herausgeber Josef Reichholf, Gunter Steinbach, Mosaik-Verlag, 1992, ISBN 3-577-10110-5.
- Li-Bing Zhang, Kunio Iwatsuki: Lycopodiaceae.: In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 2–3: Lycopodiaceae through Polypodiaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2013, ISBN 978-1-935641-11-7. Lycopodium alpinum Linnaeus., S. 32 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f g Diphasiastrum alpinum (L.) Holub, Alpen-Flachbärlapp. auf FloraWeb.de
- ↑ a b c Li-Bing Zhang, Kunio Iwatsuki: Lycopodiaceae.: In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 2–3: Lycopodiaceae through Polypodiaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2013, ISBN 978-1-935641-11-7. Lycopodium alpinum Linnaeus., S. 32 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
- ↑ a b c d e f g h Michael Hassler: Taxon in Suchmaske eintragen bei World Ferns. - Synonymic Checklist and Distribution of Ferns and Lycophytes of the World. Version 19.2 vom März 2024.
- ↑ Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 67.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 97–99.
- ↑ a b Diphasiastrum alpinum (L.) Holub In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 18. März 2021.
- ↑ Michael Koltzenburg: Diphasiastrum alpinum. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2019. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 124.
- ↑ Anna Sigurðardóttir (Hrsg.): Vinna kvenna á Íslandi í 1100 ár (= Úr veröld kvenna. Band 2). Kvennasögusafn Íslands, Reykjavík 1985, S. 288 (isländisch, dänisch, online).
- ↑ Þórdís Stefánsdóttir: Jurtalitir. Reykjavík 1919, S. 9 (isländisch, online).
Weblinks
Bearbeiten- Alpen-Flachbärlapp. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Die Verbreitung auf der Nordhalbkugel.
- Thomas Meyer: Flachbärlapp Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
- Günther Blaich: Datenblatt mit Fotos.
- Gerhard Nitter: Steckbrief mit Fotos.
- Datenblatt Lycopodiaceae / Diphasiastrum alpinum Lycopodium alpinum mit Fotos bei Botanik im Bild / Flora von Österreich, Februar 2007.